Vor einigen Tagen haben Astronomen die potentielle Entdeckung eines Exomonds verkündet. Also eines Mondes, der den Planeten eines anderen Sterns umkreist. Über die Geschichte dieser Entdeckung kann man sich nebenan bei Alderamin informieren; hier ist nochmal die Kurzfassung der Exomond-Suche (gefolgt von ein paar neuen Forschungsergebnissen zum aktuellen Fall).

Da müssen Monde sein!

Als 1995 der erste Planet der einen anderen Stern als die Sonne umkreist entdeckt wurde und als man in den folgenden Jahren noch jede Menge andere solcher Exoplaneten entdeckte war eines klar: Es muss auch Monde geben, die einige dieser Planeten umkreisen. Alles andere wäre höchst absurd. Wir wissen, dass alle Planeten des Sonnensystems – mit Ausnahme der Venus und des Merkurs – von Monden umkreist werden und wir wissen, dass solche Monde im Zuge der Planetenentstehung quasi zwangsläufig mitentstehen. Es wäre höchst überraschend, wenn es Monde nur in unserem Sonnensystem geben würde.

Jede Menge Monde  - aber alle nur bei uns!  (Bild: NASA)

Jede Menge Monde – aber alle nur bei uns! (Bild: NASA)

Schon vor langer Zeit haben sich Wissenschaftler daher auch überlegt, wie man diese Monde finden kann. Das ist nicht einfach. Planeten anderer Sterne entdecken wir indirekt. Das heißt, wir sehen nicht den Planeten selbst, sondern wir sehen zum Beispiel wie der Stern in periodischen Abständen ein wenig dunkler wird, weil der Planet von uns aus gesehen vor dem Stern vorüber zieht. Hat der Planet einen Mond, dann kann er zusätzlich noch ein klein wenig mehr Licht blockieren und das kann man theoretisch beobachten. Es gibt auch andere Methoden, zum Beispiel unter dem Einsatz von Radioteleskopen – aber allen war klar, dass die Exomonde wenn überhaupt mit der aktuellen Technik nur sehr schwer nachweisbar wären.

Es gab in den vergangenen Jahren immer wieder potentielle Entdeckungen, die aber immer ein wenig unklar waren. Da war zum Beispiel ein Stern, der von einem braunen Zwerg umkreist wird, der – vermutlich – von einem erdmondgroßen Himmelskörper umkreist wird. Ist das nun der Mond eines braunen Zwergs? Aber ein brauner Zwerg ist kein Planet sondern eher ein Mittelding zwischen Riesenplanet und Stern; kann etwas das so ein Objekt umkreist überhaupt “Mond” genannt werden oder ist es doch eher ein kleiner Planet der den braunen Zwerg umkreist?

Die Entdeckung des Supermondes?

Wie gesagt: Es gab nix definitives und das gibt es immer noch. Das, was vor einigen Tagen verkündet wurde (“Evidence for a large exomoon orbiting Kepler-1625b”) ist noch nicht letztgültig bestätigt. Und wenn es bestätigt wird, handelt es sich um einen sehr seltsamen Mond. Es geht um den sonnenähnlichen Stern Kepler-1625, der sich circa 8000 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Schwan befindet. Dieser Stern wird von einem jupiterähnlichen Gasriesen umkreist und dieser Planet – Kepler-1625b – wiederum von einem Objekt, das so groß wie der Neptun ist. Und der Neptun ist wirklich groß! Neptun hat 17 Mal mehr Masse als die Erde und ist vier Mal größer. Der “Mond” der Kepler-1625b umkreist (und der die Bezeichnung “Kepler-1625b-I” trägt) ist also selbst ein Gas”planet” und kein felsiger Himmelskörper wie all die Monde die wir aus dem Sonnensystem kennen.

Größenvergleich Erde und Neptun (Bild: NASA, public domain)

Größenvergleich Erde und Neptun (Bild: NASA, public domain)

Wir haben auch keine Ahnung, wie so ein Gasmond entstehen könnte. Er kann nicht durch eine Kollision entstanden sein, wie unser Mond. Er kann sich nicht gemeinsam mit dem Planet gebildet haben, denn ein Gasriese würde nicht genug Gas in seiner Umgebung übrig lassen, das es für einen Gasmond reicht. Dass er eingefangen wurde ist zwar nicht unmöglich, aber extrem unwahrscheinlich.

