Und selbst wenn wir das irgendwann mal hinkriegen sollte: Es wäre noch deutlich Luft nach oben! Die Sonne strahlt ihre Energie in ALLE Richtungen ab. Wir auf der Erde nutzen aber nur das kleine bisschen, dass in unsere Richtung gelangt und auf unseren Planeten fällt. Die gesamte Leistung der Sonne beträgt etwa 10 hoch 26 Watt – also eine Milliarde mal mehr als das, was wir hier auf der Erde mitkriegen.
Wären wir in der Lage, die GESAMTE Energie der Sonne zu nutzen, dann wären wir laut Kardaschow eine Zivilisation vom Typ II. Die bekannteste Methode das zu erreichen ist die sogenannte Dyson-Sphäre. Das Konzept dazu stammt vom Astronom Freeman Dyson und wurde ebenfalls schon in den 1960er Jahren entwickelt. Ganz vereinfacht gesagt schlug Dyson vor, eine Hülle um einen Stern zu bauen. Die würde dann dessen gesamte Energie auffangen und bereit stellen. Würde man eine Kugelschale um die Sonne bauen, deren Durchmesser dem Durchmesser der Erdumlaufbahn entspricht, dann würde man auf deren Innenseite überall die gleiche Energie abbekommen, die wir jetzt auch auf der Erde kriegen. Insgesamt könnten wir aber die ganzen 10 hoch 26 Watt nutzen. Wir hätten auf der Innenseite dieser Dyson-Sphäre auch wesentlich mehr Platz zur Verfügung: Ihre Oberfläche beträgt das 550 Millionenfache der Erdoberfläche!
Klingt gut, aber es gibt ein paar Probleme. Auf der Innenseite der Kugelschale würden wir keine Gravitationskraft spüren. Man müsste die gigantische Kugelschale irgendwie in Rotation versetzen, um eine künstliche Schwerkraft zu erzeugen. Wir müssten außerdem in der Lage sein, die Position der Schale im Vergleich zur Sonne zu verändern und korrigieren um zu verhindern, dass sie im Laufe der Zeit zur Seite driftet. Und das ist bei weitem noch nicht alles: Das Material aus dem so eine Sphäre besteht müsste unvorstellbar stark sein, um die wirkenden Kräfte auszuhalten. Und dann ist vermutlich nicht mal genug Material vorhanden! Man schätzt, dass ungefähr 10 hoch 26 Kilogramm an brauchbaren Baumaterial im Sonnensystem vorhanden sind. Das entspricht der 17fachen Masse der Erde. Wir müssten all das überall im Sonnensystem einzusammeln; dabei ganze Planeten wie Mars, Merkur oder Venus auseinander nehmen und die massiven Kerne aus dem Inneren der Gasplaneten holen. Selbst wenn wir das schaffen würden, würden wir damit gerade mal eine Kugelhülle von circa 15 Zentimeter Dicke bauen können. Sie wäre ein leichtes Ziel für Kollisionen mit Kometen und Asteroiden und anderem Kram, das von außen auf die Sphäre trifft.
Aber natürlich gäbe es Alternativen. Statt einer Dyson-Sphäre könnte man einen Dyson-Schwarm bauen. Also viele kleine Strukturen, die um die Sonne kreisen und dabei möglichst viel von dessen Energie einsammeln. Man könnte dann entweder gleich direkt dort wohnen oder die Energie irgendwie zur Erde transportieren. Man könnte auch anstatt einer kompletten Schale nur einen Ring bauen.
Oder aber man sucht sich andere Methoden, um auf die für eine Typ-II nötige Energiemenge zu kommen. Die Methoden von Stufe I könnte man auf verschiedenen Planeten anwenden und so die Ausbeute erhöhen. Vielleicht kann man sich auch einfach ein bisschen Wasserstoff direkt vom Stern klauen und damit die Fusionskraftwerke antreiben. Wer schon die Stufe I erreicht hat, weiß vielleicht auch schon wie man Antimaterie in großen Mengen produziert und kann damit Energie erzeugen.
Aber selbst wenn man sich die gesamte Energie eines Sterns nutzbar gemacht hat, kann es noch weiter gehen. Denn der Himmel ist ja voll mit Sternen – warum also diese ganze Energie ungenutzt lassen! Kardaschow hat deswegen auch noch eine dritte Klasse geschaffen. Eine Zivilisation vom Typ-III wäre in der Lage, die Energie ALLER Sterne zu nutzen, die sich in ihrer Galaxie befinden. In unserer Milchstraße gibt es ein paar hundert Milliarden Sterne und damit auch ein paar hundert Milliarden mal mehr Energie zu sammeln. Dazu könnte man natürlich “einfach” alle Sterne mit entsprechenden Dyson-Strukturen umgeben. Aber wer weiß, was solchen Zivilisationen noch alles einfällt. Vielleicht kriegen sie es irgendwie hin, die Energie anzuzapfen die in der Nähe des supermassereichen schwarzen Lochs im Zentrum unserer Milchstraße freigesetzt wird? Oder sie können die Energie nutzen, die bei Supernova-Explosionen entsteht? Man kann hier wirklich nur mehr spekulieren.
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