Das ist die Transkription einer Folge meines Sternengeschichten-Podcasts. Die Folge gibt es auch als MP3-Download und YouTube-Video.
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Sternengeschichten Folge 261: Menschengemachte Objekte auf anderen Himmelskörpern
Die ersten Raketen haben wir Menschen nach Ende des zweiten Weltkriegs in den Weltraum geschickt. Der erste künstliche Satellit hat im Oktober 1957 die Erde umkreist. Und nur wenige Jahre später haben wir begonnen auch Raumsonden zu anderen Himmelskörpern zu schicken. Heute haben wir alle Planeten des Sonnensystems besucht. Dazu einige Monde dieser Planeten, einige Asteroiden und Kometen. Menschen haben ihre Füße zwar nur auf unseren eigenen Mond gesetzt – unsere Raumsonden, Rover und robotischen Forscher sind aber wesentlich weiter vorgedrungen. Wir haben überall im Sonnensystem unsere Spuren hinterlassen.
Der Mond der Erde ist der uns nächstgelegene Himmelskörper und er hat auch am 13. September 1959 das erste Mal Besuch von uns bekommen. Genauer gesagt: Von der damaligen Sowjetunion und ihrer Raumsonde Lunik 2. Eigentlich hätte schon der Vorgänger Lunik 1 den Mond erreichen sollen. Am 2. Januar 1959 startet vom Weltraumbahnhof Baikonur diese erste Raumsonde der Welt die auch gleichzeitig die erste Mondsonde der Welt war in Richtung unseres Nachbarn im All. Lunik 1 war im Wesentlichen kugelförmig, mit einem Durchmesser von 1,45 Metern und einer Masse von knapp 360 Kilogramm. Sie hatte Instrumente an Bord um Magnetfelder zu messen und die Menge an Gasmolekülen zwischen den Planeten. Außerdem konnte sie radioaktive Strahlung registrieren. Sie hätte auf dem Mond landen sollen. Beziehungsweise nicht “landen” im eigentlichen Sinn; soweit war man damals noch nicht. Sie wäre gezielt mit dem Mond kollidiert, dort aufgeschlagen und so gebaut dass sie den Aufprall überlebt. Oder besser gesagt: Ein paar in ihrem Inneren geschützte Metallkugeln die Symbole der Sowjetunion wie Hammer & Sichel enthielten hätten überlebt.
Die Raumfahrtechnik war damals wirklich noch ganz am Anfang. Man konnte nicht einfach so wie heute Computersignale empfangen und nachsehen wo sich die Sonde rumtreibt. Stattdessen hatte Lunik 1 Natrium an Bord. Dieses Natrium wurde einen Tag nach dem Start ausgestoßen, erzeugte eine Wolke die vom Sonnenwind zum Leuchten angeregt wurde und von der Erde aus beobachtet werden konnte. So wusste man wo die Sonde ist – und wusste in diesem Fall auch gleich dass sie weit von ihrer geplanten Flugbahn abgekommen war. Sie war zu schnell und flog in knapp 6000 Kilometer am Mond vorbei. Aber immerhin lieferte sie wichtige Messwerte über die Strahlungsürtel der Erde (von denen ich in Folge 37 mehr erzählt habe) und fand heraus dass der Mond kein Magnetfeld hat.
Was Lunik 1 nicht geschafft hatte sollte wenig später Lunik 2 schaffen. Sie startete am 12. September 1959 ins All, war im wesentlichen baugleich mit Lunik 1 und erreichte ihr Ziel einen Tag nach dem Start. Mit einer Geschwindigkeit von 12.000 Kilometern pro Stunde schlug sie zwischen den Mondkratern Autolycus und Archimedes ein. Wissenschaftlich tat sie dort nicht viel; sie spuckte kurz vor dem Aufprall noch ein paar Metallstreifen mit sowjetischen Symbolen aus und liegt seitdem auf dem Mond herum. Aber es war das erste Mal dass etwas von Menschenhand geschaffenes einen anderen Himmelskörper im Weltall erreicht hatte!