Aber auch wenn wir keine Ahnung haben, wie so ein riesiger Gasmond entsteht, haben sich Wissenschaftler natürlich Gedanken darüber gemacht, was man sonst noch so über dieses Ding wissen könnte. Und eine Frage die sich in diesem Kontext sofort stellt ist: Kann denn dieser Gasmond vielleicht selbst noch einen “richtigen” Mond haben?

Hat der Mond einen Mond?

Es spricht rein theoretisch nichts dagegen, dass ein Mond selbst wiederum von einem Mond umkreist wird. Ich habe das Thema früher schon mal ausführlich betrachtet. Wenn der “Unter-Mond” sich ausreichend nahe am Mond und ausreichend weit entfernt vom gravitativen Einfluss des Planeten befindet, dann kann er problemlos existieren – auch für lange Zeiten. Juna Kollmeier von der Carnegie Institution of Washington und Sean Reymond von der Universität Bordeaux nennen solche Mond-Monde “submoons” und haben sich in einer aktuellen Arbeit (“Can Moons Have Moons?”) das Thema nochmal genauer angesehen. Sie haben die relevanten Faktoren – gravitative Störungen, Gezeitenkräfte, etc – in einer Formel zusammengefasst mit der sich berechnen lässt, unter welchen Umständen ein Mond einen submoon auf stabiler Umlaufbahn haben kann. Ihr Ergebnis: Das klappt nur bei vergleichsweise großen Monde die vergleichsweise weit von ihrem Planet entfernt sind. Geht man von einem 10 Kilometer großen submoon aus, dann könnten in unserem Sonnensystem der Jupitermond Callisto, die Saturnmonde Titan und Iaeptus und auch der Mond der Erde jeweils einen eigenen Mond besitzen. Tun sie aber alle nicht, wie wir wissen.

Vermutete Bahn des Exomonds um seinen Planeten beim Vorbeigang am Stern (Bild: NASA, ESA, D. Kipping (Columbia University), and A. Feild (STScI))

Vermutete Bahn des Exomonds um seinen Planeten beim Vorbeigang am Stern (Bild: NASA, ESA, D. Kipping (Columbia University), and A. Feild (STScI))

Kollmeier und Raymonds haben sich aber auch den Mond von Kepler-1625b angesehen. Und tatsächlich kann auch der submoons in stabilen Bahnen beherbergen. Vermutlich. Denn die Umlaufbahn des Mondes ist stark gegenüber der Bahnebene des Planeten geneigt und zwar um 45 Grad. Das ist eher ungewöhnlich – die Bahn des Erdmons ist zum Beispiel nur um 5 Grad gegenüber der Erdbahn geneigt – und kann Auswirkungen auf die Stabilität von submoons haben. Die sind aber in der Arbeit von Kollmeier und Raymonds nicht berücksichtigt und entsprechende detaillierte Computersimulationen müssen erst durchgeführt werden.

Stabilität von submoons für den Erdmond und den Exomond. Die x-Achse zeigt den Abstand vom Planet; die y-Achse die Größe des Mondes. Dort, wo aus diesen beiden Kombinationen ein System entsteht, das stabile submoons erlaubt, ist das Diagramm grau gefärbt. Die durchgezogene Linie beschreibt die Stabilitätsgrenze für 10km submoons, die anderen beiden Linien entsprechen submoons von 5km bzw. 20km Größe. Erdmond und Exomond sind als dicke schwarze Punkte eingezeichnet und liegen beide in der Stabilitätsregion für submoons (Bild: Kollmeier & Reymonds, 2018)

Stabilität von submoons für den Erdmond und den Exomond. Die x-Achse zeigt den Abstand vom Planet; die y-Achse die Größe des Mondes. Dort, wo aus diesen beiden Kombinationen ein System entsteht, das stabile submoons erlaubt, ist das Diagramm grau gefärbt. Die durchgezogene Linie beschreibt die Stabilitätsgrenze für 10km submoons, die anderen beiden Linien entsprechen submoons von 5km bzw. 20km Größe. Erdmond und Exomond sind als dicke schwarze Punkte eingezeichnet und liegen beide in der Stabilitätsregion für submoons (Bild: Kollmeier & Reymonds, 2018)

Kann man auf dem Mond-Mond von Kepler-1625b leben?

