Den mit Abstand dämlichsten Hitler-Vergleich der letzten Jahre verdanken wir Glenn Beck, der in Al Gore den neuen Hitler sieht und eindringlich vor einer “Klimaschutz-HJ” warnt.

Stein des Anstoßes ist ein Vortrag Gores vor Schülern zum Thema Klimaschutz:

Als ich in eurem Alter war, begann gerade die Bürgerrechtsrevolution. Wir Kinder haben damals unsere Eltern und ihre Generation gefragt, wie es richtig sein kann, wenn der Staat Gesetze erlässt, mit denen gegen Menschen anderer Hautfarbe diskriminiert wird. Als die Generation unserer Eltern diese Frage nicht beantworten konnte, änderten sich die Gesetze.

Es gibt einiges in unserer Welt, über dass ihr besser Bescheid wisst, als die ältere Generation. Was könnte das sein? Nun, in einer Zeit schneller Veränderungen sind manche Annahmen einfach überaltet.

In meinen Ohren klingt das absolut vernünftig. Was aber Glenn Beck daraus fabriziert, muss man gesehen haben, um es überhaupt glauben zu können. Vom Aufhetzen der Kinder gegen ihre Eltern ist da die Rede, von der Indoktrination der Jugend nach den Vorstellungen von Joseph Goebbels. FoxNews leistet sich sogar einen Split Screen mit abbrechenden Eisschollen auf der einen und marschierenden HJ-Brigarden auf der anderen Seite:

Kaum zu glauben, dass so etwas in den USA als Journalismus durchgeht.

Ton und Tenor kennen wir ja aber leider schon von den Klimawandel-Diskussionen hier auf den ScienceBlogs. Auch da wird inzwischen bei jeder unpassenden Gelegenheit ein Nazi- oder Kriegsverbrecher-Vergleich gezogen. Offenbar gibt es Menschen, für die sich die Menscheit mehr oder weniger in zwei Gruppen einteilen lässt: Die Gruppe derjenigen, die ihre Meinung teilen – und die Gruppe der Nazis und sonstigen Verbrecher.

Wer sich noch ein ähnlich gelagertes Video antun möchte, für den habe ich noch ein echtes “Schmankerl”. Hier kommentiert Glenn Beck gerade die Ergebnisse einer australischen Forschergruppe, die einen Wechsel vom Individualverkehr hin zum ÖPNV vorschlägt:

Kommentare (56)

  1. #1 Joerg
    7. Februar 2009

    Och, FOX ist so von gestern, der neueste Trend sind jetzt Vergleiche mit der Inquisition…

  2. #2 Christian Reinboth
    7. Februar 2009

    @Joerg: Ja, ich hab schon gesehen, dass Deine Bitte, den schönen neuen Blog nicht gleich mit Unsinns-Kommentaren zu füllen, nicht wirklich lange vorgehalten hat…

  3. #3 Fischer
    7. Februar 2009

    Die dauernden Nazi-Vergleiche der Klimatrolle sind eigentlich ne ganz praktische Sache. Ich hab gerade wieder jemanden von der “Klima-Schwindel”-Idee abgebracht, unter anderem indem ich ihr gezeigt habe, aus was für ner Ecke sowas kommt.

  4. #4 walim
    7. Februar 2009

    In der Wikipedia findet sich ein profunder Artikel über Godwins Gesetz. Darauf sei hier mal verwiesen. Unter besonderer Berücksichtigung von Chameus’ Korollar.

  5. #5 Shin
    7. Februar 2009

    @Fischer
    Aus welcher Ecke kommt das denn?

  6. #6 Causa Motiva
    7. Februar 2009

    Die Zusammenstellung dieser abgrundtief schlechten Fernsehbeiträge ist sicher interessant. Für denjenigen, der schon öfter Fox gesehen hat, allerdings nicht wirklich überraschend.

    ich würde es mal als intellektuelles Rückzugsgefecht im Umfeld des bekannt schlechten amerikanischen Fernsehjournalismus abtun (schon mal ABC oder CBS gesehen? Grusel!).

    Was natürlich im ersten Beitrag schon bekümmert ist die Verwendung extrem plumper Propagandamethoden in einem Beitrag, der Goebbels als Negativbeispiel einspielt, anyway …

  7. #7 Krishna Gans
    7. Februar 2009

    @Fischer
    unter anderem indem ich ihr gezeigt habe, aus was für ner Ecke sowas kommt.
    Daß das eine Lüge der übelsten Sorte war ist wohl schon klar oder ?
    Nennt man vergleichbares gemeinhin nicht auch Demagogie ?
    Wo sowas herkommt und gern gebraucht wurde wissen wir auch.

