Facebook ist für mich ein sehr gutes Instrument um eine möglichst große Menge an Leuten mit meiner Arbeit zu erreichen. Es ist dort extrem leicht, Informationen zu verbreiten und eigentlich ein idealer Kommunikationskanal für Wissenschaft. Leider ist es aber auch genau so leicht, Unsinn zu verbreiten und genau das geschieht auf Facebook in einem Ausmaß, das erschreckend ist. Ein Klick auf “Teilen” reicht, und schon hat ein Bild oder ein Text wieder ein Stück mehr Aufmerksamkeit bekommen. Da macht man sich nicht immer die Mühe, vor dem Klicken auch zu Überlegen, ob das, was man da teilt, überhaupt wahr ist oder nur Unfug. Aktuell verbreitet sich beispielsweise ausgehend von der Fan-Seite eines CSU-Politikers eine Meldung über den “Wintermarkt” am Münchner Flughafen:

“Eigentlich mag man es gar nicht glauben! Es meint wohl auch der Flughafen der Landeshauptstadt München aus dem traditionellen Christkindlmarkt oder dem Weihnachtsmarkt einen “Wintermarkt” machen zu müssen… Völlig daneben! Toleranz gegenüber Traditionen und Religionen bedeutet NICHT, gerade diese preiszugeben, sondern sie anzunehmen! Viele ausländischen Gäste kommen gerade deshalb gerne nach Bayern, weil es hier eben noch Traditionen zu erleben gibt.”

Ja, da kann man sich schon drüber aufregen, nicht wahr? Da wird der schöne deutsche “Weihnachtsmarkt” einfach in “Wintermarkt” umbenannt, nur damit man die Gefühle der Andersgläubigen nicht verletzt. Wo kommen wir denn da hin, wenn wir unsere eigenen Traditionen so verleugnen!

Zu Hilfe! Böse Gutmenschen wollen uns unseren Weihnachtsmarkt stehlen! (Bild: gemeinfrei)

Zu Hilfe! Böse Gutmenschen wollen uns unseren Weihnachtsmarkt stehlen! (Bild: gemeinfrei)

Nur: Die ganze Geschichte ist 1) völliger Unsinn. Und war das 2) auch schon letztes Jahr, als diese Geschichte, die nun wieder auftaucht, erstmals verbreitet wurde. Schon damals hat der Flughafen München eine entsprechende Stellungnahme veröffentlicht und erklärt, was es damit auf sich hat:

“Der alljährliche Markt im München Airport Center wird bereits seit dem Jahr 2006 unter dem Namen Wintermarkt veranstaltet. Der Grund für diese Benennung war seinerzeit, dass die Öffnungszeiten des Marktes im MAC verlängert wurden. So blieben die Stände im MAC in der Saison 2006/2007 erstmals bis zum 7. Januar offen – und damit zwei Wochen länger als die klassischen Weihnachtsmärkte. Mit der neuen Bezeichnung sollte sichergestellt werden, dass der Wintermarkt am Flughafen mit seiner längeren Öffnungsdauer von den Weihnachtsmärkten unterschieden wird.”

Also kein Kniefall vor der angeblich so bösen politischen Korrektheit, sondern ein guter Grund für den Namen “Wintermarkt” und ein Ereignis, über das sich seit fast 10 Jahren niemand aufgeregt hat.

Aktuell wurde diese “Information” von der Facebook-Seite des Anonymous Kollektiv verbreitet. Die halten viele Leute für diese “mutigen Internetaktivisten”, die gegen alles Schlechte im Netz kämpfen… Aber zumindest die Typen, die diese Seite betreiben sind nur rechte Deppen, die jede Gelegenheit nutzen um ein wenig zu hetzen und Verschwörungstheorien zu verbreiten- und das mit Erfolg. Die Story vom Wintermarkt am Münchner Flughafen die “Anonymous” kürzlich wieder verbreitet hat, wurde schon zehntausende Male geteilt und geliked. Und natürlich haben sich Unmengen an Facebook-Usern, teilweise mit erschreckend ausländerfeindlichen Kommentaren, über den “Skandal” in München aufgeregt.

Die Geschichte vom Wintermarkt ist nur eine von vielen unsinnigen Falschinformationen, Hoaxes und hetzerischen Artikeln die sich auf Facebook völlig unkritisch und in einem rasenden Tempo verbreiten. Ich will da jetzt auch nicht weiter drauf eingehen. (Es hat mich allerdings erschreckt, dass doch überraschend viele Menschen aus angeblich “humanistischen” bzw. “skeptischen” Gruppierungen diese Nachricht nicht nur weiter verbreitet sondern geteilt und entsprechend kommentiert haben. Kritik an Religion ist durchaus angebracht und wichtig – aber definitiv nicht wenn sie nur als Vorwand für das Ausleben der eigenen Fremdenfeindlichkeit dient!)

