Am Sonntag hat sich der Jahrestag der historischen ersten Schritte von Neil Armstrong auf unserem Mond zum 50. mal gejährt. Ich habe dieses Ereignis lange begleitet und 50 Artikel über den Mond und die Mondlandung geschrieben. Aber natürlich muss man nicht aufhören über die Mondlandung zu reden nur weil der Jubiläumstag jetzt vorbei ist. Deswegen möchte ich in dieser Woche noch einmal ein wenig anders auf die ganze Sache schauen. Nicht auf das, was wirklich passiert ist. Sondern auf das, was vielleicht passieren hätte können.

Was wäre wenn…? Das ist eine wunderbare Frage und richtig gestellt ist sie der Kern jeder wissenschaftlichen Erkenntnis. Heute möchte ich aber ein wenig freier spekulieren. Und lade alle Leserinnen und Leser ein, das mit mir gemeinsam zu tun. Die Frage für heute lautet: “Was wäre wenn die Apollo-Astronauten auf dem Mond gestorben wären? Oder: “Wo wäre die Raumfahrt in diesem Fall heute?”

Wir wissen, dass die Mission von Apollo 11 zum Mond erfolgreich verlief. Heute vor 50 Jahren waren die Astronauten schon wieder auf dem Rückweg zur Erde, wo sie dann am 24. Juli 1969 sicher gelandet sind. Aber was wäre, wenn es ein Unglück gegeben hätte? Und nicht irgendein Unglück – die gab es ja leider immer wieder. 1967 starben die drei Astronauten von Apollo 1 bei einem Test auf der Erde in ihrer Kapsel. Später explodierten zwei Space Shuttles. Und trotz dieser tragischen Ereignisse ist die Raumfahrt weiter gegangen. Aber das liegt – vielleicht? – auch daran, dass wir es irgendwo gewöhnt sind, dass Menschen in Fortbewegungsmitteln sterben. Vor allem wenn sie so komplex und gefährlich sind wie eine Rakete. Es gibt eine Explosion, einen Zusammenstoß, einen Absturz und dann sind die Menschen tot.

In der Realität hat der Rückflug geklappt. Aber was, wenn nicht… ? (Bild: NASA, gemeinfrei)

Aber was wäre, wenn es bei Apollo 11 einen anderen Zwischenfall gegeben hätte? Wenn – was durchaus im Rahmen des Möglichen war – zum Beispiel die Mondlandefähre nicht mehr vom Mond starten hätte können. Dann wären Armstrong und Aldrin vorerst immer noch lebendig gewesen. Es hätte immer noch eine Bild- und Funkverbindung zur Erde gegeben und zu Michael Collins in der Mondumlaufbahn. Die ganze Welt hätte live zusehen können, wie die beiden Astronauten langsam ersticken. Hätten wir das getan? Und wenn ja, welche Auswirkungen hätte das auf den weiteren Verlauf der Raumfahrt gehabt? Oder hätten wir probiert das zu verhindern? Hätten wir sofort die nächste Apollo-Rakete zu einer Rettungsmission geschickt; Vorräte auf den Mond gebracht bis eine Rettung möglich ist (es gibt eine Sci-Fi-Kurzgeschichte deren Titel mir gerade nicht einfällt wo genau so ein Ereignis unabsichtlich zu einer dauerhaften Basis auf dem Mond führt). Hätte sich Collins vielleicht geweigert zurück zur Erde zu fliegen?

Und wenn sie doch gestorben wären: Hätten wir dann einfach weiter gemacht? Hätten die Sowjets ihre Anstrengungen vielleicht verstärkt um doch noch die ersten mit einer erfolgreichen Mondmission zu sein (und hätten sie das schaffen können?).

Jede Menge Fragen und ich bin froh, dass sie nur hypothetisch sind und wir in einer Welt leben in der der erste Versuch auf dem Mond zu landen erfolgreich war. Aber wie würde die Welt aussehen, wäre das nicht passiert? Ich bin gespannt auf eure Gedanken dazu!