  8. #8 Fischer
    8. Februar 2009

    @Shin, Gans:
    Die Auslassungen der Klimaskeptiker in öffentlichen Foren kann man meiner Erfahrung nach getrost für sich selbst sprechen lassen. Oder möchte mir der Herr Gans jetzt explizit verbieten, andere Leute auf seine Kommentare hinzuweisen?

  9. #9 GeMa
    8. Februar 2009

    “Nennt man vergleichbares gemeinhin nicht auch Demagogie ?”
    Nee, das nennt man gemeinhin _sich_selbst_ argumentativ die Löcher graben. Wenn man das alles liest, braucht es keinen einzigen Klima”hysteriker” mehr. Sobald noch der gesunde Volkszornreflex (Steuergelder!) vorgekitzelt wird, ist eh alles klar. Es fügt sich irgendwie zu einem Gesamtbild, nicht?

  10. #10 Shin
    8. Februar 2009

    Irgendwie wurde meine Frage immer noch nicht wirklich beantwortet. Zugegeben, die meisten Klimaskeptiker die ich kenne sind eher ideologisch als wissenschaftlich motiviert. Und natürlich sind sie nicht “grün” und damit in der Regel auch nicht “links”, wenn man das so verallgemeinern will. Ansonsten sind sie allerdings ein eher heterogener Haufen, soweit ich das einschätzen kann. Welche Ecke also gemeint ist, ist mir immer noch nicht ganz klar.

  11. #11 Wolfgang Flamme
    8. Februar 2009

    “In meinen Ohren klingt das absolut vernünftig.”

    Na sicher klingt das absolut vernünftig. In den Ohren der 3 000 Kinder klang das bestimmt auch absolut vernünftig. Und wenn die Kinder wirklich vernünftig und dem überholten Denken nicht verhaftet waren, dann sind sie natürlich auch zu Fuß nach Washington und zurück nach Hause gelaufen.

  12. #12 Christian Reinboth
    9. Februar 2009

    @Krishna Gans: Jetzt kommen Sie doch tatsächlich mit einem neuen Nazi-Vergleich! Genau um diese Vergleichsinflation geht es mir und vielen anderen Bloggern und Kommentatoren, die sich durch die ständigen Nazi-Vergleiche in den ScienceBlogs gestört fühlen. Vielleicht sollte ich dazu nochmal einen längeren Artikel schreiben, aber eines möchte ich Ihnen doch kurz mit auf den Weg geben: Nicht jeder, der Ihnen widerspricht, ist deshalb automatisch ein Nazi. Das Gefühl, mit der eigenen Meinung in der Minderheit zu sein, ist sicher kein angenehmes – aber das allein rechtfertigt in keinster Weise einen Nazi-Vergleich.

    Ich kann dieses ständige Ziehen von “Paralleleln” zum Dritten Reicht wirklich kaum noch ertragen. Auch in der Kommunalpolitik erlebe ich das leider viel zu häufig: Jeder der eine andere Meinung vertritt, bekommt das Nazi-Etikett angeheftet – und wenn es um so triviale Fragen wie die Anzahl der Kurven einer Umgehungsstraße geht. Alles Nazis, außer denen, die meiner Meinung sind. Auch in den ScienceBlogs sehen ständig irgendwelche Kommentatoren einen neuen Hitler oder Goebbels aufsteigen, bloß weil jemand etwas über den Klimawandel zu sagen hat, das nicht in ihr Weltbild passt.

    Mit Nazi-Vergleichen sollte man wirklich sparsam umgehen, allein schon aus Respekt vor den Opfern dieser Diktatur. Wem das als Grund nicht ausreicht, der möge bitte mal darüber nachdenken, wie sehr man den Begriff “Nazi” eigentlich trivialisiert, den Schrecken entwertet, wenn man ihn permanent jedem entgegenwirft, an dessen Meinung man sich reibt…

  13. #13 Christian Reinboth
    9. Februar 2009

    @Wolfgang Flamme: Warum habe ich es bloß schon geahnt, dass Sie sich einen zynischen Kommentar wieder mal nicht verkneifen können? 🙂

    Und wenn die Kinder wirklich vernünftig und dem überholten Denken nicht verhaftet waren, dann sind sie natürlich auch zu Fuß nach Washington und zurück nach Hause gelaufen.

