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Text Tag 31

Tag 31/365: Das größte derzeit betriebene Teleskop ist das Gran Telescopio Canarias. Es steht auf den kanarischen Inseln und hat einen Spiegel mit 10,4 Metern Durchmesser. Fast halb so groß wie ein Tennisplatz.

Kommentare (8)

  1. #1 UMa
    31. Januar 2019

    @Florian: Ich dachte das LBT mit zwei 8,4 Meter Spiegeln wäre das größte optische Teleskop.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_gr%C3%B6%C3%9Ften_optischen_Teleskope
    Das größte Teleskop allgemein ist aber vermutlich ein Radioteleskop. Oder ein Neutrinoteleskop.

  2. #2 Daniel Rehbein
    Dortmund
    5. Februar 2019

    Was vermutlich für den Kommentatur aus #1 genauso eine Frage ist wie für mich: Wie definiert man sinnvoll “die Größe eines Teleskops”?

    Bei den Fernrohren von Galilei ist das noch recht eindeutig: Die sind im Wesentlichen ein Zylinder, dessen Volumen kann ich recht einfach berechnen, damit habe ich ein sinnvolles Maß, wenn ich von “Größe” spreche.

    Was ist aber nun mit den heutigen Teleskopen, die gleich ein ganzes Gebäude umfassen? Der Bereich, in dem der Strahlengang des Lichtes stattfindet, ist ja dort nur ein kleiner Teil des Teleskops. Die Mechanik, die Befestigung, die Wahrnehmung des Bildes – für all das ist das Teleskop ja extra als großes Gebäude gebaut worden. Das Vorhandensein dieser Einrichtungen, die sich außerhalb der eigentlichen Optik befinden, ist für das Teleskop ganz entscheidend, deswegen müssen sie sinnvollerweise berücksichtigt werden.

    Beim Vergleich der Größe von Gebäuden begegnet einem immer wieder die Messgröße “Umbauter Raum”. Und tatsächlich gibt es Normen, die genau definieren, was alles zur Größe eines Gebäudes dazuzählt und was nicht:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Umbauter_Raum

    Ich habe allerdings Schwierigkeiten, diese Bestimmungen der Volumenmessung auf Teleskope zu übertragen. Wenn das Teleskop oben mit einer Kuppel abschließt, die für den Beobachtungsvorgang geöffnet wird, zählt das dann wie eine Dachgaube oder ein Balkon? Dann dürfte ich ja ausgerechnet das Volumen, in dem sich wesentliche Elemente des Teleskops befinden (insbesondere die komplette Mechanik), gar nicht mitzählen.

    Andererseits befinden sich in einem Teleskop auch Toiletten, Besucher- oder Tagungsräume. Die würden bei “umbauter Raum” mitzählen, obwohl ich sie für meine Beobachtungen gar nicht unmittelbar brauche. Es hätte auch den seltsamen Effekt, daß die Kennzahl “Größe des Teleskops” schrumpfte, wenn ich bestimmte Funktionsräume (wie zum Beispiel Toiletten) in ein Nebengebäude ausgliederte.

    Aber wo ziehe ich die Grenze? Welche Dinge werden beim Größenvergleich zwischen Teleskopen berücksichtigt und welche nicht? Oder anders ausgedrückt: Was zählt zu “Größe des Teleskops” dazu und was nicht?

  3. #3 Spritkopf
    5. Februar 2019

    Wie definiert man sinnvoll “die Größe eines Teleskops”?

    Als Astronomielaie würde ich die Größe der Öffnung bzw. bei einem Reflektorteleskop die Größe des Hauptspiegels und damit das Lichtsammelvermögen nehmen.

    Alderamin?

  4. #4 Alderamin
    5. Februar 2019

    Ganz klar: Objektivdurchmesser. Wen interessiert das Gebäude oder das Volumen? Die Leistungsfähigkeit zählt, und die hängt nur vom Durchmesser ab.

    Z.B. hat ein Schmidt-Cassegrain mit 20 cm Öffnung eine Baulänge von rund einem halben Meter Länge, aber eine Brennweite von 2 m. Damit ist es in der Leistung identisch mit einem Teleskop des vierfachen Volumens (z.B. ein Refraktor mit 20 cm Durchmesser). (Ja, ich weiß dass der Fangspiegel gegenüber dem Refraktor den Kontrast mindert und etwas Lichtsammelfläche wegnimmt, aber alle großen Profi-Teleskope sind sowieso Spiegelteleskope).

  5. #5 Daniel Rehbein
    Dortmund
    5. Februar 2019

    Wenn das so ist, dann sollte man allerdings auch “Leistungsfähigkeit” oder “Durchmesser” sagen, und nicht “Größe”.

  6. #6 Daniel Rehbein
    Dortmund
    6. Februar 2019

    Mir geht das Beispiel von Alderamin in #4 noch durch den Kopf.

    Nach meinem sprachlichen Empfinden würde ich die genannten 20 Zentimeter nicht als “Größe des Teleskops” bezeichnen. Gerade bei einem transportablen Teleskop ist es doch eine wichtige Angabe, welche Abmessung das Gerät insgesamt hat, um zu beurteilen, wie aufwändig der Transport ist bzw. wie groß das Transportbehältnis sein muß. Entsprechend denke ich bei “Größe des Teleskops” zumindest bei portablen Teleskopen auf jeden Fall an die äußeren Abmessungen.