Kommentare (32)

  1. #1 Harald
    Garbsen
    23. Juli 2019

    Ich denke, dass diese Frage sich wenig spekulativ beantworten lässt, weil man für diesen Fall schon vorgesorgt hatte. Eine entsprechende Rede Nixons war längst aufgezeichnet. Man hätte sich den toten Astronauten verpflichtet gefühlt und den nächsten Versuch gestartet.
    Interessanter ist die Frage, was wäre passiert, wenn auch diese gescheitert wäre? Sicher hätte zwar die Sowjetunion ihre Bemühungen verstärkt, aber vieles spricht dafür, dass die N1 eine konstruktive Fehlentscheidung, mit ihrer übermäßigen Anzahl an Triebwerken in der damaligen Zeit regeltechnisch nicht in den Griff zu bekommen war. Da Nixon Republikaner und Kennedy Demokrat war, wäre es für Nixon kein Drama gewesen, dass Mond Projekt als demokratisches Hirngespinst einzustampfen und eine republikanisch, militärische Raumstation zu imitieren. Die Sowjets hätten das gemacht, was sie eh gemacht haben… Ein Raumstation.

  2. #2 Florian Freistetter
    23. Juli 2019

    @Harald: “Eine entsprechende Rede Nixons war längst aufgezeichnet”

    Ich weiß: https://scienceblogs.de/astrodicticum-simplex/2019/07/06/in-event-of-moon-desaster-richard-nixons-rede-zum-tod-der-apollo-astronauten/
    Aber mir gings um folgende Frage: Was, wenn die beiden auf dem Mond sind aber noch leben? Und nur nicht zurück können. Sie würden ja nicht in der Sekunde sterben müssen, sondern vielleicht nen Tag oder zwei überleben können. Wie geht man damit um? Würde Collins irgendwie probieren, das Kommandomodul zu landen um noch mehr Vorräte auf den Mond zu bringen? Damit die 3 dann gemeinsam durchhalten bis die nächste Saturn-V startet und noch mehr Vorräte auf den Mond bringt? Bis man irgendwann nen Plan hat um alle zurück zu holen? Und so quasi aus Versehen ne ungeplante Basis auf dem Mond errichtet? Oder würde man sagen: Pech, macht es gut. Was sagt die Öffentlichkeit dazu?

  3. #3 Heinrich kersting
    Sendenhorst
    23. Juli 2019

    Ich glaube das die Amerikaner weiter gemacht hãtten Es wäre versucht worden das problem zu klären und beim nächsten versuch wäre es vesser gemacht worden. Aber keiner hätte zugesehen wie die Männer geatoren wären. Sie hätten die Kameras ausgeschaltet und hätten irgendeine Pille genommen. Mit Sicherheit wären sie vorbereitet gewesen das was passieren kann. Für einw Rettungsmisaion fehlte die Zeit.

  4. #4 bote19
    23. Juli 2019

    Hey Florian,
    das ist echter Pioniergeist. Die Amerikaner hätten Proviant auf dem Mond abgeworfen. Die Astronuaten hätten sich eingegraben und …….sie hätten eine unterirdische Wasserquelle entdeckt mit einer Algenform, die essbar ist……und über der Wasserquelle wäre eine Sauerstoffblase gewesen, ganz seltsam riechend, aber sie war atembar. Und nach einem Jahr hätten die Astronauten schon eine grünliche Farbe angenommen. Dann kam die nächste Saturn V und das eigentliche Drama begann. Armstrong wollte nicht mehr zurück auf die Erde…………

  5. #5 Christian
    23. Juli 2019

    Wieviel Vorräte wären denn überhaupt im Kommandomodul gewesen, für wie viele Tage hätten diese bei karger Ration ausgereicht?
    Wieviel Sauerstoff hätte den dann drei Austronauten auf dem Mond zur Verfügung gestanden?
    Ich habe zu Vorlaufzeiten von Raketenstarts keine Ahnung. Aber selbst wenn eine Rakete quasi nur noch betankt werden müßte und dann starten kann: Ist diese technisch kürzestmögliche Reaktionszeit plus Flugzeit noch innerhalb der maximalen Überlebensspanne der Astronauten? Hätte sich einer oder zwei Astronauten opfern müssen, um die Überlebensdauer der/des Verbliebenen zu verlängern und so die Zeit bis zum Eintreffen der Hilfe überleben zu können?

  6. #6 Don Martin
    Salzburg
    23. Juli 2019

    Ich bin mir sicher, die Amerikaner hätten weiter gemacht. Nur tote Astronauten auf dem Mond hätten die nicht auf sich beruhen lassen. Die Apollo 1 Katastrophe hat sie ja auch nicht aufgehalten, und bei lebendigem Leib zu verbrennen ist auch unschön.

    Vielleicht hätte die UdSSR die Pause genutzt und noch mehr Tests mit der N1 gemacht. Aber deren Pläne waren ja noch abenteuerlicher, und sie haben keinen von den Landetests wie die Amerikaner gemacht.

    Wie die Welt danach ausgesehen hätte? Wohl ziemlich gleich, inklusive Vietnamkrieg und Computerrevolution.

