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Drei Bedingungen für das bedingungslose Grundeinkommen

von Stefan Siegert

Ich bin Industriekaufmann und Diplom-Ökonom, habe lange Zeit in der Privatwirtschaft gearbeitet und bin seit einigen Jahren als Entwicklungshelfer tätig, aktuell auf den Philippinen.

Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) wird seit ca. 10 Jahren immer wieder als neues Gesellschaftsmodell ins Gespräch gebracht. Viele aktuelle oder zukünftige Probleme in der Arbeitswelt (z.B. zunehmende Digitalisierung und Automatisierung bei gleichzeitiger Abnahme des Arbeitskräftebedarfs im traditionellen Sinne) sowie gesellschaftlich relevante Fragestellungen (soziale Ungleichheit oder als ungerecht empfundene, monetäre Wertschätzung unterschiedlicher Arbeit) scheinen sich damit vielversprechend lösen zu lassen. Bedingungslosigkeit auf einer Seite lässt sich allerdings nur schwer ohne neue Bedingungen auf der anderen Seite umsetzen. In diesem Artikel möchte ich ein paar dieser Bedingungen nennen, die zu erfüllen wären, um ein BGE realisieren zu können. In der aktuellen, häufig sehr polarisierten Diskussion, in der es oft anscheinend nur absolute Gegner oder Befürworter eines BGEs gibt, scheinen mir solch rationale Überlegungen mitunter etwas zu kurz zu kommen.

Eine Bedingung für ein BGE, die zumindest recht häufig noch genannt, wenn auch eher selten wirklich durchgerechnet wird, ist die Finanzierbarkeit. Der Finanzierungsbedarf am Beispiel Deutschland ist relativ leicht zu kalkulieren: Wenn 82,5 Mio. Einwohner jeweils 1.500 € BGE monatlich bekommen, kostet das BGE 82,5 Mio. x 1,500 € = 123,75 Mrd. € pro Monat oder 1,485 Billionen € pro Jahr. Dieses Geld müsste aus Steuermitteln aufgebracht werden, eine andere Quelle fällt mir jedenfalls nicht ein,

Der Bundeshaushalt, also alle Einnahmen des Staates auf Bundesebene, belaufen sich aktuell auf ca. 350 Mrd. €, die Einnahmen aller Bundesländer zusammen betrug 2017 368,2 Mrd. € und die aller Kommunen 2015 218 Mrd. €, in der Summe also 936,2 Mrd. €. Wollte man nun all diese Mittel zur Finanzierung eines BGEs einsetzen (eine sehr unrealistische Annahme, denn natürlich gibt jede Gebietskörperschaft auch Geld für andere Dinge aus), wäre selbst dann noch eine Finanzierungslücke von rund 550 Mrd. € pro Jahr zu schließen.

Womit man bei der nächsten Bedingung wäre, nämlich einem radikal veränderten Steuersystem. Verändert insofern, dass selbst bei Beibehaltung aller aktuellen Steuern zusätzlich noch einmal viel mehr Einnahmen generiert werden müssten. In der Tat fallen zwar einige Posten aus dem bisherigen Budget weg (Hartz IV, das von den Kommunen oder der Zuschuss zum Rentensystem, der vom Bund bezahlt wird), aber es ließe sich kaum vermeiden, den Staatshaushalt um 50% zu erhöhen. Dazu könnte man entweder pauschal alle Steuersätze anpassen (Mehrwertsteuer von 19% auf 28,5% usw.) oder man müsste neue Steuern einführen.

Deutschland ist ein reiches Land, da ist sicherlich bei der Einkommens-, Zinsertrags-, Erbschafts- oder Vermögenssteuer noch Luft nach oben. Leider sollte man auch hier die Erwartungen nicht allzu hoch schrauben. Das Vermögen der 500 reichsten Deutschen beträgt insgesamt 692,25 Mrd. €. Selbst im theoretischen Extremfall einer 100%igen Vermögenssteuer, also einer kompletten Enteignung (Auch dies ist wieder nicht sehr realistisch, beispielsweise gehören Dieter Schwarz, dem reichsten Deutschen, die Immobilien, in denen sich die Lidl-Filialen befinden. Möchte man ihn nun mit einer 100%igen Vermögenssteuer belegen, müsste er diese Gebäude verkaufen, allerdings nicht an die Albrecht-Familien, denen Aldi gehört, denn die wären ja gleichzeitig damit beschäftigt, Käufer für ihre eigenen Gewerbeimmobilien zu finden.) wäre ein BGE höchstens 16 Monate lang finanzierbar.

An dieser Stelle kommt man mit klassischen Finanzierungsüberlegungen und Steuern also erst einmal nicht weiter, Man könnte einfach Geld drucken, wie das viele Staaten kurz vor dem Staatsbankrott in der Vergangenheit gerne gemacht haben. Das Problem hierbei war, das damit automatisch immer eine enorme Geldentwertung einherging, die Inflationsraten stiegen überproportional. Für das BGE würde dies bedeuten, dass die Preise steigen würden und damit das BGE wieder zu erhöhen wäre – ein Teufelskreis.

Inflation ist allerdings ein interessantes Stichwort, das einen zwangsläufig zu einer weiteren Bedingung führt: einer Neudefinition von Geld. Geld erfüllt in seiner jetzigen Form verschiedene Funktionen, es dient als Tausch- und Zahlungsmittel, als Wertaufbewahrungsmittel und als Recheneinheit. Eine Gesellschaft, die ihrer Währung vertraut, verlässt sich darauf, dass diese Funktionen erfüllt werden. Das bedeutet z.B., dass man für einen bestimmten Betrag einen Gegenwert in Form von Waren, Dienstleitungen oder auch Arbeitskraft bekommen kann. Wird nun in so großem Maße, wie beim BGE angedacht, Geld ohne Gegenleistung zur Verfügung gestellt, hätte dies einen enormen Einfluss auf die Funktionen Wertaufbewahrungsmittel und Recheneinheit. Die Folgen wären also auch ganz ohne Geld zu drucken inflationäre Tendenzen.

Bisher ist noch kein Ort der Welt bekannt, an dem die dortige Währung nicht exakt diesen, sich auch gegenseitig bedingenden, Geldfunktionen folgt. Um mit dem BGE nicht in die Inflation zu treiben, wäre also ein ganz neues Geld zu erfinden, wie auch immer das aussehen mag.

Fazit: Selbst bei nur diesen drei Themen wird die Komplexität der extremen Auswirkungen auf andere Bereiche bei Einführung eines BGEs sehr deutlich. Es wäre eben nicht damit getan, es „einfach mal auf lokaler Ebene auszuprobieren“, wie es gerne gefordert wird. Im kleineren Rahmen ließe sich vielleicht noch die Finanzierung regeln, ggf. auf Kosten anderer Gebietskörperschaften, und die Auswirkungen auf die nationale oder globale Geldstabilität hielten sich ebenfalls in Grenzen. Würde man dagegen eine gesamte Volks- oder Weltwirtschaft mit einbeziehen, wären die oben erwähnten Konsequenzen unvermeidbar.

Die anfangs erwähnten Missstände des abnehmenden Arbeitskräftebedarfs aufgrund zunehmender Automatisierung usw. sind jedoch vorhanden und fordern Antworten. Es scheint nur sehr schwierig zu sein, solche Probleme durch bedingungslose, finanzielle Zuwendungen zu beheben, da dies an anderen Stellen nur noch viel mehr Fragen aufwirft und unkalkulierbare Risiken zur Folge hätte.

Vielleicht sollte man das BGE mal etwas anders andenken.

Vor einiger Zeit war wieder der kostenlose ÖPNV im Gespräch, der ja zumindest Transportleistung für alle Bürger bedingungslos anbieten würde. Wie wäre es dann noch mit sozialem Wohnungsbau in einer neuen Form, in der jeder eine Wohnung kostenlos gestellt bekommt? Dazu eine Kantine, in der man jederzeit unentgeltlich essen kann, und die Grundversorgung wäre gesichert ohne gleich das ganz große BGE-Rad zu drehen. Das würde ebenfalls viel Geld kosten, aber es käme zielgerichtet der Bevölkerung zugute, die dann, ähnlich wie beim BGE, eben nicht mehr unbedingt jede Arbeit annehmen muss. Außerdem würde dieses Modell nicht zu ganz so großen Verwerfungen auf anderen Ebenen führen.

So etwas ähnliches hat man schon mal versucht, nannte sich Sozialismus. Nun ja. Und das BGE klingt am Ende eben doch spannender und spektakulärer. Aber vielleicht sollte man so eine Alternative zumindest einmal durchrechnen …

Kommentare (112)

  1. #1 Gerald Fix
    23. September 2018

    Dieses Geld müsste aus Steuermitteln aufgebracht werden, eine andere Quelle fällt mir jedenfalls nicht ein.

    Das ist natürlich schlecht, wenn Ihnen dazu keine andere Finanzierungsquelle einfällt.

    Die mir bekannten Modelle des BGE verrechnen es mit Sozialleistungen. Dies dürfte auch der Punkt sein, der zu den größten Differenzen in den Diskussoinen führt – welchen Sinn soll es haben, dem Hartz-4-Empfänger seine Leistungen zu streichen und dafür ohne Bedarfsprüfung BGE zu bezahlen, während es Herr Aldi zusätzlich erhält?

  2. #2 hto
    23. September 2018

    Man kann das ganze aber auch sehr viel einfacher gestalten:
    Wenn GRUNDSÄTZLICH alles Allen gehören darf, so dass die wettbewerbsbedingten Symptomatiken “Wer soll das bezahlen?” und “Arbeit macht frei” keine Macht mehr haben, kann PRINZIPIELL alles OHNE Steuern zahlen, OHNE manipulativ-schwankende “Werte”, OHNE “Sozial”-Abgaben, OHNE irrationalen Zeit-/Leistungsdruck zu / in einer Karriere von Kindesbeinen, usw. organisieren, auf der Basis eines UNKORRUMPIERBAREN Menschenrechts zu KOSTENLOSER Nahrung, MIETFREIEM Wohnen und KASSEN-/KLASSENLOSER Gesundheit.

  3. #3 Bernd
    23. September 2018

    In der Tat fallen zwar einige Posten aus dem bisherigen Budget weg [..]

    Wenn man das Thema schon anhand konkreter Zahlen abhandelt, sollten diese auch in dem Abschnitt der Wegfallpositionen herangezogen werden. Ansonsten guter Artikel.

  4. #4 hto
    23. September 2018

    zu #2
    Dies wäre dann eine Leistungsgesellschaft in wirklich-wahrhaftiger Menschenwürde!?

  5. #5 Stefan Siegert
    23. September 2018

    Super, das geht ja gleich richtig los mit Kommentaren, vielen Dank dafür.

    zu #1: Vorschläge, woher das Geld ansonsten kommen soll, sind immer willkommen. Margaret Thatcher (was die wohl von einem BGE gehalten hätte? 🙂 ) soll mal gesagt haben, dass sie Sozialleistungen (das BGE wäre ja eine) total gut fände, aber man möge ihr bitte einmal erklären, wer die bezahlen soll, wenn nicht Unternehmen oder die Menschen, die in diesen Unternehmen arbeiten. Und das sind dann eben Steuern, bzw. auch Abgaben, Gebühren, Beiträge zu Sozialversicherungen usw., was im Zusammenhang mit der Finanzierung eines BGEs aber das gleiche ist.

    zu #2: Stimmt, das ist ein anderer, denkbarer Ansatz, dann allerdings mit neuen Bedingungen, z.B. Abschaffung des Privateigentums oder Änderung der gesellschaftlichen Verhältnisse.

    zu #3: Ja sorry, hier war ich leider nicht detailliert genug, die Zahlen müsste man tatsächlich einmal genauer durchrechnen. Die Endlichkeit der Finanzierbarkeit ist allerdings auch so schon offensichtlich, hoffe ich.

  6. #6 Mars
    23. September 2018

    ich kann bezüglich der finanziereung auch andere dinge aufzählen. die ersten 9000 euro p.a. sind steuerfrei – auch bei herrn Aldi, und natürlich müssen dann alle – aber wirklich alle – sozielleistungen, steuererleichterungen (schlupflöcher) und zuschüsse gegengerechnet werden. hier laufen ja subventionen, dessen namen ja selbst die finanzminister nicht mehr kennen.

    zudem würden ja dann nicht alle 83 Mio mitbürger einfach nicht mehr arbeiten.
    wer mehr will, kann ja mehr verdienen, auch darauf werden weiterhin steuern behoben werden.
    und es müssen ja nicht gleich 1500 € sein – grundversorgung liegt heute bei ca 850 €.

    und es geht schon sehr viel länger als 10 jahre. vorreiter war Götz Werner – sein büchlein kostet weniger als 5 euro … lässt aber sehr viel tiefer blicken.
    ausserdem laufen derzeit schon einige kleine versuche mit ausgelosten menschen, die BLG bekommen – zumindest ein jahr lang. die aussagen derer, was sie mit dem geld machen ist z.t hochinteressant

    Fakt: allein beim ersten punkt sehe ich erheblichen nachholbedarf an information, da muss ein ökonom aber besserer leistung bringen

    mir genügt das nicht!

  7. #7 Stefan Siegert
    23. September 2018

    zu #6:

    Der Eingangssteuersatz liegt aktuell bei 14% ab 9.000 EUR pro Jahr. Wenn man also das Einkommen darunter auch so besteuern möchte und wir der Einfachheit halber einmal annehmen, dass alle 82,5 Mio. Einwohner mindestens so viel verdienen, sind wir bei (9.000 EUR x 14%) x 82,5 Mio. = 104 Mrd. EUR. Das reicht noch immer nicht.

