Jetzt hätte ich fast vergessen, die Buchempfehlungen für den Oktober abzugeben. Aber bei der ganzen Herumreiserei mit den Science Busters kommt man ja zu nix mehr… Ein paar Bücher habe ich dann aber doch noch geschafft (Ich werde sie aber nicht ganz so ausführlich vorstellen können, wie ich das gerne würde). Für komplizierte Sachbücher hat mir im Oktober die nötige Ruhe gefehlt – darum gibt es diesmal heute hauptsächlich leichtere Science-Fiction-Literatur!
Bis ans Ende von Raum und Zeit – Manifold von Stephen Baxter
Bücher von Stephen Baxter hatte ich schon im Juli empfohlen. Damals ging es um die “Nordland-Trilogie”, die in der fernen Vergangenheit spielt. Diesmal habe ich ein paar andere Bücher gelesen, die u.a. in der Zukunft spielen. Und das so richtig! Noch viel weiter in die Zukunft als in Baxters “Manifold: Time” (auf deutsch: “Das Multiversum: Zeit”).
Ich hatte das Buch recht zufällig ausgesucht; ich saß im Zug und hatte nichts mehr zu lesen auf meinem eBook-Reader. Aber der erste Band der Manifold-Trilogie hat sich als ideal zu meinen Interessen passend heraus gestellt. Es geht um Reid Malefant, ein ehemaliger Astronaut, der nie ins All dabei aber aus der NASA flog. Jetzt betreibt er “Bootstrap”, eine private Organisation deren Ziel es ist, der Menschheit den Weg ins All zu ebnen. Der führt – so wie ich es auch schon ausgeführt habe – über die Nutzung der Asteroiden. Malefant will Asteroidenbergbau betreiben und die Rohstoffe nutzen um sich selbst replizierende Proben zu anderen Sternen schicken, die am Ende dann die ganze Galaxie kolonialisieren sollen.
Aber diese Zielsetzung ändert sich schnell. Es passieren seltsame Ding. Erstaunlich kluge Kinder tauchen überall auf. Ein komischer Mathematiker erklärt anhand statistischer Überlegungen, dass die Welt in spätestens ein paar hundert Jahren untergehen wird. Aber das wir trotzdem ne Möglichkeit haben, zu überleben wenn wir uns anstrengend. Und wenn wir überlebt haben, dann wäre es doch praktisch, wenn wir eine Botschaft durch die Zeit zurück schicken und uns erklären, wie wir das gemacht haben. Und: Genau so eine Botschaft taucht auf – und schickt Malefant auf eine Reise zu Cruithne, einem Asteroid der die Erde begleitet (auch in der Realität) und das auf einer seltsamen Umlaufbahn. Was er dort findet, will ich jetzt nicht mehr verraten – aber es ist der Anfang einer Tour vom Anfang bis zum ultimativen Ende des Universums. Und nicht nur unserem Universum…
Ich fand “Manifold: Time” wirklich spannend, interessant und inspirierend. Manchmal ein klein wenig überzogen vielleicht und nicht so ganz durchdacht. Die Sache mit den geistig aufgemotzten Tintenfischen ist zwar super, läuft aber immer nur am Rande mit und wird nie so wirklich in die eigentliche Geschichte integriert. Und das sich die Menschheit so sehr vom “Doomsday Argument” Angst einjagen lässt, ist auch zweifelhaft – vor allem, weil das Argument ja in der Realiät auch schon lange existiert und sich so gut wie keiner dafür interessiert.