  7. #7 Peter Weismann
    23. Juli 2019

    Rettungsmissionen wären unmöglich gewesen.
    Die beiden auf dem Mond waren nur zu Fuß unter Wegs und man hätte, selbst dann, wenn alle anderen Schwierigkeiten gelöst worden wären, nicht mit ausreichender Gewissheit nahe genug landen können.
    Selbst, wenn man sofort gestartet wäre, hätte der Flug zum Mond etwa vier oder fünf Tage gedauert (ich lese das nun nicht eigens nochmal nach, aus dem Gefühl heraus). Die Astronauten hätten also ausreichend Atemluft für mehrere Tage gebraucht, von allen anderen Funktionen der Raumanzüge mal abgesehen.
    Die Rettungsmission hätte dann außerdem ja unbedingt eine Rückfahrmöglichkeit bieten müssen, also eine weitere Landefähre hätte müssen nahe genug und automatisch gelandet werden können, denn wenn ein Astronaut sie gesteuert hätte, wären dann ja drei Astronauten für den Rückweg zu transportieren gewesen.

    Die NASA wusste, wie riskant dieses Unternehmen war und ich denke, man konnte das nur mit diesen Helden-Typen durchführen, die bereit waren, ihr Leben zu opfern. Und genauso wäre das dann medial aufbereitet worden, der amerikanische Geist beschworen und zumindest die bereits laufenden Missionen hätte man sicher noch versucht. Womöglich mit gleichem Risiko.

    Was hätte man überhaupt machen können, um das Risiko zu verringern, um weitere Redundanzen einzubauen?
    Man hätte irgendeine Station in einem Orbit laufen lassen können, die sowohl als zusätzliche Fluchtmöglichkeit hätte dienen können, als auch eventuelles Notfall-Material hätte absetzen können (wobei der Mond ja keine Atmosphäre hat, einfach loslassen mit Fallschirm würde also hier nicht funktionieren). Ob das mit der damaligen Technik möglich gewesen wäre, zumindest für eine Zeitlang solch eine Station im Mondorbit zu betreiben, weiß ich nicht.
    Rettungsstationen auf dem Mond selbst wären nicht machbar gewesen und vermutlich auch nicht erreichbar. Vorratslager hätten dementsprechend extrem eng verteilt werden müssen, technisch und finanziell nicht machbar.
    Eine zweite Mondlandefähre in der gleichen Rakete, wäre nicht möglich gewesen. Nur einen Astronauten landen lassen, hätte die Nutzlast deutlich erhöhen können und auch der Puffer für den Rückflug wäre größer gewesen. Was aber bei einem Defekt auch nicht wirklich weiter hilft.

    Also, ich denke, dass selbst dann, wenn man guten Willens gewesen wäre, mit den damaligen Möglichkeiten nicht viel mehr Sicherheit drin gewesen wäre. Schließlich, wenn das Konzept falsch ist und deshalb der Rückflug nicht funktioniert, macht es auch keinen Sinn, eine Rettung mit einem Vehikel auf gleicher Basis zu probieren und ob das Konzept tatsächlich funktioniert, nunja, das mussten die beiden ersten Astronauten ja gerade herausfinden.

  8. #8 schlappohr
    23. Juli 2019

    Ich gehe mal ganz stark davon aus, dass es für diesen Fall Zyankali-Kapseln an Bord gab, von denen die Öffentlichkeit nichts erfahren hätte. Ersticken will wirklich niemand. Offiziell wären die Astronauten vermutlich umgekommen, weil beim Start des Triebwerks das Landemodul explodiert ist – kurz und schmerzlos.
    Aber die Amerikaner hätten natürlich weitergemacht. Sie haben auch weitergemacht, nachdem die Astronauten in einer früheren Apollokapsel bei einem Test verbrannt waren, und auch nach der Challenger-Katastrophe. So schlimm das ist, aber nur so geht’s. Wichtig ist, dass man herausfindet, was schief gelaufen ist. Irgendwann wäre die Mondlandung gelungen, vermutlich schon beim nächsten Versuch. Vielleicht wäre die Euphorie dann nicht mehr ganz so groß gewesen, aber im Großen und Ganzen hätte ein Scheitern der ersten Mondmission nicht viel geändert am Lauf der Geschichte.