    Feststehende Teleskope wie das Gran Telescopio Canarias will ich zwar nicht in eine Tasche packen und mitnehmen, aber es ist dennoch eine interessante Angabe, welch große Bauwerke wir Menschen errichten, um Erkenntnisse über unser Universum zu erlangen. Da beeindruckt mich nicht nur die Leistungsfähigkeit heutiger Teleskope, sondern auch die äußeren Abmessungen.

    Wir Menschen, die wir leider auch häufig gegeneinander Krieg führen, tun uns friedlich zusammen. Wir wenden zusammen Geld auf, wir planen und errichten große Gebäude an besonders exponierten Stellen, um die Sterne zu beobachten. Diese Gebäude sind deutlich sichtbares Zeichen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit der Menschen auf diesem Planeten. In dieser Betrachtung ist der Objektivdurchmesser eher nebensächlich, interessant ist die Größe dessen, was wir Menschen zusammen geschafft haben.

  7. #7 Spritkopf
    6. Februar 2019

    @Daniel Rehbein

    Nach meinem sprachlichen Empfinden würde ich die genannten 20 Zentimeter nicht als “Größe des Teleskops” bezeichnen.

    Ich schon. Beim Schmidt-Cassegrain ist es nicht so augenfällig, aber nimm dir z. B. zwei Refraktoren (Linsenteleskope), eins mit 80 und eines mit 150 mm Durchmesser. Wo das 80mm-Teleskop noch ein gut handhab- und tragbares Röhrchen von unter 5 kg Gewicht ist, welches man im Notfall auch mit auf Reisen nehmen kann, machen die sieben Zentimeterchen im Mehrdurchmesser aus dem zweiten Teleskop ein Trümmer, welches du nicht weiter schleppen möchtest als nötig. Das heißt, die Öffnung ist sehr wohl ein Indikator dafür, wie groß ein Teleskop ist. Und dabei ist sie auch gleichzeitig das entscheidende Merkmal für die Leistungsfähigkeit des Teleskops.

    Diese Gebäude sind deutlich sichtbares Zeichen der wissenschaftlichen Zusammenarbeit der Menschen auf diesem Planeten. In dieser Betrachtung ist der Objektivdurchmesser eher nebensächlich, interessant ist die Größe dessen, was wir Menschen zusammen geschafft haben.

    Diese Betrachtungsweise kann ich nicht nachvollziehen. Große Gebäude zu bauen haben die Menschen in Hunderten von Jahren Bautätigkeit gelernt; das ist nichts Besonderes mehr.

    Aber einen Spiegel von 10 Metern Durchmesser so herzustellen, dass er auf Mikro- und Nanometer genau seine vorberechnete Parabolform bekommt und beibehält, das ist eine Leistung, vor der ich meinen Hut ganz tief ziehe. Ganz zu schweigen vom 40m-Segmentspiegel des im Bau befindlichen E-ELT.

  8. #8 Daniel Rehbein
    Dortmund
    7. Februar 2019

    Wenn “Größe des Teleskops” lediglich ein Synonym wäre für “Größe der Eintrittsöffnung des Lichts”, dann würde ein Satz wie “Die Öffnung ist sehr wohl ein Indikator dafür, wie groß ein Teleskop ist” schon sprachlich keinen Sinn ergeben, inhaltlich erst recht nicht.

    Florian zeigt ja eine Entwicklung: Zunächst das Linsenteleskop (Tag 29/365), wo die Länge des Teleskops identisch mit der Länge des Strahlengangs ist. Dann die Weiterentwicklung zum Spiegelteleskop (Tag 30/365), wo die gleiche Leistungsfähigkeit bei deutlich kleinerer Größe des Teleskops erreicht werden kann. Und dann schließlich die großen feststehenden Teleskope (Tag 31/365), wo ein Teleskop so groß ist, daß ein Spiegel mit einem Durchmesser von über zehn Metern hineinpasst.

    Und das ist dann schließlich das Besondere an diesen Gebäuden: Sie werden gezielt zur Beobachtung des Himmels errichtet. Natürlich kann die Menschheit große Gebäude errichten, die großen Metropolen dieser Welt sind angefüllt mit hohen Wolkenkratzern. Aber diese Gebäude haben jeweils einen bestimmten Zweck, in der Regel einen “Business Case”, es wird Geld mit ihnen verdient.

    Teleskope werden dagegen aus rein wissenschaftlichem Zweck errichtet. Menschen unterschiedlicher Nationen bringen zusammen Geld dafür auf, um Wissenschaft zu betreiben. Wir Menschen errichten diese großen Bauwerke, diese Kathedralen mit exakter Mechanik, extrem glatt geschliffenen Spiegeln, riesigen Kuppeln ausschließlich zur Beobachtung des Universums. Und so stellt sich ja auch die Frage: Was zähle ich alles mit, wenn ich diese Bauwerke bewundere und miteinander vergleiche?