1998 wurde der Asteroid 1998 UP1 entdeckt. Er braucht für einen Umlauf um die Sonne ebenfalls 364 Tage, seine Bahn ist um 33 Grad gegenüber der Erdbahn geneigt und er pendelt zwischen den Bahnen von Venus und Mars hin und her. Er ist knapp 300 Meter groß und ebenfalls ein koorbitales Objekt in einer 1:1 Resonanz. Und auch hier besteht keine Gefahr einer Kollision; der Abstand zur Erde ist immer ausreichend groß.
Im Jahr 2000 fand man den knapp 150 Meter großen Asteroid YORP mit einer Umlaufzeit von 369 Tagen. Auch er ist ein koorbitales Objekt unseres Planeten und vor allem für seine besondere Rotation bekannt. YORP dreht sich alle 12 Minuten um seine Achse. Und wie Messungen die in den Jahren zwischen 2001 und 2005 gemacht wurden zeigen, erhöht sich diese Rotationsdauer ständig. Grund dafür ist der sogennante Yarkovsky-O’Keefe-Radzievskii-Paddack-Effekt oder abgekürzt: der YORP-Effekt, nach dem der Asteroid auch benannt wurde und über den ich in Folge 112 der Sternengeschichten schon gesprochen habe. Die asymmetrische Erwärmung des Himmelskörpers sorgt dafür, dass sich eine Rotationsgeschwindigkeit ganz langsam verändert und immer schneller wird.
Das nächste koorbitale Objekt wurde im Jahr 2002 entdeckt und heißt 2002 AA29. Er braucht 361 Tage für einen Umlauf um die Sonne und ist nur ein paar Dutzend Meter groß. Im Gegensatz zu den Umlaufbahnen von Cruithne, 1998 UP1 und YORP ist seine Bahn fast kreisförmig und liegt fast komplett innerhalb der Erdbahn. Man vermutet, das es sich um ein Bruchstück handeln könnte, das bei der Kollision eines Asteroiden mit der Erde oder dem Mond ins All geschleudert wurde. Von allen bekannten koorbitalen Objekten hat 2002 AA29 die erdähnlichste Umlaufbahn. Im Laufe von 95 Jahren nähert er sich ihr bis auf knapp 5 Millionen Kilometer an. Dann dauert es weitere 95 Jahre, bevor es eine weitere nahe Begegnung von knapp 5 Millionen Kilometer gibt, die aus der anderen Richtung erfolgt. Eine solche Umlaufbahn nennt man “Hufeisenbahn” und man kann sie bei koorbitalen Objekten oft beobachten.
Die Erde hat noch ein paar weitere solcher sogenannter “Quasi-Satelliten” oder “Erdbegleiter”. Echte “Monde” sind es aber nicht. Das gilt auch für den 2010 entdeckten Asteroid 2010 TK7. Seine Umlaufdauer um die Sonne beträgt 365,2 Jahre, ist mit der der Erde also fast identisch. Seine Bahn ist allerdings um 20 Grad gegenüber der Erdbahn geneigt und der Asteroid befindet sich die meiste Zeit über innerhalb der Erdbahn. Im Gegensatz zu 2002 AA29 oder auch Cruithne, die sich von der Erde aus gesehen mal von vorne und mal von hinten zu nähern scheinen und zwischen diesen beiden Punkten hin und her pendeln, nimmt 2010 TK7 allerdings keine Hufeisenbahn ein. Aus der Perspektive der Erde kann man den 300 Meter großen Himmelskörper fast immer in der gleichen Position sehen: Der Asteroid befindet sich immer ein Stück vor der Erde auf ihrer Bahn und läuft um den sogenannten Lagrangepunkt L4 herum, ist also ein Trojaner der Erde. Der kleinste Abstand zwischen Erde und 2010 TK7 beträgt 20 Millionen Kilometer; eine Kollision ist also nicht möglich.
All diese koorbitalen Begleiter der Erde sind nicht nur rein astronomisch sehr interessant sondern geben auch gute Ziele für Raummissionen ab. Die meisten anderen Asteroiden findet man weit entfernt in den Asteroidengürteln zwischen den Bahnen von Mars und Jupiter oder weit hinter dem fernen Neptun. Die erdnahen Asteroiden, die oft in geringer Distanz an unserem Planeten vorbei fliegen tun das sehr schnell und für eine Raumsonde ist es schwierig, diesen Geschwindigkeitsunterschied auszugleichen. Beziehungsweise es ist teuer, weil man dafür jede Menge Treibstoff benötigt.
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