Der Tod von David Bowie am 10. Januar 2016 hat viele Menschen sehr betroffen gemacht. Ich selbst war zwar nie ein sonderlich großer Fan; das lag aber hauptsächlich daran, dass ich abseits von “Space Oddity” kaum etwas von seiner Arbeit kenne. Heute aber gibt es doch einen Anlass, mich kurz mit dem Tod von Bowie zu beschäftigen. Denn derzeit macht eine Meldung die Runde durch die (sozialen) Medien, nach der nun zu Ehren des Sängers und Schauspielers ein neues Sternbild am Himmel festgelegt wurde.
Das klingt natürlich gut. Und für jemanden wie Bowie wäre es auch eine passende Ehrung, wenn er am Himmel durch eine entsprechende Sternenkonstellation verewigt wäre. Immerhin hat er sich immer wieder künstlerisch mit dem Weltraum beschäftigt. Trotzdem ist das, was man in vielen Medien lesen kann, nicht absolut korrekt. Es wird auch in Zukunft kein offizielles “Bowie”-Sternbild am Himmel geben.
Die Sache war eine Aktion eines belgischen Radiosenders und der ebenfalls belgischen MIRA Volkssternwarte in Grimbergen. Sie haben zu Ehren von Bowie zwar tatsächlich eine Gruppe von Sternen am Himmel zu einem Bild zusammengefasst, das an den berühmten Blitz erinnert den er auf dem Cover seines Albums “Aladdin Sane” ins Gesicht gezeichnet hatte. Zu diesen Sternen gehören zum Beispiel Spica (im Sternbild Jungfrau) oder Zeta Centauri (im Sternbild Centaur). Aber es handelt sich eben “nur” um eine private Aktion belgischer Fans. An den offiziellen Sternbildern wird sich dadurch nichts ändern.
Was offiziell als “Sternbild” gilt, hat die Internationale Astronomische Union (IAU) im Jahr 1928 verbindlich festgelegt. Es gibt insgesamt 88 Stück davon und ich habe hier, hier oder hier genauer erklärt, wie das abgelaufen ist, welche Sternbilder es gibt und welchen Zweck sie in der modernen Astronomie haben (keinen).
Und bevor die IAU nicht ihre Definition offiziell ändert (wozu es eine Abstimmung bei einer Generalversammlung bedarf, die derzeit aber nicht stattfindet sondern erst 2018 wieder), kann es auch keine offiziellen neuen Sternbilder geben. Allerdings ist nicht damit zu rechnen, dass so etwas passiert – die Sternbilder werden weiterhin so festgelegt bleiben wie sie es seit fast 100 Jahren sind.
Es ist ein wenig wie bei der Sache mit den Sternnamen. Auch da gibt es jede Menge Möglichkeiten, irgendwo einen Stern zu “taufen”, eine Urkunde zu erstehen, und so weiter. Aber das heißt noch lange nicht, dass diese Namensgebung dann auch verbindlich ist (ich habe das hier genauer erklärt). Es heißt aber auch nicht, dass es komplett unsinnig ist. Es ist eine nette Geste, wenn sich die belgischen Astronomen so an Bowie erinnern wollen (auch wenn ich mich dem Verdacht nicht erwehren kann, dass da auch ein bisschen PR für Radiosender/Volkssternwarte eine Rolle spielt). Wer möchte, kann sich auf den Sternkarten auch selbst ein wenig umsehen und nach passenden Konstellationen Ausschau halten, die an Bowie (oder andere Menschen an die man sich gerne erinnern möchte) erinnern. Nur darf man nicht den Fehler machen, dass Ergebnis dann als “offiziell” oder verbindlich für die Nomenklatur der Wissenschaft zu verkaufen.
Aber die Fans von David Bowie müssen nicht traurig sein, dass der “Starman” nicht am Himmel zu finden ist. Denn dort ist er ja schon lange: Am 5. Januar 2015 hat der Asteroid 2008 YN3 den Namen “Davidbowie” bekommen. Und zwar hoch offiziell, verbindlich und von allen Astronomen anerkannt! So ein konkreter Asteroid ist auch viel besser als ein flüchtiges Sternbild, das aus einer vagen Verbindung komplett unterschiedlicher Sterne besteht. Es besteht also keine Gefahr, dass der Himmel ohne David Bowie auskommen muss.
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