Ok, im fünften Jahr der Podcast-Weihnachtsfolgen von WRINT Wissenschaft ist mir beim besten Willen kein vernünftiger Witz mehr für den Titel eingefallen. Aber vier Jahre sind ja auch ne lange Zeit. Holger Klein und ich haben 2014 die erste Weihnachtswissenschaftsfolge veröffentlicht, 2015 gab es Weihnachtswissenschaft reloaded, 2016 die Rückkehr der Weihnachtswissenschaft und im letzten Jahr Wissenschaftliche Weihnachten Episode IV. Und nun eben die fünfte Folge, die euch am Weihnachtstag die Zeit vertreiben soll. Aber das mit dem “Ochs und Esel” kann man immerhin je nach persönlicher Befindlichkeit auf viele Arten interpretieren. Weihnachtlich (wenn auch nicht biblisch, weil die Viecher in der Weihnachtsgeschichte der Evangelien gar nicht auftauchen) ebenso wie selbstironisch (ich möchte dann aber bitte der Esel sein; Holger muss sich mit dem Ochs zufrieden geben). Oder – dank aktueller Nachrichtenlage – sogar solidarisch mit dem Qualitätsjournalismus, was wir natürlich beide ebenso sind.

Ochs und Esel bei der Recherche einer Story (Bild: gemeinfrei)

In den vergangenen Folgen haben wir uns hauptsächlich mit Wissenschaft beschäftigt, die auf die eine oder andere Art Weihnachten erforscht oder zum Thema hat. Das hätten wir dieses Jahr natürlich auch wieder tun können. Aber ich hab mir gedacht, man könnte auch mal was anderes machen. Und deswegen ist diese Folge ganz speziell all denen gewidmet, die am 24. Dezember nicht nur Weihnachten sondern auch (oder auch nur) Geburtstag feiern. Mein eigener Geburtstag könnte kaum weiter von Weihnachten entfernt sein, und deswegen kann ich nicht einschätzen, ob es gut oder schlecht ist, sich den Geburtstag mit einem globalen Massenfeiertag zu teilen. So oder so: In der aktuellen Folge haben Holger und ich über Leute gesprochen, die an einem 24. Dezember geboren wurden (oder gestorben sind) bzw. über Ereignisse, die an einem 24.12. stattgefunden haben.

Den Anfang macht der 24. Dezember 1733. Da entdeckte James Cook (und mit ihm seine ganze Mannschaft) auf seiner dritten großen Entdeckungsreise eine Insel, die er passend zum Datum die “Weihnachtsinsel” nannte. Die gehört heute zum Staat Kiribati, heißt offiziell Kiritimati und ist gleich doppelt passend für die Feiertage. Denn zur Inselgruppe von Kiritimati gehört auch das Caroline-Atoll, das dank der kreativen Zeitzonenplanung von Kiribati der Ort auf der Welt ist, an dem das neue Jahr als erstes beginnt.

Zu den modernen Weihnachtstraditionen gehört ja auch das ausgiebige Fernsehschauen. Deswegen haben Holger und ich darüber geredet, wie seltsam es ist, dass gerade dieses omnipräsente Gerät keinen einzelnen Erfinder hat. Dafür aber ein Datum, das als offizieller Beginn des elektronischen Fernsehens gilt und das ist der 24. Dezember 1930, als der deutsche Forscher Manfred von Ardenne seine entsprechenden Ergebnisse vorgestellt hat. Und – wie im Podcast diskutiert – bin ich für Hinweise zu einer gut lesbaren Biografie von Ardenne sehr dankbar.

Am 24. Dezember 1979 flog auch die erste europäische Trägerrakte, die Ariane ins Weltall und seitdem sind ihr vier weitere Generationen an Arianes gefolgt. In Zukunft sollen Arianes sogar mit 3D-gedruckten Triebwerken ins All fliegen, obwohl weder Holger noch ich Ahnung haben, wie das funktionieren kann. Aber wir werden es ja sehen.

Das erste Geburtstagskind der Folge ist einer, der auch für Weihnachten passend ist. Denn er hat dem den Namen gegeben, von dem wir an den Feiertagen meist viel zu viel konsumieren: James Joule, nachdem die Einheit für Energie benannt ist, auch wenn wir immer noch auf den “Kalorien” beharren und egal unter welchem Namen mit Begeisterung große Mengen davon konsumieren.

James Joule schaut genervt, weil alle immer Kalorie zu ihm sagen (Bild: gemeinfrei)

Ebenfalls an Weihnachten hat der französische Mathematiker Charles Hermite Geburtstag. Er hat viel gemacht; wir haben aber über seinen Beweis der Transzendenz der Eulerschen Zahl e gesprochen und ich hab Holger erklärt, was “transzendenz” bedeutet und was die Nullstellen eines Polynoms sind.