Jetzt mal abgesehen von der Frage ob es den Exomond wirklich gibt und abgesehen von der Frage, ob der Exomond selbst wieder einen Mond hat: Wenn wir so tun, als wäre das alles so – wäre der Mond-Mond dann lebensfreunlich? Das ist eine zugegebenermaßen sehr spekulative Frage, aber eine die natürlich gestellt und auch beantwortet wird. Und zwar von Duncan Forgan von der University of St Andrews (“The habitable zone for Earthlike exomoons orbiting Kepler-1625b”). Forgan betrachtet in seiner Arbeit einen hypothetischen erdgroßen Himmelskörper, der den Mond von Kepler-1625b umkreist. Dann berechnet er, ob sein Mond lebensfreundlich sein könnte. Da spielt natürlich der Abstand zum Stern und dessen Leuchtkraft eine wichtige Rolle. Aber auch der Abstand den der Mond vom Planeten und der Mond-Mond (der bei Forgan übrigens tatsächlich “moon-moon” genannt wird) vom Mond hat. Man muss berücksichtigen, wie viel Licht der Planet auf Mond und Mond-Mond reflektiert, wie stark die Gezeitenkräfte von Planet und Mond den Mond-Mond aufheizen, und so weiter.

Forgan kommt zuerst einmal zum gleichen Ergebnis wie Kollmeier & Raymonds und stellt fest, dass der Mond-Mond tatsächlich auf einer stabilen Umlaufbahn existieren kann. Er stellt aber auch fest, dass die Gezeitenkraft die der massive Planet und dessen massiver Mond auf den Mond-Mond ausüben, beträchtlich sein können. Hat der Mond-Mond keine kreisförmige sondern eine stark exzentrische Umlaufbahn, dann wird der Mond-Mond so stark durch die Gezeitenkraft “durchgeknetet” und dadurch aufgeheizt, dass er unbewohnbar wäre.

Es wird noch dauern bis wir echte Science-Fiction-Welten finden (Bild: NASA/JPL-Caltech)

Es wird noch dauern bis wir echte Science-Fiction-Welten finden (Bild: NASA/JPL-Caltech)

Und dann ist da ja auch noch der Stern selbst. Den habe ich oben als “sonnenähnlich” beschrieben, was zwar durchaus auf seine Masse und Größe zutrifft, aber nicht auf sein Alter. Kepler-1625 ist circa 9 Milliarden Jahre alt; also doppelt so alt wie die Sonne und schon fast am Ende seines Lebens angekommen. Ein Stern leuchtet aber umso stärker, je älter er wird. Die Sonne etwa ist momentan noch recht nett zu uns. In ungefähr 1-2 Milliarden Jahren wird sie aber so heiß geworden sein, dass auf der Erde kein flüssiges Wasser und damit auch kein Leben mehr existieren kann. Der gleiche Prozess hat bei Kepler-1625 dazu geführt, dass Planet, Mond und Mond-Mond aktuell nicht habitabel sein können. Aber früher könnte sich ein eventueller Mond-Mond tatsächlich in einem Bereich befunden haben, der zumindest theoretisch lebensfreundlich war.

Und jetzt?

Der potentielle Mond-Mond des potentiellen Monds der den Planeten Kepler-1625 (vermutlich) umkreist könnte also zumindest theoretisch existieren und war unter Umständen mal lebensfreundlich (sofern es ihn überhaupt gibt). Das ist alles enorm vage – aber zumindest recht interessant. Und es ist in etwa das, was man sich zu diesem Zeitpunkt an Information und Spekulation erwarten würde. Die Situation ist vergleichbar mit der Anfang der 1990er Jahre, als man einige potentielle Exoplaneten entdeckt hatte, aber noch nicht so wirklich wusste, ob die Beobachtungen brauchbar waren oder nicht. Und die Planeten die man potentiell entdeckt hatte, waren alle eher ein wenig seltsam. Als man dann zweifelsfrei Planeten entdeckte, die andere Sterne umkreisten, haben die sich auch als ebenso zweifelsfrei seltsam herausgestellt; als Objekte, die es so in unserem Sonnensystem nicht gibt und mit deren Existenz auch keiner gerechnet hatte. Erst als wir immer mehr Exoplaneten gefunden hatten und unsere Instrumente immer besser wären, hat sich das Bild geklärt. Wir haben auch Himmelskörper entdeckt die verstehen konnten; wir haben die Himmelskörper entdeckt die wir erwartet hatten und konnten die Existenz derjenigen erklären, mit denen niemand gerechnet hatte.