Viel wichtiger ist die Frage: Was kann man dagegen tun? Nicht viel, leider. Wenn so eine Meldung erstmal viral durchs Netz jagt, kann man sie nicht mehr einholen. Man kann höchstens noch probieren, den entsprechenden Klarstellungen zu einer ebenso großen Aufmerksamkeit zu helfen. Und hier kann ich euch das Projekt “Zuerst denken – dann klicken” nur sehr dringend ans Herz legen! Mit einer erstaunlichen Beharrlichkeit und Geduld werden dort Tag für Tag die unsinnigsten Facebook-Falschmeldungen richtig gestellt, die Hintergründe erläutert und entsprechende Recherchen zur Aufklärung durchgeführt. Auf der zugehörigen Internetseite kann man das dann alles ausführlich nachlesen; so wie auch im Fall des Münchner “Wintermarkts”.

“Zuerst denken – dann klicken” ist ein Grundsatz, denn man viel öfter beherzigen sollte. Vor allem dann, wenn ein gedankenloser Klick so schnell so viele Leute beeinflussen kann wie bei Facebook. Ansonsten hilft dann wohl nur noch konsequentes Entfolgen aller Leute, die dieses Prinzip wiederholt nicht beherzigen. Zumindest hilft es der eigenen psychischen Hygiene, wenn man diesen Mist nicht mehr täglich in der eigenen Timeline lesen muss…

Kommentare (45)

  1. #1 Braunschweiger
    22. November 2015

    Hier in Niedersachsen, oder zumindest einer Ecke davon, dürfen angeblich von Seiten der Kirche(!) aus solche Märkte nicht Weihnachtsmarkt heißen, die vor bis einschließlich Totensonntag beginnen, oder bis nach dem 27. Dezember andauern sollen. Oder wahlweise die, die über den Altjahrestag hinausgehen (ein “Silvester” kennt die Kirchensprache ja auch nicht).

    Das betrifft also diejenigen Märkte, bei denen die Kirche (zumindest die protestantische hier im Norden) mit im Spiel ist, einen Einfluss hat, oder bei denen man sich zumindest mit der Kirche gut stellen möchte. Von Seiten der Politik aus gilt das also für so ziemlich jede Veranstaltung. Das blöde ist nur, dass über die Kirchenhaltung momentan nicht viel im Netz zu finden ist; ich habe das durch Diskussionen über lokale Veranstaltungen gehört.

    Totensonntag (z.B. heute am 22.11.2015) ist der letzte Sonntag im Kirchenjahr und damit der letzte Sonntag vor dem 1. Advent. Damit beginnt die Advent- und Weihnachtszeit ein neues Kirchenjahr, insofern also plausibel. — Es gibt außerdem die These, dass solche Märkte aus kommerziellen Interessen nach vorne oder hinten ausgedehnt werden sollen, und die Beschicker suchen nach einem “politisch korrekten” Namen. Je nachdem, wieviel Einfluss man der Kirche zugesteht, oder eben auch mit anderen Argumenten.

  2. #2 Klaus
    22. November 2015

    “Also kein Kniefall vor der angeblich so bösen politischen Korrektheit”. Natürlich nicht.
    Aber leider: ähnliches gibt’s. Meist noch in den USA (& auch Canada), aber man kann fasst drauf warten, dass solche schrecklichen SJW (Social Justice Warrior) Verbote auch hier Fuss fassen; besondern die Gendertr’ten sind da ja sehr aktiv. Und in der Sprache gibt’s ja schon reichlich Verbote.
    Heute, zum Beispiel, siehe bei fefe: Yoga is pöse, Halloween-Kostüme sind pöse, und nun auch “Kimono als Kunstaktion”. Es gibt reichlich mehr von solch’ Rückschritten in die Zeit vor der Aufklärung. Leider.

  3. #3 Petra
    Seevetal
    22. November 2015

    Für Facebook-Verweigerer gibt es das Blog https://www.mimikama.at/ , das von der gleichen Truppe betrieben wird. Leider hat sich dieses Blog zur Aufklärung von Hoaxen wie dem obigen inzwischen zu einem täglichen Lügenpost-Aufklärer-Projekt gegen Rechts entwickeln MÜSSEN. Und darin sind die richtig gut. Egal ob sie über gefälschte Müllfotos berichten oder mal eben in einem Dresdner Krankenhaus anrufen, um zu erfahren, wofür ein Zelt aufgestellt wurde (nicht für kranke TB-Flüchtlinge, sondern als Catering für eine Feier ^^)

  4. #4 MartinB
    22. November 2015

    Ich weiß nicht, ob es sttimmt, aber im Radio wurde neulich über das Anonymous-Kollektiv berichtet und es wurde gesagt, dass die Facebookseite gleichen Namens mit den Aktivisten nichts zu tun hat.