    Das ist doch Unfug – und das wissen Sie auch genau. Wenn die Kinder wirklich etwas gelernt hätten, wären sie vielleicht mit der Bahn abgereist – wo dies in den USA überhaupt möglich ist. Wissen Sie, wieviele das getan haben? Weiß ich es? Also bleibt uns nur die Spekulation. Und ja, vermutlich waren es nicht so viele, wie man sich wünschen würde. Ändert das etwas an der Tatsache, dass es prinzipiell richtig ist, junge Menschen für Themen wie Bürgerrechte, Energiesparen und Umweltschutz zu sensibilisieren? Ist eine solche Veranstaltung denn wirklich nur dann sinnvoll, wenn sie eine unmittelbare Transformation auslöst?

  14. #14 Christian Reinboth
    9. Februar 2009

    @Shin: Das ist in der Tat eine grobe Verallgemeinerung – ich verstehe ohnehin nicht, wieso die Leute “links” und “grün” immer gleichsetzen, das eine hat mit dem anderen im Grunde gar nichts zu tun. Innerhalb der CDU gibt es durchaus einen “grünen Flügel”, der in der Basis sicher stärker ausgeprägt ist, als in der (Bundes-) Mandatsträgerschaft. Und unter den Grünen gibt es durchaus eine ganze Reihe von Konservativen, auch wenn die vielleicht weniger lautstark in Erscheinung treten. Verallgemeinern sollte man das aber sicher nicht – “grüne” Themen spielen heute zum Glück in fast allen Parteien und politischen Strömungen eine nicht zu unterschätzende Rolle…

  15. #15 Heinrich
    9. Februar 2009

    “Kaum zu glauben, dass so etwas in den USA als Journalismus durchgeht.”

    Bestimmt! Das ist ja eine Überraschung auch für mich.. was kann noch passieren in diesem Staat…

  16. #16 Shin
    9. Februar 2009

    @Christian
    “Grün” in dem Sinne, dass man Umwelt- und Naturschutz für wichtig erachtet und sich dementsprechend engagiert, ist sicherlich erstmal eine unpolitische Sache. Aber “grüne” Politik ist meiner Erfahrung nach schon fast zwangsläufig linke Politik, egal aus welchem Lager sie kommt – das liegt meines Erachtens in der Natur der Sache. Wenn zum Beispiel eine Solarfirma subventioniert wird, weil Solarzellen vermeintlich besser fürs Klima sind, ist das [i]politisch[/i] das gleiche, wie wenn Kohleabbau im Ruhrpott oder eine gescheiterte Bank subventioniert werden. Wenn die Rodung und Bebauung eines in Privateigentum befindlichen Grundstückes verboten wird, weil dort eine seltene Tierart ihr Habitat hat, ist das [i]politisch[/i] das gleiche wie ein Bebauungsverbot, weil dort ein paar Muslime ihre neue Moschee hinstellen wollen und das den Nachbarn nicht passt. Das Ziel und die Motivation sind für die Bewertung egal, sondern die Mittel sind entscheidend. Und das Mittel gezielter Staatsinterventionen anstelle von allgemeinen Regeln ist meiner Meinung nach genuin links.

  17. #17 Gluecypher
    9. Februar 2009

    @Shin
    Und Banken, Hedgefonds und sonstige Konsorten machen zu lassen, was sie wollen ist genuin eher “rechts” und hat uns jetzt genau welche Vorteile gebracht? Hmmmmm, der Markt regelt ja alles. Und wer immer noch nicht so ganz gepeilt hat, dass auch der Bereich regenerative Energien bzw. energieeffiziente Technologien ein Marktfaktor ist, der ist weder rechts noch links sondern……….

  18. #18 Krishna Gans
    9. Februar 2009

    @Christian Reinboth
    @Krishna Gans: Jetzt kommen Sie doch tatsächlich mit einem neuen Nazi-Vergleich!

    Ich hatte da zwar an eine etwas jüngere Vergangenheit gedacht, da mir die von Ihnen vorgebrachten Vergleiche auch zuwieder sind, aber sei’s drum.

    Unabhängig davon hätte ich schon gern mal gewußt, warum diejenigen, die dem AGW Gedöns keinen Glauben schenken mit dem Begriff “Leugner ” in eben genau die Ecke gestellt werden (sollen) ?

    Sollte es nicht sogar sowas wie Nürnberger Prozesse und Berufsverbote für “Klimawandelleugner” geben ?????

