Über CGI-Feuerwerke und ausgetauschte Sängerinnen bei der Olympia-Eröffnungsfeier berichten inzwischen auch einige Medien. Und wussten Sie schon, dass im Olympiastadion noch bis vor einigen Jahren Todesurteile vollstreckt wurden?

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Von CBCNews gibt es interessante Einsichten in die “gedopte” Eröffnungszeremonie:

Hier nochmal der besagte Auftritt bei der Propagandaveranstaltung Eröffnungszeremonie:

Leni Riefenstahl wäre begeistert gewesen. Von AP gibt es unterdessen Neuigkeiten zum computergenerierten Feuerwerk. Wie sich herausstellt, wurden die Bilder der Olympia-Übertragung nicht nur mit Computeranimationen “aufgepeppt”, es wurden auch bereits zuvor aufgenommene Filmsequenzen eingespielt – im Namen der olympischen Perfektion:

Immerhin ist man nun auch in Deutschland der Augenwischerei auf der Spur. So berichtet die Neuß-Grevenbroicher Zeitung was ARD, ZDF, ZEIT, FAZ und SZ irgendwie entgangen sein muss – nämlich dass eines der heutigen Olympiastadien noch bis vor wenigen Jahren als öffentliche Hinrichtungsstätte genutzt wurde. Das IOC hat damit natürlich keine Probleme, räumt aber immerhin ein, dass Sportstadien idealerweise nicht als Hinrichtungsstätten genutzt werden sollten:

Das IOC weist immer noch alle Kritik von sich. Das Organisationskomitee der Sommerspiele habe dem IOC zugesichert, “dass Sportstadien für solche Zwecke nicht benutzt würden. Das IOC kann nicht rechtfertigen, was in der Vergangenheit passiert sein mag. Das IOC glaubt fest daran, dass die Todesstrafe in Sportstadien keinen Platz hat“.

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Schöne neue Welt. Die “alternative Nutzung” des Stadions ist bei der Olympia-Bewerbung sicher irgendwie unter den Tisch gefallen. Die Hauptsache ist schließlich, dass den Millionen Zuschauern in aller Welt der Anblick des kleinen chinesischen Mädchens mit den schiefen Zähnen dank des beherzten Eingreifens des Politbüros erspart geblieben ist.

Und da man bei alledem nun entweder nur noch weinen oder lachen kann gibt es abschließend noch einen Clip aus Extra 3 zu sehen, wo man den eigentlichen Irrsinn dieser Olympischen Spiele genau verstanden hat und messerscharf auf den Punkt bringt:

Kommentare (2)

  1. #1 Arnulf
    13. August 2008

    Um genau zu sein, war es nicht die “Neuß-Grevenbroicher Zeitung”, die den vermeintlichen Hinrichtungsskandal aufgedeckt hat. Sie hat nur eine Geschichte der (für ihre tiefgehenden Recherchen bekannten) “Rheinischen Post Online” übernommen, den diese wiederum von der (für ihre tiefgehenden Recherchen bekannten) “Bild”-Zeitung abgeschrieben hatte.

    Glaubt man all dem, hat das Stadium (in dem laut Amnesty International im Jahr 1997 Menschen hingerichtet wurden) nichts mit Olympia zu tun, außer dass nebenan Trainingshallen stehen, dass der olympische Schießstand (ja, so was gibt es auch in Peking) nicht weit entfernt ist und dass im Vorfeld der Spiele irgendwelche Betriebssportmannschaft von Sponsoren oder Bocog dort aktiv waren.

  2. #2 Christian Reinboth
    15. August 2008

    @Arnulf: Dass die Geschichte nicht originär aus der Neuß-Grevenbroicher Zeitung stammt ist mir bekannt – ich finde es dennoch erstaunlich, dass ich einen solchen Bericht nicht im SPIEGEL, nicht im Focus, nicht in der FAZ, der ZEIT oder der SZ finde – (von der “offiziellen” Berichterstattung im ÖR ganz zu schweigen), sondern dafür (im Vergleich) kleinere Regionalzeitungen bemühen muss. Das spricht meines Erachtens nicht gerade für die deutsche Medienlandschaft – aber vielleicht bewegt sich da ja bis zur Abschlussfeier doch noch ein wenig…

    Was die BILD-Zeitung betrifft – wenn es denn tatsächlich die Zeitung mit den vier großen Buchstaben und den vielen Ausrufezeichen brauchen sollte, damit auch solche Geschichten gedruckt werden, dann soll es mir Recht sein. Hauptsache ist doch, sie werden gedruckt (und gelesen) – und solange unsere Vorzeigejournalisten (bis auf den SPIEGEL, der häufig sehr kritisch berichtet hat) noch der Meinung sind, man dürfe die Spiele nicht “schlechtreden” braucht es ja offenbar die BILD, damit die Hinrichtungsbilder überhaupt abgedruckt werden…

    Der Vorwurf, es handle sich um gar kein “offizielles” olympisches Stadion hat mich neben diesem Kommentar auch noch in zwei E-Mails erreicht, daher an dieser Stelle noch ein paar Worte dazu:

    1) Ob die öffentlichen Massenhinrichtungen im Hauptstadion (dem mit dem olympischen Feuer) stattgefunden haben, oder ob es sich “bloss” um das danebenliegende olympische Trainingsstadion handelt, spielt im Hinblick auf die Menschenrechte meines Erachtens nach nur eine untergeordnete Rolle. Die entscheidenden Keywords sind “Sportstadion” und “öffentliche Massenhinrichtung”.

    2) Es handelt sich bei dem fraglichen Stadion – soweit mir bekannt – durchaus um eine olympische Sportstätte. Wie der Presse zu entnehmen war, ist das Stadion IOC-konform mit den fünf Ringen beflaggt, außerdem trainieren dort nicht nur “Betriebssportmannschaften” sondern auch olympische Mannschaften und olympische Einzelathleten bereiten sich dort auf ihren Einsatz vor. Für mich gehört das Stadion damit zum olympischen Komplex. Möglicherweise kann man diese Zugehörigkeit auch anders definieren – die Frage ist doch aber immer, welchen Zweck man damit verfolgt.