„…wollte ich mich erkundigen, ob Sie im nächsten Semester auch wieder den Kurs ‘Datenanalyse mit SPASS’ anbieten.” Ich bin ja grundsätzlich immer für „knackige” Kursnamen zu haben, aber einen Kurs „Datenanalyse mit SPASS” zu nennen – das käme selbst mir überzogen vor.
Der Kurs, liebe Studentinnen und Studenten, heißt natürlich „Datenanalyse mit SPSS“, einer in der Statistik weitverbreiteten Software. Das eigentlich interessante ist, dass ich in den drei Jahren, in denen ich diesen Kurs schon unterrichte, mit der heutigen E-Mail bereits neun Anfragen nach „Datenanalyse mit SPASS” hatte und mich langsam frage, ob es sich wirklich nur um einen harmlosen Tippfehler handelt, oder ob vielleicht ein Wahrnehmungsphänomen dahintersteckt (vileleihct sgoar so enis wie deises).
Sieht man sich nämlich mal die Popularität von Suchwortkombinationen aus dem Bereich der Statistik an (beispielsweise mit der kostenfreien Software Good Keywords), so fällt auf, dass in sehr vielen Fällen ebenso häufig oder sogar häufiger nach Suchwortkombinationen „mit SPASS” gesucht wird, wie nach Suchwortkombinationen „mit SPSS”:
In meinem Statistik-Blog hatte ich zu diesem Phänomen im letzten Jahr schon mal etwas geschrieben, erst heute ist mir aber durch die Nachricht der Studentin klargeworden, dass ich auch regelmäßig E-Mails bekomme, in denen „SPASS” mit „SPSS” verwechselt wird.
Nun würde ich nicht so weit gehen zu vermuten, dass jemand tatsächlich einen Kurs „Datenanalyse mit SPASS” belegen möchte oder im Internet absichtlich nach „lineare regressionsanalyse spass” sucht. Vielmehr vermute ich, dass es sich um einen Fehler handelt, den die Schreibenden sofort peinlich berührt korrigieren würden, würden sie ihn denn bemerken. Die Tatsache aber, dass der Fehler so häufig auch bei Online-Suchen auftritt, könnte doch vielleicht etwas darüber aussagen, wie viele Menschen die vier Buchstaben „SPSS” wahrnehmen.
Kann es sein, dass das Gehirn bei dieser Buchstabenkombination intuitiv ein Wort mit fehlendem Buchstaben erkennt, welches dann quasi automatisch korrigiert wird? Ist es vielleicht doch nur ein Tippfehler der einfach nur besonders häufig auftritt und in den ich zuviel hineininterpretiere? Oder gibt es etwa wirklich einen allgemeinen Wunsch nach mehr „SPASS” in der Statistik, der sich in diesen Suchanfragen und E-Mails ausdrückt? Was wäre, wenn wir statt „SPSS” eine Software verwenden würde, die „FRST” hieße – bekäme ich dann Anfragen nach „Datenanalyse mit FRUST”?
Fragen über Fragen…aber vielleicht liest ja ein Sprachwissenschaftler mit und kann meine pseudowissenschaftlichen Laientheorien entkräften (oder bestätigen)….
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