  5. #5 Bernhard
    München
    22. November 2015

    In Bezug auf den Kommentar von Braunschweiger. Natürlich kennt man in der katholischen Kirche Silvester. Sivester I. war im 4. Jahrhundert Papst. Er ist der Tagesheilige des 31. Dezembers.

  6. #6 Artur57
    22. November 2015

    Deutliche Worte über Anonymous. Mir ist das auch schon aufgefallen, was diese angebliche Hacker-Truppe da so von sich gibt.

    Wenn es da nun “richtige” und “falsche” gibt, sollten sich die “Richtigen” klar abgrenzen. Mit Veröffentlichung der “Falschen” und deren Klarnamen.

    Ähnlich wie mit Scientology, wo es gelungen ist, deren sündhaft teuer verkaufte Bücher zu hacken und ins Internet zu stellen. Das waren die “Richtigen”, schätze ich mal.

  7. #7 rolak
    22. November 2015

    weiß nicht, ob es sttimmt

    Ich weiß nicht genau, wer es ist, MartinB, doch sie/er sagt ‘Ja!’.

  8. #8 Joseph Kuhn
    22. November 2015

    Echt mal. Und dann sagen die auch noch “Flughafen”, obwohl es in gutchristlicher Tradition “Himmelfahrtsplatz” heißen sollte. Irgendwann will auch noch jemand die CSU umbenennen, in PmwPdPmnöM (Partei mit weltanschaulicher Prägung durch Personen mit nahöstlichem Migrationshintergrund).

  9. #9 Orci
    22. November 2015

    In Mannheim zerfällt der Weihnachtsmarkt in drei Teile:

    Der “klassische” Weihnachtsmarkt mit Fressbuden, Glühwein und Käthe Wohlfahrt am Wasserturm

    Seit einigen Jahren einen Märchenwald am Paradeplatz

    Einen Weihnachtsmarkt für die etwas besser Betuchten (Spöttische Bezeichnung meinerseits. Aber dort kommt halt der Glühwein von bekannten Weingütern und das Ambiente ist etwas nobler)

    Besonders Letzterer ist interessant, denn bis weihnachten heißt er Weihnachtsmarkt, wird dann am 25.12, in Silvestermarkt umbenannt, um ab 01.01. nahtlos als Neujahrsmarkt noch bis Mitte Januar zu laufen. Ich bin gespannt, wann das die richtigen Leute entdecken…

    Als Mannheimer fühle ich mich manchmal sowieso wie auf einer seltsamen Insel…niemand wird behaupten, dass es überhaupt keine Probleme gäbe, aber hier gibt es große Gemeinden aller Buchreligionen, sehr viel Ökumene und im Großen und Ganzen funktioniert’s… Aber das nur nebenbei.

  10. #10 Joseph Kuhn
    22. November 2015

    @ Orci:

    “Einen Weihnachtsmarkt … dort kommt halt der Glühwein von bekannten Weingütern”

    Dann könnte man das religiös neutral doch “Weinnachtsmarkt” nennen.

  11. #11 Florian Freistetter
    22. November 2015

    @Klaus: “siehe bei fefe”

    Das probiere ich nach Möglichkeit zu vermeiden…

    “Und in der Sprache gibt’s ja schon reichlich Verbote.”

    Wirklich? Wäre mir nicht bekannt. Was für Wörter sind denn “verboten”? Oder meinst du, dass es – glücklicherweise – mittlerweile doch gesellschaftlich nicht mehr so akzeptiert ist wie früher, diskriminierende Begriffe zu verwenden…

    Mir ging es in diesem Artikel übrigens NICHT darum, zu diskutieren ob man eine Veranstaltung die im Winter stattfindet jetzt “Winterirgendwas” oder “Weihnachtsirgendwas” nennen soll. Sondern um das Phänomen des gedankenlosen Verbreitens von Falschinformation im Netz.

  12. #12 Peter
    22. November 2015

    #6 Sie haben sich abgegrenzt, mehrmals. Leider haben sie sehr viel weniger Publikum als die falschen – logisch, weil die falschen rechtspobulistische (gelinde gesagt) Themen verbreiten und die echten Anonymus-Seiten eben die uninteressanten Netz-Themen. Populismus hat einfach mehr Fans, deshalb heißt er so. Der Algorithmus von Facebook sorgt ausserdem dafür, dass diese Seite bei einer Suche immer oben ist. Klarnamen geht nicht, weil Facebook das nicht ermöglicht; die agieren anonym. Ein Blick auf den Tenor der Artikel zeigt, dass das nicht Anonymus sein kann. Die meisten Artikel vertreten Verschwörungstheorien und sind mehr oder weniger rassistisch. Die typischen Netzthemen (Überwachung, Datenschutz etc) sind praktisch nicht vorhanden.

