Bei den gestrigen Kommunalwahlen ist es der NPD gelungen, in jeden einzelnen sächsischen Kreistag einzuziehen und ihren Stimmanteil zu vervierfachen. Aber wofür stimmt man als Wähler eigentlich, wenn man das Kreuz bei der NPD macht?
Eine interessante Frage. Die Linkspartei beispielsweise – die in Sachsen übrigens ebenfalls sehr gut abgeschnitten hat – hat erst kürzlich entschieden, dass ihr neues Parteiprogramm wieder auf dem Kommunistischen Manifest basieren soll. (O-Ton Lafontaine: “Die Sätze des Kommunistischen Manifestes sind doch hochaktuell”)
Aber was genau steht eigentlich im Parteiprogramm der NPD, die es immerhin in alle zehn sächsischen Kreistage geschafft hat? Die sich von 41.000 Stimmen in 2004 auf 160.000 Stimmen verbessern konnte? Die in Reinhardtsdorf-Schöna in der sächsischen Schweiz ganze 25% der Stimmen auf sich vereinen konnte – mehr als CDU, SPD, Linke, Grüne oder FDP?
Bereits ein kurzer Blick hinein offenbart Schlimmes.
Die NPD zum Frieden in Europa:
Die Wiederherstellung Deutschlands ist mit der Vereinigung der Besatzungskonstruktionen BRD und DDR nicht erreicht. Deutschland ist größer als die Bundesrepublik! […] Wir fordern die Revision der nach dem Krieg abgeschlossenen Grenzanerkennungsverträge. […] Die unsere Geschichte mißachtende und gegen das Völkerrecht verstoßende bedingungslose Preisgabe deutscher Gebiete ist nicht hinzunehmen.
Die NPD zur deutschen Geschichte:
Wir wehren uns gegen die moralische Selbstvernichtung unserer Nation durch die einseitige Schuldzuweisung zu Lasten Deutschlands, die Aufwertung des Landesverrats und die Verherrlichung alliierter Kriegsverbrecher.
Die NPD zum Bildungswesen:
Auf der Grundlage des Dogmas der angeblichen „Gleichheit aller Menschen” wurde durch unsinnige Reformen unser Schul- und Hochschulwesen in den heutigen desolaten Zustand versetzt. […] Wir Nationaldemokraten bekennen uns zur Vielfalt des Lebens und seiner Erscheinungen in Natur und Kultur und deshalb zur Anerkennung und Achtung der natürlichen Ungleichheit der Menschen.
Die NPD zum Justizsystem:
Die NPD setzt sich deswegen für eine Reform des deutschen Rechtssystems nach streng rechtsstaatlichen Grundsätzen ein. Dazu gehören:
– Wiedereinführung der Todesstrafe in besonders schweren Fällen bei wiederholtem Sexual-, Kindes-, Raub- und Massenmord und bei schwersten Fällen des Drogenhandels.
– Die längst überfällige Anklage alliierter Massenmörder und die Revision der dies bislang verbietenden Verträge.
Die NPD zur Verteidigungspolitik:
Die tapfere Haltung deutscher Soldaten aller Zeiten muß Vorbild der Bundeswehr sein. […] Der Oberbefehl über deutsche Soldaten muß in deutscher Hand liegen. Die Bildung eines deutschen Generalstabs ist erforderlich. Daher fordert die NPD den Austritt aus der NATO und die Schaffung eines gesamteuropäischen Sicherheitssystems.
Die NPD zur Sozialpolitik:
Nationaldemokratische Sozialpolitik fühlt sich auch den sozial Schwachen unseres Volkes verpflichtet. Ausländer sind aus dem deutschen Sozialversicherungswesen auszugliedern. Asylanten dürfen keinen einklagbaren Anspruch auf deutsche Sozialleistungen besitzen. […] Anzustreben ist stattdessen eine weltweite Regelung, wonach bei politischer Verfolgung Asyl in einem Nachbarstaat gewährt wird, in Problemfällen auch in entfernteren Ländern des gleichen oder eines ähnlichen Kulturgebietes.
Die NPD zur Arbeitslosigkeit in Sachsen:
Arbeitsplätze sind zuerst an Deutsche zu vergeben.
Ich weigere mich zu glauben, dass der Großteil der 160.000 sächsischen Wählerinnen und Wähler sich tatsächlich die Mühe gemacht hat, jemals in dieses Parteiprogramm zu schauen. Leider wäre es dringend nötig gewesen, denn die rauhe Wirklichkeit ist nun wirklich nur eine Handbreit unterhalb der “Weg mit Harz IV”-Plakate zu finden.
Ein einfacher Blick in dieses Dokument reicht bereits aus um zu erfahren, wofür die Sachsen am gestrigen Wahltag gestimmt haben: Für die Wiedereinführung der Todesstrafe, den Austritt aus der NATO, die Anklage der “alliierten Kriegsverbrecher”, die Abschaffung des Asylrechts und die Wiederherstellung eines “Großdeutschlands”, dessen Grenzen sich über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus erstrecken würden.
Eine ganz, ganz traurige Leistung, liebe Sachsen. Da kann einem direkt Angst und Bange werden wenn man darüber nachdenkt, wie viele Kreuze die NPD zur Bundestagswahl im nächsten Jahr wohl in eurem Bundesland sammeln wird….
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