Mit den Exomonden wird es vermutlich genau so sein. Wenn wir sie – dank besserer Technik – in den nächsten Jahren hoffentlich immer öfter finden, werden da Objekte dabei sein, die wir aus unserem Sonnensystem nicht kennen. Sie werden seltsam sein, wir werden uns zuerst nicht erklären können, wo sie herkommen und wie sie entstanden sind. Aber dann werden wir immer mehr finden; wir werden sie immer besser verstehen und am Ende werden wir sie in unser – dann verbessertes – Bild des galaktischen Inventars passen. Vermutlich werden wir sogar den einen oder anderen Mond-Mond entdecken und eventuell auch einen potentiell habitablen Mond. Bis dahin wird aber ohne jeden Zweifel heftig weiter spekuliert werden. Zu Recht, denn wenn wir unsere Fantasie nicht bemühen, dann werden wir auch nichts Neues da draußen im All entdecken!

Kommentare (18)

  1. #1 Michael Stängl
    München
    15. Oktober 2018

    Zitat Artikel:
    “… Aber ein brauner Zwerg ist kein Planet sondern eher ein Mittelding zwischen Riesenplanet und Stern; kann etwas das so ein Objekt umkreist überhaupt “Mond” genannt werden oder ist es doch eher ein kleiner Planet der den braunen Zwerg umkreist? …”

    Vorschläge:
    – PlaMo?
    – MoPla?
    – B(rown)D(warf)-Planet?

    Auf jeden Fall lese ich solche astronomischen Artikel immer wieder liebend gerne, erweitert mein Wisse um das, was da draußen in den unendlichen Weiten, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist, so vor sich geht.

    Und es ist immer wieder so faszinierend, was die/ihr Astronomen (und Asstrophysiker) von diesem “Staubkörnchen” im All (unserem kosmischen Lieblingsplaneten, der Erde) aus mit dem ganzen modernen High-Tech Zeugs so alles herausfinden können.

    So über die Sternentypen, Planetentypen, wohl bald auch eine gute Menge an Exomonden, Sub-Monden, die Physik dahinter und dann noch der Nachweiß von Gravitationswellen.
    Verglichen mit den späten 1980ern (ich selbst Releasedate aka Geburtsjahr 1977) wo ihc mich im größeren Stil für Astronomie zu begeistern begonnen hatte, komme ich mir ab und an schon so vor, als würde ich da in einem real-life Science Fiction Film leben.

    Da frage ich mich immer wieder, wie wohl ein für die damalige Zeit sehr gebildeter Altrömer mit seinem Weltbild (etwas vereinfacht wiedergegeben):
    – Erde im Zentrum,
    – Darum herum die transparenten Planeten- und die Sonnenschale,
    – darum herum die undurchsichtige gelochte Sternenschale,
    – dahinter das ewige kosmische Feuer
    zu unserem heutigen, wirklich wissenschaftlichen astronomischen, astrophysikalischem und kosmologischen Weltbild sagen würde.

    PS: Etwaige nicht korrigierte Tippfehler sind einerseits Ausdruck künstlerischer Freiheit und können andererseits, von einem Magier richtig zusammengesetzt, die ultimative Weltformel ergeben. ;-).

  2. #2 Leser
    15. Oktober 2018

    “Wir wissen, dass alle Planeten des Sonnensystems – mit Ausnahme der Venus und des Merkurs – von Monden umkreist werden”

    Es ist eigenartig, wenn zuerst von “allen” (ausnahmslos) geredet wird und dann 25% Ausnahmen gemacht werden. Wäre es nicht besser, von den “meisten” zu schreiben ?

  3. #3 Alderamin
    15. Oktober 2018

    @Michael Stängl, Florian

    Braune Zwerge entstehen wie Sterne und haben temporär auch Deuteriumfusion. Sie können als Einzelobjekte entstehen und müssen dafür aus keinem Planetensystem geworfen werden. Sie haben Spektralklassen bis hinauf zu M und teilen die Tatsache, dass die längste Zeit keine Fusion mehr in ihnen stattfindet mit den Weißen Zwergen und Neutronensternen (bzw. den Sternen, die zu solchen werden, und das sind die meisten).

    Sprich’, sie sind eher sternähnlich als Planeten. Also lasst Planeten um sie kreisen und keine Monde. Nur meine Meinung…

  4. #4 leo
    Woher willst du wissen
    15. Oktober 2018

    in den unendlichen Weiten, wo noch nie ein Mensch zuvor gewesen ist,

    wo ich noch nicht war ?

