Es wird wieder Zeit für Buchempfehlungen! Ich hab nicht nur 2015 gelesen sondern auch 2016 nicht damit aufgehört! Im Januar gibt es nun als Rezensionen über wissenschaftlich korrekte Zeitreisen, Bücher über Bier, Krimis mit physikalischem Hintergrund, lustige Sprachwissenschaft und noch viel mehr!
Wie man (physikalisch korrekt) eine Zeitmaschine baut!
Den Anfang macht ein Buch, das mir wirklich sehr gut gefallen hat. Geschrieben hat es der amerikanische Physiker Ronald Mallett und es ist nicht nur eine faszinierende Biografie sondern eine ebenso faszinierende Beschreibung wissenschaftlicher Forschung. Das Buch heißt “The Time Traveller: One Man’s Mission To Make Time Travel A Reality”* und ist meines Wissens nach leider nicht auf deutsch erhältlich.
Mallett wurde in den 1950er Jahren geboren. Seine Eltern waren weder reich noch Akademiker und auch ansonsten sah in seinem Leben nichts nach einer klassischen Wissenschaftskarriere aus. Malletts Vater reparierte Fernsehapparate und bemühte sich, seinem Sohn ein gewisses Interesse für Technik zu vermitteln. Allerdings, und ist das ist der Punkt an dem sich Malletts ganzes Leben verändert hat, starb er schon früh, als Mallett 10 Jahre alt. Dieser Tod machte dem Kind verständlicherweise schwer zu schaffen und das Leben für die ganze Familie nicht einfacher.
Mallett flüchtete sich in die Welt der Science-Fiction-Comics und stieß dort auf “The Time Machine” von H.G. Wells. Und beschloss, selbst eine Zeitmaschine zu bauen um so seinen Vater warnen zu können und ihm zu raten, ein gesünderes Leben zu führen. Die erste selbstgebaute Zeitmaschine im heimischen Keller funktionierte natürlich nicht. Aber bald fand Mallett auch ein Buch über Einsteins Arbeit und stellte fest, dass es auch wissenschaftliche Theorien gab, die sich mit Veränderungen von Raum und Zeit beschäftigten.
Er beschloss, Wissenschaftler zu werden – kein leichtes Unterfangen für ein Kind aus armen Verhältnissen in den 1960er Jahren in den USA. Und Malletts Hautfarbe machte die Sache nicht einfacher. Aber trotz aller Hindernisse erreichte er sein Ziel, schloss sein Physikstudium ab und wurde Universitätsprofessor. Er forschte über die allgemeine Relativitätstheorie, schwarze Löcher, Kosmologie und andere physikalische Themen. Er publizierte wichtige und interessante Ergebnisse und arbeitete mit den Größen der damaligen Zeit zusammen (z.B. Alan Guth, Stephen Hawking oder John Weeler). Er hörte nie auf, über Zeitreisen nachzudenken, machte sein Interesse an diesem Thema aber auch nicht publik.
Das wurde erst vor wenigen Jahren öffentlich, als Mallett tatsächlich einen Weg fand, wie man so etwas ähnliches wie eine Zeitmaschine bauen kann. Es geht – kurz gesagt – um einen ringförmigen Laserstrahl. Energie ist ja nichts anderes als Masse und so wie Masse krümmt daher auch Energie die Raumzeit. In der Umgebung eines solchen Ringlasers muss daher nicht nur der Raum verdreht werden (das ist der Lense-Thirrung-Effekt), es müssen auch sogenannte “geschlossene zeitartige Kurven” existieren, da neben dem Raum auch die Zeit verformt wird. Entlang dieser Kurven könnte man zurück in die Vergangenheit reisen und Mallett hat ein Experiment entworfen, wie sich das mit einem Strahl aus Neutronen, der durch den Ringlaser geschickt wird, nachweisen lässt. Wer sehr viel Ahnung von komplizierter Mathematik hat, kann sich die Grundlagen zu dieser These hier ansehen. Oder eben das Buch von Mallett lesen!
Ich kann es nur empfehlen; die Geschichte die Mallett über sein Leben erzählt ist packend und inspirierend. Seine wissenschaftliche Arbeit ist faszinierend. Und Mallett selbst ein durch und durch sympathischer Mensch! Ich hatte das Glück, ihn kürzlich kennen lernen zu dürfen, als er nach Wien kam um an einer Show der Science Busters mitzuwirken (die Folge wurde aufgezeichnet und wird – gekürzt – am 12. April 2016 im ORF beim Start der neuen Science-Busters-Staffel zu sehen sein).
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