Und schließlich haben wir noch das Millionärsproblem gelöst, unter dem zwar in der buchstäblichen Formulierung nur wenige zu leiden haben, dessen sinngemäße Übertragung aber in der modernen Kryptografie und Informatik eine große Rolle spielt und vom chinesischen Informatiker Andrew Yao gelöst wurde. Über den wussten wir beide wenig, was wir dann auch entsprechend bedauert haben.

An Weihnachten wird aber auch – leider – gestorben. Zum Beispiel von William Rankine, über den wir uns angesichts der Entwicklung der meiner Meinung nach immer noch recht absurden “Rankine-Temperaturskala” wir uns lustig gemacht haben; vielleicht auch ein wenig ungerechtfertigt.

Absolut bemerkenswert waren dagegen die Leistungen des amerikanischen Naturforschers John Muir, der das moderne Konzept der Nationalparks begründete und trotzdem Weihnachten sterben musste.

Naturbursch, im wahrsten Sinne des Wortes: John Muir (Bild: gemeinfrei)

Etwas zwiespältig haben wir den deutschen Physiker Carl Ramsauer betrachtet, der durch den nach ihm benannten Effekt zwar maßgeblich zum Verständnis der Quantenmechanik beigetragen hat. Aber eben auch in einer Zeit Karriere gemacht hat, in der man in Deutschland nur mit einer sehr zweifelhaften Gesinnung Karriere machen konnte.

Ebenfalls zu Weihnachten starb der französische Physiker Pierre Auger, dem wir ein besseres Verständnis der kosmischen Strahlung zu verdanken haben (nicht zu verwechseln mit der kosmischen Hintergrundstrahlung).

Und schließlich haben wir noch des weihnachtlichen Todestages von Gerard Kuiper gedacht, dem Mann, nach dem der Kuiper-Asteroidengürtel benannt ist, obwohl er eigentlich die Person war, die vorhersagte, das es so einen Asteroidengürtel NICHT geben könne. Die Geschichte ist halt manchmal komisch…

Frohe Weihnachten!

Frohe Weihnachten!

Zum Abschluss hab ich auch noch auf die Weihnachtsshow (29/30.12) und die Silvestershow (3 mal am 31.12) in Wien verwiesen und dann war die Folge auch schon wieder zu Ende! Ach ja: Die Waffel-Hörertreffenplanung haben wir natürlich auch fortgesetzt. In der engeren Auswahl sind momentan neben Wien auch noch Treffen in Leipzig oder Arnsberg oder im Ruhrgebiet.

wrint_wissenschaft_1500

Die Folge könnt ihr euch hier anhören oder direkt hier als mp3 runterladen (wenn Holger sie rechtzeitig hochgeladen hat).

Ich wünsche euch allen einen schönen – wissenschaftlichen – Weihnachtstag. Bis bald

P.S. Und wer noch nicht genug über Weihnachten gehört hat, soll auf jeden Fall auch die entsprechende Folge (“Der Terror der Heiligen Familie”) des Was denkst du denn?-Podcast anhören. Journalistin Nora Hespers und Philosophin Rita Molzberger diskutieren die nicht unrelevante Frage: “Muss ich Weihnachten mit den Eltern feiern?”

Kommentare (7)

  1. #1 rolak
    24. Dezember 2018

    Carl Ramsauer

    Nicht zu verwechseln mit Karl Ranseier!

    manchmal komisch

    Ach ich weiß nicht, wenn er vehement & prominent die ‘jibbet nich’-Fraktion verkörperte, ist diese Namensgebung doch ein immerwährender Quell des Kicherns, Florian. Allerdings ist mir in grauer Vorzeit mal erklärt worden, er habe die Existenz eines solchen Gürtels prognostiziert, nicht negiert – gibts da irgendwas online frei erreichbar Originales?

    Gebäck

    Statt Laborbedarf werden auch heuer wieder gewöhnliche runde Mürbekekse gebacken , dafür jedoch eher ungewöhnlich mit Kräutern.
    Bzgl der Waffeln drücke ich die Daumen für Ruhrpott…

  2. #3 rolak
    24. Dezember 2018

    was dazu

    Ja, aber halt nur ‘dazu’, Florian – und eine Schnellsuche findet dazu einiges, aber eben auch1951: He proposed the existence of what is now called the Kuiper Belt”.
    Nur der damals publizierte Text hält sich noch zu gut versteckt… mir ist so, als wäre das postulierte Transneptunien auch als mögliche KometenQuelle präsentiert worden. Nu, wird sich irgendwann klären…

  3. #4 Dampier
    24. Dezember 2018
  4. #5 Theresa
    24. Dezember 2018

    Hab heut Geburtstag und bekomme auch getrennte Geschenke, finds eigentlich ganz schön weil ich die ganze Verwandtschaft treffe was ich an einem anderen Geburtstag nicht hätte 😉

  5. #6 Florian Freistetter
    24. Dezember 2018

    na dann: Alles Gute!

  6. #7 Theresa
    25. Dezember 2018

    Danke!