Nein, ich meine keinen von diesen „alternativen” Studenten mit Römerlatschen und Bambus-Shampoo, sondern Florian Klassen, einen Studenten der Umweltwissenschaften – und einen bloggenden noch dazu. Ich habe mich mal erkundigt, was ihn zum Studium motiviert und warum er in seiner Freizeit noch über Solatechnik bloggt.

Frage: Florian, Du studierst Umweltwissenschaften an der Universität Greifswald. Wie bist Du zu diesem Studium gekommen und was kannst Du uns über die Studieninhalte erzählen?

Antwort: Wie so viele war ich mir am Anfang sehr unsicher, was mich wirklich interessiert, wo meine Stärken liegen und was ich schlussendlich studieren soll. Ich wollte ein „alternatives” Studium wählen, da ich meiner Arbeit nicht nur aus Geldgründen, sondern auch aus Interesse und Sinnhaftigkeit nachgehen will. Das Studium der Umweltwissenschaften lässt mir meine Berufswahl ziemlich offen, was natürlich Vor- und Nachteile hat. Das Studium selbst ist sehr interdisziplinär ausgelegt. Einen roten Faden bilden die Bereiche Physik, Chemie, Geowissenschaften und Biologie, welche mich durch das gesamte Studium begleiten. Hinzu kommen weitere Kurse aus allerlei Richtungen – z.B. Recht, Wirtschaft und Ethik – welche auf den Umweltbereich zugeschnitten sind.

Frage: Wenn man die Umweltstudenten mal mit ihren Kommilitonen aus den anderen Studiengängen vergleicht – leben die eigentlich umweltbewusster oder wirkt sich die Wahl der Studienrichtung nicht aufs Studentenleben aus?

Antwort: Ich würde sagen nein. Der Großteil der „UWis” hat diesen Studiengang nicht aus ideologischen Gründen gewählt. Unser Studiengang ist dafür, denke ich, zu Allgemein-Naturwissenschaftlich aufgebaut. Studiengänge mit einer besonders hohen Anzahl von umweltbewussten Studenten sind in Greifswald Biologie sowie Naturschutz und Landschaftsökologie. Natürlich ist bei uns eine etwas „alternativere” Richtung schon zu erkennen, vergleicht man uns mit BWL- oder Jurastudenten. In anderen Studiengängen ist sie jedoch deutlich ausgeprägter.

Frage: Welches persönliche Berufsziel verbindest Du mit dem Studium? Und vielleicht einmal allgemein gefragt – wo kann man als Umweltwissenschaftler eigentlich arbeiten?

Antwort: Als ich mit dem Studium anfing, hatte ich mir da noch keine Ziele gesteckt. Nun bin ich zwar auch erst im zweiten Semester, habe mir jedoch schon einige Gedanken machen können. Mich interessiert derzeit vor allem der Consulting-Bereich und dort werde ich auch ein erstes Praktikum absolvieren. Hier gibt es eigenständige Beraterfirmen, die große und kleine Unternehmen bei Umweltfragen beraten. Große Unternehmen haben oft sogar eine eigene Umweltabteilung, die sich mit dem Umgang mit Schadstoffen, Energie und Abfall innerhalb der Firma beschäftigt.

Vielleicht wird sich dieser Plan während meines Studiums noch ändern. Ich werde mich in bestimmte Richtungen spezialisieren und nach meinem Bachelor habe ich eine große Auswahl an verschiedenen Master-Richtungen. Das Studium ist, wie gesagt, ziemlich breit gefächert – typische Arbeitsbereiche für Umweltwissenschaftler sind z.B.: Abfallindustrie, Chemische Industrie, Energiewirtschaft, Consulting, Ämter/Ministerien, Umweltlabore und Weiterbildung.

Frage: Noch eine abschließende Frage zum Studium: Welches ist eigentlich die aus Deiner Sicht spannendste oder motivierendste Vorlesung im Studiengang Umweltwissenschaften – und warum?

Antwort: Das ist sicher Typensache, mir gefällt der Studiengang Mikroökologie am Besten. Das liegt wohl daran, dass ich mich schon immer sehr für Biologie interessiert habe, sowie an einem sehr guten Professor – sehr wichtig für meine Motivation. Außerdem gefallen mir die Praktika die wir in Gesteinsbestimmungen, Physik und Chemie absolvieren – Praxis ist neben der ganzen Theorie ein guter Ausgleich.

