…denn er kostet das Leben. Bei Dr. Kusch kommen nun noch 8.000 Euro hinzu.

Der selbst ernannte Sterbehelfer und ehemalige Hamburger Justizsenator Dr. Roger Kusch (übrigens kein Mediziner, wie man vielleicht denken könnte) hat in den letzten Tagen mal wieder für Schlagzeilen gesorgt. Über seinen Verein “Roger Kusch Sterbehilfe e.V.” (ja, diesen Verein gibt es wirklich) soll der Ex-Politiker (“Das Boot ist voll”) laut Medienberichten “Suizidhilfen” zum Preis von 8.000 Euro (pro Suizid) vermitteln.

Da dies ein wenig unglaubwürdig klingt, habe ich mir die beiden Webseiten kuschsterbehilfe.de und suizidbegleitung.de einmal angesehen und war angesichts der Laienhaftigkeit des bizarren Internetauftritts überrascht:

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So sieht es also aus, wenn ein deutscher Ex-Senator den Tod verkauft – und ja, es scheint sich tatsächlich um die Seite von Kusch zu handeln, denn zumindest sind beide Domains laut DENIC auf einen Roger Kusch aus Hamburg registriert. Wofür genau die 8.000 Euro benötigt werden, hat Kusch leider nicht aufgeschlüsselt.

Aufschlussreich lesen sich dagegen die Voraussetzungen: Der “Kunde” muss nachweisen können, an einer unheilbaren Krankheit zu leiden. Dies sah bei Kuschs erstem Sterbehilfefall (den er übrigens kostenlos “begleitete”) noch ganz anders aus: Im Juni diesen Jahres half Kusch eigenen Aussagen zufolge beim Freitod der Rentnerin Bettina S., die keineswegs krank war, sondern lediglich Angst davor hatte, is Pflegeheim zu kommen.

Nachdem Kusch um den Tod der Rentnerin ein öffentliches Medienspektakel inszenierte und sogar ihren Abschiedsbrief im Internet veröffentlichte, hagelte es Kritik von allen Seiten. Deutliche Worte fand beispielsweise die Bischöfin der Hannoverschen Landeskirche:

Ich finde es einfach abstoßend. Er hätte der älteren Dame, die nicht krank war, sondern Angst vor dem Pflegeheim hatte, einfach sagen können, ich nehme sie bei mir auf, ich pflege und kümmere mich um sie.

Da Frau Käßmann zu Kuschs wiederholten Versuchen, sich auf Kosten leidender Menschen zu profilieren, im Grunde bereits alles gesagt hat, was zu sagen wäre, bleibt mir abschließend nur die Frage, wie ein solches Internet-Angebot juristisch zu bewerten ist. Denn noch ist die Tötung auf Verlangen eine strafbare Handlung – und wird es hoffentlich auch noch lange bleiben, damit nicht aus dem “Sterberecht” angesichts des fortschreitenden demographischen Wandels irgendwann eine “Sterbepflicht” wird.

Kommentare (3)

  1. #1 Shin
    1. September 2008

    Jeder sollte den Zeitpunkt seines Todes selbst wählen können, sofern er dazu in der Lage ist. Roger Kusch macht ein (unmoralisches?) Angebot, doch niemand wird gezwungen es anzunehmen. Dies ist eine individuelle Entscheidung, die jedem selbst überlassen bleiben muss. Weder der Staat noch irgendjemand sonst hat das Recht, einem Menschen vorzuschreiben, was er mit sich selbst und seinem Leben anzufangen hat. Das Leben eines jeden Menschen gehört diesem Menschen allein und niemandem sonst. Wer etwas anderes behauptet spricht den Menschen ihr wichtigstes Eigentum ab, nämlich das Eigentum an sich selbst.

  2. #2 Monika Armand
    2. September 2008

    Herr Kusch ist, wie viele andere auch, am “Geschäft” mit der Gesundheit interessiert. Leider verläuft die Diskussion um Sterbehilfe resp. Sterbekultur – dank solcher geltungsbedürftigen Persönlichkeiten wie Kusch an der Oberfläche.