Der zweite Band der Trilogie, “Manifold: Space” (auf deutsch: “Das Multiversum: Raum”), hat die gleichen Protagonisten wie der erste Band. Ist aber keine Fortsetzung, sondern eher eine alternative Version. Wieder ist Reid Malefant Astronaut, diesmal erfolgreich aber schon in Pension. Der Mond wurde von den Japanern kolonialisiert und plötzlich tauchen Aliens auf. Also nicht direkt, bei einer Invasion oder so. Sondern in Form seltsamer Beobachtungsdaten aus dem Asteroidengürtel. Und auch von den Sternen in der Umgebung der Sonne hört man auf einmal unerwartete Botschaften. Malefant macht sich ein weiteres Mal auf; diesmal nicht nur die Zeit sondern durch den Raum…
Es gibt noch einen dritten Teil – “Manifold: Origin” (auf deutsch: “Das Multiversum: Urspung”), den ich aber noch nicht gelesen habe. Werde ich aber auf jeden Fall noch tun; die beiden ersten Bände haben mir gut gefallen. Abgesehen von den interessanten astronomischen Themen die angesprochen werden, haben mir vor allem die verschiedenen Varianten der “Auflösung” des Fermi-Paradoxon gefallen. Die “Manifold”-Bücher sind solide und spannende Science-Fiction. Kann ich nur empfehlen.
Bis zum Ende des Sonnensystem
Das Buch “Paradox: Am Abgrund der Ewigkeit” von Philip Peterson hat eigentlich auch eine ziemlich faszinierende Handlung. Ein Astronom der mit den Daten der Voyager-Sonden arbeitet stellt fest, dass die Sonden alle ausfallen; genau in der gleichen Distanz von der Sonne. Fern hinter dem Kuipergürtel, an der Grenze des Einflussbereichs der Sonne, scheint irgendwas zu passieren. Und was dort passiert, will man mit einer bemannten Mission herausfinden. Zum Glück hat man gerade einen passenden Anti-Materie-Antrieb entwickelt mit dem man schnell dort hinaus fliegen und nachsehen kann…
Die Geschichte ist interessant und spannend. Die technischen Details sind gut recherchiert und machen die Story glaubwürdig. Mein Problem mit dem Buch ist es anderes: Es ist viel zu schnell zu Ende. Den Großteil des Buches folgt man den Protagonisten, wie sie langsam auf das große Rätsel am Ende des Sonnensystems stoßen und sich bemühen, vor Ort zu kommen und herauszufinden was da vor sich geht. Und dann, als es wirklich spannend wird und die Auflösung ansteht, ist das Buch nach ein paar Seiten zu Ende. Ich will nicht verraten, wie die Geschichte aufgelöst wird. Aber das Ende das der Autor gewählt hat, ist – im Prinzip – wirklich gut! Aber eigentlich müsste das Buch hier erst anfangen. Eigentlich wäre das der Punkt, an dem alles erst so richtig interessant wird! Es ist extrem schade, das Peterson hier anscheinend die Lust verlassen hat und die Story nach ein paar Kapiteln regelrecht abgewürgt wird. Das liegt vielleicht auch daran, das es im Selbstverlag erschienen ist. Die üblichen formalen Fehler – Rechtschreibung, Grammatik, Formatierung, etc – die so viele im Eigenverlag erschienene Werke kaum lesbar machen, findet man hier nicht. Das Buch scheint in der Hinsicht gut lektoriert worden zu sein. Aber hier hätte es einen professionellen Lektor gebraucht, der darauf hinweist, dass die Geschichte bei weitem noch nicht zu Ende erzählt ist. Ich hätte diese Idee gerne von einem Autor wie Baxter geschrieben gesehen – der hätte da sicher viel mehr draus gemacht.
Dark Forest: Vorbereitung auf eine Alien-Invasion
Vor einiger Zeit habe ich über das Buch “The Three-Body-Problem” geschrieben; eine Science-Fiction des chinesischen Autors Cixin Liu. Sie hat mir ob ihrer Originalität sehr gut gefallen und ich habe mich daher sehr auf die Fortsetzung gefreut. Die ist nun in englischer Übersetzung erschienen und heißt “The Dark Forest”. Da die Handlung direkt an den ersten Teil anschließt und ich nicht zu viel für diejenigen verraten will, die ihn noch nicht gelesen haben, halte ich mich mit der Beschreibung des Inhalts ein wenig zurück.
