Der Winter ist vorbei, es ist Zeit für den Frühjahrsputz und das Sonnensystem ist voll mit Staub! Das ist allerdings nicht neu; das war schon immer so. Überall zwischen den Planeten fliegen kleinste Staubteilchen rum; das können wir sogar direkt beobachten und zwar immer dann, wenn wir eine Sternschnuppe am Himmel sehen. Der kurze Lichtblitz ist nichts anderes, als ein winziges Staubteilchen aus dem All, das mit der Erde kollidiert und dabei eine Leuchtspur durch unsere Atmosphäre zieht. Eine ganz besondere Art von Staub erzeugt das sogenannte “Zodiakallicht”. Diesen schwachen Lichtschein am Himmel kann man kurz vor der Morgendämmerung oder kurz nach der Abenddämmerung sehen: Dann zieht sich ein schräg vom Horizont nach oben verlaufender Streifen aus diffusem Licht über den Himmel. Er verläuft entlang der “Ekliptik”, also der auf den Himmel projizierten Bahn der Erde um die Sonne. So richtig sehen kann man das Zodiakallicht aber nur, wenn es WIRKLICH dunkel ist und nichts da, was den schwachen Schein überstrahlt.
Bis jetzt ging man davon aus, dass der Staub von Asteroiden erzeugt wird. Wenn die miteinander kollidieren – was immer wieder mal vorkommt – entsteht Staub. Das klingt pausibel – aber die Raumsonde Juno hat nun Daten gesammelt, die auf einen anderen Ursprung hindeuten. Mit Staub hat die Sonde der NASA aber eigentlich gar nichts am Hut. Sie hat sich 2011 auf den Weg zum Jupiter gemacht, ist dort 2016 ankommen und wird ihre Hauptmission in diesem Sommer erledigt haben. Es geht um die Erforschung des Jupitersystems – um dorthin zu kommen, musste sie aber natürlich erst einmal die ganze Gegend zwischen hier und dort durchqueren. Und wenn sie schon mal da draußen war, konnte sie sich die Zeit auch gleich mit Asteroidensuche vertreiben, dachte man bei der NASA. Und konfigurierte die Kameras so, dass sie nach Objekten suchen, die sich im Vergleich zum Sternenhintergrund deutlich bewegen.
Die fand man auch, in großer Zahl (“Distribution of Interplanetary Dust Detected by the Juno Spacecraft and Its Contribution to the Zodiacal Light”). Es waren aber keine Asteroiden, sondern winzige Trümmer, die von den Solarpaneelen der Sonde stammten. Kollisionen von Juno mit interplanetaren Staubteilchen musste sie erzeugt haben und das war eine erleichternde Nachricht. Zuerst dachte man, da wäre vielleicht ein Treibstofftank leck geschlagen und man würde gefrorene Gasteilchen sehen. Das bisschen Schwund an den Solarzellen konnte man aber verkraften – und nutzte die Gelegenheit auch gleich, um die Verteilung des interplanetaren Staubs entlang der Flugbahn von Juno zu kartografieren. Das Resultat: Besondes um die Marsbahn herum war das Weltall außergewöhnlich staubig. 200 Teilchen pro Tag prasselten da auf Juno. Deutlich weniger, als in der Nähe der Erde zum Beispiel. Da hätte man auch nicht viel Staub erwartet, denn mit ihrer Gravitation fegt sie alles aus ihrer Bahn (irgendwo müssen die Sternschnuppen ja her kommen!). Das gleiche Verhalten hätte man sich auch vom Mars erwartet. Dort war aber sehr viel mehr Staub zu finden als anderswo; auch mehr Staub als man dann in der hinter dem Mars liegenden Region des Asteroidengürtels fand.
Die Vermutung liegt nahe: Der Staub wird irgendwie vom Mars verursacht. Nur wie? Auf der Oberfläche des Mars liegt jede Menge davon rum – aber das müsste ja irgendwie ins All kommen. Vielleicht durch die gewaltigen Staubstürme, die dort immer wieder den kompletten Planeten einhüllen? Um in den Weltraum entkommen zu können, müsste die Staubteilchen aber auf fünf Kilometer pro Sekunde beschleunigt werden und so heftig sind die Stürme dann eher doch nicht. Sie könnten auch im All von den kleinen Monden Phobos und Deimos erzeugt werden. Auch die sind staubig; die Wechselwirkung mit dem Sonnenwind pustet auch immer wieder ein bisschen davon ins All. Aber nicht so viel, dass man damit die von Juno gemessenen Mengen erklären hätte können.
Wo die Quelle des Staubs liegt, wissen wir also noch nicht. Es ist ein wenig so wie mit dem Staub zuhause: Der taucht immer einfach auf und niemand weiß, warum schon wieder alles geputzt werden muss. Aber früher oder später werden wir schon noch rausfinden, wo er her kommt. Bis dahin ist es auf jeden Fall gut, dass wir dank Juno nun wissen, wo der Staub besonders dicht ist. Die nächsten Raumsonden auf dem Weg hinaus ins All werden die Information sicherlich nutzen können um sich einen möglichst sauberen Weg zu ihrem Ziel zu suchen.
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