An manchen Tagen fällt es einem schwer, seinen Augen zu glauben. Zum Beispiel heute. Denn: Das Bistum Paderborn hat zugegeben, dass in Deutschland noch immer (heimliche) Exorzismen stattfinden. Und: Eine großangelegte Studie dänischer und amerikanischer Wissenschaftler scheint zu beweisen, dass Verhaltensstörungen bei Kindern durch Handynutzung während der Schwangerschaft begünstigt werden.
Im Grunde Stoff genug für mindestens zwei Blogbeiträge, da ich aber heute noch einen ganzen Haufen LED vermessen muss (Farbortbestimmungen nach der “HarzOptics-Methode”), reiße ich beide Geschichten an dieser Stelle nur kurz an.
Die gruselige zuerst: Wie die Süddeutsche Zeitung heute berichtet, hat der Pressesprecher des Erzbistums Paderborn, Ägidius Engel, Journalisten gegenüber durchblicken lassen, dass im Bistum in den letzten acht Jahren mindestens drei Exorzismen durchgeführt wurden. Auslöser dieser Offenlegung war der Bericht des Bayerischen Rundfunks über einen dieser Fälle. Im Rahmen der Recherche war zutage gekommen, dass das Erzbistum einen bayerischen Exorzisten offiziell als Teufelsaustreiber für die Region Paderborn beschäftigte.
Auch das Augsburger Ordinariat hat inzwischen auf Anfragen der Süddeutschen Zeitung bestätigt, dass in der Bundesrepublik auch heute noch Teufelsaustreibungen vorgenommen würden. Über konkrete Einzelfälle war natürlich nicht viel zu erfahren. Von den drei Exorzismen im Bistum Paderborn sollen immerhin zwei erfolgreich gewesen sein – der dritte Exorzismus musste nach Angaben von Pressesprecher Engel allerdings abgebrochen werden.
Bei solchen Meldungen läuft es einen doch kalt den Rücken runter. Wenn mir der katholische Stadtpfarrer das nächste Mal über den Weg läuft, muss ich unbedingt mal fragen, ob man solche Exorzismen auch in Sachsen-Anhalt bestellen kann, oder ob Fälle von Besessenheit nur in überwiegend katholischen Gegenden vorkommen….
Dies bringt mich auch gleich zur zweiten Meldung des Tages – denn auch vom Handy sind bekanntermaßen viele Jugendliche geradezu besessen. Eine großangelegte gemeinsame Studie von UCLA und Uni Aarhus scheint nun zumindest darauf hinzudeuten, dass die regelmäßige Nutzung von Mobiltelefonen während der Schwangerschaft sich auf die Gesundheit des Kindes auswirken kann.
Den Angaben der Forscher zufolge steigt vor allem das Risiko, dass Verhaltensstörungen wie Hyperaktivität auftreten. Ebenfalls negativ auf die Entwicklung von Kindern soll es sich auswirken, wenn diese vor Vollendung des siebten Lebensjahres selbst regelmäßig mobil telefonieren (das wiederum ist aus meiner Sicht keine große Überraschung…).
Befragt wurden die Mütter von über 13.000 Kindern, die in den 90er Jahren zur Welt kamen. Da Mobiltelefone zu dieser Zeit noch nicht flächendeckend verbreitet waren, fanden sich ausreichend Mobiltelefon-freie Probanden, um eine Kontrollgruppe bilden zu können. Die Ergebnisse sind mehr als erschreckend:
“They found that mothers who did use the handsets were 54 per cent more likely to have children with behavioural problems and that the likelihood increased with the amount of potential exposure to the radiation. And when the children also later used the phones they were, overall, 80 per cent more likely to suffer from difficulties with behaviour. They were 25 per cent more at risk from emotional problems, 34 per cent more likely to suffer from difficulties relating to their peers, 35 per cent more likely to be hyperactive, and 49 per cent more prone to problems with conduct.”
Den Forschern, die nach eigenen Angaben selbst erstaunt über die Zahlen sind, gelang es nicht, sie auf andere Weise zu erklären – ebensowenig wie sie allerdings einen konkreten biologischen Wirkmechanismus ausfindig machen konnten. Die Ergebnisse der Studie werden in der Juli-Ausgabe der medizinischen Fachzeitschrift “Epidemiology” veröffentlicht werden und sorgen schon jetzt für erhitzte Diskussionen unter den Experten. Für Eltern oder solche die es werden wollen, heißt es daher wohl: Abwarten und dranbleiben.
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