Am 9. Mai findet ein Merkurtransit statt. Von der Erde aus gesehen wird sich der sonnennächste Planet Merkur zwischen 13:11 MESZ und 20:41 MESZ direkt vor der Sonnenscheibe vorüber bewegen und als dunkler Punkt zu sehen sein. Das solltet ihr euch nicht entgehen lassen. Zur Einstimmung habe ich hier acht interessante Fakten zum Ereignis für euch (und Nr.7 wird euch zum Heulen bringen).
- Der erste, der das Auftreten eines Merkurtransits vorausberechnet hat, war Johannes Kepler. 1627 sagte er einen Transit für den 7. November 1631 voraus. Der fand auch an diesem Tag statt; Kepler hatte aber nichts mehr davon, weil er schon 1630 starb.
- Bis 1974 war nicht klar, ob der Merkur eine Atmosphäre besitzt oder nicht. Die Merkurtransits wurden unter anderem deswegen so intensiv beobachtet weil man hoffte, Anzeichen einer Atmosphäre zu entdecken, während sich der Planet an der Sonne vorbei bewegt. Als dann aber 1974 die Raumsonde Mariner 10 den Planeten besuchte war klar, dass es da nichts zu hoffen gab. Merkur hat keine Atmosphäre.
- Neben Merkur kann von der Erde auch die Venus bei einem Transit der Sonne beobachtet werden. Das war das letzte Mal 2004 und 2012 der Fall (siehe dazu meine Serie von damals: Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4, Teil 5). Venustransits gibt es nur ein bis zweimal alle ungefähr 100 Jahre. Merkurtransits sind aber viel häufiger. Im Schnitt gibt es davon mehr als ein Dutzend pro Jahrhundert. Den letzten gab es 2006 zu sehen; der nächste wird am 11. November 2019 stattfinden.
- Wer Lust hat, etwas wirklich seltenes zu sehen, sollte auf einen simultanen Transit von Merkur und Venus warten. So etwas kann theoretisch durchaus vorkommen. Das nächste Mal allerdings erst im Jahr 69163. Schreibt euch das sicherheitshalber in den Kalender, denn wenn ihr das verpasst, müsst ihr bis zum Jahr 224508 auf die nächste Chance warten!
- Am 7. November 1677 beobachtete der britische Astronom Edmond Halley einen Merkurtransit von der Insel St. Helena aus. Dabei kam ihm die Idee, dass man so einen planetaren Transit nutzen kann, um den Abstand zwischen Erde und Sonne zu berechnen. Das war eine durchaus sehr gute Idee, denn wie groß das Sonnensystem tatsächlich war, wusste man damals noch nicht. Halleys Idee resultierte in den großen Expeditionen des 18. Jahrhunderts, die am Ende wirklich einen Wert für die Distanz zwischen Erde und Sonne lieferten (ich habe hier mehr dazu geschrieben).
- Am 3. Juni 2014 beobachtete der Rover Curiosity einen Merkurtransit von der Oberfläche des Mars aus. Das war der erste Transit, den wir nicht von der Erde aus gesehen haben!
- Wenn ihr eure Sonnenfinsternisbrillen vom letzten Venustransit oder der partiellen Sonnenfinsternis im Vorjahr aufgehoben habt: Glückwunsch! Beim Merkurtransit nutzen sie euch allerdings nichts. Den winzigen Merkur kann mit freiem Auge nicht vor der hellen Sonne sehen. Wer den Transit beobachten will, braucht ein Teleskop oder ein Fernglas. Und muss ich jetzt wirklich noch dazu sagen, dass man ein Teleskop niemals ungeschützt auf die Sonne richten darf? Auch nicht wenn man eine Sonnebrille auf hat. Und nein, auch eine Sonnenfinsternisbrille bringt euch nix! Der Sonnenfilter eines Teleskops muss immer dort sein, wo das Licht reinkommt und niemals dort, wo es auf das Auge trifft. Also: Entweder ihr kennt euch aus und wisst was ihr tut. Und wenn nicht: Sucht euch eine Volkssternwarte, ein Planetarium, einen astronomischen Verein oder einen Livestream (z.B. hier) in eurer Nähe und lasst euch das Ereignis dort von den Experten zeigen.
- Ein Merkurtransit ist ein cooles astronomisches Phänomen das man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte, wenn man die Gelegenheit dazu hat. Aus wissenschaftlicher Sicht hat man in den letzten Jahrhunderten aber mehr oder weniger alles aus dem Ereignis herausgeforscht, was drin war. Neue Erkenntnisse sind für die Forschung nicht mehr zu erwarten. Aber man darf ja auch durchaus einfach mal so den Himmel betrachten. Macht es!
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