In der Serie “Fragen zur Astronomie” geht es heute wieder mal um mein Lieblingsthema: Asteroiden. Beziehungsweise Meteoriten (was ja aber das gleiche ist). Meteoriten sind eine enorm wichtige Informationsquelle für die Wissenschaftler, denn sie erlauben uns das Material zu untersuchen, aus dem Asteroiden aufgebaut sind (und da die Asteroiden auch das Baumaterial für die Planeten waren, lernen wir auch was über deren Entstehung). Normalerweise müssten wir dazu lange durchs Weltall fliegen und komplizierte Landemissionen auf den kleinen Felsbrocken durchführen. Die Meteoriten aber kommen netterweise zu uns auf die Erde und warten nur darauf, dass sie jemand findet und einsammelt. Aber: Ist das nicht gefährlich? Ist ein Meteorit glühend heiß, wenn er auf der Erde gelandet ist?
Eine gute Frage. In Kinofilmen sieht man die Dinger ja oft, wie sie nach dem Einschlag in rauchenden Kratern herumliegen oder alles in Brand setzen, mit dem sie in Verbindung geraten. Und ganz so unplausibel klingt die Vorstellung der glühend heißen Meteoriten ja auch nicht. Immer kann man sie bei ihrem Flug durch die Atmosphäre als leuchtende Feuerbälle am Himmel sehen. Warum sollten sie also nicht heiß sein, wenn sie unten ankommen?
So ein Meteorit kommt aber aus dem Weltall und dort ist es ziemlich kalt. Der Stein, der da auf die Erde fällt ist also äußerst gut und äußerst lange gekühlt worden. Trifft er dann auf die Atmosphäre der Erde, wird es zuerst tatsächlich heiß. Es ist übrigens nicht so, dass so ein Meteorit durch die Reibung mit der Luft aufgeheizt wird. Zumindest nicht so, wie man sich das vorstellt. Die Objekte aus dem All treffen mit enorm hohen Geschwindigkeiten von bis zu einigen Dutzend Kilometern pro Sekunde auf die Atmosphäre. Dabei entsteht eine Druckwelle vor dem Asteroid und dieses extrem komprimierte Gas heizt sich dann auch sehr stark auf. Die Luft vor dem Asteroid ist also heiß, der Asteroid selbst muss es nicht zwingend sein; zumindest nicht überall. Auf der (aus der Flugrichtung gesehenen) Vorderseite beginnt er dank des superheißen Gases wirklich aufzuschmelzen; die schnell über ihn hinweg strömende Luft trägt diese erhitzten Schichten aber gleich wieder ab. Dieser Vorgang nennt sich Ablation und leitet die Hitze ziemlich gut. Außerdem leitet Gestein Wärme sowieso nicht sonderlich gut und der Flug durch die Atmosphäre bremst den Felsbrocken auch sehr schnell sehr stark ab.
Er wird also auch schnell so langsam, dass die Luft vor ihm nicht mehr stark komprimiert und aufgeheizt wird. Danach fällt er nur noch vergleichsweise langsam durch die Atmosphäre, die ja tendenziell auch viel kühler ist als die Luft direkt über dem Erdboden. So ein Meteorit hat also genug Zeit, um abzukühlen. Und da von Anfang an ja sowieso nur die äußersten Schichten aufgeheizt worden sind, ist nicht damit zu rechnen, dass er “glühend heiß” am Boden ankommt. Es gibt leider kaum vernünftige Berichte über Meteoriten, die direkt nach dem Fall eingesammelt worden sind – so etwas kommt einfach zu selten vor. Aber bei den paar Berichten die es gibt, sind einige darunter, die von Meteoriten sprechen, die nicht nur nicht heiß waren, sondern regelrecht kalt…
Meteoriten sind also aller Wahrscheinlichkeit nicht heiß, wenn sie auf dem Erdboden landen. Natürlich ist es schwer, hier allgemeine Antworten zu geben. Meine Erklärungen bezogen sich auf vergleichsweise kleine Brocken. Wenn da ein kilometergroßer Asteroid auf die Erde fällt, dann darf man durchaus mit einem sehr großen, rauchenden Krater auf der Erde rechnen! Aber da hat man dann sowieso ganz andere Probleme als die Angst, sich die Hände beim Meteoritensammeln zu verbrennen…
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