Was tun gegen
Klimaschutz? Der US-Bundesstaat Minnesota
hat sich eine kreative Methode einfallen lassen: Wer dort Windräder
errichten will muss warten – und zwar über 600 Jahre.
Wer dies für
einen Scherz hält wird leider enttäuscht – die Geschichte
stimmt und wird seit einigen Tagen verstärkt von US-Bloggern
aufgegriffen, so beispielsweise vom EcoGeek.
Grund für die etwas längeren Wartezeiten sind nicht etwa
Umweltgegner in der Bundesregierung des republikanischen Gouverneurs
Tim Pawlenty, sondern die Bürokraten des Midwest
Independent Transmission System (MISO), einer Art
„Verwaltung“ des US-Stromnetzes im Mittleren Westen.
Die Damen und
Herren bei MISO müssen unter anderem auch neue Kraftwerke
genehmigen, wenn diese Energie ins Stromnetz einspeisen wollen. In
den letzten paar Jahrzehnten war dies einfach, da nur sehr wenige
Anträge gestellt wurden – und zwar ausschließlich für
Kohlekraftwerke. Um hier von bürokratischer Seite auch alles
richtig zu machen, hat man sich bei MISO ein ausschweifendes
Genehmigungsverfahren für neue Kraftwerke mit vielen Haken und
Ösen einfallen lassen, dessen kompletter Durchlauf satte zwei
Jahre verschlingt. Damit die MISO-Kontrolleure nicht überlastet
werden, wurde zudem noch eine Regel eingeführt welche besagt,
dass immer nur ein solcher Genehmigungsantrag zur gleichen Zeit
geprüft werden darf.
Das System
funktionierte gut, solange nur neue Kohlekraftwerke beantragt wurden.
Schließlich braucht man von denen nicht so viele, da ist eine
erteilte Genehmigung alle zwei Jahre durchaus ausreichend. Vor ein
paar Jahren kam es jedoch zur bürokratischen Katastrophe: Immer
mehr und mehr Anträge trudelten ein, hauptsächlich von
Privatpersonen oder kleinen Unternehmen, die den Bau von Windrädern
planten. Natürlich kann man ein so schön gewachsenes
Genehmigungsverfahren nicht über Nacht abändern, weshalb es
bei den zwei Jahren Bearbeitungsdauer pro gestelltem Antrag blieb –
und auch bei der Regel, dass immer nur ein Antrag zur gleichen Zeit
geprüft werden darf.
Inzwischen
beschweren sich natürlich erzürnte Investoren, die von der
MISO Bescheide erhalten haben, in denen sie auf bis zu 600 Jahre
Wartezeit vorbereitet werden. Dass dies keinen Sinn macht, hat man auch
bei MISO inzwischen erkannt und – laut dem EcoGeek
– damit begonnen, immer mehrere kleinere Anträge in einem
größeren „Gruppenantrag“ zusammenzuführen und
dann gemeinsam zu prüfen. Der Haken dabei? Auch auf diese Weise
dauert es noch mindestens 50 Jahre(!), bis die letzten der aktuellen
Antragsteller ihr Windrad genehmigt bekommen. Gegenüber einer
Wartezeit von 600 Jahren ist dies natürlich ein großer
Sprung, für einen Investor ist es dennoch inakzeptabel.
(Man beachte: Aus Sicht des MISO-Mitarbeiters handelt es sich bei dem Sprung von 600 auf 50 Jahre immerhin um eine Verbesserung der Bearbeitungsgeschwindigkeit um das 12-fache. Und wer kann das schon von sich behaupten?)
Was lässt
sich aus dieser Geschichte lernen? Gäbe es einen Preis für
Innovations- und Fortschrittsverhinderung – die Mitarbeiter des
Midwest Independent Transmission System hätten ihn sich redlich
verdient. Die Webseite
des MISO ist übrigens momentan „wegen Überlastung“
nicht erreichbar – man kann nur hoffen, dass sie nicht auch nur auf
einen Besucher alle zwei Jahre ausgelegt war… Der aufmerksame Leser
erfährt aber noch etwas anderes – offenbar gibt es im
Mittleren Westen der USA inzwischen hunderte Antragsteller, die
sehnlichst auf eine Windrad-Baugenhemigung warten.
Und das ist doch
immerhin ein Lichtblick.
Kommentare (2)