  5. #5 Meo
    15. Oktober 2018

    Wie weit kann man das Spiel mit den Untermonden eigentlich treiben? Also könnte der Untermond noch nen eigenen Untermond haben, der wiederum nen eigenen Untermond hat, der wieder…etc?

    Bzw, wo ist die Grenze, aber der das Ganze nicht mehr funktioniert, weil die Gravitationseinflüsse zu krass werden, als dass der Umlauf noch klappen kann?

    Und von welchen Faktoren hängt es ab? Könnten größere Planeten größere Untermonde haben und daher noch weitere?
    Oder wird das immer schnell unstabil?

  6. #6 Bullet
    15. Oktober 2018

    Sonne -> Erde -> Mond -> Raumschiff -> Schraubenschlüssel
    Fünf Iterationen. Geht. 🙂

  7. #7 Alderamin
    16. Oktober 2018

    @Meo

    Die eine Sache ist, was wäre stabil, und die andere, was kommt in der Realität vor.

    Stabil ist jede Konfiguration, bei der der Untermond in der Hillsphäre des Obermonds kreist, aber auch nicht zu eng, da ansonsten die Gefahr besteht, dass die trotzdem immer noch vorhandenen externen Kräfte die Bahn so verändern, dass der Untermond mit dem Obermond kollidiert (z.B. crashen alle Sonden, die den Erdmond in wenigen 100 km umkreisen, unweigerlich binnen Jahrzehnten, weil sich die Exzentrizität der Bahn ändert und sie dann die Mondoberfläche schneidet). Aber theoretisch könnte man mit den richtigen Abständen und Massen eine größere Kette von Mondmonden konstruieren, die dann mehr oder weniger lange stabil bliebe.

    Natürlich entstehen tut sowas aber bestimmt nicht. Es hat ja einen Grund, dass wir im Sonnensystem keine Mondmonde finden (es ist allerdings nicht vollkommen ausgeschlossen, dass etwa Titan von einem sehr kleinen Brocken von ein paar 10 m umkreist wird, den noch keiner entdeckt hat, was von der Erde wie auch von Raumsonden aus schwierig wäre; zumindest finden sich aber keine signifikanten Objekte, die man entdecken könnte).

    Z.B. entstand der Erdmond höchstwahrscheinlich nach einer Kollision der Erde mit einem anderen Planeten aus den Trümmern und formte sich viel näher an der Erde, ca. auf Höhe der heutigen geostationären Bahn, und da war es ihm nicht möglich, einen eigenen Mond zu haben. Heute wäre das möglich, aber es ist kein Material mehr von der Kollision übrig, um einen zu bilden, und das dauerhafte Einfangen eines Asteroiden durch einen Mond ist schwierig genug, dass es innerhalb der Lebensdauer des Sonnensystems nicht sehr wahrscheinlich passiert (noch unwahrscheinlicher als das Einfangen eines Mondes durch einen Planeten).

    Bei einem so großen Objekt wie Kepler 1625b-i (bis er bestätigt ist, geben die Entdecker ihm nur ein kleines i, haben sie in einer Q&A-Session erzählt) könnte es sein, dass es selbst eingefangen wurde und einen vorhandenen Mond mitbrachte, der noch vorhanden ist. Das dürfte dann aber die Ausnahme sein, wenn überhaupt.

  8. #8 Caracalla
    16. Oktober 2018

    Was für Jahreszeiten bzw. Tag/Nacht Abläufe würden eigentlich auf so einem Untermond herrschen?
    Wir hatten ja schon mal die recht interessante Analyse der Jahreszeiten bei Game of Thrones.
    Die Rotation wäre ja wahrscheinlich gebunden

