Aber auch hier gab es eine Lösung: adaptive Optik! Ich habe das zum Beispiel hier oder hier ausführlich erklärt; im Prinzip geht es aber um folgendes: Ein Laserstrahl vermisst die Luftunruhen enorm exakt und ein Computer berechnet live und automatisch, wie man die Oberfläche des Spiegels verformen muss, damit die Störungen ausgeglichen werden. Das passiert mehrere tausend Mal pro Sekunde und die Veränderungen des Spiegels sind nur mikroskopisch. Aber die Technik funktioniert und alle modernen Großteleskope sind damit ausgestattet.
Mit segmentierten Spiegeln und adaptiver Optik sind dem Bau großer Teleskope eigentlich keine Grenzen mehr gesetzt. Weswegen derzeit auch diverse “Superteleskope” gebaut werden. Die Europäische Südsternwarte ESO konstruiert das European Extremly Large Telescope (EELT) in Chile, das einen 39 Meter großen Spiegel haben wird. In Hawaii wird das amerikanische Thirty Meter Telescope (TMT) gebaut und das Giant Magellan Telescope (GMT) soll einen Spiegel mit 22 Metern bekommen. Man könnte nun fragen, wieso man so viel Energie in den Bau von Teleskopen auf der Erde steckt – wäre es im Weltall nicht noch besser? Da gibt es immerhin keine störende Luft!
Das stimmt und früher war das tatsächlich so. Aber dank der adaptiven Optik kann man nun auch auf der Erde eine Beobachtungsqualität erreichen, die der im Weltall gleich kommt. Und auf der Erde zu bauen ist immer noch einfacher und billiger als eine Weltraummission zu planen. Vor allem kann man die Instrumente auf der Erde leichter erreichen und je nach Bedarf mit neuer Technik ausstatten. Große Weltraumteleskope im Stil von Hubble wird es in Zukunft eher nicht mehr geben. Was nicht heißt, das es keine großen Weltraumteleskope mehr geben wird! Aber es werden dann spezielle Instrumente sein, die zum Beispiel Infrarotstrahlung oder Ultraviolettlicht beobachten; also die Bereiche des Spektrums die von der Atmosphäre blockiert werden und auf dem Erdboden nicht sichtbar sind. Das James Webb Space Telescope mit seinem 6,5 Meter Spiegel wird oft als “Nachfolger” von Hubble bezeichnet, ist aber ein reines Infrarotteleskop.
Die Grenzen beim Bau großer Teleskope sind also mittlerweile vor allem finanzielle und politische. Rein prinzipiell würde uns nichts davon abhalten, Teleskope zu bauen, die selbst das EELT an Größe noch übertreffen. Und ich fände es gut, wenn wir das auch probieren würden. Als Galilei vor mehr als 400 Jahren das erste Mal durch ein Teleskop geschaut hat, hat er Dinge gesehen, die niemand zuvor gesehen hat und die unser gesamtes Weltbild revolutioniert haben. Seitdem ist das gleiche immer wieder passiert, wenn wir es geschafft habe, noch tiefer und genauer ins Universum zu blicken. Und es würde mich wundern, wenn hier schon das Ende der Möglichkeiten erreicht ist. Wenn wir mit noch besseren und größeren Augen ins Weltall blicken, werden wir mit Sicherheit etwas entdecken, das unser Weltbild ein weiteres Mal auf den Kopf stellt…
P.S. Ich habe mich jetzt hier nur mit optischen Teleskopen beschäftigt. Für Radioteleskope und andere Detektionsgeräte der Astronomie gelten andere Regeln, auf die ich hier nicht eingegangen bin.
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