    Die Frage nach Moral und Ethik stellt sich bereits viel früher: Welchen Stellenwert haben chronisch Kranke, Schwerstkranke und alte Menschen in unserer Gesellschaft? Wie wird diese “Randgruppe” versorgt? Das fängt dann bereits damit an, dass zwischenzeitlich chronisch Kranken wichtige Medikamente vorenthalten oder nur mit hohen Eigenbeteiligungen zugestanden werden und dies mit wissenschaftlich fragwürdigen, rein statistischen Methoden und Ausblendung von Studien, welche die radikalen Einsparziele gefährden ( Patienten leiden unter hohen Eigenbeteiligungen dank Festbetragsregelung und G-BA trickst bei Festbeträgen für patentgeschützte Arzneimittel)

    Das geht weiter mit der Frage, wie sich die ständigen Einsparungen im Gesundheitswesen auf dieses Klientel auswirken: Pflegenotstand in Krankenhäusern und Altenheimen, unzureichende ärztliche Betreuung, Einsparungen in Behandlungen, “Rationierung” und Reduzierung der medikamentösen Versorgung, menschenunwürdige Unterbringung und Betreuung in Krankenhäusern und Altenheimen……. (Tolerierte Demütigung von Kranken und Alten ……) Erst vor kurzem berichtete mir eine multimorbide 65-jährige Patientin, dass ihr eine notwendige Knieoperation versagt wurde, mit der Begründung ihre Lebenserwartung sei – angesichts ihrer Mehrfacherkrankungen – nicht mehr so hoch, dass sich die Kosten für die OP “lohnen” würden……Das heißt für mich: Das “Roger Kusch”-Syndrom ist längst viel verbreiterter, als man annimmt …..leider wird nur über das Symptom = Roger Kusch und nicht die Ursachen in den Medien diskutiert und leider gibt es nur wenige “Christen”, welche hier anstatt klugen Sprüche die “Ursachen” sehen und ändern wollen. Gerade in kirchlichen Krankenhäusern herrschen oft die schlechtesten Bedingungen für Personal und Patienten……

    Insofern ist Roger Kusch aus meiner Sicht moralisch nicht besser, wie jene, welche das Gesundheitswesen als gewinnbringendes Profitunternehmen auf Kosten der Patienten sehen. Dass dies längst schon der Fall ist scheinen viele gesunde Menschen noch nicht begriffen zu haben……
    Keine Angst vor dem Sterben, aber davor zu “krepieren”…….
    Wenn der Glaube an Gott das Mitgefühl verdrängt….

  3. #3 StalkaSMK
    7. Mai 2012

    Ich geb der Frau Armand meine vollste Unterstützung

    Man kann auch übertreiben und noch viel weiter gehen als sich nur auf Gesundheit zu beschränken denn im grunde Leben wir in einer Welt in der sich gegen den eigenen Willen andere über einen stellen

    Bei Huskys, gibt es wie hier auch einen Rudelführer und ein kleines Rudel – Maßstabtechnisch kann man das sogar vergleichen weil man ja nur hochrechnen muss
    Bei den Hunden geschieht das aber nach Demokratischen Prinzipien, weil sie wissen, wir brauchen einen Chef – also wählen sie einen und wer keinen bock auf Chef Allgemein oder diesen Speziellen Chef hat kann ja einfach gehen und allein alles regeln
    bei den Menschen funktioniert das mit dem Unterschied das wir dazu gezwungen werden – uns zu unterwerfen
    wir werden da schon hineingeboren
    und wer sich nicht dran hält was die übergeordneten verlangen werden wir halt nicht rausgeworfen oder dürfen gehen – nö wir werden dazu gezwungen – auch mit gewalt
    das gesetz presst uns in die form, wer sich nicht formen lässt wird zerdrückt

    selbstmord ist kein produkt freien willens
    man hat urinstinkte, so auch den selbsterhaltungstrieb, der einfach da ist
    JEDER mensch möchte leben bzw. sich nicht töten

    naturelle auslese lief nach dem prinzip des stärkeren der lebt und des schwächeren der stirbt
    heutige auslese läuft ähnlich, nur nicht mehr stärker und schwächer im sinne von überleben allgemein und kraft sondern einfach kopfsache…
    starke psyche weniger starke