    Das Schließen von Schlupflöchern usw. lässt sich gut in das Beispiel der 100%igen Vermögenssteuer integrieren. Selbst wenn man den Reichen alles weg nähme bekommt man nicht genug Geld.

    Der Hinweis, dass natürlich die Leute weiterhin arbeiten würden ist sehr wichtig. Meine Annahmen beruhen ja gerade darauf, dass alle genauso weiter arbeiten wie bisher, denn ein großer Teil der bisherigen Steuereinnahmen ist die Einkommensteuer. Sollten die Menschen tatsächlich weniger arbeiten, müssten die Löhne steigen oder die Einkommensteuer oder was auch immer, ansonsten reicht das Geld noch viel weniger.

  8. #8 hto
    23. September 2018

    BGE – und die Hierarchie des imperialistischen Faschismus darf weiter den KOMMUNIKATIONSMÜLL ihrer Vorstellung von Gerechtigkeit VERERBEN!?

    BGE – es wundert mich nicht, dass die Bildung zu systemrationaler Suppenkaspermentalität solche Auswüchse entwickelt und dem maroden Bildungssystem somit den Dünger für “ganz neuen” Stress liefert.

  9. #9 Spunk123
    23. September 2018

    Das BGE dürfte dann auch das umlagefinanzierte Rentensystem zumindest teilweise umfassen, weil das BGE im Grunde und pauschal gesprochen von der Rente abzuziehen wäre – Daneben gibt es aber auch noch kapitalbasierende Systeme wie die Rechtsanwalts- und Ärzteversorgung- Einsparungen dürften sich wiederum dadurch ergeben, dass der Staat Pensionen nur abzüglich des BGE zahlen müsste – und ggf. keine Riesterrente/Rüruprente fördern würde. Aber diese Überlegungungen zeigen doch wie komplex das Thema ist, da wir aktuell ein hoch komplexes System haben.

  10. #10 Andreas
    23. September 2018

    Es ist schön zu hören, dass die Bedingungen eines BGE (relativ zum bestehenden System) genannt werden. Der Artikel suggeriert aber, dass ein BGE zu weit vom bestehenden System entfernt ist. Eine Utopie. (Hier empfehle ich das Buch “Utopia for Realists” von Rutger Bregman.) Das ist aber gerade der Kern bei der BGE Diskussion. Eine Utopie, wenn man es schon als Argument aufführt, ist ein Pro und kein Contra. Es zielt gerade darauf hinaus Bedingungen im bestehenden System zu lockern, entfernen oder eventuell auch neue zu schaffen (wobei die Tendenz klar zu weniger Bedingungen ist, womit viele Menschen leider ein Problem zu haben scheinen).

    Auch die Beschreibungen der drei genannten Bedingungen sind zu kurz gedacht.

    Zuerst einmal wurde (wieder einmal!) die Finanzierung falsch angegangen. Abgesehen vom gewählten BGE Modell, muss bei der ‘Finanzierung’ die Menge des Geldes betrachtet werden, welche umverteilt wird (Netto). Nicht die gesamte Geldmenge (Brutto). Siehe hier

    https://theconversation.com/why-universal-basic-income-costs-far-less-than-you-think-101134

    Zweitens, ja das BGE ist vereinfacht gesagt eine Steuerreform. Man könnte einen radikalen Wandel machen, von heute auf morgen (eher eine schlechte Idee, meiner Meinung nach). Oder aber man führt es Schritt für Schritt ein, bei der die Eigenschaften eines BGE (Bedingungslosigkeit, Universalität, Existenzminimum, …) Etappenweise umgesetzt werden.

    Drittens, ein BGE hat keineswegs eine Inflation zur Folge und es ist auch keine Neudefinition des Geldes nötig. (Erinnerung: ein BGE zielt auf eine Umverteilung bestehender Ressourcen. Es ist keine zusätzliche, neue Quelle). Die Diskussion um ein BGE beinhaltet aber sehr wohl eine Neudefinition von Arbeit. D.h. jede Form von Arbeit – nicht nur Erwerbsarbeit! – soll wertgeschätzt werden ohne ihr dabei einen expliziten Wert zuzuordnen. Anders ausgedrückt, man bekommt eine zugesicherte Basis (monetär!) DAMIT man arbeiten kann. Es kann z.B. eine Weiterbildung sein, eine Auszeit (aus welchen Gründen auch immer), eine ehrenamtliche Tätigkeit oder aber auch in Form einer Erwerbsarbeit als zusätzliches Einkommen (ein Teil davon wird dann im Sinne eines BGE umverteilt).

  11. #11 Joseph Kuhn
    23. September 2018

    Wenn die Leute nach Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens nicht mehr arbeiten würden, würden sie verhungern und merken, dass man Geld nicht essen kann.

    Zumindest die Bauern und Lebensmittelhändler, natürlich auch die Hersteller von Traktoren und die Leute, die die Straßen bauen, auf denen die Kartoffeln in die Städte kommen, müssten weiterarbeiten. Wenn man die Kartoffeln mit sauberen Wasser zubereiten will, auch die Angestellten der Wasserbetriebe, dann die der Energiebetriebe – die bekömmliche Kartoffel will gekocht sein. Nicht zu vergessen die Beamten, die das Grundauskommen auszahlen, auch wenn man sich darüber streiten kann, ob Beamte im Wortsinn “arbeiten” (Herr Maaßen, übernehmen Sie!). Die brauchen wiederum Bleistifte, Ärmelschoner und Butterbrotpapier für ihr Pausenfrühstück, auch das muss alles hergestellt werden. Mehr dazu am nächsten 1. April.

  12. #12 rolak
    23. September 2018

    Die brauchen wiederum Bleistifte

    Ach, die dürfen doch schon lange nicht mehr in Umlauf gebracht werden (..nicht unter 4 Jahre Griffel), Joseph, seit dieser uns von der Brüsseler Spitzenknebelung aufgedrückten RoHS. Selbst der Name ist giftfrei und schonend zu halten: Stift aus nichttropischem Holz mit abdunkelndem Innenteil.

    Abends in Ruhe einen verlöten ist aus demselben Grunde ebenfalls nicht mehr drin: Lötzinn bleifrei, Zinnbecher sinnfrei, stattdessen Grießbrei – sad, so sad…

  13. #13 Stefan Siegert
    23. September 2018

    zu #9: Konsequent zu Ende gedacht kann man bei einem BGE auf die Rente auch komplett verzichten. Das freut den Arbeitnehmer ebenso wie den Arbeitgeber, weil die Lohnnebenkosten sinken. Und das spart auch in den öffentlichen Haushalten Geld ein, wie schon oben erwähnt z.B. den staatlichen Zuschuss zur Rente. Allerdings …

    zu #10: … bleiben immer noch Staatsausgaben übrig, die zu finanzieren sind, die Straßen müssen gebaut und instandgehalten werden. Schulen wären auch nicht schlecht, Polizei, Gerichte, Beamte usw. Ich denke, meine 50%-Einsparungsidee ist nicht ganz unrealistisch.

    Was die Bereitschaft der Menschen angeht, trotz BGE weiterhin zu arbeiten, bin ich recht optimistisch, ich denke, so gut wie jeder würde sich langfristig eine Aufgabe suchen. Komplex wird es nur bei Tätigkeiten, die keiner gerne macht, die erwähnte Landwirtschaft beispielsweise. Wahrscheinlich müssten hierfür die Löhne steigen und damit auch die Lebensmittelpreise … und ob dann das BGE noch ausreicht, oder ob ein Land dann nicht sogar ins Agrarzeitalter zurück fällt, ist schwer vorherzusagen.

    Soweit ins Spekulative wollte ich aber in meinem Artikel auch gar nicht gehen, ich wollte lieber erst einmal die offensichtlichen und noch einigermaßen nachvollziehbaren Herausforderungen zur Diskussion stellen.

  14. #14 hto
    23. September 2018

    @Kuhn #9

    Tja, Vernunft und Verantwortungsbewusstsein im Wettbewerb wird das BGE sicher nicht fördern – besonders die Bauern als Grundbesitzer, denen heute schon zuviel Subventionen …, die werden, wenn sie im Wettbewerb noch weniger mithalten können, fauler werden und sich noch mehr anderen Geschäftsfeldern zuwenden.
    Und der Wettbewerb und somit Ausbeutung und Spaltung der jetzt schon “Gemeinschaft” wird zunehmen, was dem faschistischen Grundgedanken unserer derzeitigen Welt- und “Werteordnung” sicher sehr zusagt.

  15. #15 NorbertN
    23. September 2018

    Sehr guter Artikel, das mit der Inflation daran habe ich noch gar nicht gedacht.

    Wahrscheinlich würde es zu einer Parallelwährung führen. Eine harte Währung mit der man alles kaufen kann in den Intershops und eine schwache Währung so eine Art DDR-Mark.

  16. #16 Tim
    23. September 2018

    Es gibt eine wunderbar geeignete Rechtsform, mit der BGE-Freunde ihren Traum schon heute umsetzen könnten: die Genossenschaft. Alle zahlen etwas ein, alle erhalten einen identischen Betrag ausgezahlt.

    Natürlich ist offensichtlich, warum so etwas noch nicht versucht wurde. Den BGE-Freunden geht es ja darum, dass eben andere ihren Traum bezahlen sollen, nicht sie selbst. Wir alle sozialistische Märchen scheitert auch das BGE an der Realität.

  17. #17 Withold Ch.
    23. September 2018

    Ein sehr gut geschriebener Artikel zu einem hochaktuellen Thema.

    So schön und gut die Idee eines BGE auch ist, so scheint sie wohl kaum realisierbar zu sein, obwohl sie im Grunde eine wichtige Prämisse für soziale Gleichheit und Gerechtigkeit darstellen würde.

    Die Frage, wie sich eine auf siebeneinhalb Milliarden angewachsene Weltbevölkerung jetzt (und in Zukunft noch wachsend) lokal und global organisieren und verwalten soll, dürfte immer dringender werden. Nur mal bezogen und eingeschränkt auf die Befriedigung der vier elementaren Grundbedürfnisse “Ernährung / Wohnung / Kleidung / Medizin” wäre die Bereitstellung eines entsprechend bemessenen BGEs ev. möglich. Das wäre aus kultureller und zivilsatorischer Sicht für viele Menschen schon mal eine noch nie dagewesene Wohltat.

    Ein bisschen nüchterner betrachtet, dh aus Sicht eines evolutionären Prozesses, als dessen Teil wir uns auch verstehen müssen, haben wir es zwar an die Spitze einer Pyramide von Lebewesen geschafft, durch Kampf, Wettbewerb und schlichtem Überlebenstrieb, und unter sehr viel Gewalt- Leid- und Schmerzerfahrung, aber gleichzeitig haben wir unseren Planeten mit all seinen Ökosystemen infolge der Duldung von patriarchalisch-hierarchischen Herrschafts- und Wirtschaftssystem in einen gefährlichen Stresszustand gebracht.

    Im Grunde passt das Konzept eines BGE nicht zu diesen Systemen, in denen der Wert von Gütern, Dienstleistungen und Arbeit nach den Bedingungen und Regeln von Markt, Wettbewerb, Kompetenz und Kompetition festgelegt wird, und die Berechtigung zur Teilnahme am Konsum an eine erbrachte oder noch zu erbringende Leistung geknüpft wird.

    BGE würde zwar nicht die Rückkehr ins Paradies, aber immerhin (Über)leben in weniger Angst und Furcht bedeuten.

    Die Idee einens BGE behauptet sich nun seit ein paar Jahren hartnäckig, dies kann zumindest auch als Zeichen einer wachsenden Einsicht dafür gedeutet werden, dass die Menschheit sich anders organisieren und verwalten sollten … 😉

  18. #18 Smamap
    23. September 2018

    Gleich wenn es um gefühlte Ungerechtigkeiten geht, mit einem anderen Wort …. um Neid, dann kocht die Kommentarmühle.
    Ich finde, all das ist am falschen Ende angesetzt. Bevor man um die ‘Ungerechtigkeit’ eines BGE diskutiert, sollte man mal daran gehen, die BESTEHENDEN Ungerechtigkeiten zu beseitigen, denn dann bräuchte es womöglich kein BGE mehr.
    Jemand oder eine Gemeinschaft, die bei uns viel Geld hat, erhält noch zusätzlich zahlreiche Möglichkeiten, dieses Geld zu mehren. ZB durch Steuervorteile oder zahlreiche Vergünstigungen. Etwas, wovon ein Geringverdiener oder ein Armer nur träumen kann. Diese Clientel muss um jeden Cent kämpfen. Mehr noch, das Mindeste, das ein Sozialstaat als Verpflichtung hat, wird noch ruduziert, wo es nur geht.
    Wenn all das, was jenseits von Einkommensgrenzen ist, Stichwort ‘Reichtum’, der Gemeinschaft zur Verfügung steht, dann gäbe es genügend Mittel, das Notwendige zu finanzieren, und niemand bräuchte ein BEG.
    Wobei ich immer von denen spreche, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht die Möglichkeit haben, sich ihren Lebensunterhalt selbst zu verdienen.

  19. #19 Fat Boo
    23. September 2018

    Ein schöner Artikel, meinen Dank an den Autor! Insbesondere die letzten beiden Absätze haben mich stark schmunzeln lassen. Was mich auch nachdenken lässt wäre der Anreiz für Menschen anderer Nationalitäten ebenfalls vom BGE zu profitieren.

