Dieser Artikel ist Teil einer Serie, in der ich das Buch “Was ich jahrzehntelang verschwiegen habe”* von Erich von Däniken bespreche. Die bisher erschienenen Teile der Serie sind hier zu finden. Eine ausführliche Erläuterung zum Sinn und der Vorgehensweise meiner Rezension ist hier nachzulesen.
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Ich habe ja schon in der Einleitung zu dieser Buchbesprechung erwähnt, dass Däniken eigentlich nicht mehr all zu viel übrig haben kann, was er “jahrzehntelang verschwiegen” hat. Bei den fast 50 Bücher und den Filmen/Fernsehserien die er in den letzten fast 50 Jahren produziert hat, war eigentlich schon alles dabei.
Ich habe früher schon einige der Bücher von Däniken gelesen und mich auch damals immer schon ein wenig geärgert, dass er eigentlich immer wieder die gleichen Geschichten erzählt. Insofern war ich gespannt, ob er in seinem aktuellen Buch tatsächlich etwas wirklich Neues vorstellt…
Aber das ist nicht der Fall. Auch die Geschichte, die Däniken angeblich “jahrzehntelang verschwiegen” hat, entpuppen sich als (zumindest für Leute die so etwas) interessant altbekannte und gut dokumentierte Fälle und vor allem Fälle, die schon ausführlich in Dänikens alten Büchern behandelt worden sind.
Die Geschichte mit der Däniken sein UFO-Buch beginnt, hat sogar einen eigenen Wikipedia-Artikel. Es geht um das UFO, das der japanische Pilot Kenjo Terauchi am 17. November 1986 gesehen haben will. Däniken berichtet, wie Terauchi sich als großer Fan seiner Arbeit geoutet und ihn kontaktiert hat. Natürlich um ihm die ganze geheimen Dinge zu erzählen, die er eigentlich gar nicht erzählen darf. Aber Däniken bekam sie zu hören und erzählt noch einmal die Geschichte, die damals auch in diversen Zeitungen zu lesen war. Terauchi sah ein UFO; etwas, das er für ihn wie eine “gigantische Walnuss” von den Ausmaßen eines Flugzeugträgers aussah. Das Ding flog, wie UFOs das eben so machen, neben ihm her; überholte ihn, fiel zurück, und so weiter. Und dann verschwand es wieder.
In seiner Beschreibung des Falls greift Däniken auf eine Taktik zurück, die sich durch das ganze Buch zieht: Das Argumentum ad misericordiam beziehungsweise “Mitleidargument” (oder Appeal to pity) – eine Variation des “Galileo Gambits”. Immer wieder erklärt Däniken, wie es denen ergeht, die sich mit den Themen beschäftigen, mit denen er sich beschäftigt:
“Die meisten Betroffenen leiden still in sich hinein, denn wer hienieden versucht, die UFO-Problematik zu verteidigen, ist ganz einfach ‘bescheuert’. Ernsthafte Menschen befassen sich nicht damit. Basta! Und die wenigen, die es trotzdem versuchen, landen gleich auf dem Müllhaufen der Lächerlichkeit. Sie werden – rumsdibums – aus der Gesellschaft der Ernsthaften hinausgeschmissen.”
Oder anders formuliert: “Schaut, wie sehr man mich wegen meiner Meinung angreift! Da muss ich doch recht haben!”
Mit solchen Scheinargumenten kommt man natürlich tatsächlich nicht weit. Und wer trotzdem so tut, darf durchaus damit rechnen, nicht zur “Gesellschaft der Ernsthaften” gezählt zu werden. Umso mehr, als Däniken auch hier das tut, was er mit großer Begeisterung in all seinen Werken tut: Seine Sicht der Dinge zu präsentieren ohne zu erwähnen, dass es da noch andere Fakten gibt, die dieser Sicht der Dinge widersprechen.
Er schreibt zum Beispiel:
“Zuerst stellte der Flugkapitän fest, er habe nie etwas von UFOs gehalten. Für derartige Dummheiten habe er keine Zeit gehabt. Dies änderte sich radikal nach seiner unmöglichen Begegnung vom 7. (sic!) November 1986.”
Die ausführliche Dokumentation der US-Luftfahrtsbehörde FAA weiß aber zu berichten, dass Kerauchi auch schon vor dem Zwischenfall von 1986 von der Begegnung mit UFOs, die er für Raumschiffe hielt, erzählt hat (siehe dazu diese extrem ausführliche Besprechung des Falls). Er dürfte also nicht der objektive, unvoreingenommene Zeuge sein, als den Däniken ihn darstellt… Dieses Scheinargument ist unter der Bezeichnung Cherry Picking bekannt: Die Taktik, sich aus all den vorhandenen Fakten nur diejenigen herauszusuchen die die eigene These unterstützen und den Rest zu ignorieren.
Die weitere Themen des ersten Kapitels sind ebenfalls alte und längst bekannte UFO-Geschichten:
- Die Pascagoula-Entführung aus dem Jahr 1973, über die man hier einen ausführlichen und kritischen Bericht mit vielen Referenzen finden kann.
- Den “Entführung”sfall von Barney und Betty Hill aus dem Jahr 1961, der seit Jahrzehnten in keinem UFO-Buch fehlen darf, vor allem wegen der “Sternenkarte”, an die sich Betty Hill (angeblich) unter Hypnose erinnert hat und die so super mit den realen Sternen übereinstimmen soll. Was sie aber nicht tut, wie man zB hier oder hier mit vielen weiteren Referenzen und Quellen nachlesen kann.
- Und natürlich darf auch der Psychiater John Mack nicht fehlen, der sich auf das Hypnotisieren von angeblichen UFO-Entführungsopfern spezialisiert hat und über den Carl Sagan viel Erhellendes zu sagen weiß.
Nazi-UFOs gibt es diesmal auch noch (vielleicht zeigt sich da die Nähe des Kopp-Verlags?) und das wars dann fürs erste Kapitel, das mit einem weiteren Seitenhieb auf die “Sektierer der Wahrheitsverblendung” endet…
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