  19. #19 Krishna Gans
    9. Februar 2009

    @Christian Reinboth

    Das ist in der Tat eine grobe Verallgemeinerung – ich verstehe ohnehin nicht, wieso die Leute “links” und “grün” immer gleichsetzen, das eine hat mit dem anderen im Grunde gar nichts zu tun.

    Hängt das vielleicht damit zusammen, das viele Altgrüne, Grüne der ersten Stunde, aus der linken Ecke kamen ?

  20. #20 Krishna Gans
    9. Februar 2009

    @Fischer
    Oder möchte mir der Herr Gans jetzt explizit verbieten, andere Leute auf seine Kommentare hinzuweisen?

    Nö, warum sollte ich ?
    Ich kann’s nur nicht leiden, wenns hinterm Rükcen passiert, wie es unter den AGW Apologeten so üblich ist ( Rahmstorf nur mal so eben als schnellees Beispiel).

    Und was die “Eckan angeht, da hätte ich ganz gern gewußt, wie ich das wo einzuordnen habe:

    Fischer· 07.01.09 · 19:54 Uhr

    Ich muss dir hier mal widersprechen: ich finde, dass man im Grunde gar nicht genug auf solchen Knallköpfen rumhacken kann. Vielleicht kapieren sie’s ja irgendwann und denken, bevor sie reden…
    http://www.scienceblogs.de/frischer-wind/2009/01/heute-windrader-morgen-mulldeponien.php#comment17210

  21. #21 Krishna Gans
    9. Februar 2009

    @Fischer
    Nachtrag eines Links zu Posting:
    http://www.scienceblogs.de/frischer-wind/2009/02/video-fox-news-warnt-vor-klimaschutzhj.php#comment21405

    epw.senate.gov/fact.cfm?party=rep&id=264568
    http://www.canadafreepress.com/2007/global-warming011807.htm

    Ich gebe zu, man ist von diesem Schwachsinn offenbar abgekommen, aber wer wen in die Nazi Ecke (ge)stellt (hat)……..

  22. #22 Shin
    10. Februar 2009

    Und Banken, Hedgefonds und sonstige Konsorten machen zu lassen, was sie wollen ist genuin eher “rechts”
    Nein, es ist natürlich nicht “rechts”. “Links” und “Rechts” sind in der Politik sowieso völlig ungenaue und veraltete Begriffe, aber bei Thema Wirtschaft sind die meisten “Rechten” komischerweise ziemlich “links”, siehe NPD und die böse internationale jüdische Hochfinanz – da sehe ich persönlich keine so großen Unterschiede zum ATTAC-Jargon. Im Grunde sind links und rechts für mich sowieso im Wesentlichen das gleiche – beide versuchen die Menschen nach ihren jeweiligen Vorstellungen zu bevormunden. Wie schon oben geschrieben, die Ziele mögen sich unterscheiden, aber die Mittel sind im Wesentlichen die gleichen.

    Hmmmmm, der Markt regelt ja alles.
    Fast alles 😉
    Würde er zumindest gerne, wenn man ihn bloß mal ließe, was Papa Staat aber nicht tut. Und ja, das glaube ich wirklich bis mich jemand vom Gegenteil überzeugt. Du darfst mich jetzt gerne auslachen und/oder verteufeln.
    Von Linken hört man oft, dass “wir” der Staat sind. Das ist falsch, der Staat besteht aus Politikern und Bürokraten. Der Markt, DAS sind wir alle.

    Und wer immer noch nicht so ganz gepeilt hat, dass auch der Bereich regenerative Energien bzw. energieeffiziente Technologien ein Marktfaktor ist, der ist weder rechts noch links sondern……….
    Wenn sie ein Marktfaktor sind, können sie sich sicher auch selbst auf dem Markt behaupten und brauchen daher keine Milliardensubventionen.

    Um das nochmal klarzustellen: Ich bin ebenso wenig “rechts”, wie ich “links” bin. Und ich hab überhaupt nichts gegen Grüne oder Umweltschutz. Aber ich hab was gegen Subventionen, gegen Verwendung des Staates zum Durchsetzen von Partikularinteressen, und gegen staatliche Privilegierung, Diskriminierung und Willkür – egal durch wen und wozu.

  23. #23 Gluecypher
    10. Februar 2009

    @Shin
    O.K., dann also weg mit der allgemeinen Krankenversicherung, Arbeitslosengeld (denn wer Arbeit sucht, der findet auch welche, wozu braucht der dann noch Arbeitslosengeld) und Rente. Denn auch das ist ja Umverteilung. Mein Einkommen für die Kranken und Arbeitslosen und Rentner! Hab’ ich auch keine Lust zu. Und wozu brauchen dann die Banken Staatsgarantien? Regelt doch auch der Markt. Selber schuld, wer Pleite geht. Und die Sche**** mit der Abwrackprämie ist auch Umverteilung. Die Autobauer sollen schauen, wo sie bleiben. Mir doch wurscht. Ich brauch kein neues Auto.