    Andererseits glaube ich nicht, dass die Menschen die Seite aus versehen liken. Die Artikel sind nicht verschämt sondern sehr offen: “Die Toten von Paris sind nicht mal abgekühlt und unter der Erde, da reist die völlig durchgeknallte und nicht mehr zurechnungsfähige amerikanische Kanzlerin in Berlin die deutschen Grenzen noch weiter auf.” – wer das liked, der meint das schon so. Der denkt und fühlt so.

    Mir sind die schon vor ca einem Jahr aufgefallen, seit ein paar dumme Menschen das Zeug in meiner Timeline posten. Hier ist ein guter Überblicksartikel: https://www.spiegel.de/netzwelt/web/facebook-seite-anonymous-kollektiv-nicht-wirklich-anonymous-a-1063829.html

  13. #13 Michel
    22. November 2015

    Die ganzen unterdrückten Deutschen, die angeblich nichts mehr sagen, weil man es ihnen verbietet, gehen mir langsam auf den Geist. So wollt ihr Russland erobern?!

  14. #14 Volker Birk
    https://blog.fdik.org
    22. November 2015

    Es gibt kein “Anonymous-Kollektiv”. Anonym ist jeder, der es sein möchte. Es ist ja nicht schwierig, so auszusehen wie das, was andere bereits vorher als “Anonymous” gemacht haben.

    Anonymous ist ein Mem.

  15. #15 Ferrer
    22. November 2015

    Die “Mitglieder” von Anonymous und ISIS sind naturgemäß anonym, also kann sich jeder mit diesen Namen schmücken. Was die sagen, muss man nicht glauben. Wenn die Memes so reisserisch klingen wie bei der Huffington Post/Bild/Kopp-Verlag, dann dürfte auch dem einfältigsten DAU klar sein, dass es Klick-Bait-Murks oder Datenabgreiferei ist. Ich werde niemanden verurteilen, der Facebook nutzt, um seine Interessen oder Inhalte zu verbreiten, da soll jeder das für und wider selber abwägen. Es ist sicher ein sehr bequemes und ab einem gewissen Bekanntheitsgrad effektives Medium. Aber ich persönlich werde FB nie benutzen. Der Preis ist mir zu hoch und die Missbrauchsmöglichkeiten zu gefährlich. Vielen Dank daher an #3 Petra für einen Facebookfreien Link zu diesen Aktivisten. Kommt auf die Favoritenliste

  16. #16 Wage
    22. November 2015

    Ich würde mal empfehlen alle daran zu erinnern das das Ziel der Terroristen ist uns gegeneinander auszuspielen, damit sie davon profittieren können. Das ist ja gerade das Ziel: uns (alle) zu radikalisieren um aufeinander loszugehen, damit sie rekrutieren können. Ääähm… nein. Nein, ich habe eigentlich keine Lust darauf einen sekulären Konflikt im eigenen Land auszutragen. Ich würde den Leuten insgesamt, also radikalen Islamisten und den Rechtsradikalen empfehlen ruhig empfehlen darüber nachzudenken sich für sowas einspannen zu lassen um eigenes Leben, Familie, Land und Glauben zu riskieren. Sind wir mal ehrlich: den Jihadis geht es nicht um die Verbreitung des Islam, ansonsten würden sie nicht darauf hinarbeiten die eigenen Leute zu verheizen. Teroristen kommen übrigens auch zu uns wenn wir uns gegen Flüchtlinge abschotten, die sterben dann nämlich nicht zu Tausenden, sondern zu Millionen. Ich würde sogar sagen dann bekommen wir noch mehr radikale Jihadisten und darum geht es ja.

  17. #17 Orci
    22. November 2015

    Die Frage bleibt aber, wie man die Botschaft ruhigerer Stimmen genauso effektiv transportiert, wie die der lauten Marktschreier.

    Nicht nur Facebook, sondern auch Seiten wie N-TV, die FAZ, etc. funktionieren leider so, dass die am häufigsten angewählten Inhalte am weitesten oben angezeigt werden – ganz unabhängig vom Wahrheitsgehalt, von weiteren Hintergründen, etc…

  18. #18 noch'n Flo
    Schoggiland
    22. November 2015

    @ Ferrer:

    Aber ich persönlich werde FB nie benutzen. Der Preis ist mir zu hoch und die Missbrauchsmöglichkeiten zu gefährlich.

    So weit denke ich da gar nicht – mir stellt sich eher die Frage: was habe ich überhaupt davon, bei FB zu sein? Bislang konnte mir noch niemand darauf eine befriedigende Antwort geben.