  20. #20 rolak
    23. September 2018

    ..ok, also doch noch etwas auf diesen merkwürdigen Text direkt Bezogenes:

    in der Summe also 936,2 Mrd. €. Wollte man nun all diese Mittel zur Finanzierung eines BGEs einsetzen (eine sehr unrealistische Annahme

    Erstaunlicherweise wäre es nach dieser Rechnung ebenfalls unmöglich, die aktuellen Sozialleistungen zu stemmen, immerhin ~1100Mrd€ (~30%Sozialquote, ~3300Mrd€ BIP 2017). Da scheint jemand etwas Grundlegendes nicht verstanden zu haben.

  21. #21 hto
    23. September 2018

    @Stefan Siegert

    zu #2 Das ist der einzige DENKWÜRDIGE Ansatz, denn schon das Christentum, also der “Grundpfeiler” der westlichen Welt- und “Werteordnung”, aber besonders Jesus im NT, hat diese sozialistische Gesellschaftsform WAHRHAFTIG propagiert, also zurück und weiter zur zweifelsfrei-eindeutigen Wahrheit, Mensch!

    Nach dem zweiten Weltkrieg waren wir, mit dem Aufbau einer auf das Gemeinwohl ausgerichteten Staatsform, FÜR die KURZE ZEIT der Euphorie, mit Staatsbetrieben auf einem richtigen Weg dem Geschäft und somit der Heuchelei und der Lüge den Sinn des Lebens zu entziehen!?

  22. #22 Stefan Siegert
    23. September 2018

    zu #10:

    Der Brutto-/Nettoeffekt ist bereits in der Rechnung berücksichtigt: Brutto wären 1,485 Bio. € zu bezahlen, sämtliche Steuereinnahmen (also auch die der Reichen, die ebenfalls das BGE bekommen sollen) werden zur Finanzierung genommen und die ‘Nettokosten’ (oder auch die Finanzierungslücke) beträgt 550 Mrd. €.

    Ja, eine sofortige Einführung ist problematisch, im Sinne der Nachhaltigkeit sollte man über entsprechende Zwischenetappen nachdenken. Volle Zustimmung hierzu.

    Eine Neubewertung von Arbeit sehe ich nicht als Bedingung, eher als das (erwünschte) Ergebnis einer erfolgreichen Einführung des BGEs.

    Das BGE als Utopie zu verstehen fällt mir leider etwas schwer. Eine gerechtere Welt sicherlich, weniger Wettbewerbsdruck auch, Frieden oder eine andere Gesellschaftsform gerne, aber einfach nur das bedingungslose Auszahlen von Geld?

  23. #23 Stefan Siegert
    23. September 2018

    zu #15:

    Eine Parallelwährung zum Decken der Grundbedürfnisse, ein interessanter Ansatz, das habe ich mir auch schon überlegt.

    Ich dachte zuerst an eine Kryptowährung, aber so richtig zu einer finalen Erkenntnis bin ich da noch nicht gekommen.

  24. #24 Stefan Siegert
    23. September 2018

    #zu 20:

    Die Sozialquote enthält auch Leistungen, die nicht allein aus Steuern bezahlt werden, beispielsweise aus der Arbeitslosen-, Pflege- oder Krankenversicherung.

  25. #25 Stefan Siegert
    23. September 2018

    zu 19:

    Das ideale BGE müsste sowieso für die ganze Welt gelten.

    Aber das ist ohnehin einmal eine interessante Frage: Wie sähen die Rechnungen eigentlich für ein Land aus, das nicht zu den reichsten der Erde gehört?

  26. #26 Joseph Kuhn
    24. September 2018

    Herr Siegert, haben Sie “Fat Boos” Kommentar eigentlich verstanden? Ich glaube, er hat Angst vor Einwanderung in die Sozialsysteme. Nur aus Interesse: Was war denn Ihr Schwerpunkt im Ökonomie-Studium?

  27. #27 brunobruno@byom.de
    24. September 2018

    einiges wurde ja schon gesagt – mmn ein wirklich schlechter artikel!
    1500 euro – warum? wo stammt die zahl her?? alle unter 18 und über 65 bekommen – zu rente…kindergeld 1500 euro?
    davon wird dann auch steuer bezahlt? also auch 1-jährige und 80-jährige haben einen steuersatz??

    der ganze artikel beruht auf schlechten annahmen und schlechten zahlen!

    mit wohlwollen werden 50% (der arbeitenden bevölkerung) weiter arbeiten wollen! ärzte, steuerberater… etc. werden sich nicht mit 1500e in den “vorzeitigen ruhestand” begeben.

    man lässt beim BGE die steuer weg und reduziert das auf die hälfte (800e). wer weiterhin arbeitet zahlt dann darauf steuern. also weiterhin ca. 30mio. “steuerzahler” – wg. mir mit reduziertem steuersatz.

    das macht dann abzgl. von U18/ Ü65 ca. 30mio. bezieher.
    da sind wir selbst bei 30mio x 990e erst bei 30mrd. €!
    und dazu werden noch von mindestens 30% – 50% der bevölkerung steuern gezahlt!!

    und dazu kommen aber noch die erarbeiteten “mehrwerte” der BGE-bezieher!! auf die wieder steuern erhoben werden… von den erwarteten 30mio. BGE-beziehern werden 25mio. vor dem tv sitzen und bier trinken (konsum!) – aber 5mio. werden kreativ werden und einen (gesellschaftlichen/ kulturellen/ handwerklichen/ pekuniären) mehrwert erwirken und erwirtschaften!! und darauf ggfs. steuern zahlen.
    das ist ja der witz an der sache!!
    das wird im artikel nicht mal am rande erwähnt!

    sorry – ich hatte mir von dem artikel eine umfangreiche und detaillierte analyse erhofft – aber gekommen ist nur unzureichendes geschwurbel unter einer fragwürdig festgelegten meinung.

    @hto: ???
    was ist denn dein trip?!
    ist das eine christlich verbrämte kapitalismus-kritik?
    kapitalismus finde ich auch asozial – aber christentum ist asozialer!
    (und dabei möchte ich bitte auf wörtlicher definition bedingen – wie sie evtl. die wiki hergibt!!)

  28. #28 Leser
    24. September 2018

    Es klingt schon sehr eigenartig, wenn man von “Bedingungen” für ein “bedigungsloses Grundeinkommen” spricht. Vielleicht sollte man da besser von (ökonomischen) Voraussetzungen für ein bedingungsloses Grundeinkommen schreiben.

  29. #29 hto
    24. September 2018

    @Stefan Siegert #24

    Auch deshalb ist die DENKE Wettbewerb und BGE eine absolut ASOZIALE!!!

  30. #30 Crazy Eddie
    24. September 2018

    Was für ein Monster von Staat würden wir mit dem BGE wohl schaffen? Von jedem Euro, den wir verdienen, raubt uns der Staat jetzt schon rund 50 ct, wenn wir neben Einkommenssteuer auch Mehrwertsteuer und Mineralölsteuer einberechnen. Dann kommen noch Zwangsbeiträge für Sozial- und Krankenversicherungen hinzu. Ließe man all diese Abgaben unverändert, so machte jeder mit einem Monatseinkommen unter 3000 € brutto anscheinend ein gutes Geschäft, betrüge das zusätzliche BGE 1500 € pro Monat. Oberhalb dieser Marke von 3000 € öffnete sich aber eine Schere und zwar überproportional zum steigenden Einkommen, wie man annehmen darf, insbesondere in Zeiten der Krise und steigenden Finanzbedarfen der ‘öffentlichen Hand’ und weil es als lohnend empfunden werden könnte, im Zweifel eher weniger zu verdienen.

    Mit dem BGE würden wir dem Staat außerdem eine Argumentationshilfe geben, sich noch stärker in die Privatangelegenheiten der Bürger einzumischen. Schon jetzt zwingt er die Bürger, anderen zu helfen, indem er sie teilweise enteignet. Er verbietet oder sanktioniert Beschäftigungen oder Angewohnheiten, durch die man sich selbst schädigen könnte. Diese Tendenzen würden mit der Schaffung des BGE dramatisch zunehmen, davon bin ich überzeugt. Am Ende wäre es sozusagen so, daß man in einem solchen Staat alles das tun müßte, was nicht nicht verboten ist. Das ersehnte Paradies wäre eine totale Diktatur, deren Bürger in Wirklichkeit Sklaven sind, deren einziger Anspruch darin besteht, jeden Tag satt zu werden und ein Dach über dem Kopf zu haben.

    Es kann nicht verwundern, daß Forderungen nach einem Minimalstaat weder aus unserem politischen System kommen, noch von diesem zur Kenntnis genommen werden. Es wäre gerade das Gegenteil von dem, was sich der Staat und dessen Heerscharen von verbeamteten Kostgängern wünschen können. Das haben wir noch nie gemacht, das war schon immer so, da könnte ja jeder kommen!

  31. #31 hto
    24. September 2018

    @brunobruno

    Kapitalismus und Christentum sind eins / eine Wechselbeziehung, das dürfte nach wörtlicher Definition von biblischer Wahrheit nicht sein!

  32. #32 René
    24. September 2018

    Im Kern stimme ich #26 zu.
    1. Würde ich in D nur deutschen Staatsbürgern das BGE auszahlen. Da fallen dann aktuell schonmal 10 Mio Menschen und damit 180 Mrd € an Kosten weg.
    2. Lohnarbeit wird ab dem ersten Cent besteuert. Freibeträge gibt es damit nicht. Das man weiterhin Sachen von der Steuer absetzen lassen kann ist davon nichtmal betroffen.
    3. Ist die Rechnung die du aufstellst irgendwie unlogisch.
    https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/sozialausgaben-steigen-auf-ueber-900-milliarden-euro-a-1161026.html
    Hier ist die Rede davon, dass nur die Sozialausgaben 2017 schon bei 900 Mrd.€ liegen und es wird eine Ausgabe von 1,1 Billionen € prognostiziert.
    Nach Abzug der 180 Mrd € die in deiner Summe durch Zuwanderer ohne deutsche Staatsbürgerschaft rausfallen ist das jetzt nicht mehr soweit von den prognostizierten Sozialausgaben entfernt.
    Ich weiß nicht, deine Rechnung ist irgendwie nicht plausibel.

  33. #33 René
    24. September 2018

    Nachtrag ich meinte brunobruno. Da sind wohl noch ein paar Kommentare dazwischen gerutscht.

  34. #34 Eisentor
    24. September 2018

    Was die Bereitschaft der Menschen angeht, trotz BGE weiterhin zu arbeiten, bin ich recht optimistisch, ich denke, so gut wie jeder würde sich langfristig eine Aufgabe suchen.

    Hier ist denke ich einer der Denkfehler bei BGE.
    Ich selbst arbeite wirklich gerne. Ich bin in der tollen Position das ich sagen kann das ich jeden Tag gerne zur Arbeit gehe. Aber wenn ich ohne Arbeiten ähnlich viel Geld bekommen würde (Wie viel bekommt eine Familie mit 2 Kindern?) dann würde ich sicher nicht mehr morgens um 8 Uhr auf der Matte stehen. Gemütliche Teilzeit mit vielleicht 15h pro Woche müssen dann ausreichen.
    Auch bei meinem Bäcker glaube ich nicht das da jemand um 7 Uhr schon jemand Bock hat mir ein Brötchen zu verkaufen.
    Arbeiten bei BGE? Gerne! aber nicht so viel und mit Sicherheit nicht zu irgend welchen unpassenden Zeiten. Ach ja ich wohne in einer Region in der praktisch Vollbeschäftigung herrscht.

  35. #35 Ursula
    24. September 2018

    Sehr guter Artikel, der die immensen Herausforderung eines existenzsichernden Grundeinkommen aufzeigt.
    Immer wieder werden auch andere Varianten angedacht, wie z.B. eine staatliche Zuzahlung, die nicht exsitenzsichernd ist, aber eben einen bestimmten Basisbetrag zu Verfügung stellt. Siehe Finnland, hier belief sich der Betrag auf ca. € 560,-.
    Dieses Experiment wurde wieder eingestellt. Wobei das “Ergebnis”, wie in deinem Beitrag auch angesprochen, einer kleinen Zahl von Teilnehmenden, nur sehr schlecht auf eine ganze Bevölkerung übertragbar ist, wo die Verwerfungen naturgemäß volkswirtschaftlich sehr groß sind.
    https://derstandard.at/2000078525937/Ernuechterung-in-Finnland-Regierung-stoppt-Grundeinkommen
    Nun ja, was Finnland betrifft, nix Genaues weiß man nicht, da die Laufzeit viel zu kurz war.

  36. #36 hto
    24. September 2018

    @Eisentor

    Bei meinem Modell #2, welches ich mit einem Punktesystem anstatt Geld belohnt sehe (Punkte für die Leistung am Gemeinwesen und für eine materielle Absicherung über der garantierten Grundversorgung, wobei eine höhere Bildung schon während der Ausbildung gepunktet wird) ist Arbeit praktisch unendlich und vom Einsatz her flexibel teilbar.

    Keine systembedingte Schwankung dieser erarbeiteten Werte wird diese verringern, bzw. durch einen Gerichtsvollzieher wieder einziehen, allerdings sind diese der Gerechtigkeit wegen NICHT vererbbar!

  37. #37 Stefan Siegert
    24. September 2018

    zu #26:

    Es stimmt schon, den Kommentar kann man durchaus auch im Sinne von “… und wenn dann noch mehr Leute in unser Sozialsystem inklusive BGE einwandern …?” verstehen, muss man aber ja nicht. Es könnte ja auch sein, dass andere Länder davon lernen und dann selbst ein BGE einführen. Und wer weiß, vielleicht geht das im Ausland sogar besser?