  9. #9 frank_E
    Essen
    23. Juli 2019

    Eine Rettung war technich nicht möglich und auch nicht vorgesehen. Durch die lange Rüstzeit hätte man ja eine 2. Saturn vorhalten müssen. Das hat man aber nicht. So weit ich mich erinnere war der Plan die Funkverbindung abzuschalten. Auch wurde von der NASA immer bestritten, dass die Astronauten Giftkapsen bei sich hatten. Armstrong, Aldrin und Collins waren Ausnahmepersönlichkeiten, die bewiesen hatten, unter allen Umständen einen klaren Kopf zu behalten. Einer von ihnen (ich glaube Aldrin) ging sogar von einer 50:50 Gefahr aus bei der Sache umzukommen.

  10. #10 Captain E.
    23. Juli 2019

    Ich denke, man müsste einen ganzen Haufen an Zusatzannahmen treffen, damit eine Rettung möglich gewesen wäre. Es stand halt keine abflugbereite Saturn V auf der Startrampe, die vermutlich sowieso gerade noch der Reparatur harrte. Irgendetwas ist ja immer kaputt gegangen bei den Raketenstarts.

    Collins wäre als der harte Hund und Kampfpilot, der er nun einmal war, irgendwann zur Erde zurück geflogen. Als Alleinflieger hätten seine Vorräte vermutlich für ein paar Tage mehr gereicht. Triebwerksversagen oder Feindbeschuss sind aber für solche Menschen wie Armstrong, Aldrin oder Collins alltägliche Gefahren. Wenn es den Kameraden erwischt, erledigt man trotzdem seinen Job. Getrauert wird später.

    Zudem war sein Command and Service Modul nun einmal nicht auf eine Mondlandung ausgelegt, so dass er bei einem Landeversuch vermutlich eine harte Landung hingelegt hätte – “hart” im Sinne von “zerschellt”. Und selbst dann hätten die Vorräte eben nur für wenige Tage gereicht. Für eine Rettungsmission von der Erde hätte es nie im Leben gereicht.

  11. #11 Bbr
    Niedersachsen.
    23. Juli 2019

    Zyankali bewirkt ja gerade, dass man erstickt. Und das geht längst nicht so schnell wie in Hollywood-Filmen. Zyankali-Kapseln wären somit sinnfrei, und meiner Erinnerung nach hat die NASA auch ihre Existenz bestritten.

  12. #12 Captain E.
    23. Juli 2019

    @schlappohr:

    Ich gehe mal ganz stark davon aus, dass es für diesen Fall Zyankali-Kapseln an Bord gab, von denen die Öffentlichkeit nichts erfahren hätte. Ersticken will wirklich niemand. Offiziell wären die Astronauten vermutlich umgekommen, weil beim Start des Triebwerks das Landemodul explodiert ist – kurz und schmerzlos.

    […]

    Darin hätte aber die Gefahr gelegen, dass einer die Wahrheit ausgeplaudert hätte, und die wahrscheinlichste Ursache für ein Scheitern nach der erfolgreichen Landung wäre ja gewesen, dass das Aufstiegstriebwerk einfach nicht zündet. Man wäre wohl eher bei der (wahren) Geschichte geblieben, dass die beiden nicht mehr vom Mond weg kämen und nach einer Verabschiedung von ihren Familien den Funkverkehr eingestellt hätten.

    Und Zyankali-Kapseln halte ich für sinnlos. Wenn der Sauerstoffgehalt sinkt oder der Kohlendioxidgehalt (wegen voller Filter) steigt, stirbt man in so einer Lage sowieso. Wer es schneller haben will, entlüftet ganz einfach die Kapsel.

  13. #13 schlappohr
    23. Juli 2019

    Soweit ich weiß, führt Zyankali bei hoher Dosis innerhalb einer Minute zum Herzstillstand. Ersticken dauert viel länger (besonders bei großer körperlicher Fitness) und ist, gerade wenn man weiß, dass man ersticken wird, eine entsetzliche Qual. Vom eigenen Blutdruck langsam aufgepumpt zu werden, ist vermutlich auch nicht viel schöner. Als Astronaut würde ich mir eine schnelle und schmerzlose Methode wünschen.

    Jetzt lasst uns bitte über was anderes reden…

  14. #14 Robert Kruse
    Berlin
    23. Juli 2019

    “Ich gehe mal ganz stark davon aus, dass es für diesen Fall Zyankali-Kapseln an Bord gab, von denen die Öffentlichkeit nichts erfahren hätte. ”
    Im Interview wurde konkret danach gefragt und es wurde verneint.
    Sie wären wohl wirklich einfach erstickt.

