Vor einer Woche erst hatte Florian über den Finanzdienstleister berichtet, bei dem die Jobs nur an Bewerber mit bestimmten Sternzeichen vergeben werden. Im Versicherungsjournal klärt das Unternehmen den Sachverhalt heute auf, außerdem outet sich gleich noch ein Softwarehersteller, der keine Stiere in der Belegschaft akzeptiert.
Wie man sich vorstellen kann, basiert die ungewöhnliche Personalentscheidung auf einer soliden Statistik, und keinesfalls auf irgendwelchem Hokuspokus. Der Regionaldirektor des Unternehmens, Walter Fletschberger, gibt Einblicke in die Methodik der Personalauswahl:
„In erster Instanz war dafür eine interne Statistik in unserem 200 Köpfe zählenden Team ausschlaggebend”, erklärt Fletschberger gegenüber dem VersicherungsJournal. Der Auswertung zufolge waren Mitarbeiter mit den Sternzeichen Steinbock, Löwe, Wassermann, Zwilling, Stier und Widder beim Vertrieb von Versicherungen und Finanzprodukten am erfolgreichsten.
„Willensstark, begeisterungsfähig, kommunikativ und ausdauernd sind Eigenschaften, auf die es im Vermittlergeschäft ankommt”, so Fletschberger. Gemäß astrologischer Lehre ist bei den genannten Sternzeichen tatsächlich zumindest je einer dieser Wesenszüge besonders ausgeprägt.
Bestimmt sind im Rahmen dieser Analyse auch andere Faktoren gründlich untersucht worden, die sich neben dem Geburtsdatum vielleicht ebenfalls auf die Arbeitsleistung der Mitarbeiter auswirken könnten. Der Unterschied zwischen Korrelation und Kausalität wird in der Führungsetage eines Finanzdienstleisters sicher bekannt sein, so dass man sich darüber gewiß keine Sorgen zu machen braucht. Und da dank Barnum-Effekt gemäß astrologischer Lehre auch mindestens ein positiver Wesenszug pro Sternzeichen zugeordnet wird, passt doch im Grunde alles perfekt zusammen.
Mit seiner Ansicht steht Fletschberger nicht alleine da: Rund 30 Prozent der Österreicher sind der Ansicht, dass die Planeten-Konstellationen Einfluss auf ihr Leben nehmen.
Dieser Ansicht kann man nur beipflichten – immerhin braucht man sich mit der falschen Planeten-Konstellation im Geburtshoroskop bei manchen Firmen schon gar nicht mehr zu bewerben, wodurch ein “Einfluss auf das Leben” durchaus gegeben wäre. Die Astrologie bestätigt sich auf diese Weise quasi selbst – wenn nur genügend Leute daran glauben, dass z.B. Stiere für einen bestimmten Beruf nichts taugen, werden unter diesem Sternzeichen Geborene kaum noch eine Chance haben, sich in der Branche zu beweisen.
Dank des Versicherungsjournals durfte ich übrigens sogar über meine eigene Branche noch etwas Neues erfahren, denn während sich Stiere (laut Fletschenberger) offenbar gut für den Versicherungsberuf eignen, taugen sie als Programmierer leider gar nichts:
Nicht nur die Finanzbranche, auch IT-Firmen sind nicht immun gegen astrologische Befindlichkeiten. Eine Softwareschmiede, die Spezialprogramme für den gesamten deutschsprachigen Raum herstellt, achtet bei der Rekrutierung ebenfalls auf das Horoskop.
Und was zu einem Finanzvertrieb offenbar perfekt passt, findet in der Harmonie dieses IT-Unternehmens weniger Anklang. „Bewerber mit Sternzeichen Stier werden von uns nicht aufgenommen”, erklärt der Geschäftsführer der erfolgreichen Firma im Brustton der Überzeugung.
Ist diese Selektion für einen Unternehmer, der in Bits und Bytes denkt, überhaupt als seriös anzusehen? Antwort: „Natürlich, das beruht auf langjähriger Erfahrung.”
Kommentare (19)