    Sollte das aber dennoch so gemeint gewesen sein, würde ich sagen, na endlich! Ein Artikel in der heutigen Zeit, egal zu welchem Thema, bei dem es nicht spätestens im dritten Kommentar um Migration, Flüchtlinge oder Merkel muss weg geht, ist ohnehin nicht mehr zeitgemäß. Ich entschuldige mich daher für den wirklich schlechten Beitrag, man musste 18 Kommentare abwarten. 🙂

    Meine Studienschwerpunkte waren Management von Logistikketten und Harmonisierung des Europäischen Wirtschaftsraums. Aber das war mal irgendwann im letzten Jahrtausend.

  38. #38 Eisentor
    24. September 2018

    @hto Das halte ich für einen Denkfehler. Nur weil man für die Arbeit kein Geld bekommt sondern eine Alternativwährung “Punkte” ändert doch nichts an der Sache an sich.
    Wenn ich mit dieser Alternativwährung nichts das gleiche tun kann was ich auch mit Geld tun kann bringt es mir nichts. Es ist nur dieser alberne “Erziehungsversuch” den einige haben, um mir zu sagen was ich den zu wollen habe oder was ich mit meinem Geld mache.

  39. #39 NorbertN
    24. September 2018

    Beim Bedingungslosen Grundeinkommen geht es aber nicht darum eine Gruppe zu belohnen und eine andere Gruppe nicht zu belohnen, also zu bestrafen. Ich habe extra Gruppe geschrieben, wie diese Gruppe definiert ist das ist eine andere Sache und führt zu weit weg vom Thema.

    Wenn ich es richtig verstanden habe, dann geht es beim Bedingungslosen Grundeinkommen darum daß jeder dies bekommt damit er sein Leben frei gestallten kann und nicht gezwungen wird seine Zeit mit etwas zu vergeuden was er eigentlich nicht möchte nur weil er dafür Geld bekommt.

    Die Einkommensschere bzw. die ungerechte Verteilung des Vermögens / Einkommens hat damit rein gar nichts zu tun. Möchte man diese Sachen etwas verringern dann nicht mit einem Beg das läßt sich durch eine Erhöhung der geringeren Einkommen günstiger bewerkstelligen. Aber wie gesagt das sind zwei unterschiedliche Themen, und das eine hat mit dem anderen nichts gemeinsam.

  40. #40 hto
    24. September 2018

    @Eisentor

    An welcher Sache ändert sich nichts?
    Dir ist doch wohl schon klar das ich von Verstaatlichung und wahrhaftig demokratischer Organisation anstatt parlamentstheatralischer Regierung ausgehe?
    Mit deinen Punkten kannst du natürlich das gleiche machen wie mit Geld. Die Punkte sind ja erstmal nur ein Vorschlag / Denkanstoss, vielleicht kann das besser geregelt werden.

  41. #41 Stefan Siegert
    24. September 2018

    zu #27:

    Die 1.500 € werden gerne von Befürwortern des BGEs genannt, man kann das aber auch mal mit weniger Geld durchrechnen. Dann ist die Finanzierungslücke kleiner und die Steuereinnahmen durch Enteignung aller Reichen würden länger reichen als nur 14 Monate.

    In dem Moment wo man das BGE nur noch an eine bestimmte Altersgruppe auszahlt, ist es ja eben nicht mehr bedingungslos. Man kann, so wie ich das auch schon vorgeschlagen habe, die Rente ganz abschaffen, und Bafög und das Kindergeld natürlich auch, aber ein BGE, das nur 18-65jährigen zusteht, ist kein BGE.

    30 Mrd. € pro Monat sind 360 Mrd. € pro Jahr. Das klingt auf den ersten Blick nicht mehr ganz so dramatisch, wäre aber immer noch mehr als der gesamte Bundeshaushalt.

    Die Annahme, wie viele Leute mit einem BGE trotzdem noch gut bezahlten, steuerpflichtigen Tätigkeiten nachgehen würden, ist interessant aber war nicht mein Thema und lässt sich ja auch nur schwer einschätzen.

  42. #42 hto
    24. September 2018

    @Eisentor

    Mit deinen Punkten kannst du natürlich das gleiche machen wie mit Geld, im Rahmen dessen was Vernunft und Verantwortungsbewusstsein von und zur Gemeinschaft betrifft!

  43. #43 Stefan Siegert
    24. September 2018

    zu #28:

    Das stimmt, der Titel gefiel mir ohnehin nicht besonders gut, mir fiel nur gerade nichts besseres ein. Jetzt ist es zu spät, aber in der Tat wäre etwas wie “Ökonomische Voraussetzungen für ein BGE” die bessere Überschrift gewesen.

  44. #44 Eisentor
    24. September 2018

    @hto An den Problemen die du mit der Finanzierung hast. Und natürlich an der Arbeitsmenge die geleistet wird.

    @Topic Ich selbst zähle mich zur Mittelschicht. Aber bei einem BGE das mir und meiner Familie über 3000€ steuerfrei zur Verfügung stellt ist die Option ganz mit dem Arbeiten aufzuhören durchaus denkbar. Ich hab Kinder, ein Haus und einen Garten da gibt es ziemlich viel zutun, bevor mir langweilig wird. Wer soll den dann das BGE finanzieren?

  45. #45 Stefan Siegert
    24. September 2018

    zu #30: Interessante Überlegung, dass das BGE zur sozialen Spaltung beitragen könnte. Darüber habe ich mir bisher noch keine Gedanken gemacht.

  46. #46 Eisentor
    24. September 2018

    @hto

    Mit deinen Punkten kannst du natürlich das gleiche machen wie mit Geld, im Rahmen dessen was Vernunft und Verantwortungsbewusstsein von und zur Gemeinschaft betrifft!

    Also doch jemand der besser weiß was ich mit meinem Geld tun soll. Nein ich hab keinen Bock mir von irgend welchen Fantasten vorschreiben zu lassen was ich zu wollen habe. Solange ich mich innerhalb der rechtlichen Grenzen halte kann ich mit meinem Geld machen was ich will. Ja ich will die Option haben mein Geld für Autos und Nutten auf den Kopf zu hauen und den Rest einfach zu verprassen.

  47. #47 Stefan Siegert
    24. September 2018

    zu #32:

    Die nächste Einschränkung: BGE nur noch für Deutsche … also wieder nicht bedingungslos. Und falsch ohnehin, denn ein System, in dem ein BGE funktioniert, funktioniert auch mit doppelt so vielen Einwohnern oder auch nur mit der Hälfte.

    Die Höhe der Sozialausgaben bereitet mir tatsächlich Kopfschmerzen. Ich nehme an, dass da die Rente mit reingerechnet wird, die sich zurzeit ja immerhin mit 22% Abzügen auf fast jede From von Erwerbsarbeit bemerkbar macht. Aber da werde ich noch mal genauer recherchieren, ist ein spannender Aspekt.

  48. #48 hto
    24. September 2018

    Ich weise auf #14 von mir hin, jedenfalls ist jetzt NOCH #14
    Das BGE wird, wenn es dem Geschäftsgebaren des nun “freiheitlichen” Wettbewerbs nicht Einhalt gebietet, LETZTENDLICH den negativen Kräften die Macht zuspielen, denn die Spaltung (Fachidioten / “Experten”) und Verblödung (Schulabbrecher) der Gesellschaft wird in diesem schizophrenen Chaos profitabel zunehmen.

  49. #49 Yeti
    24. September 2018

    Interessant finde ich in den ganzen Diskussionen rund um ein BGE (ich bin dafür) die “Konstante” 90%:

    90% der Leute sagen “ich würde weiter – evtl. weniger und flexibler, aber trotzdem – arbeiten gehen”.

    Die selben 90% befürchten aber, dass dann 90% der Leute nicht mehr arbeiten gehen …

    Dass das reine Projektion ist, ist mir klar; aber in welche Richtung? 😉

  50. #50 Wizzy
    24. September 2018

    Nehmen wir an, die Finanzierung klappt und es stellt sich im Vergleich zu jetzt keinerlei Inflation ein. Man kann also vom Geld – seien es 750€/Monat + Bude auf dem Land in günstigem Bundesland) leben.

    Also ich hege starke Zweifel daran, dass die Menschen im Fall eines solchen BGE noch so arbeiten würden, dass unsere Gesellschaft funktioniert. Selbst wenn 100% etwas Produktiveres als Fernsehschauen/Zocken betreiben würden (das würde ich eher bei 25-50% erwarten), viele dann nach freier Lust und Laune erschaffenen künstlerische Produkte oder auch milde soziale Dienste (der alten Nachbarin der Rasen mähen) träfen dann trotzdem nicht das, was wir eigentlich brauchen.

    Nämlich das was wir kollektiv im Moment so herstellen: Von Lebensmitteln über elektrischen Strom, öffentliche Ordnung und Sicherheit bis Autos. Das jetzige System ist bereits sehr gut, von Auswüchsen abgesehen. Für die Auswüchse haben wir die _soziale_ Marktwirtschaft, reine Marktwirtschaft ist wiederum so schlecht wie Sozialismus. Die soziale Marktwirtschaft können und sollten wir anders als mit dem radikalen und – wie oben dargelegt – zerstörerischen BGE verbessern.

  51. #51 Mars
    24. September 2018

    bedingungslos – ja, da schwirrt einem manchmal der kopf.

    ich habe das BGE schon so verstanden, dass das jeder! vom baby bis zum sterbenden bekommt, dafür aber alle anderen sozialleistungen – mit ihren ganzen komplizierten rechenarten – komplett wegfallen
    das ist ein grossteil des gegenrechnen, denn wenn man alle sozialleistungen + den grundfreibetrag heute zusammenrechnet wird das schon rechenbar – evt nicht bei 1500 euro, aber wie über in grössenordnung H4 + wohngeld … ca 900 euro sieht das ganze anders aus.
    ein vereinfachen des passenden steuersystem müsste sicher auch dazu kommen, da bin ich nun aber kein spezialist für (da gibt es andere die das schon besser gerechnet haben)

    ich sehe aber da viel potential, um auch den druck der heutigen gesellschaft auf den einzelnen arbeitnehmer zu nehmen, sich nicht wegen dem täglichen brot sorgen zu machen und viel freier – auch im denken und handeln – zu sein

    das ehrenamt bringt heute ja auch nichts …. an geld
    aber wer da mal drin ist, merkt, was es einem sonst noch bringt, und den vielen anderen um ihn herum

    eine gesellschaft der egoisten würde so vermutlich nicht entstehen, auch wenn das manche glauben.

  52. #52 Hobbes
    24. September 2018

    Ich hatte vor einiger Zeit mal eine Idee die in etwa in die Richtung eines BGEs ging.
    Das Prinzip ist ganz einfach. Man zahlt einfach jeden Monat für jedes Kind 208€ in ein ETF ähnliches Gebilde ein. Man könnte sich da in etwa Norwegen zum Vorbild nehmen. Natürlich gibt es da sehr viel zu beachten aber nehmen wir erst mal an wir hätten die Nebeneffekte bei der Wahl was im ETF ist genügend betrachtet.
    Dann bekommt jeder mit 25 sein Aktienpaket ausgehändigt. Das wären dann 62.500€. Wobei man dann aber noch die Dividende und die Wertsteigerung berücksichtigen muss. Die Dividende wird natürlich reinvestiert. Selbst mit vorsichtiger Schätzung sollten 4,5% über Inflation locker drin sein. Einen so schlechten Wert würde man historisch gar nicht finden. Das würde dann Aktien im Wert von etwa 135.000€ entsprechen. Bei einer Dividende von 2,2% wären dies immerhin 3000€ im Jahr.
    Natürlich kann man davon nicht leben aber als Zusatz gar nicht schlecht.
    Die Kosten wären auch überschaubar. Mit etwa 15mio Leuten unter 25 würden diese gerade einmal 37Mrd im Jahr betragen.

  53. #53 zimtspinne
    24. September 2018

    @ Wizzy
    von diesem BGE kann man zwar leben, aber keine großen Sprünge machen und sich üblichen Träume verwirklichen (ein Haus, einen Baum, ein Kind, eine Yacht…).
    Also würden diejenigen, die Extrawünsche haben, wie zB auch zweimal jährlich Urlaub, natürlich mehr arbeiten, um mehr zu haben als dieses Grundeinkommen. Oder ist das nicht mehr möglich dann? (hab ich vergessen, hatte mich nur mal kurz damit beschäftigt)
    Also bleibt ja eigentlich alles beim Alten und natürlich werden viele weiterhin arbeiten und auch nicht unbedingt nur nach Lust und Laune ein bisschen, weil man sich damit selten seine Wünsche und Lebensziele erfüllen kann.
    Dort entsteht dann wieder Druck, sich anpassen zu müssen und viel seiner Zeit für die Erwerbstätigkeit zu “opfern”.
    Da ändert sich gar nichts, nur für diejenigen, die ohnehin mit wenig materiellen Dingen zufrieden sind und mehr Wert auf maximal Freizeit legen. Denen fehlen dann wiederum die finanziellen MIttel, um in dieser vielen Zeit Dinge zu tun, die sie tun möchten. Kostet ja alles Geld.
    ok, TV und zocken müsste passen, aber wer ist damit zufrieden auf Dauer?
    Dass es über das BGE hinaus keine Verdienstmaximierung gibt, kann ich mir kaum vorstellen…. welcher Chefkoch oder Chefchirurg würde dann noch lange anstrengende Dienste schieben, der Chirurg dazu noch mit großer Verantwortung?
    Das wird am Ende eh wieder auf eine ungleiche Verteilung hinauslaufen, weil das Leben nun mal so angelegt ist.
    Grade in einem Wissenschaftsumfeld, wo jeder an die Evolutionstheorie glaubt, müsste das doch klar sein^^

  54. #54 zimtspinne
    24. September 2018

    @ Hobbes
    Wer zahlt das ein, die Eltern? Oder alle?
    Und wer soll das dann verwalten, ein Vermögensberater? Wenn Aktien im Spiel sind, ist die Hausbank ja eher nicht so die beste Wahl…
    Das Modell ist mir irgendwie suspekt.