    Und was die Subventionierung angeht: die Menschen wollen keine Veränderung (siehe Krishna Gans…..”immer weiter wie bisher” könnte in dessen Familinwappen stehen. Allerdings wären wir dann noch nicht mal inder Lage, diese Diskussion hier zu führen, denn dann gäbe es keine Computer oder das ganze neumodische Internetgedöns), deswegen muss man sie eben ein bisschen schubsen. Denn bei Vorgängen, die ein bisschen Zeit benötigen, um wirksam zu werden ist leider die Kurzsichtigkeit der Allgemeinheit ziemlich hinderlich. Und z.B. der Umbau von Häusern und Wohnungen auf Niedrigenergietechnologie kostet zwar ziemlich viel Geld, allerdings kommt das dann wieder über verringerte Heizkosten rein. Sehen aber die Wenigsten. Oder Energiesparlampen…….”Waaaas, sooo teuer? Nö, da kauf ich doch lieber 5 Glühlampen für die Kohle!” Macht aber a.) am Ende genau die selben Kosten in der Anschaffung und b.) wesentlich höhere Stromkosten über die gesamte Lebensdauer.

  24. #24 Shin
    10. Februar 2009

    @Gluecypher
    Du sprichst mir aus der Seele, aber irgendwie klingt mir das eher nach Zynismus und Ironie – schade. Abwrackprämie (auch aus ökologischer Sicht übrigens völlig kontraproduktiv, wenn man auch die sekundären (Umwelt-)Kosten mit einbezieht) und Sicherheitsgarantien für Banken lehne ich in der Tat strikt ab – und hätte es letztere nicht gegeben, wäre es zur aktuellen Krise meines Erachtens niemals gekommen, da irrationale Gier sich nicht gelohnt hätte – denn entgegen dem, was man in letzter Zeit die ganze Zeit zu hören bekommt, bestraft der Markt diese äußerst streng. Papa Staat hingegen belohnt sie auch noch – ist das gerecht? Let failed Banks fail – lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.

    Die Versorgung von Armen und Schwachen kann meines Erachtens durch ein an externe Faktoren wie das BIP gekoppeltes und damit nicht-willkürliches Grundeinkommen weitgehend gesichert werden, das für *alle* gleich ist, ungeachtet äußerer Umstände. Ob Millionär oder armer Schlucker, Workaholic oder Arbeitsverweigerer, jeder bekommt genau das gleiche. Das wäre gerecht. Doch momentan leben wir in einem System das, nach Milton Friedman, zunehmend Arbeit besteuert und Erwerbslosigkeit bezuschusst. Das ist der Boden, auf dem Schwarzarbeit und Steuerhinterziehung sprießen, und damit nicht nur ungerecht, sondern auch ineffizient.

    Allgemeine Krankenversicherung ist eine Sache, über die ich zugegebenermaßen noch nicht viel nachgedacht habe. Ich denke aber, dass auch hier eine schrittweise Entwicklung von der Staatskontrolle in Richtung Markt dafür sorgen wird, dass sich für jeden Geldbeutel etwas entwickelt. Natürlich werden Menschen mit geringem Einkommen sich dann vermutlich nur den ALDI unter den Krankenkassen leisten können – und als armer Student aus einer Familie der unteren Mittelschicht würde übrigens auch ich selbst dazugehören. Aber das wäre gerecht. Man bekommt wofür man bezahlt.

    Willkürliche Umverteilung, egal von wem an wen, ist ungerecht. Wenn man dies anders sieht und den Gedanken konsequent zu Ende denkt, wenn man glaubt, dass der Staat Geld gerecht und effektiv umverteilen kann, ist das logische Resultat der Sozialismus. Und die Geschichte hat dessen Gerechtigkeit und Effektivität eindeutig widerlegt.

  25. #25 Shin
    10. Februar 2009

    Nachtrag zur “Kurzsichtigkeit der Allgemeinheit”:
    Das Rad, das Feuer, die Schrift, die Dampfmaschine, die Elektrizität usw. usf. wurden alle ohne jegliche staatliche Subventionen entwickelt und haben sich trotzdem durchgesetzt – weil immer mehr Leute erkannten, dass sie nützlich sind. Das ist evolutionärer Fortschritt. Man darf Menschen nicht zu ihrem Glück zwingen – wer den Vor- oder Nachteil einer neuen Entwicklung nicht erkennt, ist selbst schuld. Nur dann lohnt es sich, die Augen offen zu halten.

