Ein hochinteressantes Interview mit Barack Obama ist am Tag vor den US-Wahlen im Internet aufgetaucht. Darin spricht Obama über Ideen für ein “cap & trade”-System, die Kohleindustrie und “sauberen Atomstrom”.
Die entscheidende Aussage scheint mir diese zu sein:
“I was the first to call for a 100% auction on the cap and trade system, which means that every unit of carbon or greenhouse gases emitted would be charged to the polluter. That will create a market in which whatever technologies are out there that are being presented, whatever power plants that are being built, that they would have to meet the rigors of that market and the ratcheted down caps that are being placed, imposed every year.”
Interessant ist, dass Biodiesel scheinbar immer noch als Alternative gilt:
“That will also generate billions of dollars that we can invest in solar, wind, biodiesel and other alternative energy approaches.”
Bemerkenswert die mehr als deutliche Kampfansage an die Kohleindustrie:
“So if somebody wants to build a coal-powered plant, they can; it’s just that it will bankrupt them because they’re going to be charged a huge sum for all that greenhouse gas that’s being emitted.”
Freuen dürfte sich dagegen die Atomindustrie angesichts solcher Aussagen:
“The same with respect to nuclear. Right now, we don’t know how to store nuclear waste wisely and we don’t know how to deal with some of the safety issues that remain. And so it is wildly expansive to pursue nuclear energy. But – I’ll tell you what – if we could figure out how to store it safely, than I think most of us would say, that that might be a pretty good deal.“
Da Staaten mit einer ausgeprägten Kohleindustrie wie Ohio, Indiana und Colorado vermutlich wahlentscheidend sein werden (gerade der Kampf um Ohio dürfte – wie schon 2004 – den Wahlausgang entscheidend beeinflussen), wird das Wahlkampfteam der Demokraten über das “leaking” dieses scheinbar nicht zur Veröffentlichung bestimmten Video-Interviews mit einem Reporter des San Francisco Chronicle vermutlich nicht gerade begeistert sein. Am Wahlausgang dürfte es – so oder so – auf jeden Fall nichts mehr ändern – dafür kommt es viel zu spät.
Eins schein jedenfalls bereits festzustehen: Während McCain sich bereits vor etlichen Wochen mit der Idee geoutet hat, im Falle eines Wahlsieges bis zu 50 neue AKWs in den USA errichten zu lassen, scheint auch Obama zumindest keinen Ausstieg aus der Atomwirtschaft zu erwägen. Es kommt meines Erachtens nach sehr deutlich rüber, dass, sollten die Endlagerprobleme gelöst werden können, auch unter einer Obama-Administration einem Ausbau der Nuklearenergie nicht viel im Wege stehen wird.
So oder so ist also kein Ausstieg in Sicht, obwohl dies in der Basis der Demokraten sicher viele Wähler gern gesehen hätten. Spektakulär ist auf jeden Fall die klare Kampfansage an die Kohleindustrie – man wird sehen, was McCain am letzten noch verbliebenen Wahlkampftag aus dieser Aussage machen wird.
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