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Das sagt die Autorin des Artikels, Jennifer über sich:
Keine Angabe
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Forschung mit embryonalen Stammzellen-Fortschritt oder ethisch verwerflich?
Die Forschung von embryonalen Stammzellen wirft verschiedene Reaktionen auf. Während die einen völlig begeistert sind und es als Zukunft der Medizin sehen, sind die anderen vehement dagegen. Die so umstrittene Forschung die so viele Feinde hat und doch auch Hoffnung auf neue Behandlungsmethoden gibt, wird wie kein anderes wissenschaftliches Thema in der Öffentlichkeit diskutiert.
Doch woher kommen Stammzellen überhaupt? Wie genau können sie die zukünftige Medizin beeinflussen und gibt es auch Alternativen?
Was sind Stammzellen eigentlich?
Als Stammzellen werden im Grunde alle Zelle bezeichnet, die noch nicht auf ihre Funktion im späteren Organismus festgelegt sind.
Je nach Stammzelle, haben sie die Eigenschaft, sich in jedes mögliche Gewebe oder in einen ganz bestimmten Gewebetypen wie z. B. in Nerven-, Haut-, Herz- oder Muskelzellen zu entwickeln.
Im Allgemeinen kann man Stammzellen in zwei Gruppen einteilen:
1. die adulten Stammzellen, die sich in den meisten Geweben eines erwachsenen Menschen befinden und deren wichtigste Aufgaben, die Geweberegeneration und -reparatur sind. Durch das Nachliefern von dieser Art Zellen werden die beschädigten oder abgestorbenen Zellen zersetzt und somit die Funktionsfähigkeit von Geweben und Organen aufrechterhalten.
2. die embryonalen Stammzellen, die sich wiederum, je nach ihrer Herkunft, in drei weitere Gruppen einteilen lassen.
Die, für die Forschung verwendeten, und die am meist umstrittensten sind dabei die sogenannten „ES-Zellen“ (Embryonen stem cells), die bereits aus frühen Embryonalstadien (Blastozysten) gewonnen werden, wobei der Embryo zerstört wird.
Warum genau ES-Zellen?
Einer der Hauptgründe für die Verwendung dieser Zellen ist, dass sie die Fähigkeit besitzen, sich bei geeigneten Bedingungen in alle Gewebe des menschlichen Körpers zu entwickeln, was sie bei der Forschung vielseitig einsetzbar macht.
Wie werden ES-Zellen aus Blastozysten gewonnen?
Die am häufigste verwendete und zu gleich ethisch bedenklichste Methode ist die „In-vitro-Fertilisation“, kurz auch IVF. Sie wird vor allem eingesetzt, um bei einer ungewollten Kinderlosigkeit eine Schwangerschaft herbeizuführen. Dafür werden, in einem Reagenzglas herangezüchtete Embryonen in die Gebärmutter der Frau gepflanzt, wo sie sich dann zu einem Kind weiterentwickeln können.
Fünf bis sechs Tage nach der Befruchtung der Eizelle ist diese zu einer Blastozyste herangewachsen, die von einer Zellschicht, dem Trophoblasten, umhüllt wird.
Um an die Stammzellen heran zu kommen, wird der Trophoblast mittels Antikörper oder auch durch Laserstrahlen zerstört, was keine weitere Entwicklung des Embryos zur Folge hat.
Die Zellmasse die dadurch zugänglich wird, wird in einer Zellkultur in einem speziellen Nährmedium kultiviert, was sie weiter wachsen lässt, ohne dass sie sich differenzieren können.
Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, ES-Zellen durch klonen zu gewinnen, was bis jetzt bei Tieren, wie 1996 bei dem Schaf „Dolly“, aber noch nicht erfolgreich beim Menschen durchgeführt werden konnte.
Allerdings bringt diese Methode auch hohe Missbildung und Sterblichkeitsraten mit sich.
Was sind die Ziele dieser Forschung?
Durch die Fähigkeit, sich unbegrenzt zu Vermehren, bilden Stammzellen eine Quelle zur Gewinnung von Zell- und Gewebeersatz.
Vor allem will man erforschen, wie genau die Entwicklung und Regulation früher Stammzellstadien abläuft und wie es zu der Fähigkeit der Vermehrung und Differenzierung kommt.
Die klinische Forschung hat das Ziel, durch das Einsetzten von ES-Zellen in Behandlungen von Krankheiten wie z. B. Moorbus Parkinson, Diabetes mellitus Typ 1 sowie Herz-Kreislaufsystem Krankheiten einzusetzen.
