Murmurs of Earth: Eine Botschaft für die Aliens
Mit Sprache im weitesten Sinne hat auch das nächste Buch zu tun, das ich im Januar gelesen habe. Es heißt “Murmurs of Earth”*, wurde von Carl Sagan und einem Schwung anderer Leute geschrieben und behandelt die schwierige Frage, wie man mit Außerirdischen kommuniziert.
“Murmurs of Earth” (das noch billig als eBook und ansonsten teuer antiquarisch – auf deutsch unter dem Titel “Signale der Erde. Unser Planet stellt sich vor”* aber noch recht günstig erhältlich ist), beschreibt die Geschichte der Entstehung der “Voyager Golden Record”. Also der Schallplatte, die 1977 mit den Raumsonden Voyager 1 und 2 ins All geflogen ist und mit ihnen irgendwann in ferner Zukunft das Sonnensystem verlassen wird.
Auf dieser Schallplatte finden sich Geräusche und Musik von der Erde. Aber auch jede Menge digitalisierte Bilder, die das Leben auf unserem Planeten zeigen (den Inhalt der Platte kann man sich hier online ansehen). Aus heutiger Sicht erscheint vieles davon ein klein wenig seltsam oder gar lächerlich. Aber das Buch erklärt deutlich, warum die Platte genau so gestaltet ist, wie sie es ist. Man hat zum Beispiel bewusst darauf verzichtet, irgendwelche wissenschaftlichen Ergebnisse o.ä. zu inkludieren und stattdessen Szenen aus dem menschlichen Leben inkludiert. Die mögen zwar für etwaige Aliens schwer verständlich sein. Aber WENN die Platte irgendwann gefunden werden sollte, wird diese Zivilisation sowieso schon über die Wissenschaft Bescheid wissen, die wir jetzt beherrschen. Wenn wir ihnen etwas neues und spezifisch irdisches erzählen wollen, dann ebene auch etwas spezifisch, wenn auch potentiell unverständliches über das menschliche Leben.
Es ist auch faszinierend (und ein wenig deprimierend) zu erfahren, welche Schwierigkeiten bei der Erstellung der Platte involviert waren. Abgesehen von eher lächerlichen politischen Gründen (Wenn der UN-Generalsekretär eine Botschaft inkludiert, dann muss auch der US-Präsident was sagen – und wenn der was sagt, dann müssen auch zumindest die Namen der Abgeordneten inkludiert werden, die sich beim Weltraumprogramm der NASA eingebracht haben. Und darum fliegt jetzt eine Liste mit unbekannten US-Politkern zu den Sternen…) sind stellen sich sofort jede Menge knifflige und fast schon philosophische Fragen: Wie reduziert man einen ganzen Planeten auf eine Handvoll Bilder? Und eine Handvoll Musikstücke? Wie stellt man sicher, dass die Auswahl repräsentativ ist und vermeidet ungerecht zu sein und ganze Kulturen oder historische Epochen zu ignorieren? Und dann sind da noch die ganzen technischen Probleme, die in der heutigen Zeit kaum noch nachvollziehbar erscheinen: Um Bilder zu finden, mussten Sagan & Co stapelweise Bücher kaufen und lesen anstatt schnell per Google-Bildersuche das passende zu finden. Musikstücke mussten in detektivischer Detailarbeit über die ganze Welt verfolgt werden; Sprecher der unterschiedlichen Sprachen der Erde aufgetrieben werden und alles ohne Internet, Email, Facebook et al. Das ganze unter ständigen Zeitdruck, da die goldene Platte ein recht spontaner Einfall war und bis zum Start der Sonden nur noch wenige Wochen Zeit blieben.
“Murmurs of Earth” ist eine spannende Geschichte; visionär und historisch zu gleich. Ich kann euch nur empfehlen, ein Exemplar aufzutreiben!
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