Dass die Grundhandlung sich mit dem Thema der Alien-Invasion beschäftigt, war ja schon die Ausgangslage des ersten Buchs und ist daher kein Spoiler. Diese Invasion steht nun im Mittelpunkt des zweiten Bandes. Allerdings auf eine ganz andere Weise, als man dieses Thema normalerweise in der einschlägigen Literatur findet. Die Menschheit hat ein paar Jahrhunderte Zeit, sich vorzubereiten. Aber: Wie bereitet man sich auf eine Invasion vor? Vor allem, wenn der Feind dank seiner überlegenen Technik alles mitbekommt, was auf der Erde gesprochen, geplant oder sonst irgendwie vorbereitet wird? Und noch dazu in der Lage ist, jeglichen wissenschaftlichen Fortschritt zu unterbinden?
Die Menschheit entscheidet sich, vier sogenannten “Wallfacer” einzusetzen. Also vier Leute, denen man zutraut, einen Plan für den Sieg über die Aliens zu entwickeln. Da sie aber mit niemandem darüber sprechen dürfen, wird ihnen eine Quasi-Allmacht eingeräumt. Sie können mehr oder wenig tun und lassen, was sie wollen… Die Sache wird zusätzlich interessant, weil in der Welt des Buches eine Kryo-Technik existiert, mit der man Jahrzehnte und Jahrhunderte überspringen kann. Wer will, kann sich also aus der Gegenwart direkt zum Zeitpunkt der Ankunft der Aliens begeben.
Der zweite Teil der Trilogie ist fast noch spannender als der erste. Wem der erste gefallen hat, wird auch “The Dark Forest” mögen. Für mich sind die Bücher von Cixin Liu ein absoluter Höhepunkt der Science-Fiction und ich kann sie nur empfehlen!
Was ich sonst noch so gelesen haben
- “Replay” von Ken Grimwood (auf deutsch: “Replay – Das zweite Spiel”). Eine äußerst originelle Variante des Zeitreise-Themas: Ähnlich wie beim Film “Murmeltier-Tag” stellt die Hauptperson fest, dass sie nach ihrem Herzinfarkt ihr Leben plötzlich wieder von vorne beginnt. Mit dem Wissen aus dem alten Leben! Und das nicht nur einmal, sondern immer wieder! Klingt wie gesagt nach einer oft benutzten Idee – aber Grimwood setzt sie auf völlig neue und extrem lesenswerte Weise um. Ein wirklich gutes Buch!
- “Redshirts” von John Scalzi (auf deutsch: “Redshirts”). Auch mittlerweile ein Klassiker: Scalzi beschreibt die Geschichte der “Redshirts”, also der Typen in der alten Enterprise-Serie, deren einzige Aufgabe es war, möglichst schnell und spektakulär zu sterben. Im Buch ist es nicht die Enterprise, die durchs All fliegt sondern ein anderes, aber sehr ähnliches Raumschiff. Aber auch hier gibt es “Redshirts” – die allerdings mit ihrem Schicksal nicht zufrieden sind sondern herausfinden wollen, was zum Teufel da eigentlich los ist und warum gerade sie immer bei den Missionen sterben müssen. Ein wirklich witziges Buch; auch wenn ich mit der Auflösung der Geschichte nicht absolut zufrieden bin. Trotzdem empfehlenswert!
- “Memory, Sorrow, and Thorn” von Tad Williams (auf deutsch: “Das Geheimnis der Großen Schwerter”). Dieses vierbändige Fantasy-Werk gehört zu meinen absoluten Favoriten in diesem Genre. Die Bücher sind schon älter, aber jedes Mal wieder gut! Williams hat sich hier an den vertrauten Tropes der Fantasy orientiert; aber die verschiedenen Völker so geschickt verfremdet, das es interessant bleibt. Die Geschichte der drei Schwerter und der Kampf gegen den Sturmkönig ist eine meiner Lieblingsstories und kann durchaus mit den anderen etablierten Fantasy-Serien mithalten!
Meine Zeit wird auch im November und Dezember knapp sein. Ich fürchte, ich werde auch weiterhin weniger lesen können als bisher. Aber das eine oder andere Buch werde ich schaffen – und dann darüber berichten!
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