Das Fermi-Paradoxon ist heute immer noch so interessant wie es damals in den 1940er Jahren war, als der Physiker Enrico Fermi das erste Mal die Frage gestellt hat, wo denn eigentlich all die Aliens sind? Wenn (intelligentes) Leben etwas ist, das überall dort entsteht wo es entstehen kann; wenn das Universum offensichtlich voll mit Planeten ist, die passende Bedingungen bieten und wenn diese Aliens sich früher oder später auch von ihrer Heimatwelt entfernt haben: Dann sollte in den Milliarden Jahren in denen das Universum existiert schon längst genug Zeit gewesen sein, dass sie sich überall hin ausgebreitet haben. Aber wie intensiv wir auch suchen: Wir finden nix davon.
Und vielleicht ist das auch gut so. Denn eng verwandt mit dem Fermi-Paradoxon ist die Idee des “großen Filters”. Also von “etwas”, das es mehr oder unmöglich macht, dass sich intelligente Lebewesen zu einer viele Sternensysteme umfassenden Zivilisation entwickeln. Das würde erklären, warum wir nirgendwo Spuren von Aliens entdecken.
Es wirft aber auch eine sehr relevante Frage auf: Liegt dieser “große Filter” noch vor uns? Oder haben wir die gewaltige Hürde schon genommen, ohne es zu bemerken? Wir wissen ja immer noch nicht all zu viel über die Entstehung des Lebens und des intelligenten Lebens auf der Erde. Vielleicht IST es ganz enorm unwahrscheinlich, dass sich komplexes Leben aus simplen Lebensformen entwickelt? Vielleicht ist es fast unmöglich, das komplexes Leben Intelligenz entwickelt. Und vielleicht gehören wir zu den wenigen oder sind gar die einzigen Lebewesen, bei denen das passiert ist. Dann wäre es an uns, irgendwann die Galaxie zu besiedeln. Wir wären die Aliens, die Enrico Fermi damals vermisst hat, und das Universum musste deswegen erst auf uns warten, weil es eben so enorm unwahrscheinlich ist, das es so etwas gibt wie uns Menschen.
Die Alternative bestünde darin, dass die große Hürde noch vor uns liegt. Das (intelligentes) Leben im Universum häufig entsteht aber irgendetwas in so gut wie allen Fällen dazu führt, dass diese Lebewesen ihren Planeten nicht verlassen können beziehungsweise ausgelöscht wird oder sich selbst auslöscht. Ich habe keine Ahnung, was das sein könnte (Atomkrieg und Umweltverschmutzung bieten sich allerdings beispielsweise als plausible Kandidaten an).
Ich persönlich glaube (und mangels Wissen kann man hier wirklich nur glauben), dass der Filter schon hinter uns liegt. Ich glaube, dass einfaches Leben (Bakterien etc) tatsächlich überall dort entsteht wo es entstehen kann und häufig im Universum ist. Dass es aber enorm selten passiert, dass dieses simple Leben irgendwann intelligent wird. Immerhin ist das Leben auf der Erde mehr als 3,5 Milliarden Jahren ganz wunderbar ohne Intelligenz ausgekommen und hat erst in den letzten paar hunderttausend Jahren Intelligenz hervorgebracht. Warum erst so spät? Weil dieser Sprung etwas ist, das nur ganz selten passiert. Glaube ich zumindest – um es wissen zu können (bzw. wissen zu können, dass ich mich irre), werden Physik, Chemie und Biologie noch einiges an Forschungsarbeit erledigen müssen.
Bis dahin empfehle ich euch dieses sehr schöne Video (das auch der Grund ist, warum ich diesen Artikel überhaupt geschrieben habe), in dem das Thema grafisch und inhaltlich sehr hervorragend erklärt wird:
P.S. Den großen Filter in einem Sci-Fi-Kontext gibt es in den Revelation-Space-Büchern (auf deutsch “Der Inhibitor-Zyklus”) von Alastair Reynolds. Denke ich zumindest, denn ich habe nach dem ersten Viertel des zweiten Bandes ein wenig die Lust verloren, weiter zu lesen. Die Handlung war irgendwie zu verzettelt für meinen Geschmack. Aber vielleicht will mich ja noch jemand überzeugen, wieder weiter zu lesen?
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