Das Jahr ist zwar schon fast um, aber es gibt noch einiges zu erleben was die Erforschung des Weltraums angeht! Zum Beispiel: Chinesen auf dem Mond! Ok – keine chinesischen Menschen (noch nicht). Aber die chinesische Raumfahrtagentur hat am 8. Dezember die Sonde Chang’e 4 auf den Weg zu unserem nächsten Nachbar im All geschickt. China hat Erfahrung was das angeht: Vor 5 Jahren ist die Vorgängermission schon erfolgreich auf dem Mond gelandet. Was nun stattfindet ist aber nicht einfach nur eine Wiederholung. Man probiert etwas ganz neues; etwas was noch nie probiert wurde: Eine Landung auf der Rückseite des Mondes.
Es ist genau genommen schon ziemlich interessant, dass der Mond überhaupt eine Rückseite hat. Denn so wie alle anderen Himmelskörper im Universum dreht sich auch der Mond um seine Achse. Und er tut das wirklich, auch wenn uns das nicht so vorkommt. Denn wir sehen ja von der Erde aus ganz offensichtlich immer die gleiche Seite. Das ist aber nur möglich, weil der Mond sich dreht und zwar auf eine ganz besondere Art und Weise. Für eine Drehung um seine Achse braucht der Mond genau so lang wie für einen Umlauf um die Erde. Das führt dazu, dass er uns immer die gleiche Seite zeigt (und warum der Mond so rotiert ist wieder eine ganz andere Geschichte).
Der Mond hat also eine Vorderseite – die, die wir von der Erde aus sehen können – und eine Rückseite. Wie es dort aussieht wissen wir erst, seit wir in der Lage sind, Raumsonden ins All zu schicken. Die ersten Bilder kamen 1959 von der sowjetischen Sonde Lunik 3 und mittlerweile haben wir die abgewandte Seite ebenso gut kartografiert wie die uns zugewandte Seite des Mondes. Aber noch nie ist dort eine Raumsonde auch gelandet.
Genau das will Chang’e 4 nun erstmals schaffen. Es ist viel kniffliger als eine Landung auf der Vorderseite. Denn dort besteht ja immer “Blickkontakt” mit der Erde; man kann Signale zur Steuerung der Sonde schicken. Auf der Rückseite geht das nicht. Deswegen hat China schon im Mai einen kleinen Satelliten positioniert, der als Verbindungsstation dienen soll. Chang’e 4 wird die Signale also zu diesem Satelliten schicken der sie dann wieder weiter zur Erde leitet (und umgekehrt geht es genau so).
Aber warum will man unbedingt dort landen, wenn es doch so kompliziert ist? Nun, wem “Weil es bis jetzt noch niemand getan hat!” als Antwort nicht ausreicht: Weil es dort Dinge zu lernen gibt, die man auf der anderen Seite nicht lernen kann. Wir wissen, dass sich Vorder- und Rückseite des Mondes unterscheiden. Der Mond hat, so wie die Erde, eine Kruste, also eine äußere Gesteinsschicht, unter der der Mantel und der Kern des Mondes liegen. Auf der Vorderseite ist diese Kruste 70 km dick. Auf der Rückseite aber mit 150 km fast doppelt so stark! Die Schicht zwischen Kruste und Mantel – die KREEP genannt wird, nach “Kalium, Rare Earth Elements und Phosphor”, den Elementen aus denen sie besteht – ist dagegen auf der Vorderseite dicker als auf der Rückseite.
Es muss einen Grund geben, warum das so ist. Den kennen wir aber noch nicht. Mit ziemlicher Sicherheit hat es mit der Entstehung des Mondes zu tun. Das geschah vor 4,5 Milliarden Jahren bei einer gigantischen Kollision zwischen der jungen Erde und einem marsgroßen Protoplaneten. Es ist aber auch möglich, dass danach noch weitere große Kollisionen stattgefunden haben. Es könnten damals mehrere kleinere Monde entstanden sind, die miteinander kollidierten um den einen Mond zu formen den wir heute haben. Und wenn die auf die richtige Art und Weise aufeinanderkrachen könnte das zu einem asymmetrischen Mond führen; so wie wir es beobachten.
Es könnte aber natürlich auch anders sein. Genau deswegen forschen wir ja. Und genau das wird eine der vielen Fragen sein, die man mit den Daten von Chang’e 4 zu beantworten versuchen wird. Sofern alles klappt. Erstmal ist die Sonde unterwegs und sie wird irgendwann zwischen Weihnachten und Neujahr ankommen. Ziel ist der 138 Kilometer große Aitken-Krater und wenn Chang’e 4 dort sicher ankommt, kann sich der kleine Rover der mit an Bord ist, auf den Weg zur Erforschung der Rückseite des Mondes machen!
Wir können also gespannt sein. Nicht nur auf Chang’e 4 sondern auch auf das, was China sonst noch alles vorhat. Die nächste Mission (die vielleicht schon nächstes Jahr startet) soll nicht nur landen, sondern auch Material vom Mond zurück zur Erde bringen. Bis 2030 will man dann auch Menschen auf den Mond gebracht haben – und wenn ich das jemanden zutraue, dann China!
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