Des Weiteren wird versucht, Gewebeersatz, besonders für Gewebe, die nur ein geringes oder gar kein Regenerationsvermögen aufweisen, zu schaffen.
Im Rahmen einer Gentherapie könnte es auch möglich sein, genetisch veränderte ES-Zellen einzusetzen um ein zerstörtes Immunsystem wieder herzustellen.
Gibt es Alternativen?
Da sich die Grundlagenforschung auf das Untersuchen von den Eigenschaften des Kultivierens, Differenzierens und Manipulierens der embryonalen Stammzellenforschung spezialisiert hat, kommen Alternativen wie adulte Stammzellen schon mal nicht in Frage.
Jedoch kann ein Gewebeersatz, wie er schon seit einigen Jahren in der Knochenmarktransplantation und der Regenerierung von Haut nach Verbrennungen eingesetzt wird, auch aus adulten Stammzellen gewonnen werden.
Problem dabei ist nur, dass adulte Zellen nicht die Eigenschaft der Verwertbarkeit und Differenzierung besitzen, was zur Verwirklichung der oben genannten Ziele ins Leere führt.
Zwar gibt es die Möglichkeit umprogrammierte adulte Zellen zu verwenden, was als ethischen Aspekt den Vorteil bringt, dass dafür keine Embryonen zerstört werden müssen.
Zwar kann es die Immun- und Abstoßungsreaktionen vermindern, da die körpereigenen Zellen des Patienten umprogrammiert werden, aber häufig kommt es vor, dass Patienten erkranken und teilweise an den Folgen der Erkrankungen sterben.
Des Weiteren ist es möglich, ausschließlich an Tiermodellen zu forschen, wie z. B. an Stammzellen von Mäusen.
Ein Problem besteht jedoch bei der Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen, da der Differenzierungsvorgang der embryonalen Mäuse-Stammzellen andere Wachstumsfaktoren aufweist als der, der humanen Stammzellen.
Zwar hat es für kurze Zeit die These gegeben, dass die Wachstumsfaktoren aus weiterentwickelten Mäuse-Föten genau so reagieren wie humane Stammzellen, jedoch hat der Forscher Hans Schöler diese widerlegt, da er herausfand, dass es zwar Zellen gibt, die ähnlich auf bestimmte Faktoren reagieren, jedoch andere Mechanismen vorhanden sind.
Ob es ethisch akzeptabel ist Mäuse, die ja auch Lebewesen sind, für Forschungszwecke zu töten, ist dann eine andere Frage.
Ethische Dilemma
Kurz:
Ethisch gesehen ist dieses Thema eine Sackgasse.
Auf der einen Seite, müssen für die Forschung Embryonen zerstört werden, auf der anderen Seite, könnte zukünftig das Leid vieler kranken Menschen verringert werden.
Die Länder selbst haben zu diesem Thema unterschiedliche Rechtslagen. In z. B. Österreich ist die Forschung an importierten ES-Zellen ohne Einschränkung erlaubt. Verboten ist jedoch die Gewinnung von embryonalen Stammzellen, sofern diese in Österreich stattfindet. Hingegen kann in Polen die Gewinnung so wie die Forschung an embryonalen Stammzellen zu einer Freiheitsstrafe von bis zu 3 Jahren führen.
Vor allem wird der moralische Stellenwert eines Embryos diskutiert.
Viele sind der Meinung, dass ein Embryo bereits bei der Befruchtung den Status eines vollständigen Menschen hat, oder zumindest schon als zukünftige Person angesehen werden sollte und somit auch Respekt und Würde verdient.
Jedoch hat ein früher Embryo, wie einer für die Stammzellenforschung verwendet wird, noch keine emotionalen, physischen oder psychologischen Charakteristiken, die ihn als Menschen auszeichnen würden, weshalb er auch nicht als solcher behandelt werden muss.
Häufig hört man von der 14-Tage Grenze, bei der der Embryo, sobald sie überschritten wird, unter einem speziellen Schutz liegt.
Grund dafür ist, dass es nach 14 Tagen unmöglich ist, dass sich der Embryo teilt und sich so Zwillinge daraus bilden könnten, des weiter besitzt ein Embryo vor dem vierzehnten Tag noch kein zentrales Nervensystem, wodurch er wiederum auch noch kein Bewusstsein besitzt.
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