  19. #19 Wage
    22. November 2015

    Meiner Erfahrung nach, also gerade wenn man versucht zu erklären warum eine derartige Einstellung zu weiteren Problemen führt, wird erstmal voll dagegengesteuert. Man setzt sich damit ein wenig auseinader, geht nochmal ein wenig im Einzelnen auf die gröbsten Argumente ein, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen und argumentiert sachlich, dann landet das auch ganz oben. Ist sozusagen systemisch.

  20. #20 Florian Freistetter
    22. November 2015

    @Ferrer: “Vielen Dank daher an #3 Petra für einen Facebookfreien Link zu diesen Aktivisten. Kommt auf die Favoritenliste”

    Das Mimikama-Blog hätte ich übrigens in meinem Artikel auch verlinkt und erwähnt…

    “Ich werde niemanden verurteilen, der Facebook nutzt”

    Danke. Nur weil dort Unsinn verbreitet wird, folgt daraus ja nicht, dass dort NUR Unsinn verbreitet wird. Facebook kann ein äußerst nützliches und informatives Medium sein. Man muss halt damit richtig umgehen. So wie mit jedem anderen Medium auch.

  21. #21 Florian Freistetter
    22. November 2015

    @Volker: “Es gibt kein “Anonymous-Kollektiv”.”

    Doch. Es hat ne Facebook-Seite auf dem es sich so nennt. Da eben JEDER unter dem Namen Anonymous irgendwas machen kann, kann man eben auch ein “Kollektiv” mit FB-Seite gründen und dort rechtspopulistische, antisemitische und andere Verschwörungstheorien verbreiten…

  22. #22 Artur57
    22. November 2015

    @Peter

    Danke für die Infos.

    Eins noch: der Anlass zur Aufregung besteht ja nun laut Artikel seit neun Jahren. Warum blieb das immer unbeachtet und warum kocht es jetzt hoch?

    Ganz einfach: die Flüchtlinge werden von den Rechten als die Chance schlechthin gesehen, um aus ihrem Null-Prozent-Turm heraus zu kommen. Da ist wirklich alles recht, um das zu befeuern, auch das, was in vergangenen Jahren als zu blöd angesehen wurde.

    Da ist im Moment in der Tat wenig zu machen. Nur, das ebbt auch wieder ab und dann kann man ihnen entsprechend zusetzen. Die Defensive beherrschen sie nicht.

    @Orci

    Bin auch Mannheimer. Kann das mit der Insel bestätigen.

  23. #23 imNetz
    22. November 2015

    Hier werden die beiden unterschiedlichen “Anonymous” Fb-Konten zur Aufklärung erwähnt:

    https://tarnkappe.info/anonymous-schiesst-spiegel-online-ab/

  24. #24 Karl Schmid
    23. November 2015

    — Weihnachtsmarkt —
    Kann sich noch jemand an den “Jahresendschokoladegießling” vulgo Schokonikolaus erinnern, der in der DDR erfunden wurde? Ich weiß nur nicht mehr, ob es damals den Osterhasen auch gleich mit erwischt hat.

  25. #25 Radio Eriwan
    23. November 2015

    @ Karl Schmidt
    Na aber klar. Nur ich glaube das was jetzt gerade abläuft nicht wirklich mit dem was damals (TM) in der DDR abgelaufen ist vergleichen kann. Wenn man mich fragen würde (Baujahr 71), könnte ich mich nicht an einen Weihnachtsmarkt in der DDR erinnern. Zu mindestens bei uns in der Provinz. Kann sein, dass es in Berlin eventuell so etwas gab, aber ob der dann Weihnachtsmarkt genannt wurde wage ich zu bezweifeln. Liegt bzw. lag wohl daran, dass in der DDR die Kirche als solche quasi ausgeblendet wurde. Passte halt nicht zur Ideologie.

    Hier würde ich aber ein paar Parallelen zur aktuellen Entwicklung sehen.

    Andererseits hatten wir ja in der DDR das Patent darauf für alle möglichen Dinge neue Namen zu erfinden um ja nicht den Begriff aus dem Westen zu nutzen 😉
    Ich sag nur Broiler, Griletta, Ketwurst, Niethose, Kaderleiter, Schallplattenunterhalter usw.

    Und dann noch die urbane Legende mit der Jahresendflügelpuppe aka Weihnachtsengel.

    so long and thanks for all the fish

  26. #26 Florian Freistetter
    23. November 2015

    @Karl Schmid: “Kann sich noch jemand an den “Jahresendschokoladegießling” vulgo Schokonikolaus erinnern, der in der DDR erfunden wurde?”