  55. #55 Hobbes
    24. September 2018

    Zahlen sollte das der Staat. Die Höhe die ich gewählt habe ist mit dem Kindergeld identisch. Nicht weil es das ersetzen soll, sondern weil ich einfach eine politisch realisierbare Größe haben wollte.
    Wer das verwalten sollte wäre natürlich eine nicht unerhebliche Frage. Aber das es möglich ist dort eine praktikable Lösung zu finden zeigt ja das Norwegen Beispiel.

    @Stefan Siegert #47:
    “Und falsch ohnehin, denn ein System, in dem ein BGE funktioniert, funktioniert auch mit doppelt so vielen Einwohnern”
    Das stimmt nur bedingt. Zwar ist es bei großen Zahlen meistens einfacher die Nachfrage effizient zu decken aber das gilt nicht immer. Bei knappen Gütern gibt es zum Beispiel Ausnahmen. Grundstückspreise wären eines der bekanntesten Beispiele.
    Des weiteren geht es davon aus, dass die zusammensetzung der Bevölkerung gleich bleibt. So wäre es zum Beispiel denkbar, dass sich junge, arbeitswütige Leute eher ins Ausland begeben und dort geringe Steuern genießt während man dann im genügsamen Alter wieder zurück zieht (zumal das BGE ja wohl kaum die Krankenversicherung ersetzen soll)

  56. #56 uwe hauptschueler
    24. September 2018

    Am Artikel gefällt mir besonders der Versuch die Machbarkeit des BGE an Hand von Zahlen darzustellen.

  57. #57 hto
    25. September 2018

    @uwe hauptschueler #55

    Ja, das ist wirklich symptomatisch-lustig 🙂 Besonders weil vor allem offenbar wird, das alles vom wesentlichsten Faktor Mensch / Arbeitskraft abhängt, nämlich am Verstand zu Vernunft und Verantwortungsbewusstsein, spirituell / bewusstseinsmäßig: an den Möglichkeiten von und zu geistig- heilendem Selbst- und Massenbewusstsein, ANSTATT eskalierend-egoisierendes und stets systemrationales “Individualbewusstsein” 🙂

    Doch da der Wettbewerb dem Sinn eines wirklich-wahrhaftigen Zusammenlebens konfusionierend und spaltend entgegen steht, ist Sein nur Schein!? 🙂

  58. #58 Stefan Siegert
    25. September 2018

    zu 46:

    Das sehe ich ähnlich:

    Entweder ich habe ein Punktesystem, mit dem ich genau das gleiche tun kann wie mit richtigem Geld. Dann sind die Punkte auch wieder nur eine ganz normale Währung.

    Oder die Punkte unterliegen anderen Bedingungen, und dann gelten hier andere Regeln. Das mag sinnvoll sein, ist dann aber tatsächlich kein richtiges Einkommen mehr, wie wir es heute haben.

    In dem Fall werbe ich ohnehin lieber noch einmal für meinen Alternativvorschlag “kostenloses Wohnen und Essen für alle”. Damit bestimmt dann zwar auch der Staat, was mit dem Geld passiert, aber zumindest das Argument, man müsse arbeiten um ein Dach über dem Kopf und Essen auf dem Tisch zu haben, würde dann nicht mehr zählen.

  59. #59 Stefan Siegert
    25. September 2018

    zu #34, #49, #50 und anderen:

    Ich bin in meiner Berechnung einfach davon ausgegangen, dass genauso viel und genauso produktiv gearbeitet wird wie bisher, es also weiterhin die gleichen Steuereinnahmen gibt. Dabei habe ich versucht aufzuzeigen, dass es bereits unter dieser Annahme zu Problemen bei der Finanzierung kommt.

    Auch ich denke, dass das eine Illusion ist. Die Frage, wer danach noch wieviel arbeiten würde ist aber in dem Zusammenhang eher irrelevant, ich bin ja schon von einer Maximalannahme ausgegangen.

    Es sei denn, jemand zeigt auf (Danke für den Hinweis, #34) dass die Menschen dann sogar mehr arbeiten würden, und zwar so, dass dabei auch höhere Einnahmen generiert werden, also nicht einfach nur für die Nachbarin den Rasen mähen oder als freischaffender Künstler unterwegs sein. Das könnte ja auch sein, wer also Ideen dazu hat, immer her damit!

  60. #60 hto
    25. September 2018

    “kostenloses Essen und Wohnen für alle”

    Aha, jetzt bestätigt sich mein erster übler Eindruck beim lesen des Artikels.
    Es geht mal wieder nicht um Gerechtigkeit und Chancengleichheit, sondern nur um die HEUCHLERISCHE Gewissenserleichterung (wie der “Tropfen auf dem heißen Stein” durch “Entwicklungshilfe”) der bewusstseinsbetäubten Wohlstands- und Gewohnheitsmenschen – Die Globalisierung der “Dienstleistungs-Gesellschaft” (Versklavung) und ihr zeitgeistlicher Reformismus im geistigen Stillstand seit der “Vertreibung aus dem Paradies” (erster und wohl LETZTER geistige Evolutionssprung).

  61. #61 Stefan Siegert
    25. September 2018

    zu #51:

    Auch ich denke, dass der Druck in der Gesellschaft in einigen Dingen zu hoch ist, und man sich dringend Maßnahmen dagegen ausdenken sollte. Eine gerechtere Sozialpolitik beispielsweise oder Anpassungen bei den Steuern. Oder auch, noch einmal erwähnt, Essen und Wohnen für alle kostenlos zur Verfügung stellen.

    Wenn man von den genannten 900 € ausgeht, wären für das BGE im Jahr knapp 900 Mrd. € zu finanzieren, also schon wieder die Summe sämtlicher Steuereinnahmen, die wir bisher haben. Und auch wenn da wieder die ganzen Dinge wie Kindergeld, Wohngeld usw. wegfallen: das Wasser muss weiter sauber gehalten, die Straße im Winter geräumt, die Schule betrieben und die Sicherheit gewährleistet werden.

    Für die Finanzierung dieser Aufgaben braucht man also zusätzliches Geld, wenn alles andere (wie erwähnt, unter der Annahme, das alle genauso viel arbeiten und Steuern generieren wie bisher) schon für das BGE ausgegeben wurde, und außer durch neue Steuern (bis hin zur Enteignung) oder Mehrarbeit (siehe vorherigen Post) bin ich immer noch auf der Suche nach einer intelligenten Finanzierungsidee.

  62. #62 Stefan Siegert
    25. September 2018

    zu #52, #54:

    Das wäre zumindest was Neues und ist wenigstens mal langfristig gedacht. Wahrscheinlich nichts für die Tagespolitik, aber das ist das BGE ja auch nicht.

    Falls die Eltern das bezahlen sollen, naja, das können die ja eigentlich auch so schon für ihre Kinder machen, oder nicht? Da braucht man gar keine staatliche Institution dazwischen. Wenn der Staat das dagegen bezuschusst oder komplett übernimmt, ja, müsste man mal drüber nachdenken.

    Allerdings sind weder Geldstabilität noch Zinsen noch steigende Aktienkurse naturgemäß gegeben. Es könnte jederzeit passieren, dass das angesparte Vermögen irgendwann weniger wert ist oder sogar ganz verschwindet. Gerade bei so langfristigen Überlegungen sollte man das bedenken.

  63. #63 Stefan Siegert
    25. September 2018

    zu #55:

    “Machbarkeit des BGE anhand von Zahlen.” – vielleicht wäre das der bessere Titel für den Artikel gewesen 🙂

    Naja, vielleicht auch nicht, eigentlich nur für die ersten beiden Bedingungen …

  64. #64 Ursula
    25. September 2018

    Es gibt für das BGE verschiedene Modelle.
    Hier ist eine recht gute Übersicht. Die aktuellste aus 2017
    https://www.grundeinkommen.de/grundeinkommen/modelle

  65. #65 Eisentor
    25. September 2018

    @hto Es geht um die Realität und nicht um irgend welche fantastischen Schlaraffenländer.

    @Topic Eines der Probleme die ich sehe ist folgendes. Mein Einkommen, bzw. das Einkommen meiner Familie liegt so das wir ungefähr beim Durchschnitt(Egal ob Durchschnitt, Median oder was auch immer) oder leicht darüber. Ich sehe mich als Mittelstand. Es reicht gut fürs Leben, Urlaub, Auto und ausreichend große Wohnung.
    Bei den allermeisten BGE Modellen würde meine Familie keinen großen finanziellen Unterschied zwischen bemerken zwischen heute 50+ Stunden (Meine Frau + Ich) Arbeit und mit dem BGE und gar nicht arbeiten.
    Und wenn der finanzielle Unterschied zwischen 40h und 0h marginal ist dann würde ich eben keine 40h arbeiten (Und auch entsprechend keine Steuern und Abgaben bezahlen).

  66. #66 Ursula
    25. September 2018

    @ Eisentor
    Das sehe ich sehr ähnlich! Das heißt, ich würde definitiv Arbeitszeit sehr zurückschrauben.
    Allerdings, wir sollten vielleicht die menschliche Gier nach immer mehr, mehr und mehr nicht unterschätzen.
    Ich beschäftige mich jetzt schon seit Jahren mit dem BGE, und wie ich es auch drehe und wende, irgendwann führt sich jedes Modell ad absurdum. Wobei ich zugegebenermaßen bei den Berechnungen zur Finanzierbarkeit nicht ganz durchblicke. Bei meinen Gedankengängen mündet das immer in den Teufelskreis der Inflation, wie im Beitrag beschrieben.

  67. #67 Mars
    25. September 2018

    @Ursula

    ein guter link, sehr viele tolle ansätze – danke

    interessantist, dass es doch in ganz vielen alternativen immer auch das vereinfachte steuersystem betrifft: flat-tax und erhöhte MwSt.
    aber auch, welche höhe jeweils angedacht ist

    ich sehe auch eher die etwas niedrigeren ansätze als machbarer aber auch erwünschenwerter an, damit eben die unterschiede zum jetzigen überfluss bemerkbar werden.
    wer aber wirklich etwas für sich oder die allgemeinheit machen will, schafft das dann auch.

  68. #68 zimtspinne
    25. September 2018

    @Stefan Siegert

    In dem Fall werbe ich ohnehin lieber noch einmal für meinen Alternativvorschlag “kostenloses Wohnen und Essen für alle”.

    Was solln das werden!?

    Ist ja die ärgste Utopieträumerei, die ich je gehört habe.
    Essen und Wohnen dürften wohl bei vielen die größten und relevantesten Positionen im Budget sein….
    doch umso unterschiedlicher werden sie auch gewichtet.

    Der eine ist mit Nudeln und Tomatensauce oder TK-Pizza zufrieden, der andere will sich voll ökovegangluten/laktosefrei ernähren….
    der eine ist mit einer Einraumwohnung zufrieden, da eh kaum zu Hause, der nächste möchte ein Haus mit Pool und Wintergarten. Dazwischen alle möglichen Mischformen.
    Willst du dann jedem so eine Art Grundversorgung geben?
    Beim Essen basierend auf der Billig-Discounter-Variante, beim Wohnen auf Sozialhilfewohngeldniveau?
    Und wer mehr Ansprüche hat, muss das dann selbst umsetzen?
    Womit auch wieder alles beim Alten wäre.
    Außerdem führt das natürlich naturgemäß zu den bekannten Neid, Missgunst und Verteilungskämpfen. Die mit den Minibuden würden sich darüber echauffieren, dass andere eine Villa auch noch staatlich auf gleicher Höhe subventioniert bekommen wie sie ihre Minibude.

    ich frage mich schon manchmal, ob ihr auch mal mit offenen Äuglein durchs Leben geht oder in einer Art Dauerphantasiewelt lebt? Wo alles radikal ausgeblendet wird, was nicht dem Friedefreude-Eierkuchen-Muster entspricht?
    Werde ich nie verstehen.

  69. #69 zimtspinne
    25. September 2018

    ok, Ergänzung zu 68–

    da ich an die kommunistisch-planwirtschaftliche Idee gar nicht gedacht hatte….
    womöglich war ja dein, Stefan, Grundgedanke, zukünftig gewaltsam Gleichheit zu schaffen zumindest auf Essens- und Wohnebene….
    und allen exakt das gleiche Futter sowie die gleiche staatliche Wohnung zuzuweisen.
    Was natürlich zu jener Problematik führen würde, dass erstmal die ganze Republik plattgemacht wird, um identische Wohneinheiten für alle mit Futterautomaten für alle zu errichten.
    Immerhin hätte das den Vorteil vieler neuer Arbeitsplatz…obwohl, geschuftet sollte ja wiederum weniger…
    Alles sehr dubios 😉

  70. #70 Eisentor
    25. September 2018

    @Zimtspinne Ein weiteres Problem ist ja das “Wohnraum” (Bei Essen ist der Unterschied nicht so groß) je nach Region extrem unterschiedlich kostet. Ein einheitliches Grundeinkommen würde irgend wo “auf dem Land” einen komplett anderen Lebensstil ermöglichen als in München.