    Außerdem: Wer ist der Staat, dass er nicht so kurzsichtig ist wie “die Allgemeinheit”? Werden wir von Übermenschen regiert, oder wenigstens der geistigen Elite der Gesellschaft? Von altruistischen Wohltätern ohne Eigeninteressen? Ganz offensichtlich nicht. Außerdem ist deine Äußerung wohl die ultimative Misstrauenserklärung an die Demokratie: Wenn die Bürger generell zu blöd sind, um ohne staatliche Führung ihr Leben zu meistern, woher wissen sie dann einmal alle vier Jahre, wie sie ihr Kreuz an der richtigen Stelle machen?

  26. #26 Wolfgang Flamme
    11. Februar 2009

    @Christian Reinboth

    “@Wolfgang Flamme: Warum habe ich es bloß schon geahnt, dass Sie sich einen zynischen Kommentar wieder mal nicht verkneifen können? :-)”

    Wahrscheinlich, weil Sie es selbst nicht ganz schafften, ihn vollständig zu unterdrücken (wobei ich überhaupt davon ausgehe, daß Sie eigentlich ‘sarkastisch’ bzw. ‘ironisch’ meinten).

    “Das ist doch Unfug – und das wissen Sie auch genau. (…) Ist eine solche Veranstaltung denn wirklich nur dann sinnvoll, wenn sie eine unmittelbare Transformation auslöst?”

    Nein, ich weiß gerade nicht, daß mein Kommentar Unfug ist. Unfug ist es, Kindern zu erzählen, sie seien (noch) nicht den bequemen, oberflächlichen Verhaltens- und Denkmustern der Erwachsenen verfallen, wo sie doch soeben genau das Gegenteil unter Beweis gestellt haben.

    Nach seinen Maßstäben ist Gore eine Riesenumweltsau. Sein Hauptwohnsitz ist Belle Meade bei Nashville, Tennessee … lt. Wikipedia zu >98% von Weißen bewohnt. Genau der Platz, den man wählen würde, um Reden über erfolgreiche Rassengleichstellung zu schreiben.

    Näher als Al Gore selbst kann man Al Gore und seiner Bötschaft nicht kommen – doch bei ihm hat das weder eine unmittelbare noch eine mittelbare Transformation ausgelöst.

    Also, was können wir von der Veranstaltung erwarten? Einige tausend Umweltschweinchen, die ihren Eltern unangenehme Fragen stellen wie: “Wie könnt ihr es eigentlich moralisch rechtfertigen, daß ihr mich nicht mit der Rikscha ans College bringt?”

  27. #27 Krishna Gans
    11. Februar 2009

    @Gluecypher
    (siehe Krishna Gans…..”immer weiter wie bisher” könnte in dessen Familinwappen stehen. Allerdings wären wir dann noch nicht mal inder Lage, diese Diskussion hier zu führen, denn dann gäbe es keine Computer oder das ganze neumodische Internetgedöns)
    Sorry, das ist Schwachsinn und dummdreiste Unterstellung, mit Verlaub.

  28. #28 Krishna Gans
    11. Februar 2009

    @Gluecypher
    Bei den Energiesparlampen ist mir
    a) die Qualitätsstreuung noch zu groß, es ist noch viel zu viel Mist dabei.
    b) die Anwärmphase teilweise viel zu lange
    c) die Lichtqualität unter aller S…

    LED sind zum Teil noch zu schwach, die Lichtfarbe ( kalt / warm) beide unagenehm.

    Wir verwenden übrigens sowohl LED als auch ESL, soviel zu dem dümmlichen Kommentar weiter oben.

  29. #29 Krishna Gans
    11. Februar 2009

    @Shin
    wie sie ihr Kreuz an der richtigen Stelle machen?
    Haben sie es denn an der richtigen Stelle gemacht ??
    ;-0

  30. #30 Shin
    11. Februar 2009

    Da eine GroKo dabei rausgekommen ist, die von allen realistischen Koalitionen nach einer Linksfront die schlimmste ist, offensichtlich nicht 😉
    Aber das widerlegt ja nicht die Möglichkeit, dass zumindest das Potential zum Kreuz-an-der-richtigen-Stelle-machen vorhanden sein könnte.