Die USA konnte erst am 26. April 1962 mit der Sowjetunion gleichziehen als die NASA Raumsonde Ranger 4 auf dem Mond aufprallte. Im Lauf der 1960er Jahre folgten dann noch Ranger 6, Ranger 7, Ranger 8 und Ranger 9 aus den USA beziehungsweise Luna 5, Luna 7 und Luna 8 aus der Sowjetunion. Vor allem den Ranger-Sonden gelang es dabei jede Menge Bilder der Mondoberfläche zu machen bevor sie am Mond zerschellten.
Am 3. Februar 1966 setzte die Sowjetunion dann einen weiteren Meilenstein. Die Raumsonde Luna 9 landete im Oceanus Procellarum, dem Ozean der Stürme. Und es war tatsächlich eine Landung, kein Aufprall. Das erste Mal war es Menschen gelungen eine Raumsonde kontrolliert und weich auf einem anderen Himmelskörper zu landen. Drei Tage lang lieferte Luna 9 Bilder und Messwerte von der Mondoberfläche bevor ihre Batterien keinen Strom mehr lieferten. Dis USA konnten erst am 2. Juni 1966 nachziehen und mit Surveyor 1 sicher und kontrolliert landen – ihre Sonde arbeitete aber sechs Wochen lang und schickte über 10.000 Bilder zurück zur Erde.
Der Wettlauf zum Mond ging weiter; beide Nationen schickten Raumsonde um Raumsonde zum Mond; manche schlugen hart auf, manche landeten kontrolliert. Manche, wie Surveyor 6 im Jahr 1967 konnten sogar nach der Mondlandung wieder starten und ein paar Meter entfernt erneut landen. Dann kamen schließlich am 21. Juli 1969 die ersten Menschen zum Mond. Sie hinterließen Meßgeräte, die Auf- und Abstiegsstufen der Mondlandefähren mit denen sie gekommen waren und später auch die Mondautos die sie zur Erforschung eingesetzt haben. 1971 schlug der amerikanische Astronaut Alan Shepard als erste Mensch einen Golfball auf dem Mond ab der nun zusammen mit den ganzen anderen technischen Gerätschaften auf unserem Nachbarhimmelskörper herum liegt.
1990 landete das erste Mal etwas auf dem Mond das dort weder von den USA noch von der Sowjetunion hingeschickt wurde. Die japanische Hiten-Sonde zur Monderkundung hatte den Orbiter Hagomoro ausgesetzt der am 19. März 1990 dort aufschlug. Im September 2006 folgte mit SMART-1 auch der erste Beitrag der Europäischen Raumfahragentur zur technologischen Müllhalde auf dem Mond; 2008 schickte Indien die Chandrayaan-1 Einschlagssonde und seit 2009 ist auch China mit den Chang’e-Missionen mit dabei in deren Rahmen 2013 auch ein 120 Kilogramm schwerer Rover auf den Mond geschickt wurde.
Insgesamt haben wir Menschen seit 1959 fast 80 größere Objekte auf den Mond geschickt und jede Menge Kleinkram (wie zum Beispiel die Statute des “Fallen Astronaut” über die ich in Folge 237 gesprochen habe oder die Laserreflektoren mit denen der Abstand zum Mond von der Erde aus gemessen werden kann).
Aber es blieb natürlich nicht beim Mond. Die USA und die Sowjetunion wandten sich ziemlich bald auch unseren Nachbarplaneten Mars und Venus zu. Auch auf dem Mars waren die Sowjets die ersten: Die 1962 gestartete Sonde Mars 1 schaffte es zwar nicht ganz; man verlor den Kontakt und sie flog 1963 am Mars vorbei. Am 27. November 1971 lief es dann ein wenig besser. Mars 2 erreichte den Himmelskörper, landete aber aufgrund von technischen Problemen nicht sanft sondern schlug auf der Oberfläche auf. Nur wenige Tage später schaffte Mars 3 eine sichere Landung, fing auch an ein Bild der Landestelle zu übertragen – aber der Kontakt brach schon 20 Sekunden später wieder ab. Erfolgreicher war die Viking-1-Sonde der NASA die am 20. Juli 1976 landete und mit der man ganze sechs Jahre lang Funkkontakt halten konnte!