    “Die beiden auf dem Mond waren nur zu Fuß unter Wegs und man hätte, selbst dann, wenn alle anderen Schwierigkeiten gelöst worden wären, nicht mit ausreichender Gewissheit nahe genug landen können.”
    Schon bei Apollo 12 konnte die Kapsel bis 300m am Ziel landen. Das ist schon ziemlich genau.
    Und automatisch konnte die Kapsel auch schon landen…

  15. #15 Marcel Anacker
    Fürth
    23. Juli 2019

    Zufällig hab ich gestern die Sendung “Confessions from Space: Apollo” gesehen, bei der 6 Apollo Astronauten zu Gast waren. Da wurde auch eine entsprechende Frage gestellt:

    Richard Garriot (Moderator): I presume that you all had procedures for what would happen if your crew mates could not get back up off the surface of the moon, and so I’m just curios how that felt. And you must’ve rehearsed it, right? You must’ve at least gone through the procedures of “what am I going to do if I’m going to leave two people on the surface of the moon.”

    Michael Collins (Apollo 11 CM pilot): When I was by myself in the command module, I had on a string around my neck, an 8″ by 12″ loose leaf notebook with 18 pages in it. And the 18 pages were the various rendezvous possibilities should things have gone slightly awry on the moon.

    Rusty Schweickart (Apollo 9 LM pilot): Did you prepare for the extreme of them not being able to get off, Mike?

    Collins: No, if they couldn’t get off, they were dead men.

    Schweickart: You didn’t need them anyway.

    Collins: (chuckles)

    Buzz Aldrin: We needed him.

    Collins: Well, I kind of got used to them. I prefer the white mice, to tell you the truth. But they were alright.

    Al Worden (Apollo 15 CM pilot): In my mind, there were two situations that we faced. One is if the couldn’t get off the surface at all. That’s a simple decision – you come home.
    If they got off the moon’s surface and it took me all my fuel to get to them, I would still do that. You just keep going until you get ’em if you can. And if all three of you stay there forever, that’s the way it is.

  16. #16 Captain E.
    23. Juli 2019

    Noch ein allerletzter Gedanke zu gestrandeten Astronauten: Womöglich hätten sie einfach den Kohlendioxidfilter nicht getauscht oder sogar absichtlich ausgebaut. Wird man bei steigendem Kohlendioxidgehalt nicht auch ziemlich müde? Wobei sie das “müde werden” vermutlich auch mit Schlaftabletten hätten unterstützen können. Filter raus, Tabletten geschluckt und dann Tod im Schlaf.

  17. #17 Alderamin
    23. Juli 2019

    Man hätte da nichts machen können, die Astronauten hatten nur für ein paar Stunden Sauerstoff, man hatte keine startbereite Rakete, man wäre ohnehin zu spät gekommen und es gab außer einer weiteren Landung von Menschen auch keine Möglichkeit, Sauerstoff zu den Gestrandeten zu bringen.

    Und Collins hatte dafür trainiert, alleine zurück zu fliegen. Das hätte er auch getan, er hatte ja Familie. Allerdings schreibt er in seinem Buch, dass ihn das für den Rest des Lebens belastet hätte, und er hat das während des Fluges verdrängt. Alle drei waren froh, sich wieder in der Columbia zu treffen und gegenseitig die Schultern zu klopfen.

    Und irgendwelche Zyankali-Pillen gab es nicht. Wozu auch, sie hätten einfach die Luft ablassen können, dann wäre es auch sehr schnell gegangen. Man hätte das Drama wohl nicht live im TV gezeigt, aber auch nicht geleugnet, siehe Apollo 13.

    Wäre man wieder geflogen? Natürlich, nach Apollo 1, nach Challenger und Columbia ist man auch weiter geflogen. Man hätte die Ursache identifiziert, den Fehler abgestellt und wäre vor dem 31.12.1970 auf dem Mond gelandet, um Kennedys Mission zu erfüllen – “before this decade is out, of landing a man on the Moon and returning him safely to the Earth”.

  18. #18 Johannes Kaufmann
    Braunschweig
    23. Juli 2019
  19. #19 Captain E.
    23. Juli 2019

    @Johannes Kaufmann:

    Michael Collins hat mehrfach deutlich erklärt, dass er keinen Rettungsversuch gestartet hätte, wenn Armstrong und Aldrin nicht vom Mond weggekommen wären.

    […]

    Ein Absenken seines Orbits, um doch noch ein erfolgreiches Rendezvous-Manöver durchführen zu können, dürfte zu seinen Optionen gehört haben. Aber darüber hinaus hätte es für ihn nichts zu tun gegeben.