    Ich für meinen Teil habe Vertrauen in die Demokratie, nur nicht in ihrer aktuellen Form und bei einem Wahlvolk im achtstelligen Bereich. Demokratie funktioniert nur direkt, mit strikter Begrenzung der Staatsmacht und in kleineren Gemeinschaften, z.B. auf lokaler Ebene. Alles andere endet wohl unausweichlich in dem Geklüngel um Partikularinteressen, das wir zur Zeit haben. Jeder wählt denjenigen, der ihm am meisten Geld verspricht – völliger Quark.

  31. #31 Krishna Gans
    11. Februar 2009

    @Shin
    Si, d’accord !

  32. #32 Krishna Gans
    11. Februar 2009

    @Christian Reinboth
    @Krishna Gans: Jetzt kommen Sie doch tatsächlich mit einem neuen Nazi-Vergleich!

    Hat sich das jetzt hoffentlich erledigt durch meine Antworten ?
    Ich hätte da schon ganz gern feedback. Danke

  33. #33 Christian Reinboth
    12. Februar 2009

    @Krishna Gans: Mir ist es – ehrlich gesagt – relativ egal, ob Sie hier Parallelen zum Dritten Reich oder zur DDR ziehen wollen. Beides ist unangebracht und unangemessen…

  34. #34 Christian Reinboth
    12. Februar 2009

    @Wolfgang Flamme:

    Mit Unsinn meine ich folgendes: Auf die Kinder zu zeigen und zu sagen: “Die waren bei einem Gore-Vortrag, jetzt laufen sie sicher alle zu Fuß nach Hause” ist in etwa so, wie auf eine Gruppe Ärzte zu zeigen und zu sagen: “Die kennen sich doch mit Gesundheit aus – die machen garantiert jeden Tag Sport und ernähren sich perfekt”. Beide Annahmen sind in höchstem Maße unrealistisch.

    Die Anklage, die Kinder würden gegen ihre Eltern aufgehetzt, kann ich jedenfalls nicht nachvollziehen, dass hat auch schon bei Beck nicht geklappt. Und ja (falls sich die Frage stellen sollte), ich kenne die Anekdote von dem kleinen Mädchen, die den Vater nach der Zahl der Bäume gefragt hat. Der Plural von Anekdoten ist aber nicht Daten – und ich halte es für höchst unwahrscheinlich, dass ausgerechnet Fragen des Umweltschutzes zu Konflikten in vielen Elternhäusern führen könnten.

    Zu den “Umweltschweinchen” sage ich jetzt nichts, ich denke das spricht für sich selbst. Ich hoffe, Sie sind nicht wirklich der Meinung, dass es nur dann Sinn macht, jungen Menschen Wissen zu vermitteln, wenn sich dadurch gleich ihr ganzes Leben transformiert…

  35. #35 Gluecypher
    12. Februar 2009

    @Shin
    “Nachtrag zur “Kurzsichtigkeit der Allgemeinheit”:
    Das Rad, das Feuer, die Schrift, die Dampfmaschine, die Elektrizität usw. usf. wurden alle ohne jegliche staatliche Subventionen entwickelt und haben sich trotzdem durchgesetzt – weil immer mehr Leute erkannten, dass sie nützlich sind. Das ist evolutionärer Fortschritt. Man darf Menschen nicht zu ihrem Glück zwingen – wer den Vor- oder Nachteil einer neuen Entwicklung nicht erkennt, ist selbst schuld. Nur dann lohnt es sich, die Augen offen zu halten.”

    Innerhalb welcher Zeit? Und ich weiss nicht wie alt Sie sind, aber ich kann mich doch tatsächlich noch an die Diskussion erinnern, in der tatsächlich das “Für und Wider” der Anschnallpflicht erörtert wurde. Weia. Oder das gezeter der Automobilindustrie ob der Einführung der Katalysatoren. Ist heute Standard und komplett normal, aber damals gab’s einen Aufstand sondergleichen. Oder Rauchgasentschwefelungsanlagen wurden auch mal als der Untergang der deutschen Industrie hingestellt.

    “Außerdem: Wer ist der Staat, dass er nicht so kurzsichtig ist wie “die Allgemeinheit”? Werden wir von Übermenschen regiert, oder wenigstens der geistigen Elite der Gesellschaft? Von altruistischen Wohltätern ohne Eigeninteressen? Ganz offensichtlich nicht.”

