In meiner Serie “Astronomie in 365 Tagen” auf Instagram geht es in dieser Woche um Asteroideneinschläge. Passend dazu hat sich gestern auch Dirk Lorenzen vom Deutschlandfunk in seiner Sternzeit-Sendung mit kosmischen Kollisonen beschäftigt. Er berichtet vom Asteroid 2006 QV89, der am 9. September 2019 in unsere Nähe kommen wird.
Ich hab mir mal ein wenig genauer angesehen um was für ein Ding es sich hier handelt und wie gut (oder schlecht, je nachdem) die Chancen auf einen Einschlag im September wirklich stehen. Entdeckt wurde der Asteroid im Jahr 2006 vom Catalina Sky Survey. Dabei handelt es sich um ein Suchprogramm das von der Universität Arizona am Mount-Lemmon-Observatorium durchgeführt wird. 1989 hat der amerikanische Kongress die NASA damit beauftragt, mindestens 90 Prozent aller Asteroiden zu katalogisieren die größer als 1 Kilometer sind. Mittlerweile ist dieses Ziel erreicht und auch bei den kleineren Objekten macht man gute Fortschritte. Natürlich sind neben dem Suchprogramm aus Arizona auch jede Menge andere Instrumente im Einsatz und suchen nach Asteroiden. Aber 2006 QV89 ist einer von denen, die den Leuten vom Mount Lemmon ins astronomische Netz gegangen sind.
Es ist ein vergleichsweise kleiner Himmelskörper, ungefähr 30 Meter groß und 38.000 Tonnen schwer. Er gehört zur Gruppe der erdnahen Asteroiden (genauer: es handelt sich um einen Asteroid vom “Apollo”-Typ) und wie es sich für erdnahe Asteroiden gehört, kommt auch 2006 QV89 der Erde nahe. Seine MOID beträgt nur wenig mehr als 10.000 Kilometer. “MOID” steht dabei für “Minimum Orbit Intersection Distance” und meint den minimalen Abstand der zwischen den Umlaufbahnen von Erde und 2006 QV89 besteht. Das Problem an der Sache ist, dass man die Bahn der Erde zwar sehr exakt kennt, die Bahn des Asteroiden aber nicht. Also man weiß schon mehr oder weniger wo er sich rumtreibt. Aber Beobachtungen sind immer mit einem Fehler behaftet und bei 2006 QV89 ist der noch zu groß als dass man komplett ausschließen könnte, dass die beiden Bahnen sich nicht doch kreuzen. Aber selbst wenn sie das tun müssen Erde und Asteroid ja auch noch zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein, damit eine Kollision stattfinden kann.
Wir wissen, dass 2006 QV89 am 9. September 2019 der Erde nahe kommen wird. Das tut er regelmäßig – er war auch schon 2006 in unserer Nähe, 2003, 1989, 1985, und so weiter. Die vorherberechnete Kollisionswahrscheinlichkeit für die Begegnung im September beträgt derzeit 0,015 Prozent. Was gleichzeitig auch bedeutet, dass er uns mit 99,985 Prozent nicht trifft! Ob der Asteroid im September vorbei fliegt oder nicht werden wir im Juli erfahren, wenn 2006 QV89 günstig am Himmel steht um genau beobachtet zu werden. Dann können wir auch seine Bahn exakter bestimmen und herausfinden, ob er mit uns zusammenstoßen wird oder nicht.
Aber selbst wenn im September ein Kollision stattfinden wird, ist das kein Grund zur Panik. Der 30 Meter große Asteroid wird keine Katastrophe verursachen. Er wird den Erdboden nicht einmal in einem Stück erreichen sondern zuvor in der Atmosphäre auseinander brechen. Ein Zusammenstoß würde in etwa so ablaufen wie im Jahr 2013 in Tscheljabinsk. Damals gab es jede Menge Sachschaden; kaputte Fenster und so weiter, verursacht durch die Druckwelle die der Asteroid beim Auseinanderbrechen erzeugt hat. Wenn da aber nicht gerade zufällig ne Stadt drunter gewesen wäre, wäre nichts passiert, außer einer beeindrucken Lichtshow am Himmel (mit lautem Knalleffekt). Sollte 2006 QV89 die Erde treffen, wüssten wir im Gegesatz zu Tscheljabinsk aber vorher Bescheid. Und sollte sich – was unwahrscheinlich ist – die Kollision wieder über besiedeltem Gebiet stattfinden, könnte man entsprechende Vorkehrungen treffen.
Es gibt also keinen Grund, sich große Sorgen zu machen. Wenn, dann könnte man eher darauf hoffen, dass das Ding die Erde (über unbewohnten Gebiet) trifft. Das wäre eine wunderbare Gelegenheit für die Astronomie sich so ein Ereignis mal mit ausreichend Vorbereitung anzusehen und wissenschaftlich zu analysieren!
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