    Sehen wir es einmal so: Hätten die drei im Koreakrieg einen gemeinsamen Einsatz geflogen und wären dabei zwei von ihnen abgeschossen worden oder wegen technischer Probleme abgestürzt, dann wäre der dritte zur Basis zurück geflogen, hätte Meldung gemacht und danach um seine Kameraden getrauert – selbst wenn er sie womöglich noch nie zuvor gesehen hätte.

  20. #20 Peter Weismann
    23. Juli 2019

    …hätte Meldung gemacht und danach um seine Kameraden getrauert..

    Ja, kein Widerspruch in der Sache, aber eine Anmerkung:
    Vielleicht viel zu plakativ, aber im “amerikanischen System” der Aufgabenteilung geht es nicht um Kameradschaft, sondern um Funktionalität.
    Dabei will ich nun nicht den US-Amerikanern Gefühle und das Vermögen für echte Freundschaften absprechen, aber sie werden von Kleinkind an auf ein Wirtschaftssystem vorbereitet, in dem jeder einen gewissen Job erfüllt. Sie denken sehr viel stärker in diesen Bahnen, geleitet von Prozessen und im Rahmen von Vorschriften zu agieren. Das ist viel bestimmender für sie, als es in Europa in der Vergangenheit immer war.

    Lasst mich auf Apollo13 verweisen. Der Ablauf der Mission an sich zeigt bereits ganz deutlich, dass hier nicht Helden individuelle Großtaten zur Rettung beisteuerten, sondern dass man genau nach bestimmten Regeln vor ging. Die nach der Aufarbeitung der Mission dann erfolgte Qualitätsverbesserung durch neue Vorschriften und Prozesse ist typisch. Da wurde niemandem ins Gewissen geredet, sondern es wurden rigide Kontrollen festgeschrieben.

    Aber ich möchte das nicht weiter ins OT treiben und mich auch nicht weiter aus dem Fenster lehnen. Bin halt begeistert von den Geschichten und lasse mich da gerne mitreißen.

    PS: passend, aber doch ganz anders. Ich habe gerade zu “Der Marsianer” von Andy Weir gegriffen und angefangen das zu lesen. Ob der gerettet werden kann? Bitte nichts verraten, aber es ist ein amerikanischer Roman, der auch noch verfilmt wurde: da kann ein Held nicht sterben!

  21. #21 Manfred Härtel
    24. Juli 2019

    Ich finde auch die Frage spannend: Gäbe es einen Unterschied, ob sowas damals oder heute passiert wäre?

    DAMALS hätte man nach meiner Einschätzung einfach weiter gemacht. So ein wenig trotzig, nach dem Motto, jetzt erst recht. Es gäbe wohl eine Untersuchung, bei der sachlich rauskäme, dass man einfach nur Pech gehabt habe.

    HEUTE würde man den Rücktritt des amerikanischen Präsidenten fordern, der NASA-Chef müsste zurücktreten und irgendein NASA-Mitarbeiter, der irgendwas übersehen hätte, käme ins Gefängnis (nach Abschluss der Untersuchung, 5 Jahre später). Und man würde NICHT weiter machen.

    Vielleicht habe ich das etwas überzeichnet, aber hat das nicht einen wahren Kern?

  22. #22 Captain E.
    24. Juli 2019

    @Peter Weismann:

    Ja, kein Widerspruch in der Sache, aber eine Anmerkung:
    Vielleicht viel zu plakativ, aber im “amerikanischen System” der Aufgabenteilung geht es nicht um Kameradschaft, sondern um Funktionalität.
    Dabei will ich nun nicht den US-Amerikanern Gefühle und das Vermögen für echte Freundschaften absprechen, aber sie werden von Kleinkind an auf ein Wirtschaftssystem vorbereitet, in dem jeder einen gewissen Job erfüllt. Sie denken sehr viel stärker in diesen Bahnen, geleitet von Prozessen und im Rahmen von Vorschriften zu agieren. Das ist viel bestimmender für sie, als es in Europa in der Vergangenheit immer war.

    […]

    Ist das so? Selbst, wenn einer etwa eine “Karriere” als Gangster beschreitet? Oder ist das amerikanische Wirtschaftssystem faktisch ein prozess- und regelgeleitetes, das aber viele Menschen einfach nicht mitnimmt?

    Buzz Aldrin und Michael Collins waren allerdings aktive Soldaten, die lediglich für ihren Dienst in der NASA freigestellt worden waren, und auch Neil Armstrong hatte gedient, bevor er sich als ziviler Testpilot bei der NASA beworben hat. In beiden Jobs, Kampf- und Testpilot, muss man immer mit dem schlimmsten rechnen, dass man also selber schwer verletzt bzw. verwundet oder sogar getötet wird oder dass den Kameraden so etwas widerfährt.

