Seit heute ist es offiziell: Jacques Barrot, Vizepräsident der Europäischen Kommission hat bekanntgegeben, dass das Schweizer Weltrekordprojekt Solar Impulse die offizielle Patenschaft der Euopäischen Kommission erhält. Das Ziel dieses Projekts? Die Umrundung der Welt mit einem solarbetriebenen Flugzeug.
Sicheres Reisen in einem einem Segelflieger mit solarem Hilfsantrieb – dies mag sich heute noch wie reine Utopie anhören. Geht es aber nach dem Willen von Bertrand Piccard und André Borschberg – den beiden Projektleitern, die auch als Piloten antreten wollen – dann wird diese Vision bereits im nächsten Jahr Realität werden. Dann nämlich sollen die ersten Testflüge mit dem Solarflugzeug-Prototypen stattfinden.
Die Zielstellung des Projekts geht allerdings weit über die reine Realisation eines solchen Fluggerätes hinaus. Das Ziel ist nichts geringeres, als die Umrundung der Welt allein mit der Kraft der Sonne und des Windes – Jules Verne lässt grüßen. Der Start ist aktuell für 2011 vorgesehen, der Flug soll hauptsächlich in der nördlichen Hemisphäre stattfinden. Insgesamt sind fünf Zwischenlandungen nach jeweils drei bis vier Tagen Flugdauer geplant – die maximale Flugzeit, die einem einzelnen Piloten zugemutet werden kann. Nach Aussagen des Projektteams arbeitet man aber zur Zeit an einer Gewichtsredzierung, durch welche die Aufnahme eines zweiten Piloten möglich werden könnte – und dann wäre auch ein Non-Stop-Flug um den Globus nicht mehr ausgeschlossen.
Einige faszinierende Computeranimationen des Solarflugzeugs laden heute schon zum Staunen und Mitfiebern ein (der begleitende Text ist allerdings auf Französisch):
Natürlich ist das Unternehmen nicht ohne Risiko. Denn während der Nacht ist das Flugzeug auf die Batterien angewiesen, die am Tag solar geladen werden sollen. So kann bereits ein sonnenarmer Tag oder ein technisches Problem das Aus für den Rekordversuch bedeuten – und möglicherweise sogar die Crew in ernste Gefahr bringen.
Also warum das alles? Was motiviert Menschen wie Piccard, Broschberg und das mehr als 150 Ingenieure, Piloten, Techniker und andere Spezialisten umfassende Team? Die Antwort gibt uns das Solar Impulse-Pioniere auf ihrer Webseite:
“Das Problem unserer Gesellschaft ist, dass wir trotz grosser Reden über die nachhaltige Entwicklung weit von einer Nachhaltigkeitslogik entfernt sind. Unsere Welt verbraucht jede Stunde ungefähr eine Million Tonnen Erdöl und weitere fossile Energien, spuckt Schadstoffe in die Atmosphäre, die unser Klima verändern, und lässt die Hälfte ihrer Bevölkerung in unmenschlichen Lebensbedingungen vegetieren. […]
Da man die Natur des Menschen nicht ändern kann, müssen wir uns mit seinem Verhalten auseinandersetzen. Geben wir ihm ein persönliches Interesse daran sich auf die Logik der nachhaltigen Entwicklung einzulassen. Wir müssen beweisen, dass sich hier ein neuer und wunderbarer Markt auftut, der für alle, die rechtzeitig investieren, vielfältige wirtschaftliche und politische Absatzmöglichkeiten bietet. Wir müssen die wissenschaftlichen Interessen aufzeigen, den Pioniergeist belohnen, neue Trends setzen.”
Bei so viel Idealismus kann ja im Grunde nichts mehr schiefgehen. Zumindest das Interesse der Medien dürfte geweckt sein, wenn der Prototyp HB-SIA sich demnächst in die Lüfte erhebt (wer sich für die genauen technischen Daten interessiert – die gibt es hier). Da kann man den schweizer Pionieren nur weiterhin viel Erfolg und im nächsten Jahr einen guten Start wünschen. Ich werde das Projekt auf jeden Fall weiterverfolgen und freue mich schon jetzt darauf, über einen (hoffentlich erfolgreichen) Jungfernflug berichten zu dürfen.
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