Die Luzerner Verkehrsbetriebe haben sich offenbar aufgrund massiver Drohungen dazu entschlossen, eine Plakataktion Schweizer Atheisten doch nicht zu unterstützen.
Die englische Bus-Kampagne mit dem Slogan “Es gibt vermutlich keinen Gott – also mach Dir keine Sorgen und genieße das Leben” ist den meisten ja sicher bekannt. Atheisten aus der Schweiz, die eine ähnliche Kampagne in Luzern starten wollten, sind nun auf überraschend massive Probleme gestoßen.
Die Online-Redaktion von “20 Minuten” berichtet:
Noch am Dienstag schloss man bei den Luzerner Verkehrsbetrieben (VBL) nicht aus, Plakate mit der Botschaft «Es gibt wahrscheinlich keinen Gott» zuzulassen. In der katholischen Innerschweiz kocht die Volksseele: «Uns wurde gedroht, dass Busse angezündet werden, falls wir die Plakate zeigen würden», sagt ein VBL-Mitarbeiter zu 20 Minuten. Es seien auch Kadermitglieder wüst beschimpft worden, weil religiöse Gefühle verletzt würden. Die Kantonspolizei Luzern bestätigt: «Bei uns ist eine Strafanzeige eingegangen wegen Drohungen gegen die VBL», so Sprecher Richard Huwiler.
Leider hat die Gewaltandrohung mehr Erfolg, als man vermuten sollte:
Bei der VBL ist die Entscheidung nun definitiv gegen die Anti-Gott-Plakate gefallen. «Diese Plakate sind offenbar Anstoss erregend. Sollte eine Anfrage kommen, würden wir diese klar ablehnen», so Direktor Norbert Schmassmann.
Und das mitten in Europa – einfach unglaublich. Natürlich sind öffentliche Verkehrsbetriebe per se keine geeignete Plattform für politische oder religiöse Auseinandersetzungen. Lehnt ein Verkehrsbetrieb die Durchführung einer solchen Aktion aus betrieblichen Gründen ab, kann man es der Geschäftsführung kaum verübeln. Geschieht es aber deshalb, weil man sonst ernsthaft mit ausgebrannten Bussen rechnen muss, dann ist offenbar etwas faul im Staate Schweiz.
Einen Bericht über die Aktion (vor den Drohungen) habe ich bei youTube gefunden:
Als bekennender Nicht-Atheist kann ich mich an dieser Stelle leider nur mal wieder über die offen zur Schau gestellte Intoleranz einiger religiöser Hardliner wundern. Solche Menschen schaffen es immer wieder, quasi im Alleingang das Image des verbohrten und potenziell gewalttätigen religiösen Spinners zu zementieren. Was für gescheiterte und ihres eigenen Glaubens unsichere Existenzen müssen das nur sein, die es für nötig erachten, Busfahrer mit Brandanschlägen zu bedrohen, bloß weil ihnen der Inhalt eines Plakats nicht gefällt?
Ich kann nur hoffen, dass die Schweizer Justiz sich um Aufklärung bemüht. Das Drohen mit Brandanschlägen ist sicher auch in der Schweiz verboten, und sollte entsprechende Strafen nach sich ziehen. Dem einen oder anderen dieser Droh-Anrufer würde ein wenig freie Zeit in abgeschiedener Umgebung zum gründlichen Nachdenken sicher nicht schaden…
Wer die Kampagne der Schweizer Atheisten unterstützen möchte, findet eine Gruppe auf Facebook sowie einen Blog mit Kommentarmöglichkeit unter https://geniess-das-leben.ch.
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