  9. #9 Wizzy
    17. Oktober 2018

    @Caracalla
    So extrem unterschiedlich zur Erde wäre das nicht bei ähnlicher Lage der Rotationsachse des Mond-Monds (die Rotationsachse macht schon mehr aus bezüglich der Jahreszeiten, hat aber nichts mit der Mond-Mond-Konfiguration zu tun).
    Es gäbe dort immer noch ein Jahr von 287 Tagen entsprechend der Umlaufzeit von Kepler 1625b. Die Tageslänge würde leicht schwanken aber entspräche in etwa z.B. den 23 Stunden die Triton um den Neptun braucht. Wenn alle Rotationen recht genau in der Ekliptik lägen (was eher unwahrscheinlich ist), gäbe es regelmäßig Mittags und zudem entsprechend der Orbitdauer des Monds Sonnenfinsternisse.
    Wahrscheinlicher ist aber der folgende Unterschied: Auf der Mond-zugewandten Mond-Mondseite sieht man ständig an der ortsspezifisch gleichen Stelle am Himmel (wegen der locked-in Rotation) den Mond als Himmelskörper, und auch der Planet wäre ein in der Position wechselnder flächiger Himmelskörper –> phänomenologisch ähnlich unserem Mond, nur anders aussehend. Es gäbe aber für den Planeten keine Finsternisse, und Sonnen- und Mondfinsternis (durch den Planetenschatten) könnten zeitgleich auftreten.

  10. #10 Alderamin
    17. Oktober 2018

    @Wizzy

    Laut Sheppard-Paper soll die Bahn des Mondes (also des entdeckten, nicht des mutmaßlichen Submondes) 45° gegen die Bahnebene des Planeten geneigt sein. Wenn der Submond den Mond in derselben Ebene umkreist wie der Mond den Planeten und seine Achse parallel zur Achse der Bahnebene wäre (was bei sehr wahrscheinlicher gebundener Rotation zu erwarten wäre), dann hätte er extremere Jahreszeiten als die Erde und nur zweimal im Jahr eine Finsternisphase durch den Mond (deren Länge natürlich von Abstand und Umlaufzeit um den großen Mond abhinge).

    Bei den Sonnenfinsternissen gäbe es dann solche durch den Mond und solche durch den Planeten. Vom Submond aus gesehen würde es außerdem Finsternisse des großen Monds durch den Planeten geben, sowie Schattentransits des Mondschattens auf dem Planeten. Und vielleicht Transits des Submondschattens auf dem Mond. Spannend.

    Es gäbe aber für den Planeten keine Finsternisse,

    Wenn Du meinst, es gäbe keine Verfinsterung des Planeten vom Submond aus gesehen: das nicht, aber ziemlich sicher Transits des Schattens des Mondes auf dem Planeten.

    und Sonnen- und Mondfinsternis (durch den Planetenschatten) könnten zeitgleich auftreten.

    Stimmt, wenn der Submond genau zwischen Mond und Planet stünde, wenn der Mond in den Planetenschatten einträte.

  11. #11 Werner otto
    17. Oktober 2018

    Es wird höchste Zeit, dass ausserirdisches Leben gefunden wird, damit die Wissenschaft sich um den Erhalt der Erde einsetzt und nicht Ziele auch noch im interstellaren Raum sucht!

  12. #12 Alderamin
    17. Oktober 2018

    @Werner Otto

    Welche Ziele soll sich die Astronomie denn suchen – wenn nicht im interstellaren Raum? Wobei “Ziele” als Beobachtungsziele zu interpretieren ist – es hat ja mangels technischer Machbarkeit niemand ernsthaft vor, einen anderen Stern zu besuchen (ja, Elon Musk will den Mars besiedeln, aber der ist kein Wissenschaftler und wird das auch am Ende nicht tun).

    Man möchte aber etwas darüber lernen, wie Sterne und Planeten (und damit auch das Sonnensystem und die Erde) entstanden sind. Ja, manchem erscheint Astronomie doof. Viele finden sie hochspannend.

    Die Wissenschaft macht alles mögliche in tausenden Disziplinen, unter anderem sich auch für die Erhaltung der Erde einzusetzen (schon mal was vom IPCC gehört? Reinhaltung der Meere? Entwicklung resistenter Nutzpflanzen zur Senkung des Pestizidgebrauchs?). Ohne Wissenschaft hätten wir das Ozonloch nicht gefunden und nicht wieder schließen können, und wir wüssten nichts vom menschengemachten Klimawandel.

    Man muss deswegen aber auch nicht die ganze restliche (Grundlagen-) Forschung einstampfen. Sie werden ja auch zwischen Arbeit, Essen und Schlafen gelegentlich mal etwas tun, das nicht lebensnotwendig ist und Freude macht. Hoffe ich jedenfalls.

  13. #13 Werner otto
    18. Oktober 2018

    @Aldemarin
    Natürlich ist Astronomie interessant,
    aber ich kann nicht immer nach ” oben” gucken, denn ich stehe auf der Erde und sehe nichts Gutes für die Zukunft!