    Ich bin ja immer noch der Überzeugung, dass das nur ein Mythos ist, und diese Wörter nie wirklich verwendet worden sind…

  27. #27 Typ
    23. November 2015

    2015 und Internet-Deutschland redet über religiöse Eitelkeiten.
    Ich hatte ja gehofft, dass wir diesen ganzen Glaubenskram mal so langsam hinter uns lassen könnten.
    Stattdessen bringen wir “unser” Christentum gegen “deren” Alleswasandersist in Position.
    Und 2020 sind wir wieder so weit, die Ungläubigen wegbomben zu wollen, wei die glauben an das falsche.
    Rückschritte, die wir alle noch bereuen werden.

  28. #28 Orci
    23. November 2015

    Ob es hilft, den trotzigen Oskar zu spielen, sozusagen “mit der Gesamtsituation unzufrieden” zu sein? Dem eigenen Gefühl, vernünftiger zu sein, als ein Großteil vom Rest der Welt sicher. Aber was dann? Wie löst man das von Floran angesprochene Problem?

    Was mich in der Hinsicht interessieren würde, wäre die Demographie der Leute, die bei Gruppen wie Anonymus und nachgereicht dem Kopp-Verlag, KenFM & Co. auf “gefällt mir” klicken. Wenn ich daran zurückdenke, wie ich mit 18 war, dann erinnere ich mich vor allem daran, sehr stolz auf meine kritischen Ansichten zu sein, während ich gleichzeitig eine Menge Blödsinn ziemlich gedankenlos geglaubt habe, wenn er nur in ausreichend starkem Kontrast zu dem stand, was so in “den Büchern” steht (Die Ideen eines Herrn Schauberger gehören dabei noch zum harmlosen Teil). Ohne für andere sprechen zu wollen kann ich zumindest von mir sagen, dass ich in dieser Zeit bereit war, alles gelernte oder oft gehörte zu hinterfragen und gleichzeitig für die Worte von Bauernfängern äußerst empfänglich. Letzteres wurde mir irgendwann selber bewusst, von daher würde mich nicht wundern, wenn sehr viele der Jugendliche, denene es heute ähnlich geht, sich doch irgendwann die Hörner abstoßen. Aber bis es so weit ist, haben sie möglicherweise schon eine Menge Schwachsinn mit dem Rest der Welt geteilt.
    Dazu kommen dann noch die Überzeugten, für die oben gesagtes nicht mehr gilt. Ich hab nicht die Erfahrung gemacht, dass man in einem öffentlichen Raum, der sich nicht explizit mit z.B. Naturwissenschaften befasst, mit guten Argumenten so viel bewirken kann, wie die Gegenseite, denn gute Argumente sind meistens nicht sooo kurz und nicht sooo einfach. Z.B. schaue ich grade wieder nebenher viel “Alpha Centauri” bei Youtube. Was sich da in den Kommentaren tummelt und grüne Daumen erntet ist schon haarsträubend…

  29. #29 raumstat
    23. November 2015

    Ich halte ja nicht soviel davon, diese liker dann zu “entfreunden”. Denn wenn niemand diesen Leuten widerspricht, denke sie am Ende noch es wäre die Wahrheit. Wer nach guten Argumenten dann immernoch diesen rassistischen Müll glaubt, kündigt die Freundschaft schon von ganz allein. Denen ist dann auch kaum noch zu helfen.
    Es ist zwar sehr nervig, weil man sich dann immer diversen “Beschimpfungen” aussetzen muss, aber wenn nur einer zum Nachdenken angeregt wird, hat sich die Sache schon gelohnt. Auf der “…wehrt sich” Seite meiner alten Heimat ist es auch schon bedeutend ruhiger geworden, seitdem ich Ihnen jeden Ihrer Postings zu widerlege versuche.

  30. #30 eh i
    23. November 2015

    FB & Co fördern m.m. nur das man wie in einer blase lebt.
    der, der z.b. rechts denkt, teilt nur inhalte die rechts sind, da FB & Co dazu übergehen massgeschneiderte inhalte zu liefern, bekommt man irgentwann nur mehr rechte inhalte, und glaubt die ganze welt denkt so wie man selber denkt.

    in zeiten von daten abgriffe von geheimdiensten, ist es mir sowieso unverständlich wieso leute da persönliche daten von sich reinstelln.

    von der geschäftsseite wiederum weis ich das man ohne FB & Co nicht so schnell vorwärts kommt als ohne. um viel kohle zu scheffeln braucht man die masse …. jaja ich weis viele sagen es geht nicht um kohle sondern um “such dir was aus” an die leute zu bringen..aber zu 95% gehts um geld.

    werbung auf diesen medien zu schalten klappt erstaunlich gut.
    der konsument ist doof…

  31. #31 Gelmir
    23. November 2015

    @ Radio Eriwan

    Natürlich gab es Weihnachtsmärkte, praktisch in jedem Ort ab Kleinstadtgröße – und sie wurden auch Weihnachtsmärkte genannt.