1997 lieferte die Mars Pathfinder Mission der NASA mit Sojourner den ersten Marsrover auf unserem Nachbarplaneten ab. Er konnte Gesteins- und Bodenproben analysieren und war mehr als zwei Monate lang aktiv. 2004 folgten die 820 Kilogramm schweren Rover Spirit und Opportunity von denen Opportunity auch 13 Jahre später immer noch aktiv ist und über die Oberfläche des Mars rollt. Die Versuche der Europäer auf dem Mars zu landen waren weniger erfolgreich – die Beagle-2-Sonde landete zwar 2003 sicher, war aber nicht in der Lage Funkkontakt zur Erde herzustellen. Und die Schiaparelli-Sonde der ESA schlug aufgrund technischer Probleme im Oktober 2016 ungebremst auf dem Mars ein. Andere Nationen haben sich bis jetzt nicht an der Landung auf dem Mars versucht.
Bei der Venus ist es nicht anders. Auch hier war die Sowjetunion am 1. März 1966 die erste Nation die mit der Venera 3 Sonde eine, wenn auch harte Landung schaffte. Mit Venera 7 schaffte man am 15. Dezember 1970 die erste sanfte Landung auf der Oberfläche mit Übertragung von Daten und Venera 9 konnte am 22. Oktober 1975 auch die ersten Bilder der Venusobefläche zur Erde schicken. Die Amerikaner konnten erst 1978 auf der Venus landen. Europa schickt 2015 die Raumsonde Venus Express in die Atmosphäre des Nachbarplaneten. Die Sonde war eigentlich dazu die Venus aus einer Umlaufbahn zu erforschen, was sie auch sehr erfolgreich getan hat. Als ihre Lebensdauer zu Ende ging ließ man sie gezielt mit dem Planeten kollidieren.
Das gleiche Schicksal erlitt auch die MESSENGER-Sonde der NASA am 30. April 2015 am Merkur. Nach einer erfolgreichen Mission vom Orbit aus wurde sie absichtlich auf den Planeten gelenkt und ist damit das einzige menschengemachte Objekt das den sonnennächsten Himmelskörper erreicht hat.
Neben den Planeten haben wir aber natürlich auch andere Objekte mit unseren Raumsonden besucht. Am 14. Februar 2005 ist die Huygens-Sonde der Europäischen Raumfahrtagentur erfolgreich auf dem Saturnmond Titan gelandet. Weiter weg von der Erde ist bis jetzt noch kein Objekt auf der Oberfläche eines anderen Himmelskörpers gelandet. Im Jahr 2001 hat die NASA ihre Sonde NEAR Shoemaker auf der Oberfläche des Asteroid Eros abgesetzt was umso beeindruckender war als dass die Sonde gar nicht für eine weiche Landung ausgelegt war sondern den Asteroid nur von einer Umlaufbahn aus erforschen sollte. Den Komet Tempel-1 hat die NASA im Jahr 2005 absichtlich mit einem knapp 300 Kilogramm schweren Einschlagskörper bombardiert um das bei der Kollision aufgeworfene Kometenmaterial untersuchen zu können. Die japanische Sonde Hayabusa ist auf dem Asteroid Itokawa gelandet und die Europäische Raumfahrtagentur ESA höchst spektakulär am 12. November 2014 auf dem Kometen Tschurjumow-Gerassimenko.
Auf den großen Gasplaneten unseres Sonnensystems gibt es zwar keine feste Oberfläche um dort zu landen, aber auch sie haben wir mit Raumsonden heimgesucht. Nach ihren jeweils erfolgreichen Missionen wurde die Galileo-Sonde in den Jupiter und die Cassini-Sonde in den Saturn gesteuert. Einerseits um noch letzte wissenschaftliche Daten sammeln zu können; andererseits um zu verhindern dass die Flugkörper unkontrolliert zum Beispiel auf einen der Monde des Systems stürzen und die Oberfläche dort für zukünftige Missionen kontaminieren.
Wir Menschen haben überraschend viel Material von der Erde ins Weltall getragen. Auf dem Mars haben sich mittlerweile schon etwa 9300 Kilogramm an Raumsonden, Rovern und anderem Kram angesammelt. Auf der Venus sind es mehr als 22.000 Kilogramm. Der Merkur hat nur 500 Kilogramm abbekommen, die Asteroiden und Kometen zusammen etwa 1000 Kilogramm. Auf dem Mond haben wir gewaltige 190.000 Kilogramm abgeladen und insgesamt fast 220.000 Kilogramm Technik auf anderen Himmelskörpern des Sonnensystems deponiert!
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