  23. #23 Captain E.
    24. Juli 2019

    @Manfred Härtel:

    Ich finde auch die Frage spannend: Gäbe es einen Unterschied, ob sowas damals oder heute passiert wäre?

    DAMALS hätte man nach meiner Einschätzung einfach weiter gemacht. So ein wenig trotzig, nach dem Motto, jetzt erst recht. Es gäbe wohl eine Untersuchung, bei der sachlich rauskäme, dass man einfach nur Pech gehabt habe.

    HEUTE würde man den Rücktritt des amerikanischen Präsidenten fordern, der NASA-Chef müsste zurücktreten und irgendein NASA-Mitarbeiter, der irgendwas übersehen hätte, käme ins Gefängnis (nach Abschluss der Untersuchung, 5 Jahre später). Und man würde NICHT weiter machen.

    Vielleicht habe ich das etwas überzeichnet, aber hat das nicht einen wahren Kern?

    Ich denke, der Unterschied wäre nicht allzugroß gewesen. Das Apollo-Projekt hatte bereits einige Tote gesehen gehabt, und nach dem Tod der drei Astronauten Grissom, White und Chaffee während einer Übung wurde das Projekt natürlich zunächst “gegroundet”. Das CSM wurde umkonstruiert und einige Verfahren geändert, also z.B. keine Bodenübungen mehr mit reinem Sauerstoff unter Überdruck.

    So ähnlich ist man nach der Zerstörung von Challenger und Columbia vorgegangen. Startverbot, gründliche Untersuchung, Umsetzung neuer Maßnahmen, Wiederaufnahme der Flüge. Auch zwischen Apollo 13 im April 1970 und Apollo 14 im Januar 1971 hat es so eine Phase gegeben.

  24. #24 Abanana
    24. Juli 2019

    Die NASA hätte die Kommunikation proaktiv einfach eingestellt? Frei nach dem Motto “tja, machts gut und viel Spaß noch da oben”? Klingt für mich ziemlich herzlos.

  25. #25 Captain E.
    24. Juli 2019

    @Abanana:

    Die NASA hätte die Kommunikation proaktiv einfach eingestellt? Frei nach dem Motto “tja, machts gut und viel Spaß noch da oben”? Klingt für mich ziemlich herzlos.

    Das hätte die NASA ganz bestimmt nicht gemacht. Man hätte jeden an ein Mikrofon gezerrt, den einer der beiden Astronauten hätte sprechen wollen, und hätte den Kontakt bis zuletzt aufrecht erhalten. Eventuell hätten die beiden Gestrandeten ganz offiziell ihre letzte Nachricht abgesetzt und dann selber den Funkverkehr eingestellt. Falls nicht, hätte der diensthabende Capcom vermutlich noch etliche Minuten nach dem letzten Lebenszeichen versucht, den Kontakt wiederherzustellen.

  26. #26 Flow
    Internet
    24. Juli 2019

    @Captain E: Mit Sicherheit hätte man nicht bis zuletzt versucht, die Verbindung herzustellen. Neben dem wissenschaftlichen Wert sollte das Ganze die amerikanische Seele mit Stolz erfüllen. Todesfälle wären ähnlich schnell abgehandelt worden, wie wenn mal wieder ein Stuntman für RedBull das Zeitliche segnet.

  27. #27 Captain E.
    25. Juli 2019

    @Flow:

    Mit Sicherheit hätte man nicht bis zuletzt versucht, die Verbindung herzustellen. Neben dem wissenschaftlichen Wert sollte das Ganze die amerikanische Seele mit Stolz erfüllen. Todesfälle wären ähnlich schnell abgehandelt worden, wie wenn mal wieder ein Stuntman für RedBull das Zeitliche segnet.

    Was ist das nur für ein Unsinn? Und was für eine menschenverachtende Denkweise?

    Nein, das Kontrollzentrum in Houston hätte genau so lange Kontakt gehalten, wie die Astronauten auf dem Mond noch hätten reden können und wollen. Also hätte es zwei Möglichkeiten gegeben:

    1. Um den Zeitpunkt herum, an denen den Astronauten rechnerisch der Sauerstoff ausgehen müsste, bricht der Funkkontakt ab. Der Capcom versucht noch ein paar Mal, die Kollegen zu erreichen, und stellt dann seine Bemühungen ein.