    @Topic Mal provokant formuliert: Warum muss das eigentlich ein bedingungsloses Grundeinkommen sein?
    Reicht nicht ein Grundeinkommen? Z.B. HartzIV ohne Sanktionen? Würde dann plötzlich das Paradies ausbrechen und die HartzIV Bezieher würden sich plötzlich alle verwirklichen? Währen keine Sklaven(#60) mehr?

  71. #71 Mars
    25. September 2018

    @zimtspinne

    dann sind sicher auch im rückblich das alles utopien:
    angst vor der Atomkraft und ein ‘verordneter’ ausstieg
    erhöhtes ökologisches denken – wenn man gerade themen wie klimawandel und plastik anschaut

    das ist alles gerade mal gute 50 jahre alt

    wir deutschen (sag ich jetzt mal im ‘jugendlichen’ umgangston) machen uns das leben aber auch gerne durch unsere ungeheure kompliziertheit und der ‘german angst’ besonders schwer.
    die politik spricht zwar immer von einer vereinfachung, aber keine hat da wirklich daran was geändert.

    es gibt sicher viele individuelle lebenspläne eines BLG (ich lebe so eines auch) aber warum sollen wir nicht gründlich über ein anders system nachdenken

    ich habe ein einziges mal – ganz auf einen punkt gesetzt – mein wahlverhalten geändert.
    das war bei der vereinfachung des steuersystem von Merz/Kirchhoff der dann leider mit einem dolchstoss der eigenen partei abgesägt wurde – chance verpasst.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Kirchhof

  72. #72 zimtspinne
    25. September 2018

    @ Mars
    Das sind aber alles Dinge, die nicht unmittelbar ans Eingemachte gehen….
    Sie sind kompatibel mit dem menschlichen Grundkapital an Merkmalen und Eigenschaften, die da wären allen voran… Wettbewerbsdenken.

    So wie man auch die Lust auf Fettes & Süßes nicht totkriegt, trotz aller Kampagnen, Aufklärung bis hin zu gesellschaftlich starkem Druck (schlank wird assoziiert mit hohem Sozialstatus), so wird man auch andere durch Selektionsdruck geformte menschliche Grundeigenschaften nicht wegelimieren können. Es sei denn, sie werden gentechnisch “weggezüchtet”.

    Das ist so logisch wie nur irgendwas: Wir sind alle die Nachfahren der jeweils wettbewerbstechnisch erfolgreichsten Individuen unserer Spezies.
    Wir leben nur, weil sie sich behaupten und durchsetzen konnten in einem harten täglichen Überlebenskampf.
    Diese Merkmale, die einst unsere Stärken waren, werden nun zu Schwächen oder gar Abscheulichkeiten degradiert (Ursula: Gier ist böse, oder andere: Wettbewerbsdenken muss weg, böse!), was man natürlich tun kann, ändert aber nix am Verhalten des einzelnen, das weiterhin geprägt wird durch Merkmale, die in uns angelegt wurden, weil sie sich einst bewährten und als Überlebensvorteil erwiesen.

    Man kann sich natürlich ganz bewusst davon distanzieren, was ja etliche Aussteiger zB auch tun….
    die werden aber ziemlich schief angesehen.
    Die Mehrheit geiert einfach weiterhin auf den Nachbarn, der mehr hat als sie… was nicht unbedingt Konsumwahn sein muss, es können auch Weltreisen sein oder sonstwas, wofür man aber letztlich die finanziellen Mittel und damit Freiheiten benötigt.

    Das kann man drehen und wenden, wie man will. An diesen Tatsachen kommt keiner vorbei.
    Und spätestens, wenn die Aussteiger älter werden und kränkeln, werden sie sich mit Sicherheit auch recht schnell aus Costa Rica Selbstversorgungsstätte vertschüssen und die Annehmlichkeiten in D suchen.
    Ich habe Kontakt zu solch einer Aussteigertruppe, deshalb komme ich drauf… für jüngere Leute sicher sehr reizvoll für ein Weilchen, aber so richtig dauerhaft?
    ok, für mich wärs schon wegen des Klimas nix, aber es gibt ja solche Sachen auch in Skandinavien.

  73. #73 Wizzy
    25. September 2018

    Das Problem Nr. 1 – unterschiedliche Lebenshaltungskosten je nach Region – würde ich im Hinblick auf das BGE aber auch als Chance sehen: Wir haben im Moment verödende ländliche Räume, wo Gebäude leerstellen und verfallen, Infrastruktur ungenutzt ist, die letzten kleinen Geschäfte, Grundschulen, Arztpraxen schließen etc. Diejenigen die mit BGE dann dort hinziehen um ganz ohne oder mit wenig bezahlter Arbeit zu leben, könnten helfen solche Räume wiederzubeleben, bevor sie gänzlich verfallen.

    Allerdings sehe ich nach wie vor das Hauptproblem, dass selbst ein BGE von 750 € pro Nase unfinanzierbar ist und zudem die Steuereinnahmen sinken, wenn dann weniger gearbeitet wird – das halte ich persönlich für sicher. Das System wäre vielleicht finanzierbar, wenn man Menschen ab einem gewissem Vermögen davon ausschließt und man Einkommen zudem sehr hoch besteuert (50% bis hin zu 90% bei sehr hohen Einkommen) – was jedoch den Effekt der allgemeinen, flächigen Leistungsreduktion tendentiell noch verstärken würde und damit die erforderlichen hohen Einnahmen wieder zunichte macht.

    Im Endeffekt wäre ein Kollaps des gesamten Wohlstandes nicht auszuschließen – daher sind Tests im kleinen Umfang oder mit geringeren Bezügen vorher sicher sinnvoll. Zu solchen Tests (z.B. in Finnland) gibt es noch kein eindeutiges Ergebnis.

  74. #74 Wizzy
    25. September 2018

    Problem Nr. 1 @Eisentor

  75. #75 Stefan Siegert
    25. September 2018

    zu #68, #69, #70:

    Genauso wie mein Artikel von einem Grundeinkommen handelt, ist der erwähnte kostenlose Wohnraum, das Essen, der ÖPNV usw. natürlich auch nur eine Grundversorgung. Und wie die aussieht, hat man bei Hartz IV längst schon definiert: In Lebenssituation x (z.B. alleinstehend, keine Kinder) steht einem die Leistung y (z.B. eine Wohnung mit einer Fläche von maximal Z m²) zu.

    Dabei werden ortsübliche Mieten berücksichtigt. Sollte allerdings der Staat langfristig Eigentümer der Wohnungen werden (was ich so grob mit der Umgestaltung des sozialen Wohnungsbaus im Artikel angedacht habe) wäre das aber vom Marktpreis abgekoppelt.

    Wer mehr haben möchte, muss dann eben dafür arbeiten und bezahlen, anders wäre das beim BGE ja auch nicht. So sehr unterscheiden sich die beiden Ideen nicht voneinander.

    Das BGE lässt einem mehr Freiheiten, hat aber seine erwähnten Schwachstellen. Kostenloses Wohnen, Essen usw. ist sehr unflexibel und riecht nach Gleichmacherei, wäre aber billiger zu haben und würde nicht gleich die ganze Volkswirtschaft, sondern nur einige Teilmärkte auf den Kopf stellen.

  76. #76 Eisentor
    25. September 2018

    Das Problem Nr. 1 – unterschiedliche Lebenshaltungskosten je nach Region – würde ich im Hinblick auf das BGE aber auch als Chance sehen: Wir haben im Moment verödende ländliche Räume, wo Gebäude leerstellen und verfallen, Infrastruktur ungenutzt ist, die letzten kleinen Geschäfte, Grundschulen, Arztpraxen schließen etc. Diejenigen die mit BGE dann dort hinziehen um ganz ohne oder mit wenig bezahlter Arbeit zu leben, könnten helfen solche Räume wiederzubeleben, bevor sie gänzlich verfallen.

    Mal ketzerisch: Warum machen wir das nicht heute schon so? Wenn du als Hartz IV Empfänger in München keine 50m² für 200€ findest kann er doch den ländlichen Raum in Sachsen wiederbeleben?
    Warum ist das ein akzeptabler Vorschlag wenn wir “Hartz IV Empfänger” durch “BGE Empfänger” ersetzen?

  77. #77 NorbertN
    25. September 2018

    In Finnland hat man das BGE zuerst auf zwei Jahre begrenzt. In diesem Jahr hat man beschlossen es nicht weiterzuführen.

    Wenn man bei uns ein befristetes BGE einführen würde, dann würde ich mit der Arbeit auch nicht aufhören, aus Angst den Anschluß zu verlieren, sobald das BGE beendet wird und ich mir wieder eine Arbeit suchen muß.

    Es ist also sehr schwer aus Finnland Rückschlüsse zu ziehen. Ich weiß nicht, ob in Finnland die Menschen ihre Arbeit reduziert haben. Aber ich bin mir ziemlich sicher bei einem unbefristeten BGE würden viel mehr Menschen aufhören zu arbeiten. Es sei denn, sie gehen davon aus, daß das BGE langfristig nicht funktionieren kann und, deswegen lieber nicht kündigen.

  78. #78 Mars
    25. September 2018

    ich kann da nuir nochmal auf den ansatz von Götz werner zurückgreifen

    derzeit alle zusammengefasste sozialleistungen und steuersubventionen würden jetzt schon eine finanzierung berechenbar machen

    das ist aber wirklich nur ein grundeinkommen wie H4.
    des weiteren würden sich arbeitsfelder verschieben, und eine andere bezahlung nach sich ziehen. jobs, die keiner machen will, würden viel höher belohnt und vorallem den dienst am menschen und der gesellschaft.

    nun, ein wenig darf man doch auch mal an das gute im menschen glauben – ich gehe nicht vom schlimmsten fall aus
    es wäre schön, wenn öfters und länger darüber nachgedacht wird, nicht alles sofort verkompliziert und auf deutsche art sofort wieder in den boden gestampft wird.

    die schlimmsten ansätze hört man jeden tag: haben wir noch nie so gemacht UND haben wir schon immer so gemacht – ja, damit bekommst du alles klein!
    wer klein denkt, bleibt am kleinen kleben.

  79. #79 zimtspinne
    25. September 2018

    versteh ich die letzten Kommentare jetzt richtig, dass erstmal alle auf H4-Level gesetzt werden sollen?
    Na, das ist eine an sich schon sehr attraktive Aussicht^^

    Ist nicht ganz ernstgemeint, es läuft doch aber wirklich darauf hinaus, wenn ich die zugewiesenen Wohnraumgrößen höre…… da wäre dann die Frage, ob 15-20 h arbeiten pro Woche so viel mehr bringt, dass man sich gewisse Lebensentwürfe zurechtweben kann…. oder muss man dafür dann doch wieder einfach nur ganz normal lange und intensiv arbeiten?
    Kinder und Haus wären jetzt ja mal auch keine Luxusgüter, sondern ganz normale Ziele.

  80. #80 Wizzy
    25. September 2018

    @Mars
    Ich denke groß und denke, das BGE wäre eine Katastrophe. Details, warum ich das denke, in meinem ersten Kommentar.

    Eigentlich haben kommunistische Länder doch genug gezeigt, dass Menschen ohne besondere Anreize sich bequem verhalten. Das ist in der Natur nichts Schlechtes und spart Energie. Einer Gesellschaft schadet das meines Erachtens aber eher.
    Zu viel Druck/Wettkampf schaden aber mindestens genauso. Deshalb finde ich Sozialleistungen gut und richtig und Hartz-IV könnte z.B. etwas großzügiger ausfallen. Man könnte auch das gesamte System etwas gamifizieren, soll heißen deutlich mehr mit Belohnungen/Anreizen als Sanktionen arbeiten. Einige Studien weisen darauf hin dass positive Anreize häufig nachhaltiger und effektstärker wirken als Strafen.

  81. #81 Fat Boo
    25. September 2018

    @Stefan Siegert #37
    Sie glauben doch nicht wirklich, das alle Länder ein BGE mit vergleichbaren Leistungen oder gar dem gleichen Geldbetrag einführen würden?
    Ihr zweiter, polemischer, Absatz kaschiert nicht, das ein BGE ein starker Pull-Faktor wäre und beispielsweise eine vierte Bedingung (um auf den Titel anzuspielen) definiert werden müsste, beispielsweise die Beschränkung des BGE auf deutsche Staatsbürger. Dies wiederum wäre auch nicht gerecht für die ausländischen, in Deutschland Steuern zahlenden, Fachkräfte wodurch aus einer einfachen Bedingung doch wieder etwas Komplizierteres erwächst.
    In diesem Zusammenhang verwundert mich auch Ihr Beitrag #47, setzt dieser doch utopischer Weise einfach voraus das eine Verdopplung bzw. Halbierung keinen Unterschied machen würde. Wenn diese Verdopplung aber aufgrund des Pull-Faktors ausschließlich die Nehmerseite betrifft bzw. die Halbierung erfolgt ist aufgrund einer Abwanderung der Leistungsträger, dann gute Nacht.
    Ich persönlich würde bei Einführung eines BGE weiterarbeiten, aber in einem anderen Land.

