Zwischen November 2014 und Juli 2016 habe ich in der Online-Ausgabe der österreichischen Tageszeitung “Der Standard” eine regelmäßige Kolumne über Esoterik und Pseudowissenschaft verfasst. In “So ein Schmarrn” habe ich vor allem probiert zu erklären, dass diese Unsinn zwar tatsächlich Unsinn ist, aber leider auch eine immer größere gesellschaftliche Relevanz erreicht, die uns alle beschäftigen sollte. Aber nach 43 Artikeln (mit mehr als 44.000 Kommentaren) war das Thema dann auch irgendwie durch; wenn ich die Kolumne noch weitergeführt hätte, hätte ich mich entweder wiederholen oder mich mit dem völlig obskuren (und tatsächlich irrelevanten) Unsinn beschäftigen müssen. Dazu hatte ich keine Lust und darum haben der Online-Standard und ich uns entschieden, eine kleine Pause einzulegen um im Herbst mit einem neuen Blog zu einem neuem Thema zurück zu kehren.
Das ist heute endlich geschehen. Mein neuer Blog heißt “Hier irrte die Wissenschaft” und stellt quasi das Gegenstück zu “So ein Schmarrn” dar. Denn genau so wie man sich im Rahmen einer erfolgreichen Wissenschaftskommunikation mit dem beschäftigen muss, was so tut als wäre es Wissenschaft, in Wahrheit aber Esoterik/Pseudowissenschaft ist, muss man sich auch mit dem beschäftigen, was innerhalb der Wissenschaft nicht nach Plan läuft. Dabei geht es mir aber nicht unbedingt so sehr um echte Betrüger, Datenfälscher, Plagiatoren und ähnliches. Sondern um die wertvollen Irrtümer: Die Irrwege, die am Ende zwar nicht zu dem geplanten Ziel geführt haben, sondern ganz wo anders hin wo man ohne den Irrtum nie hingekommen wäre.
In meinem heute erschienenen ersten Artikel (“Warum die Wissenschaft Irrtümer braucht”) führe ich das ein wenig genauer aus:
“In der Schule, den meisten Lehrbüchern und oft auch auf der Universität werden die Irrtümer, Fehlschläge und Zufälle auf dem Weg zu wissenschaftlicher Erkenntnis unterschlagen. Die Forschung wird als eine einzige Erfolgsgeschichte präsentiert, in der Entdeckung auf Entdeckung folgt. Die mühsamen Wege und Irrwege, die zu diesen Entdeckungen geführt haben, werden ignoriert. Das kann den Eindruck erzeugen, die Produktion absoluter und ewig bestehender Wahrheiten wäre Aufgabe, Ziel und Anspruch der Wissenschaft. Dann ist es nicht weit zum Vorurteil, dass die Wissenschaft “engstirnig” sei und “dogmatisch”; das sie keine widersprechende Meinungen zulassen und alles abtun würde, was dem Status Quo der Erkenntnis widerspreche. Die Realität der wissenschaftlichen Forschung könnte dagegen kaum ferner von diesen Vorurteilen sein. Sowohl wenn es um die Aufklärung in Sachen Esoterik und Pseudowissenschaft geht, als auch bei der Vermittlung echten Wissens: Die Beschäftigung mit den Fehlern und Irrtümer der Wissenschaft ist dabei von essenzieller Bedeutung.”
Ich würde mich freuen, wenn ihr auch meine neue Kolumne lest. Sie wird vorerst vermutlich im 2-3 Wochen Rhythmus erscheinen.
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