Vor fast genau zwei Jahren habe ich über die deutsch-französische Satellitenmission MERLIN berichtet. Anlass war das Fußballspiel, dass die beiden Länder bei der Fußballweltmeisterschaft 2014 ausgetragen haben. Heute treffen Deutschland und Frankreich wieder aufeinander; diesmal im Halbfinale der Europameisterschaft. Es ist also Zeit wieder nachzusehen, was die zwei Länder sonst noch so abseits des Fußballplatzes treiben.

In meinem letzten Artikel über MERLIN schrieb ich am Schluss: “Wenn alles nach Plan läuft, dann wird der Start im Jahr 2017 erfolgen.” Das ist leider nicht mehr aktuell. Mittlerweile ist der Starttermin auf 2019 verschoben worden; falls die Mission überhaupt zustande kommt. Und es wäre schön, wenn das passiert. MERLIN ist – zumindest mit viel Fantasie – eine Abkürzung für “Methane Remote Sensing LIDAR Mission” und es geht dabei darum, die Konzentration des Treibhausgases Methan in der Erdatmosphäre zu messen. Warum das wichtig ist, muss man eigentlich nicht mehr erklären. Will man verstehen, wie sich unser Klima in Zukunft verändern wird, muss man wissen wie viel Methan in die Atmosphäre gelangt und vor allem wo es her kommt. Mit lokalen Messungen am Erdboden ist das nur bedingt machbar; es bräuchte dringend einen Übersichtsblick von oben.

Ob MERLIN irgendwann mal ins All fliegen wird, wird sich zeigen. Bei einem anderen Projekt war die Kooperation zwischen Deutschland und Frankreich aber schon erfolgreich. Am 3. Dezember 2014 startete die japanische Raumsonde Hayabusa 2 ins All. Sie ist unterwegs zum Asteroiden Ryugu. Der knapp ein Kilometer große Felsbrocken soll im Sommer 2018 erreicht werden. Dort möchte die japanische Raumfahrtagentur dann das fortführen, was sie mit der ersten Hayabusa-Sonde schon so erfolgreich begonnen hat. Die erreichte im Jahr 2005 den Asteroid Itokawa, nahm dort Bodenproben und sollte sie zurück zur Erde bringen, was am 13. Juni 2010 auch erfolgreich war. Es war das erste Mal, dass man Proben von einem Asteroiden erhielt, auch wenn es nur einige wenige Partikel waren.

Mascot und Hayabusa fliegen zum Asteroid (Künstlerische Darstellung: DLR CC-BY 3.0)

Mascot und Hayabusa fliegen zum Asteroid (Künstlerische Darstellung: DLR CC-BY 3.0)

Beim zweiten Versuch will man mehr Material nach Hause bringen und nicht nur von der Oberfläche. Man will auch den Asteroiden selbst genauer untersuchen. Zu diesem Zweck befindet sich der Mobile Asteroid Surface Scout, kurz MASCOT mit an Bord. Das ist ein kleiner Roboter, der vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Kooperation mit der französischen Raumfahrtagentur CNES entwickelt wurde. Der nur 10 Kilogramm schwere MASCOT wird zuerst auf dem Asteroiden landen und dabei helfen, einen passenden Landeplatz für die Raumsonde zu finden. Um sich auf der Oberfläche des Asteroiden vorwärts zu bewegen, wird MASCOT allerdings nicht rollen, sondern springen. Bei jedem Sprung kann er 10 bis 70 Meter zurück legen und so viele verschiedene Orte mit seinen Messinstrumenten untersuchen. Deutschland hat eine Weitwinkelkamera, ein Magnetometer und ein Radiometer zur Messung der Oberflächentemperatur beigesteuert; aus Frankreich kommt ein Mikroskop mit Infrarotspektrometer.

Wer französisch kann, kann sich hier von der CNES erklären lassen, wie MASCOT funktioniert:


Décollage : Mascot, à la conquête d'un astéroïde von CNES

(Das DLR hat auch noch ein Video, das sich aber unpraktischerweise nicht einbinden lässt)

Wenn alles nach Plan läuft, dann wird Hayabusa-2 im Dezember 2020 wieder zur Erde zurück kehren. Da ist die nächste Fußball-Europameisterschaft schon vorbei und vielleicht sind sich Frankreich und Deutschland dabei wieder auf dem Fußballfeld als Gegner gegenüber gestanden. In der Wissenschaft werden sie aber sicherlich weiter kooperieren. Und hoffentlich viele interessante Ergebnisse über Asteroiden finden.

P.S. Den Rest der EM-Wissenschaft gibts hier)