Der Unsinns-Kommentar des Monats stammt von einem Ferienwohnungs-Betreiber, der um die Idylle der Fränkischen Schweiz bangt und Windräder mit Mülldeponien vergleicht.
Aus den “Nürnberger Nachrichten”:
Pfefferle geht es wie den meisten um eines: Um den Erhalt einer möglichst unverbauten Fränkischen Schweiz. Pfefferle hat Angst, die Idylle zu verlieren. «Der Begriff Naturpark bröckelt. Wir haben doch keine Alternative zum Tourismus. Heute baut man Windräder, morgen vielleicht eine Mülldeponie.« Gegen Energie aus Wind habe er nichts. Aber nicht hier.
Ist ja auch der nächstlogische Schritt. Heute Windpark – morgen Müllkippe der Nation.
Ich will jetzt gewiß nicht auf Herrn Pfefferle herumhacken, dem ich abnehme, dass sein “missionarischer Eifer” (Nürnberger Nachrichten) gegen die Windenergie dem ehrlichen Glauben entspringt, dass der touristische Wert seiner Heimat und damit auch sein Lebensunterhalt ernsthaft gefährdet ist. Darüber hinaus ist das Argument an sich ja nicht neu – lediglich der Vergleich mit einer Müllkippe ist mir so noch nicht begegnet. Auch in Thierhaupten will man keine Windräder – aus Sorge um Spaziergänger. Und in Bräunlingen sollen sogar die Solardächer verschwinden, um das historische Stadtbild nicht zu gefährden.
All denen, die Anlagen zur regenerativen Energieerzeugung generell für touristenfeindlich halten, und die immer betonen, dass sie sich saubere Energie – aber bitte von woanders – wünschen, möchte ich nur folgendes entgegenhalten:
(1) Woher stammt eigentlich der feste Glaube, Windräder oder Solaranlagen seien der Ruin des Tourismusgeschäftes? Hat es bereits einmal einen Ort gegeben, in dem der Tourismus merklich eingebrochen wäre, weil dort saubere Energie erzeugt wird? (Und ja, hier wird nach einem kausalen Zusammenhang gefragt, nicht nach einem “post hoc ergo propter hoc”.)
(2) Wie genau soll das funktionieren, wenn jeder zwar die Windkraft und die Solarenergie unterstützt, aber möglichst kein Windrad und keine Kollektorfläche im eigenen Lebensradius sehen möchte? Herr Pfefferle schlägt beispielsweise vor, die Anlagen sollten doch lieber an der Küste gebaut werden. Aber auch dort gibt es Anwohner, die sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, dass die schöne Küste von Windrädern “verschandelt” wird – und die der Meinung sind, Windräder wären das Ende des Tourismusgeschäfts. Wie soll es also gehen, wenn jeder die Anlagen zwar nutzen, nicht aber sehen möchte?
(3) Welche Rolle spielen eigentlich die durch den Kilmawandel zu befürchtenden Schäden für die Tourismuswirtschaft der Fränkischen Schweiz oder anderer Urlaubsgebiete bei der Diskussion der Frage, ob man sich dort regenerative Energieanlagen wünscht oder nicht? Welche Rolle spielt das durch die Fortsetzung der aktuellen Energiepolitik in anderen Gegenden der Erde bereits heute ausgelöste Leid in solchen Diskussionen?
Wer mir das beantworten kann, darf gerne gegen Windräder missionieren gehen…
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