Frage: Unter https://www.solaranlagen.org betreibst Du zusammen mit Deiner Schwester nun neben dem Studium einen Mix aus Blog und traditioneller Info-Seite zu den Themenbereichen Solarthermie und Photovoltaik. Was hat Dich zum Bloggen motiviert und was möchtet ihr mit dem Blog erreichen?

Antwort: Zum Bloggen bin ich eher zufällig gekommen. Ich wollte eine Homepage über Solaranlagen machen, um mich mit dem Thema alternative Energie auseinanderzusetzen. Auf der Suche nach einem geeigneten CMS kam ich dann auf WordPress und die Blogszene, welche ich vorher nur am Rande mitbekommen habe. Unsere Seite besteht aus einem Grundgerüst statischer Seiten mit grundlegenden Informationen, sowie einem Blog-Bereich – also eine Mischung der Blogfunktionen mit einer normalen Homepage. Meine Schwester studiert Germanistik und Geschichte mit dem Ziel Journalismus, und kann so mit mir zusammen Erfahrungen sammeln. Es macht mir auch einfach Spaß, eine „gute Sache” zu fördern und zu vertreten, und ich denke, die Solartechnik gehört eindeutig dazu.

Frage: Welche Erfahrungen konntest Du bist jetzt in der Blogosphäre sammeln? Die Gruppe der Ökoblogger ist ja momentan noch sehr klein – liest und kommentiert man sich da viel gegenseitig oder ist eher jeder mit sich und seinem Blog beschäftigt?

Antwort: Mir ist bewusst geworden, dass ich mich im Schreiben noch ein wenig üben muss. Wenn ich meine Texte mit denen von meiner Schwester vergleiche, sind ihre Artikel einfach flüssiger und kreativer geschrieben. Richtige Stammblogs, die ich täglich aufrufe, habe ich noch nicht. Meine Informationen erhalte ich zur Zeit noch größtenteils aus Presseverteilern, Newslettern und Foren. Hier suche ich interessante News und schreibe dazu einen Artikel für unseren Blog oder lasse das meine Schwester machen.

Frage: In unserem Vorgespräch hast Du erwähnt, dass Du Dich für die Initiative “Solarenergie für Westafrika” einsetzt. Da der Name im Grunde selbsterklärend ist, finde ich die Frage viel interessanter, wie ihr dieses Ziel unterstützt. Oder anders gefragt: Wie setzt ihr euch mit diesen Initiativen auseinander?

Antwort: Zusammen mit meiner Schwester möchte ich auf unserem Blog eine ganze Artikelreihe über verschiedene Solarinitiativen machen. Die Artikel sollen möglichst wöchentlich erscheinen und die betreffende Initiative vorstellen – ist eine bestimmte Anzahl an Artikeln erreicht, werde ich eine statische Rubrik über Solarinitiativen in die Homepage einbauen, komplett mit Adressen und Link zum Artikel. Wie schon erwähnt finde ich es toll, wenn man mit seiner Homepage etwas Soziales unterstützen und anderen Menschen helfen kann. Zur Initiative “Solarenergie für Westafrika” hat meine Schwester kürzlich einen sehr guten Artikel fertiggestellt, der Deine Frage vermutlich beantwortet.

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Frage: Zum Schluss nochmals die Möglichkeit, für euer Blogprojekt zu werben: Was unterscheidet euer Blog von anderen Umwelt- und Ökoblogs bzw. warum sollte man bei euch vorbeisurfen?

Antwort: Wie es wohl jeder Blogger tut, suche ich nach eigenen Interessen meine Themen aus und hoffe, dass meine Leser die gleichen Interessen haben und die News für wertvoll erachten. Das, was uns von anderen abhebt, ist die Mischung aus statischen Seiten und Blog. Die scheint es so noch nicht sehr häufig zu geben und ist meines Erachtens nach sehr interessant und ausbaufähig. Und unseren Schwerpunkt legen wir in Zukunft auf die Solarinitiativen – auch das gibt es in diesem Umfang sonst noch nicht.

Florian, ich danke Dir für das Interview und wünsche weiterhin noch viel Erfolg beim Studium – und natürlich beim bloggen.


Mehr zum Bachelor of Arts in Umweltwissenschaften an der Uni Greifswald:
https://www.umweltwissenschaften.uni-greifswald.de

Kommentare (1)

  1. #1 Andy
    23. Juni 2008

    Danke für den Tipp mit dem neuen Blog, den kannte ich noch nicht.