Bei der Planung von Gebäuden rückt
das Prinzip der Nachhaltigkeit immer mehr in den Vordergrund. Um den
neuen Anforderungen in der Architektur und in der Gebäudewirtschaft
auf akademischer Seite gerecht zu werden, führt die Hochschule
Magdeburg-Stendal zum Sommersemester einen neuen
Master-Studiengang ein: Regenerative und Rationelle
Gebäudeenergiesysteme.
Aus eigener Erfahrung kann ich
berichten, dass man sich in der eher überschaubaren
Hochschullandschaft Sachsen-Anhalts noch richtig über jede
Innovation freuen kann. Nachdem die Kür der Leopoldina zur
Nationalen Akademie der Wissenschaften in den letzten Tagen bereits
für große Begeisterung in Halle und Umgebung gesorgt hat,
kann nun auch eine Hochschule in meiner unmittelbaren Nachbarschaft
mit einer kleinen Sensation aufwarten: Einem neuen
Master-Studiengang, der Akademikern mit einem technischen
Studienabschluss eine Vertiefung und Erweiterung ihres Fachwissens in
der regenerativen Energietechnik und deren Einbindung in die
Gebäudesystemtechnik ermöglicht.
Der Fokus dieses neuen Studiengangs
liegt auf dem Design und dem effizienten Betrieb von Anlagen zur
Versorgung von Gebäuden mit Wärme und Energie. Hierzu
gehören natürlich Photovoltaikanlagen ebenso wie
solarthermische Wärmesysteme oder die Anbindung von Gebäuden
an die Kraft-Wärme-Kopplung. Ein weiterer Schwerpunkt wird die
Gestaltung von Gebäuden mit geringem Energiebedarf sein, die
auch als Passivhäuser bekannt sind, und deren Bedeutung für eine Energiewirtschaft in Zukunft noch enorm steigen
dürfte.
(Kleine Anmerkung am Rande: Zum Thema
Passivhäuser gibt es mit dem Passivhaus-Blog
auch einen interessanten deutschsprachigen Blog, der gerade für
Architekten und angehende Passivhaus-Eigenbauer interessant sein
dürfte.)
Die zukünftigen Absolventen sollen
während des dreisemestrigen Studiums zudem in die Lage versetzt
werden, in allen Energiefragen kompetent zu beraten, Energiekonzepte
für Industrieanlagen und Privathaushalte zu entwerfen und
Umweltszenarien zu simulieren. Zum Studium anmelden können sich
alle Akademiker mit Bachelor- oder Diplomabschluss aus einer der
Fachrichtungen Elektrotechnik, Bauwesen, Maschinenbau, Physik oder
einem anderen, artverwandten technischen Studiengang.
Wenn man bedenkt, wie stark das
Interesse gerade an solarthermischen Anlagen zur Ergänzung des
Warmwasserhaushalts in den letzten Jahren gestiegen ist, und welches
Marktpotenzial sich bereits jetzt für Passivhäuser und
-wohnungen abzeichnet, kann man den Schritt unserer Hochschulkollegen
aus Magdeburg nur begrüßen. Gerade in solchen „emerging
application markets“ ist es von entscheidender Bedeutung, dass bei
der Erreichung eines bestimmten Marktwachstums ausreichend
qualifiziertes Personal auf dem Arbeitsmarkt verfügbar ist, da
sonst die Gefahr besteht, dass das Wachstum mittelfristig ausgebremst
wird und der Markt wieder „einschläft“ oder die Branche
aufgrund des starken Einsatzes von unterqualifizierten
Mitarbeitern an Ansehen und Dynamik verliert.
Gerade bei so vielversprechenden und
für die Energiewende entscheidenden Konzepten wie den
Passivhäusern wäre eine solche Entwicklung geradezu
katastrophal, weshalb ich den Hochschulkollegen mit ihrem neuen
Studiengang einen guten Start wünsche. Nachdem eine
Arbeitsgruppe des BMU erst vor kurzem feststellen
musste, dass in deutschen Hochschulen viel zu wenig im Bereich
Erneuerbare Energien gelehrt wird (nur 35 Professoren in ganz
Deutschland befassen sich „hauptamtlich“ mit der Thematik), geht
es dank der HS Magdeburg-Stendal nun wieder einen Schritt in die
richtige Richtung. Da kann man nur hoffen, dass dem Projekt ein
Erfolg beschieden ist, der auch noch andere Hochschulen dazu
animieren kann, eigene Lehrangebote im Bereich der regenerativen und
umweltschonenden Energieversorgung zu erarbeiten und anzubieten.
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