    2. Die Astronauten auf dem Mond sagen zu einem Zeitpunkt, an denen es ihnen noch einigermaßen gut geht, ganz klipp und klar, dass dies nun ihre letzte Nachricht sein wird und stellen danach jeglichen Funkverkehr ein. Houston respektiert dies und unternimmt von sich aus keinen weiteren Kontaktversuch mehr.

  28. #28 derdeet
    27. Juli 2019

    Mir stellte sich gerade eine ganz andere Frage und ich möchte das Szenario noch etwas weiterdrehen.
    Was wäre mit den Körpern auf dem Mond passiert? Nix? Wenn jetzt heute eine neue Mission beim Eagle landen würde und jemand in die Luke schaut, dann sitzen die beiden da noch so wie 1969?? Denke da an einen Horrorfilm . . . 😉
    Aber die säßen sicher draußen, bei DER Aussicht 😉
    Oder aber, wem dies Szenario zu makaber ist, was passiert mit Biomasse im Weltraum, wo nix ist? Ich weiß gerade nicht so recht, wo ich mit einer Erklärung ansetzen könnte. Ohne jeglichen nicht-körpereigenen Moleküle . . . Nur Zerstrahlung?
    Habe gerade mal kurz eine Suchmaschine bemüht, finde nix, aber vielleicht stell ich die Frage falsch…
    Gab es wohl dazu schon mal Versuche?
    Hoffe auf Experten hier im Forum 🙂

  29. #29 Alderamin
    28. Juli 2019

    @derdeet

    Was soll passieren? Keine Verwesung, da kein Bakterium überleben würde, Wasserverlust durch Sublimation, folglich Mumifizierung. Dafür reicht ja sogar das trockenkalte Klima im Hochgebirge (Ötzi, Inka-Mumien).

  30. #30 UMa
    28. Juli 2019

    @Alderamin: Ja, aber das ist nicht so klar. Auf dem Mond am Äquator wird es Tagsüber weit über 100°C. Das könnte einen Einfluss haben, wie auch die starken Temperaturschwankungen.

  31. #31 Adam
    Berlin
    29. Juli 2019

    Eine der unangenehmen Folgen wäre, dass die späteren Mond-Verschwörungstheoretiker Bilder zeigen würden, angeblich von Armstrong und Aldrin in späteren Jahren. Aus Südamerika oder Australien oder sonst wo. Analog zum “Elvis lebt!”-Mythos. Vielleicht würden einige auch graben in der Nähe von TV-Studios.

    Ausserdem würden fundamentalistische Christen sich im US-Fernsehen Streitgespräche geliefert haben, ob die beiden am jüngsten Tag auch auferstehen würden, oder ob nur explizit die Toten auf der Erde gemeint wären. Vielleicht wäre dies sogar der Grundstein zur Abspaltung oder zur Entstehung einer neuen, christlichen Sekte.

    Diverse halb-dokumentarische und fiktionale Filme würden gedreht werden, in denen spekuliert worden wäre, dass sich beide dem Freitod aussetzten, weil sie auf dem Mond die Überreste einer uralten, ausserirdischen Zivilisation fanden, für die die Erde noch nicht bereit war.

    Diese Mythen würden bis heute bleiben und das Interesse am Mond noch mehr anstacheln, als die Mondlandungs-Verschwörungstheorie. Möglicherweise wäre man schon zu Bill Clintons Zeiten daher zum Mond zurück gekehrt.

  32. #32 Captain E.
    29. Juli 2019

    @Adam:

    […]

    Diese Mythen würden bis heute bleiben und das Interesse am Mond noch mehr anstacheln, als die Mondlandungs-Verschwörungstheorie. Möglicherweise wäre man schon zu Bill Clintons Zeiten daher zum Mond zurück gekehrt.

    Tja, und womöglich wäre man sogar schon zu Zeiten eines Richard Nixons zum Mond zurück gekehrt. Vielleicht wären am 19. November 1969 Charles “Pete” Conrad und Alan Bean gelandet und dann tatsächlich sicher zur Erde zurück gekehrt.

    Was mit den Leichnamen geschehen wäre, ist allerdings reine Spekulation. Hätten sie gegen Ende eine Luke geöffnet, wären sie erstickt oder hätten sich am Kohlendioxid vergiftet? Und wie hätte die Kapsel die Jahrzehnte überstanden mit gleißendem Sonnenschein, Mikrometeoriten und gewaltigen Temperaturunterschieden? Welche Bakterien waren mit an Bord, die welche Zersetzungsprozesse bewirkt hätten?