Unser kleines An-Institut feiert dieser Tage das zweijährige Betriebsjubiläum – und beinahe hätten wir diesen Termin vor lauter Arbeit übersehen.
Das spricht vermutlich Bände über die aktuelle Arbeitsbelastung, der wir hier ausgesetzt sind (ich hatte dazu ja vor einigen Tagen schon einmal etwas geschrieben), eigentlich ist es für meine Kollegen und mich aber vor allem ein Grund zur Freude. Denn die letzten zwei Jahre HarzOptics bedeuten auch zwei Jahre wissenschaftlicher Arbeit – und daran, dass wir mit einem so forschungsorientierten Unternehmen solche Erfolge schreiben könnten, daran haben wir in der Phase der Gründung – das wage ich zu behaupten – alle gezweifelt.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, mit welchem Bauchgrimmen ich damals Ende 2006 und auch schon in der Vor-Gründungsphase einige gute Angebote aus der Marktforschung ausgeschlagen habe, um mich ins „Abenteuer Unternehmensgründung” stürzen zu können. Ganz wohl war mir bei dem Gedanken nie, nicht zuletzt deshalb, weil man mit einer solchen Gründung schließlich auch das unternehmerische Risiko eingeht, irgendwann einmal Insolvenz anmelden zu müssen und auf der Straße zu stehen. Wenn man dazu noch die üblichen 80-Stunden-Wochen aus der Gründungsphase und das im Vergleich dazu äußerst dürftige Entgelt dafür betrachtet, könnte man ohne Zweifel zu dem Schluss gelangen, dass sich der ganze Stress nicht lohnt.
Tatsächlich jedoch lohnt sich der Stress sogar enorm, und ich bin heute der Meinung, dass die Entscheidung, mit meinen beiden Hochschul-Kollegen die Ausgründung zu wagen, neben der Wahl der Studienrichtung und natürlich den entscheidenden drei Worten vor dem Traualtar zu den besten Entscheidungen gehört, die ich in meinem Leben bislang getroffen habe. Denn 80-Stunden-Woche und geringes Gehalt hin oder her – nur durch HarzOptics habe ich die Möglichkeit, mich beruflich ganz der Forschung und der Forschungsförderung zu widmen – und das mit mehr Freiheiten als im reinen Hochschulbetrieb überhaupt vorstellbar wären. Meine Kollegen und ich haben eine kleine Oase aufbauen können, in der ohne die leider üblichen Verteilungs- und Verdrängungskämpfe geforscht und entwickelt werden kann.
Auf der anderen Seite existieren natürlich einige Sachzwänge, denen auch wir uns beugen müssen. Der wichtigste dieser Sachzwänge besagt, dass ein Großteil der Forschung, die wir betreiben, in naher oder mittlerer Zukunft stets zu markttauglichen Produkten oder Dienstleistungen führen muss. Wäre dies nicht der Fall, müssten wir unsere GmbH, die praktisch gänzlich ohne Fördergelder auskommt (< 5% des Gesamtbudgets), leider früher oder später wieder dichtmachen. Da gerade von absoluter Grundlagenforschung eine große Faszination ausgeht, kann dies natürlich manchmal ein wenig frustrierend sein - ich mache mir in solchen Momenten aber immer klar, dass wir mit den 90% anwendungsorientierter Forschung die 10% Grundlagenforschung finanzieren, die wir uns letzendlich leisten können - und dass auch anwendungsorientierte Forschung viele Reize zu bieten hat. Denn selbst entwickelte Produkte im Einsatz sehen zu können oder auf dem Wege der Dienstleistung den einen oder anderen wichtigen Beitrag für die Industrie zu leisten - auch das kann unheimlich spannend und fesselnd sein. Und so blicke ich dieser Tage vor allem auf zwei sehr arbeitsreiche und ausfüllende Jahre mit der HarzOptics GmbH zurück. In den Sinn kommt mir dabei beispielsweise unser POF-WDM-Lehr- und Laborsystem „OPTOTEACH“, mit dem wir damals als erstes und zunächst auch einziges Projekt gestartet sind, und das sich inzwischen in etlichen Hochschulen im In- und Ausland gut bewährt hat. Oder die “AuLED“, unsere LED-Straßenlampe, die wir vor kurzem fertig entwickelt haben, und die sich am Markt erst noch wird beweisen müssen (wobei unsere Zuversicht auf einen Erfolg natürlich unerschütterlich ist).
In den Sinn kommen mir aber auch viele Forschungsprojekte und Kongressbesuche, in deren Rahmen ich eine Vielzahl großartiger Forscherkollegen aus aller Welt kennen lernen durfte und Einblicke in etliche spannende Forschungs- und Arbeitsbereiche erhalten habe, die mir ohne den Schritt in die Selbständigkeit sicher verwehrt geblieben wären. Ich denke da beispielsweise an das einjährige, interregionale Kooperationsprojekt „autoOPTICS“, während dem wir im Auftrag des Landes Sachsen-Anhalt Kontakte zu Wissenschaftlern in Valencia (Spanien) und Eszak-Aföldi (Ungarn) geknüpft haben, um den Wissenstransfer zwischen unseren Regionen zu beflügeln. Oder an den Entwurf eines POF-Demultiplexers, der uns Ende 2006 den IHK-Forschungspreis einbrachte.
Rückblickend kann ich wohl mit Fug und Recht behaupten, dass die letzten zwei Jahre nicht nur die arbeitsreichsten und stressigsten, sondern auch die erfahrungsreichsten und interessantesten meines bisherigen Lebens gewesen sind. Von der Energieeffizienz zur Medizintechnik, von der optischen Datenübertragung zur Wirtschaftsförderung, von reinen Forschungsprojekten bis zur Vermarktung ganz anwendungsnaher Ergebnisse – all diese Bereiche habe ich dank der Arbeit bei HarzOptics in den letzten Jahren kennen lernen können. Und letzten Endes kann man von einer Arbeit doch nicht mehr verlangen, als dass man davon sich und seine Familie ernähren kann, die Tätigkeit ausfüllend und sinnstiftend ist und man jeden Tag die Chance bekommt, zumindest ein klein bisschen dazuzulernen und den eigenen Horizont zu erweitern.
An einem Tag wie heute wünsche ich mir darum nichts mehr, als dass uns mit HarzOptics noch etliche weitere Jahre der erfolgreichen Arbeit beschert sein mögen, auf dass ich auch in zwei, drei, vier und fünf Jahren noch solche Rückblicke verfassen kann – mit neuen Projekten, neuen Kollegen, neuen Publikationen und vor allem neuen Erkenntnissen…
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