In der Serie “Fragen zur Astronomie” gibt es heute wieder einen Klassiker. Oft werde ich gefragt: “Sind die Sterne die wir sehen alle schon längst verschwunden?”. Viel öfter begegne ich dieser Frage leider auch als Behauptung: Die Sterne die wir sehen können, sind eigentlich alle schon längst nicht mehr da, weil das Licht ja so lange braucht bis es uns erreicht hat und in der Zwischenzeit sind die alle schon ausgebrannt und dunkel.
Die Antwort auf die Frage ist einfach, kurz und lautet “Nein!” (und die Replik auf die Behauptung würde dann “Unsinn!” lauten). Denn es stimmt zwar tatsächlich, dass Licht lange braucht um den leeren Raum zwischen den Sternen zu durchqueren. Aber Sterne leben auch sehr lange! Ein typischer Stern hat eine Lebensdauer von 10 Milliarden Jahren; viele leben noch viel länger. Und die Sterne, die wir mit freiem Auge sehen sind alle vergleichsweise nahe. Ich habe dieses Thema schon bei einer früheren Frage behandelt: Die fernsten noch mit freiem Auge sichtbaren Sterne sind ein paar tausend Lichtjahre weit weg; die gut sichtbaren sind alle viel näher. Das Licht von ihnen war also auch “nur” ein paar tausend Jahre unterwegs. Angesichts der dramatisch viel längeren Lebenszeit eines Sterns spielt das keine Rolle. Alle Sterne die wir am Himmel sehen, sind immer noch vorhanden.
Das gilt auch für die meisten derjenigen, die wir nicht sehen. Individuelle Sterne können wir nur innerhalb unserer Milchstraße (bzw. manche auch in den unmittelbaren Nachbargalaxien) beobachten. Auch hier sind die Distanzen viel zu gering, als das es ins Gewicht fallen würde. Natürlich ist es prinzipiell möglich, dass ein Stern tatsächlich gerade in den paar hundert bis tausend Jahren sein Leben beendet hat, in denen das Licht zu uns unterwegs ist. Aber das ist nicht nur enorm unwahrscheinlich sondern wir würden das auch vorher mitbekommen. Denn ein Stern verschwindet nicht spontan. Bevor er zum Beispiel zu einer Supernova wird und vergeht, bläht er sich auf. Ein paar tausend Jahre vorher lang kommt es immer wieder zu kleineren “Eruption” und Veränderungen in der Helligkeit. Sterne, die ihrem Lebensende näher kommen sehen auch entsprechend aus – wie zum Beispiel bei Eta Carina (wo es aber auch noch ein paar zehntausend Jahre dauern kann).
Das wir etwas sehen, was “gar nicht mehr da ist” spielt nur auf wirklich kosmologischen Skalen eine Rolle, also dann, wenn wir fernste Galaxien beobachten die kurz nach dem Urknall selbst entstanden sind. Aber bei den Sternen die wir an unserem Nachthimmel beobachten können müssen wir keine Angst haben. Was wir sehen, ist noch da und wird auch noch eine Zeit lang da bleiben 😉
Mehr Antworten findet ihr auf der Übersichtsseite zu den Fragen, wo ihr selbst auch Fragen stellen könnt.
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