  32. #32 robsn
    23. November 2015

    Danke für diesen wichtigen Artikel, Florian. Du schreibst mir aus dem Herzen. Und Dank auch für den Hinweis, dass die FB Gruppe nun rein gar nichts mit Anonymous zu tun hat.

  33. #33 ElSaxo
    23. November 2015

    Weihnachten beginnt am 25. Dezember oder meinetwegen am Abend des 24. und endet am 6. Januar. Alles was diesen Zeitraum nicht zumindest streift, sollte nicht Weihnachtsmarkt heissen. Die meisten ‘Weihnachtsmärkte’ sind also ohnehin eigentlich ‘Adventsmärkte’.

  34. #34 Earonn
    23. November 2015

    Cracked hatte passend dazu einen netten Artikel: was FB brauche, um erträglich zu werden. Eine Zwangsabfrage bei Snopes vor dem Posten oder verbreiten solcher Artikel war auch darunter.

    https://www.cracked.com/blog/5-easy-fixes-to-prevent-facebook-from-ruining-relationships/

    @Orci
    Vielleicht funktioniert es mit “Stimmt nicht, A ist nicht (verursacht nicht / vertuscht nicht etc) B” plus Link?
    Aber natürlich wollen viele ja gar nicht korrigiert werden, sondern…was immer ihnen das Posten dieses Unsinns auch bringen mag.

  35. #35 Orebor
    23. November 2015

    Ich habe es mittlerweile aufgeben, auf Facebook gegen solchen Unsinn zu argumentieren.
    Die Leute *wollen* solche Geschichten glauben.

    Z.B. ging vor einiger Zeit die Geschichte rum, dass ein Schiff vom griechischen Zoll aufgebraucht worden sei und man habe dort Waffen gefunden, welche an ein deutsches Flüchtlingsheim geliefert werden sollten.

    Nimmt man sich zwei Sekunden Zeit (oder Chrome), dann kann man nach dem Bild suchen. Dabei findet man die Originalquelle einer griechischen Zeitung.
    Die Waffen waren für Syrien bestimmt und das Schiff wurde aufgebracht, weil es durch griechische Gewässer fuhr.

    Aber die Leute wollten das nicht hören, da das ja auch nur die Lügenpresse sei. Warum natürlich ein anonymer Spinner aus dem Netz auf einmal vertrauenswürdig sein soll, zumal die Geschichte bei der griechischen Zeitung weit über ein halbes Jahr alt war, konnte mir aber auch keiner sagen.

    Kurz: Menschen die in einem vollständig emotionalen Zustand sind, kann man nicht mehr erreichen, egal wie rational man argumentiert.

  36. #36 PDP10
    23. November 2015

    @Florian:

    ” @Karl Schmid: “Kann sich noch jemand an den “Jahresendschokoladegießling” vulgo Schokonikolaus erinnern, der in der DDR erfunden wurde?”

    Ich bin ja immer noch der Überzeugung, dass das nur ein Mythos ist, und diese Wörter nie wirklich verwendet worden sind… “

    Sind sie wohl auch. (Anders als Broiler, Sättigungsbeilage, oder Grilletta – Sättigungsbeilage hiess das übrigens auch in der einen oder anderen Mensa in West-Berlin …)

    Man muss schon sehr tief graben, um da überhaupt Hinweise zu finden. Das scheinen mir klassische Urban-Legends zu sein …

    https://de.wikipedia.org/wiki/Jahresendfl%C3%BCgelfigur

  37. #37 Kyllyeti
    23. November 2015

    @ElSaxo

    Weihnachten beginnt am 25. Dezember oder meinetwegen am Abend des 24. und endet am 6. Januar.

    Ja, das ist so die altmodische traditionelle Auffassung.

    In merkantiler Hinsicht beginnt Weihnachten etwa Ende August und endet einen Tag vor dem Beginn des Silvestergeschäfts. Das kann man in jedem größeren Laden nachprüfen.

  38. #38 raumstat
    23. November 2015

    @Orebor
    Bei den Leuten die das teilen ist meist wirklich alles verloren. Aber es geht eben um die Leute, die nur 5 min am Tag Medien konsumieren und sich denken. “Wenn der das teilt, muss ja was wahres dran sein” und dann ebenfalls auf diese Schiene abdriften.
    Wie gesagt, es nervt aber ich halte es für unabdingbar paroli zu bieten.