  14. #14 Alderamin
    18. Oktober 2018

    @Werner Otto

    ich kann nicht immer nach ” oben” gucken

    Wie gesagt, die Wissenschaft guckt nicht immer nur nach oben. Die Astronomie tut das definitionsgemäß, aber selbst von ihr lernen wir etwas über das Klima, z.B. den Einfluss der Sonne, oder am Beispiel der Atmosphären anderer Planeten über unsere eigene.

    denn ich stehe auf der Erde und sehe nichts Gutes für die Zukunft!

    Die Wissenschaft mahnt ständig, aber nur die Politik kann Maßnahmen zu ergreifen. Natürlich auch jeder einzelne.

  15. #15 Werner otto
    19. Oktober 2018

    @Alderamin

    Ja die Politik, wobei ich Zweifel habe, ob sie auf den folgenden Vorgang noch Zugriff hat?
    Mit dem Ziel der Wissenschaft Astronauten in 30 Jahren auf dem Mars zu schicken wird schon jetzt eine Menge ‘Kohle’ verbrannt. Ein Fass ohne Boden! Billionen Euro, die der Erde für Innovationen werden!

  16. #16 Captain E.
    19. Oktober 2018

    @Werner otto:

    Hast du Probleme mit Innovationen?

  17. #17 Alderamin
    19. Oktober 2018

    @Werner Otto

    Das ist nicht das Ziel der Wissenschaft, sondern der amerikanischen Politik. Bzw. ist es Hauptziel der amerikanischen Politik, die Entwicklungszentren der NASA zu beschäftigen und am Leben zu halten (so richtig was erreichen will man eigentlich gar nicht, nur die Wählerstimmen der Mitarbeiter). Vor dem Jahr 2040 fliegt die NASA sowieso nicht bemannt zum Mars. Wenn Elon Musk das tun will, wird er Sponsoren finden müssen oder das eigene Geld ausgeben. Vielleicht ist ihm der Eintrag in das Geschichtsbuch die 100 Milliarden wert, wenn er sie hat.

    Die deutschen Ausgaben für die bemannte Weltraumfahrt (die mit der Astronomie nur wenig zu tun hat) beliefen sich 2014 auf 182 Millionen Euro im Jahr, das sind ca. 19 Cents pro Kopf und Monat (und kein Cent davon ging in die Vorbereitung von Marsflügen, vielmehr in die ISS und die Forschung dort, z.B. an neuen Werkstoffen und Medikamenten). Wenn die jetzt für die Erhaltung der Umwelt umverteilt würden, man würde es nicht mal merken.

    Zum Vergleich: die Olympischen Spiele in Japan werden um die 22 Milliarden Euro kosten. Für ein Unterhaltungsevent, das vielleicht ein paar Fernsehabende rettet, aber nicht das Klima. Das ist etwa die Summe, die der Fusions-Versuchsreaktor ITER kosten wird, der unsere langfristige Energieversorgung ohne Kohle und Spaltungsreaktoren für die Ewigkeit sicherstellen würde. Aber da wird über die Kosten gejammert.

    Also, gerade in Europa wird für bemannte Raumfahrt kaum etwas ausgegeben, und was andere Staaten mit ihrem Geld anstellen, geht uns im Prinzip nichts an. Und Grundlagenforschung wie Astronomie ist wieder etwas anderes.

    Die vorliegende Arbeit wurde von einem amerikanischen Weltraumteleskop ermöglicht, das 600 Millionen Dollar über 2 Jahrzehnte gekostet hat, dem wir es aber praktisch alleine verdanken, dass wir heute wissen, wieviele Planeten von welcher Art und Größe es in der Milchstraße gibt, woraus wir wiederum gelernt haben, wie Planeten (auch erdähnliche) entstehen. Das ist Grundlagenforschung. Das sollten sich die Menschheit leisten. Es erinnert uns auch daran, wie klein und unwichtig wir sind, und dass wir keinen großen Beschützer haben, der Acht gibt, dass wir keinen Unsinn anstellen.

  18. #18 Werner otto
    20. Oktober 2018

    Captain E.

    #15: der letzte Satz = Billionen Euro, die der Erde für Innovationen fehlen werden!

    @Alderamin
    Kein grosser Beschützer, aber
    Schutz gibt uns die Erde für fast alles Schaedliche aus dem Weltraum. Gegen hausgemachte Schaeden kann sie sich nicht schützen