  82. #82 Mars
    25. September 2018

    im grunde haben wir doch schon – zumindest rechnerisch gesehen – das grundeinkommen-
    alle sozialleistungen und vergünstigungen, steuergrundfreibetrag ergeben zusammengerechnet doch schon locker die oben minimal angestrebten beträge, nur eben ohne den ganzen bürokratischen wahnsinn den sich die vielfach in jedem ort sitzende verwaltung und deren wirtschaflichen fortsätze zugetekommen lassen.
    allein diese vereinfachung wäre es wert dafür zu kämpfen – natürlich gilt: wer mehr will wird auch weiterhin arbeiten, aber ein jobverlust, oder mal ein wechsel wäre ohne die existenzängste sicher manchmal einfacher

    dass das nicht so einfach geht wie in den 60er den linksverkehr in finnland an einem wochenende auf den europäischen rechtsverkehr zu ändern ….
    na ja, nur mal so gedacht

    aber wenn man nie damit anfängt, es nicht ernsthaft – ha ha, mal ohne bedingungen – durchrechnet, wie soll denn das ohne änderungen weitergehen.

    die reichen immer reicher, die armen weiter abgeschnitten, rentner nach 30 jahren in H4?
    diese gedanken gefallen mir so auch nicht.

  83. #83 zimtspinne
    25. September 2018

    stimme Wizzy zu und ansonsten:
    kann ja jeder Tierbesitzer ein Lied von singen, dass über das Belohnungssystem wesentlich mehr erreicht wird als über Bestrafungsreize.
    Merkwürdigerweise gelten aber viele Dinge für Menschen nicht, die für Tiere und deren Besitzer selbstverständlich sind…. da wäre auch das Sterben(lassen) ein Thema, was ich aber jetzt hier nicht thematisieren möchte.
    (sonst kommen die Gutmenschen wieder aus allen Ecken und brüllen “Euthanasie! Neonazi!”

  84. #84 Laie
    25. September 2018

    Wenn ich das richtig sehe, hat mein bereits eine Form des BGE in Deutschland und Österreich für Menschen aus mehrheitlich islamischen Ländern eingeführt, dort hinkommen. Es wurde von dem Betroffenen mit Wohlwollen angenommen – die Finanzierung ist gesichert.

    Wenn das weiter so gut läuft, dann könnte man das BGE auch für Politiker einführen.

  85. #85 Hannes Ametsreiter
    25. September 2018

    Wieso reden beim Thema Steuern eigentlich alle immer nur von Einkommens- und Verbrauchssteuern? Das ist die falsche Quelle.

    Das BGE muss durch die Wirtschaft finanziert werden, da wo die Produktivitätssteigerung stattfindet. In Form einer Abgabe auf Maschinen und Produktionsmittel in physischer und realer Form.

  86. #86 PDP10
    26. September 2018

    @Laie:

    Wenn ich das richtig sehe, hat mein bereits eine Form des BGE in Deutschland und Österreich für Menschen aus mehrheitlich islamischen Ländern eingeführt, dort hinkommen.

    Abgesehen von der schlechten Grammatik … du meinst also, man sollte die Kriegsflüchtlinge aus Syrien, dem Irak, Afghanistan usw. besser verhungern lassen.
    Gilt das auch für die Jesiden aus Syrien und dem Irak? Die kommen auch aus “islamischen Ländern”.
    Oder dürfen die Essen, weil sie Christen sind?

  87. #87 Stefan Siegert
    26. September 2018

    zu #71, #78, #82 (Mars):

    Vielen Dank, dass Sie daran erinnern, dass man Ideen ja auch ruhig einmal kreativ weiterspinnen darf, selbst wenn man die finale Lösung noch nicht vor Augen hat oder schon am Anfang so viele Probleme erkennt, dass ein Denkansatz wirklich schwer umsetzbar erscheint.

    Wo sonst, wenn nicht in einem Wissenschaftsblog, sollte das erlaubt sein?

    Die Intention des Artikels war allerdings hauptsächlich, auf diese Probleme hinzuweisen und sie zur Diskussion zu stellen.

  88. #88 Stefan Siegert
    26. September 2018

    zu #72:

    Exakt, das Thema Wettbewerb kam bisher noch nicht vor und sollte in seiner Wichtigkeit nicht unterschätzt werden. Denn das steckt seit Beginn der Menschheit so tief in uns drin, komplett wird man das wahrscheinlich nie beseitigen können.

    Aber auch da könnte man etwas optimistischer sein: In den letzten Jahrhunderten hat die Menschheit ja doch ein paar ganz intelligente Modelle entwickelt, wie man das Tier im Menschen ein bisschen bremsen kann, Menschenrechte z.B. oder Gesetze und Gerichtsbarkeit. Selbst körperliches Kräftemessen hat sich vom reinen Überlebenskampf um Nahrung zum Sport hin entwickelt. Es gibt ja auch Wettbewerbe um gute Ideen. Oder den Euriovision Song Contest, was weiß ich.

    Aber eben auch den Wettbewerb darum, ob ich das neuere iPhone habe als mein Nachbar. Bei einem BGE sollte meiner Ansicht nach dieser Wettbewerbsgedanke erhalten bleiben, denn sonst geht wirklich niemand mehr arbeiten, und dann sind wir wieder beim Eingangsthema Finanzierung angekommen.

  89. #89 zimtspinne
    26. September 2018

    Und warum sollte man das Wettbewerbsdenken und -handeln überhaupt beseitigen und nicht stattdessen einfach mal den Blickwinkel darauf ändern ?
    Genau wie auf den ebenso verpönten Begriff ‘Egoismus’ übrigens, bei dem die Bessermenschen ja schon regelmäßig Herzrasen kriegen und alles versuchen, ja bloß nicht irgendwie mit Egoismus in Verbindung gebracht zu werden.
    Da wird gelogen und geheuchelt, selbstbeschwichtigt und Selbstdarstellung betrieben, dass sich die Balken biegen.

    Statt einfach mal dazu zu stehen: Ja, das gehört nun mal zu mir als lebender Organismus dazu.

    Die gesamte Sportlandschaft basiert übrigens auf Wettkampf, ebenso Schachspiel, Ausschreibungen, große Teile der Schul- und überhaupt des Bildungssystems wären ohne Wettkampf gar nicht umsetzbar, und läuft hier bei Florian nicht gerade ein Schreibwettbewerb, bei dem am Ende ein Sieger gekührt und belohnt wird?

    Kann es sein, dass diejenigen, die Wettbewerb ausmerzen, bremsen usw wollen, einfach nur Opfer ihrer eigenen Versagens- und Verlustängste sind?

    Man wünscht ja auch genau deshalb den Egoismus zum Teufel, weil der einem selbst angst macht. Und zwar nicht der eigene Egoismus, sondern der Egoismus anderer.

    Da sollte man vielleicht doch mal bisschen an seiner eigenen Perspektive zu diesen ach so schlimmen menschlichen Eigenschaften verändern, statt nach Abschaffung und Menschenverbesserung zu krakelen.

    Dass grundsätzlich die Lage der Menschheit verbessert wird, durch Menschenrechte zB, steht ja gar nicht dazu im Widerspruch.
    Das wurde sowieso auch schon immer geregelt, dass nicht einfach jeder jeden betrügen, verletzen oder umbringen kann….. das gefährdet ja das Leben aller und daran hat keiner Interesse (auch wieder purer Überlebensegoismus).
    Man sollte unsere Eigenschaften einfach mal akzeptieren und integrieren, das Beste damit anfangen sozusagen.

  90. #90 hto
    26. September 2018

    @Zimtspinne

    Warum KEIN Wettbewerb?

    Mal abgesehen von Wohnungsmarkt und anderen negativen Aspekten von Privathand: Wenn der Arbeitsmarkt nicht mehr im Wettbewerb REIN STAATLICH organisiert werden kann, dann bekommt JEDER OHNE unternehmerische Abwägung auf Finanzierung und Markttauglichkeit einen Arbeitsplatz!!!

  91. #91 zimtspinne
    26. September 2018

    Du willst es einfach nicht verstehen, oder!?

    Selbst wenn jeder einen Arbeitsplatz bekommt, wie das in der DDR ja auch der Fall war, ist damit nicht alles paletti!

    Dann wird natürlich weiterhin um die besseren und besten Arbeitsplätze konkurriert, das ist völlig normal!

    Auch ein Vermieter wird selektieren und sich den für den am besten geeignetsten Mieter entscheiden, sofern er ein attraktives Angebot hat (mit einer Bruchbude hat er es naturgemäß eher schwer, überhaupt jemanden zu finden).

    Angenommen, du würdest den Arbeits- und Wohnungsmarkt komplett staatlich durchregulieren, was machst du mit dem Partnermarkt?

    Partnerwahl ist Wettbewerb in Hochform, denn dort geht es um die Wurst, noch viel mehr als auf dem Wohnungs- oder Arbeitsmarkt.

    Willste das dann auch staatlich regulieren vor lauter Angst, selbst nicht genug dabei abzubekommen? 😉

  92. #92 hto
    26. September 2018

    @Stefan Siegert

    Mein BEWUSSTSEIN von Vernunft und Verantwortungsbewusstsein zeigt mir: Der Wettbewerb ist aus dem Überlebenskampf entstanden, jetzt ist er nur noch …!? 😉

  93. #93 hto
    26. September 2018

    @Zimtspinne

    Nur ein Hinweis als DENKANSTOSS:
    Die DDR stand auch im Wettbewerb!!! 😉

  94. #94 zimtspinne
    26. September 2018

    meinst du das Schlangestehen für Bananen? 😀

    Mir macht so ein bisschen Wettbewerb auch Spaß, muss ich zugeben.
    Aus Dingen, in denen ich schlecht bin oder die ich gar nicht kann, halte ich mich besser von vornherein raus 😉

  95. #95 hto
    26. September 2018

    @Zimtspinne

    Na da kannst du ja froh sein, dass die Philosophie dieser Welt so einfach und absurd im geistigen Stillstand gestrickt ist 😉

  96. #96 zimtspinne
    26. September 2018

    Gäbe es keinen Neid und ständigen Abgleich mit anderen, würden wir beide uns jetzt gerade wahrscheinlich zur (stundenlangen!) Frühstücks-Futtersucher auf der Savanne frisch machen.

    Entdeckungen, Erfindungen, Weiterentwicklung sind alle nur möglich durch permanenten Wettkampf… teilweise auch Wettrüsten.
    Beispielsweise wirst du nur so alt wie du hoffentlich wirst, weil dein Immunsystem das Wettrüsten mit Pathogenen zwar nicht gewonnen, aber auf ein gut kontrollierbares Level gebracht hat.
    Na gut, Medizin sollte man berücksichtigen, aber wenn es diesen überlebenswichtigen Wettkampf nicht gegeben hätte, würdest du heute keine 3 Jahre alt werden bzw unsere Spezies wäre längst ausgestorben.

  97. #97 Captain E.
    26. September 2018

    Mal so ein Gedanke zur DDR: Meines Wissens ist Ehrgeiz, zumindest außerhalb von Partei und staatlichen Organen, nicht nur nicht gefördert, sondern sogar behindert worden. Bauern wurden in LPGs getrieben, und wer sich geweigert hat, dem hat man das Leben besonders schwer gemacht. Viele DDR-Bürger haben sich nach der Wende und der Wiedervereinigung natürlich schwer getan mit der Umstellung, aber manche konnten ihren Ehrgeiz und/oder ihren Unternehmergeist danach ausleben. Davon waren natürlich einige ehemalige Parteikader, aber nicht alle.

    Aber wie wäre denn ein BGE light? Das könnte so aussehen, dass jedem Bürger etwas in der Höhe von ALG II zusteht (vielleicht etwas mehr), die einzige Bedingung aber darin besteht, den Nachweis führen zu können, dass die aktuellen Einkünfte darunter liegen. Alle Forderungsbedingungen, mit denen die Jobcenter heutzutage ihre Kundschaft maßregeln/drangsalieren, fielen weg. Das wäre gut für die faulen Hunde, die gar nicht arbeiten wollen, aber die tun heute schon nichts (außer saufen, rauchen, Unterhaltungselektronik genießen und die arbeitende Bevölkerung verspotten). Es wäre aber auch gut für Menschen, die gerne mehr täten, aber mangels geeigneter Qualifikation oder vorhandener Jobs nichts tun können – alleinerziehende Mütter zum Beispiel. Das nähme ihnen aber die Angst, wegen eines Fehlers im Umgang mit den Ämtern mit noch weniger Geld dazustehen. Die einzigen, die sich ärgern könnten, wären diejenigen, die knapp über dem BGE-Satz liegen und deshalb nicht davon profitieren können und trotz Arbeit nur unwesentlich mehr Geld zur Verfügung hätten als die BGEler.

    Für den Rest der Bevölkerung wäre BGE dann lediglich eine Versicherung gegen eine drastische Verschlechterung der persönlichen Lebenssituation wie Firmenpleiten oder schwere Krankheiten. Und ja, zu den wegfallenden Bedingungen müsste dann natürlich auch gehören, dass Vermögen geschützt wäre. Wer heute in Hartz 4 fällt, darf ja erst einmal sein angespartes Geld bis auf einen kümmerlichen Rest verbrauchen, bevor das Amt mit der Knete rausrückt. Das ist ja heutzutage immer so eine dunkle Wolke am Horizont, dass alles Sparen für die Katz war, wenn die persönlichen Einkünfte irgendwann einmal wegfallen sollten.

  98. #98 hto
    26. September 2018

    Neid – meine Mutter hat immer gesagt: Die Meisten können nur von Frühstück bis Mittag denken 🙂

  99. #99 Ursula
    26. September 2018

    @Captain E.

    Es wäre aber auch gut für Menschen, die gerne mehr täten, aber mangels geeigneter Qualifikation oder vorhandener Jobs nichts tun können – alleinerziehende Mütter zum Beispiel. Das nähme ihnen aber die Angst, wegen eines Fehlers im Umgang mit den Ämtern mit noch weniger Geld dazustehen.