  39. #39 Radio Eriwan
    23. November 2015

    @Gelmir
    Hab gerade einmal mit Zeitzeugen (dem Elternteil der noch lebt) gesprochen, da ist etwas an mir vorbeigegangen, ist wohl doch zu lange her oder ich war zu jung;-)

    Auch habe ich mal die Nummer mit der „Geflügelten Jahresendfigur“ bzw. dem „Jahresendschokoladegießling“ angesprochen. Meinem Zeitzeugen waren die Begriffe wohl bekannt, aber eher aus der Richtung des typischen DDR Witzes.

    Ich persönlich halte das für realistisch. Es gibt belegbare Wortschöpfungen die in die gleiche Richtung gehen, z.B. Niethose, Krusta, oder der Klassiker Wink Element) Und es war in der DDR (speziell zum der Ära Ulbricht) ganz groß in Mode Dinge anderen Namen als im Westen zu geben, weil es nicht in die Partei Ideologie passte.

    Kommt es nur mir so vor als ob gerade das Gleiche abläuft?

    Apropos DDR Witz, der hier passt dazu:
    Ab 1986 kann Weihnachten in der DDR nicht mehr gefeiert werden: Josef ist zur Volkarmee eingezogen, Maria muss arbeiten, die Hirten stehen auf Friedenswacht und die drei Weisen sind kürzlich in den Westen getürmt…

  40. #40 Folke Kelm
    24. November 2015

    Das ist ja ein wenig off topic hier, aber wenn es schon um DDR-Wortschöpfungen geht, kann ich ja auch mit etwas merkwürdiger Wissenschaftssicht beitragen. Während der angesprochenen Ära Ulbricht wurde im Prinzip alles, was an Wissenschaft aus der UDSSR kam gegen westliche Wissenschaft gestellt und aus ideologischen Gründen teilweise auch gelehrt. Angefangen hat das ganze mit kapitalistischer und sozialistischer Geologie, aufgehört bei abiotischem Öl, der Erdexpansionshypothese und anderen sehr merkwürdigen Sachen. Der ganze Kram hält sich ja immer noch hartnäckig und wenn man gräbt, dann stammen viele solche (Verschwörungs-)Theorien tatsächlich aus der UDSSR der 30er,40er und 50er.

  41. #41 Omnivor
    Am Nordpol von NRW
    24. November 2015

    Also ich frage mich, was dieses Glühweingesaufe mit Weihnachten oder Christentum zu tun hat. Oder die “C”SU.
    Idiotie ist aber leider global. Auf der anderen Seite des großen Teichs gibt es ähnliches https://www.welt.de/vermischtes/article148675708/Weihnachts-Becher-versetzt-US-Christen-in-Aufruhr.html

  42. #42 PDP10
    24. November 2015

    @Folke Kelm:

    “und anderen sehr merkwürdigen Sachen. “

    Das ist gar nicht so OT sondern sehr lehrreich.

    die pseudowissenschafftlichen Theorien eines Trofim Lyssenko zB.
    Das hat die Sowjetunion an Entwicklung auf dem Gebiet er Genetik ungefähr 40 Jahre gekostet.

    Im Grunde eine direkte Analogie zu Facebook. Eine staatlich verordnete Filterblase …

    Und ich weiss nicht, was ich gruseliger finden soll:

    Staaten oder Unternehmen die uns vorschreiben wollen, was wir denken sollen?

    Die Unternehmen machen das natürlich in bester Absicht!

    Sie wollen uns halt von dem ganzen unnötigen und zeitraubendem Aufwand befreien uns selbst eine Meinung zu bilden, kritisch zu hinterfragen, zu recherchieren … wozu sollten wir das auch, wenn unsere Peer-Group das schon längst für uns erledigt hat – zehntausend “Likes” können schliesslich nicht irren! Also jedenfalls nicht total falsch liegen … oder so …

    (Wer jetzt sowas wie Sarkasmus gefunden hat, kann ihn behalten.)

  43. #43 Wage
    26. November 2015

    Naja… es ist nicht alles Schwarz/Weiß. Die Leute sind größtenteils einfach Verunsichert, besorgt; sprich: haben Angst. Es sind alles Schattierungen von Grau. Natürlich sind manche so Grau, das sie von Schwarz praktisch nicht zu unterscheiden sind, ein sehr, sehr dunkles Grau.

    Wir haben es hier mit Opportunismus zu tun der danach trachtet sich die momentane Verunsicherung zu Nutze zu machen.

    Aber wem nützt das eigentlich?

  44. #44 Earonn
    26. November 2015

    @Wage
    ich würde mal sagen: den Machtgeilen und den Gewaltgeilen.
    Beide können sich gerade wunderbar auf Grund der von dir beschriebenen Angst austoben.

  45. […] Wintermarkt vs. Weihnachtsmarkt: Unsinn bei Facebook und was man dagegen tun kann: […]