Wie lassen sich
Naturwissenschaft und Umweltschutz auf spielerische Art und Weise an
die nächste Generation vermitteln? Die Grundschule
Jägerstraße in Hude macht es vor – unterstützt
vom Regionalen Umweltzentrum (RUZ)
Hollen lernen die jungen Schülerinnen und Schüler dort
auf kindgerechte Art die Funktionsweise einer Solaranlage kennen. In
Düsseldorf geht man dagegen andere Wege und “entschlackt”
die Lehrpläne in Mathematik, Physik, Chemie und Biologie.
Aber beginnen wir
mit dem erfreulichen Beispiel: Dem ebenso ungewöhnlichen wie
begrüßenswerten Projekt ging eine mindestens genauso gute
Idee voraus – denn auf dem Dach der Grundschul-Turnhalle wird zur
Zeit eine Bürger-Solaranlage
installiert. Beispiele für solche kollektiv finanzierten und von
einem Bürger-Konsortium betriebenen Solaranlagen finden sich
inzwischen erfreulicherweise bereits in vielen Städten, so
beispielsweise auch in Magdeburg
ganz in meiner Nähe (hierzu gibt es auch einen interessanten
Videobericht im energynet-Blog).
Damit die Kinder
besser verstehen, was sich auf dem Dach ihrer Turnhalle tut, geht man
in Hude nun ganz neue Wege und lässt jedes Kind eine eigene
Mini-Solaranlage bauen. Diese besteht aus mehreren Solarzellen und
von diesen betriebenen Propellern und Sound-Generatoren. Wie dem
Bericht über das interessante Projekt im Delmenhorster
Kreisblatt zu entnehmen ist, ließen sich die Kinder
erstaunlich schnell für das Projekt begeistern und waren von den
Mini-Solarsystemen gar nicht mehr wegzubekommen.
Bedenkt man, wie
wenig junge Menschen sich heutzutage nach der Schule noch auf ein
naturwissenschaftliches oder technisches Studium einlassen, und wie
gering gerade bei den technischen Studiengängen die Quote der
angehenden Ingenieurinnen und Informatikerinnen ausfällt wird
klar, dass die Förderung des natürlichen Forscher- und
Entdeckerdrangs im Grundschulalter möglicherweise sogar einen
noch breiteren Raum im Lehrplan einnehmen sollte. Das Interesse an
der Wissenschaft und die Begeisterung für die Technik können in
jungen Jahren wohl am besten geweckt werden – und aus einer auf
diese Weise geförderten Generation könnten so die
Wissenschaftler/innen und Techniker/innen von morgen erwachsen.
Alles in allem
also ein guter Ansatz und ein faszinierendes Projekt – vor allem,
da es nicht nur junge Menschen an Wissenschaft und Technik
heranführt, sondern zugleich auch noch für den Gedanken des
Umwelt- und Klimaschutzes sensibilisiert. Davon mal ganz abgesehen
ist es sicher unheimlich cool zu beobachten, wie sich die Propeller
immer schneller drehen, je mehr Solarzellen man zuschaltet. Wäre
möglicherweise auch ein guter Ansatz für ein neues
Managerspiel – und auf jeden Fall imposanter als die pendelnden
Kugeln auf jedem dritten Schreibtisch….
Aber wie es in der
Bildungspolitik eben leider manchmal so ist – wo an einer Stelle
zugelegt wird, wird an anderer Stelle abgebaut – einer aktuellen
Meldung des Kölner
Stadt-Anzeigers lässt sich entnehmen, dass im Zuge des
“Turbo-Abiturs” in NRW das Niveau des Abiturwissens kräftig
gesenkt werden soll (euphemistisch auch als “Entschlackung”
der Lehrpläne bezeichnet). Und in welchen Fächern wird
“entschlackt”? In Deutsch, Mathematik, Englisch, Geographie
und Geschichte – verständlich, denn gerade Mathe und Englisch
sind ja für ein späteres Studium im technischen oder
naturwissenschaftlichen Bereich auch ziemlich uninteressant. So wurde
beispielsweise das Rechnen mit Logarithmen komplett aus dem
Mathematik-Lehrplan geworfen. Weitere “Entschlackungen”
sind übrigens vorgesehen – und zwar in Physik, Chemie und
Biologie. Nicht gekürzt werden soll dagegen übrigens in
Kunst, Musik, Sport und Religionslehre….
Klar, irgendwelche
Prioritäten muss es ja geben. Auf jeden Fall dürfen wir uns
nicht wundern, wenn es aus der Gruppe der “Turbo-Abiturienten”
am Ende einen noch geringeren Anteil in technische oder
naturwissenschaftliche Studiengänge zieht – oder die
Abbrecherquote unter den Einstiegssemestern aufgrund der dann
eintretenden Überforderung nochmal ansteigt. Dass man schon mal
mit Logarithmen gerechnet hat wird von einigen Professoren außerhalb
NRWs nämlich durchaus (zu Recht) vorausgesetzt….
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