    Ja, sehe ich sehr ähnlich. Ich glaube auch, dass zukünftig nichts daran vorbeiführt etwas in der Art einzuführen. Die Anforderungen in der Jobwelt werden eher größer, die Automatisierung schreitet weiter fort, es wird mehr Flexibilität gefordert usw.
    Ich sehe durch meine Arbeit, wie sehr Menschen unter die Räder kommen können, und das aus ganz unterschiedlichen Gründen.
    Allerdings bin ich überzeugt davon, dass ein existenzsicherndes BGE für Alle nicht funktionieren wird. Lasse mich aber gerne vom Gegenteil überzeugen. Ich halte es aber für sehr dringend geboten, sich Gedanken über zukünftige Arbeitswelten zu machen und wie wir damit als Sozialstaat umgehen können um möglichst vielen Mitmenschen eine menschenwürdige, soziale Teilhabe am Arbeitsleben ermöglichen.

  100. #100 hto
    26. September 2018

    @Captain E.

    Ja die Bauern, die haben noch immer einen ganz besonderen Unternehmergeist 🙁

  101. #101 zimtspinne
    26. September 2018

    @ hto

    ist auch wieder nur eine Frage der Perspektive….
    ich nutze Neidgefühle sehr oft und mittlerweile bewusst als Antriebsmotor, um Dinge, mit denen ich unzufrieden bin, zu verändern. Damit tut man sich ja schwer, sogar als Mensch, der gerne Abwechslung und Neues im Leben mag. Es macht aber erstmal Angst, logisch.
    Und zu unabänderlichen Dingen kann man Neidgefühle nutzen, um die eigene Einstellung zu diesen Dingen zu überdenken.
    Man kann Neid auf ganz viele Arten konstruktiv für sich nutzen, zB taugt er als Anstoß zur Selbstreflexion und darüber nachzudenken, worauf man sich intensiver konzentrieren könnte und worauf weniger, weil toter Gaul.
    Aber das ist natürlich alles reichlich unbequem. Und tut auch mal weh. Da ist es viel einfacher zu fordern, alle sollen wenig haben, dann muss man sich nicht mit Neidgefühlen und deren Bewältigung rumplagen.

    siehe DDR.

  102. #102 zimtspinne
    26. September 2018

    Ergänzung: Sehr wahrscheinlich spielen hier religiöse Vorprägungen eine entscheidende Rolle. Dort ist Neid ja unter den Todsünden gelistet.
    Als atheistisch/religionsfrei geprägter Mensch kann ich mich nicht erinnern, solche Auflagen jemals bekommen zu haben, wie doch bitte komplett frei von solchen Gefühlen zu werden.
    Erinnere mich sogar an Sprüche unserer Mütter (wenn sie dachten, wir hören es nicht^^) in der Art: Gute Mädchen kommen in den Himmel, Böse überallhin.

  103. #103 Hannes Ametsreiter
    26. September 2018

    Neidisch. im Sinne von “das will ich auch haben”, darf man ja auch sein. Nur wenn Missgunst, “der soll das nicht haben”, dazu kommt wirds eklig.

  104. #104 zimtspinne
    26. September 2018

    Naja, die Gedanken sind frei……
    das ist dann ja auch primär das Problem des Denkenden.
    Wenn der natürlich anfängt, seine Missgunst offen auszuagieren, wie durch Denunzieren, bösartiges Gerüchtestreuen und dergleichen, sollte dagegen eingeschritten werden. Dazu gehört dann auch Zivilcourage, die viele nicht haben, weil konfliktscheu und “ich will einfach meine Ruhe”.
    Noch problematischer wird es, wenn Person X der geschädigten Person Y beistehen möchte, von der aber dafür eins auf die Mütze bekommt, weil Person Y keinen Ärger möchte, sprich Konfliktvermeidung betreibt.
    Deshalb ermutige ich auch immer wieder speziell Frauen, die mir viel zu duckmäusig, passiv und konfliktvermeidend durch den Alltag spazieren dazu, doch an der Selbstbehauptungsfähigkeit zu arbeiten.
    Es ist Wahnsinn, wie oft man im Alltag auf diesen Typ Mensch stößt, der Angst vor allem hat und sich gegen ganz offensichtliche Schieflagen nicht wehrt — was natürlich auch ein Zusammenschließen verhindert.
    Genau deshalb ist D auch zum größten und ausgedehntesten Niedriglohnsektor geworden, das Duchmäusertum machts möglich.

  105. #105 Captain E.
    26. September 2018

    @hto:

    Ja die Bauern, die haben noch immer einen ganz besonderen Unternehmergeist 🙁

    Teils, teils. Manche sind sehr erfinderisch, andere halten auf Biegen und Brechen am althergebrachten fest, und manche Menschen mit Unternehmergeist sind eben keine Landwirte.

    Gerade bei den Landwirten habe ich allerdings schon das Gefühl, dass viele ihren Job machen, weil sie ihn gerne tun, so mit Säen und Ernten oder die Arbeit mit den Tieren. Die finanzielle Unsicherheit verleidet so manchem Bauern seinen Beruf. Staatliche Stütze ist für den typischen Bauern aber wohl auch nicht das Gelbe vom Ei. Die allermeisten würden wohl am liebsten ihren Job machen und durch den Verkauf ihrer Produkte das Geld einnehmen, das sie benötigen.

  106. #106 Laie
    26. September 2018

    @PDP10, #86
    Mit keinem Wort wurde gesagt, man solle Kriegsflüchtlinge verhungern lassen. Bitte keine Unterstellungen!

    Fragen sie mal die politischen Verantwortlichen warum sie zuvor die Flüchtlingshilfen vor Ort um ca 1/3 trotz steigender Zahlen damals gestrichen haben? (was dann als eine der Mitursachen für die Massenbewegung angesehen wurde)
    Oder wurde das gar nicht bemerkelt?

    Ich hoffe Ihr Informationsstand ist ausreichend!
    Wer als “guter Mensch” Kriegsflüchtlinge verhindern will,
    der kann auch mit seinem Wahlverhalten die Kriegstreiber im eigenen Land abwählen. (Fall er wüsste, wer da mitmischt)
    Eine zahlreiche Anzahl von Staaten unterstützt die Stellvertreterkriege zwischen Schiiten und Sunniten.
    Hierfür kann für wenig Informierte (Dank Qualitätspresse) googeln helfen, als Einstieg um was es geht sei mal der Kri egstreiber Sau dia ra bien erwähnt, der in J emen Krie gsv erbrechen begeht. Hier gibt es eine Koalition aus europäischen und islamischen Staaten, die dort mitmischen.

    Sogar Wikipedia hat einige Infos darüber in
    lesen sie mal was unter Deutsche Rüs tungsex porte zu lesen ist!

    Auswirkung (aller dort mitmachender Kri egs treiber): 2.5 MILLIONEN BINNENFLÜCHTLINGE in Jemen.
    Schon bemerkelt? Nö? Haben sich die “guten Menschen” schon mal Gedanken gemacht, wie man den Binnenkriegsflüchtlingen in Jemen helfen kann?
    Oder nicht, weil die Massenqulitätsmedien darüber nicht berichten?

    Ähnliches geschah Jahre zuvor bei der Aufrüstung von “Rebellen” (Sprachgebrauch der Qualitätsmedien),
    wovon Teile davon später wieder selbst bombardiert wurden oder werden (Je nach Lust und Laune?)

  107. #107 Laie
    26. September 2018

    Link zu oben für PDP10
    Deutsche Rüs tungsex porte

  108. #108 Laie
    26. September 2018

    Korrektur zu “Link zu oben für PDP10” (wegen Fehler im Link)
    Deutsche Rüs tungsex porte

  109. #109 zimtspinne
    26. September 2018

    Warum wird dauernd behauptet, Landwirtschaft sei etwas, das keiner gerne machen will?
    Ich hatte mich mal mit Sommerjobs in einer Almwirtschaft beschäftigt, hatte dazu einen Tipp erhalten von einer Freundin, die seit einigen Jahren so etwas macht.
    Herausgefunden habe ich, dass diese jobs heißbegehrt sind, obwohl es überwiegend nicht mal eine Bezahlung gibt, sondern nur Essen und Unterkunft.
    Nicht nur Studenten wollen das machen, nicht wenige Freiberufler oder von Projekt zu Projekt arbeitenden Menschen nehmen sich regelmäßig solche Auszeiten und planen ihre Arbeit drumherum.
    Ich weiß nicht, wie begehrt die Tätigkeiten als Küchenhilfe u.ä. sind, da ich mich speziell für Landwirtschaft, biologischer Umweltschutz u.ä. interessiert hatte.
    Insgesamt aber alles durchweg heiß begehrt und mehr Anfragen als zur Verfügung stehende Plätze.
    Ja, es ist eine überschaubare Zeitspanne und nicht vergleichbar mit einer dauerhaften Beschäftigung als Landwirt. Trotzdem hab ich noch nie gehört, dass es in den Sommerferien Ansturm auf Krankenhäuser und Pflegeheime gibt, um dort für lediglich Kost und Logis und kleines Taschengeld arbeiten zu dürfen…

  110. #110 advanceddeepspacepropeller
    27. September 2018

    Im Boston Globe war vor einiger Zeit ein interessanter Artikel; demnach könnte man vielleicht eines Tages ein globales BGE mit Weltraumbergbau finanzieren!

    https://www.bostonglobe.com/ideas/2017/07/22/could-space-pay-for-universal-basic-income/tSQzfEuJxf1L3LcAsBRXcK/story.html

    That would be something 🙂

  111. #111 hto
    27. September 2018

    Nein @Zimtspinne, KEINE religiöse Erziehung. Ich bin mit Antritt meiner ersten Lehre aus der ev. Kirche ausgetreten, weil dort doch AUCH nur materialistisch-orientierter Schwachsinn aufgrund von Heuchelei und Lüge stattfindet.
    Allerdings bin ich, wie wahrscheinlich alle Menschen, von Kindheit an, ein Spirituell-Suchender.
    Meiner Spiritualität bin ich, mangels Sinnhaftigkeit und … der Realität, sozusagen gezwungenermaßen, wie bei den Naturvölkern mit Naturdrogen auf den Grund gekommen.

    Und jetzt noch was zum Nachdenken:
    Neid ist vor allem systembedingt für die systemrational-bewusstseinsbetäubte Schuld- und Sündenbocksuche extrem wichtig!

  112. #112 Stefan Siegert
    29. September 2018

    Vielen Dank noch einmal für die lebhafte Diskussion!

    Ich jedenfalls habe dabei viele neue, interessante Einblicke erhalten und freue mich auch darüber, dass trotz leicht inflationärer Anzahl an Wörtern in GROSSBUCHSTABEN bei einigen Kommentatoren, sowie einiger Kommentare aus dem Entertainmentbereich, die Diskussion insgesamt doch recht sachlich ablief.

    Interessant ist auch, dass mir einige Kommentatoren unterstellten, ich sei ein Befürworter des BGEs, während andere mir genau da Gegenteil nachsagten. Eine Mischung aus beidem trifft es glaube ich ganz gut, aber bei den paar Unterbereichen, die ich angesprochen habe, ist meine persönliche Meinung ohnehin nicht wichtig.

    Ich habe noch ein paar Anmerkungen:

    zu #64: Vielen Dank für den Link, gute Übersicht!

    zu #65, #66, #77: Siehe #59, die Diskussion ist zwar spannend, im Zusammenhang mit meinem Artikel aber nicht so wichtig. Schon bei gleich viel und gleichwertiger Arbeit trotz BGE geht die Rechnung nicht auf.

    zu #76: Das ist eine sehr gute Frage 🙂

    zu #81: Wieso sollte ein in Deutschland gut funktionierendes BGE-Modell, das der Gesellschaft nutzt, finanzierbar ist, die Wirtschaft erhält und nicht zur Inflation führt nicht auch von anderen Ländern kopiert werden? Zum Thema ‘BGE nur für deutsche Staatsangehörige’: Nein, das BGE gilt für alle Personen im entsprechenden Wirtschaftsraum. Entweder es funktioniert, dann arbeitet der Teil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter weiterhin trotz BGEs genug und zahlt ausreichend Steuern, oder das Modell funktioniert eben nicht, aber beides hat nicht unbedingt mit der Entwicklung der Einwohnerzahl zu tun.

    zu #85: Die Maschinensteuer fehlte bisher tatsächlich in der Diskussion, vielen Dank für den Hinweis. Könnte ein Beitrag zur Finanzierung sein, doch Vorsicht: Neue Steuern im Unternehmen erhöhen die Kosten. Das könnte bei einigen dazu führen, dass Standorte geschlossen und die gleichen Maschinen dort, wo es diese Steuer nicht gibt, wieder aufgebaut werden. Und selbst wenn nicht: die Gewinne wären kleiner, Gewerbe- und Gewinnertragssteuern würden also sinken. Und die Eigentümer und Aktionäre wären weniger reich, insofern wäre die Vermögenssteuer auch nicht mehr so ertragreich. Es könnte am Ende einfach nur eine Verschiebung von einer zur anderen Steuer stattfinden.

    zu #97, #99: Das ist vielleicht bisher die realistischste Idee hier in den Kommentaren. Die aktuellen Hartz IV-Ausgaben pro Jahr betragen ca. 45 Mrd. € bei rund 4 Mio. Beziehern. Selbst wenn sich die Anzahl aufgrund ausfallender Sanktionen verdrei- oder vierfachen würde, klingt das immer noch finanzierbar, zumal man ja auch Einsparungen in der Verwaltung, beim Bafög oder anderswo gleichzeitig vornehmen könnte.