    Nur dass der Durchschnittsbürger sich keine Expertenkommission leistet, die Ihm Vorschläge macht oder machen kann. Und ja, man kann über diese Expertenkommissionen und wie sie ausgewählt werden tagelang streiten, aber es ist eben das Beste, was machbar ist.

    “Außerdem ist deine Äußerung wohl die ultimative Misstrauenserklärung an die Demokratie: Wenn die Bürger generell zu blöd sind, um ohne staatliche Führung ihr Leben zu meistern, woher wissen sie dann einmal alle vier Jahre, wie sie ihr Kreuz an der richtigen Stelle machen?”

    Nicht wirklich. Denn erst mal ist der Mensch nun mal wirklich träge und mag keine Veränderungen. Und der deutsche Mensch im Besonderen. Und ich finde, dass unsere Staatsform sehr gut und stabil ist. Denn die hält sogar solchen Unfug wie das letzte Wahlergebnis in Sachsen aus. Aber es ist nun mal nicht jeder inder Lage und vor allem willens, sich entsprechend zu informieren und dann zu entscheiden. Da wird lieber DSDS geglotzt. Du darfst nicht von Dir auf Andere schliessen.

    @Krishna Gans
    “Wir verwenden übrigens sowohl LED als auch ESL, soviel zu dem dümmlichen Kommentar weiter oben.”

    Und ich bin ein dummer Pippikacka-Arsch und Du bist immer zweimal besser als wie ich. Jaja. Das sag ich aber jetzt dem Christian. Blblbl……

  36. #36 Ronny
    12. Februar 2009

    Ja echt schade dass die Grünen immer nur links sind. Trifft einen als Naturfreund der sich auch engagieren will hart wenn man dann immer nur auf Grüne trifft die in einer Sozialscheinwelt leben.

    Gore geht aber in die richtige Richtung. Wenn du etwas verändern willst musst du die Jugend überzeugen, denn die ältere Generation ist stur, die ändert sich nicht mehr. Warum glaubt ihr warum die Werbung primär auf Jugendliche abzielt ?

  37. #37 Shin
    12. Februar 2009

    @Gluecypher
    Die Geschwindigkeit, mit der sich neue Erkenntnisse durchsetzten, nahm mit der Geschwindigkeit des technischen Fortschritts immer weiter zu – ein selbstverstärkender Effekt. Mit Feuer und Rad hat es etwas gedauert, Dampfmaschine und Elektrizität haben kaum 20 Jahre gebraucht, um vom ersten Prototyp zur landesweiten Verbreitung zu gelangen, das Internet hat sich innerhalb von nicht mal 10 Jahren nach Freigabe zur kommerziellen Nutzung weltweit verbreitet – soll’s noch schneller gehen? Wird es auch, aber dafür braucht es keine Subventionen. Der Staat kann ja auch nicht in die Zukunft sehen oder jeden Trend im Auge behalten und ist daher blind und ineffizient.

    Anschnallpflicht lehne ich übrigens ab – wer sich nicht anschnallt und deshalb stirbt ist selber schuld, dadurch gefährdet man ja keine anderen.

    Der Durchschnittsbürger kann sich keine “Experten”-Kommission leisten, nein. Er kann aber bei anderen abgucken: Was haben die, was bringt das, lohnt sich das? Das ist mindestens genau so effektiv. Und Sie haben es schon ganz richtig gesagt, am Sinn von Experten in der Politik besteht (zu Recht) großer Zweifel. Denn ein “Experte” versteht vom Thema entweder viel mehr als ein Politiker und kann ihm daher jeden Mist erzählen, oder er ist überflüssig. Zudem kann man zu jedem denkbaren Thema von zehn Experten zwanzig Meinungen einholen – ist man als Laie dann klüger als zuvor?

    “Den Menschen” oder gar “den deutschen Menschen” gibt es nicht. Menschen sind Individuen. Ich bin nicht träge, ich bin neophil und finde jede Veränderung faszinierend, auch wenn ich sie nicht immer gutheiße. Wer aber träge ist, nun, wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Jeder ist seines Glückes eigener Schmied, und wer aktuelle Entwicklungen verpennt, für den ist der Zug halt irgendwann abgefahren – es ist ja nicht Aufgabe des Staates, Kindermädchen zu spielen und jeden mitzuschleifen. Wer den ganzen Tag DSDS glotzt, der scheitert halt im Leben. Aber warum soll ich so jemandem mit meinen Steuergeldern unter die Arme greifen? Ich helfe mit meinem Geld lieber Leuten, die unverschuldet in echter Not sind.

    Es ist auch übrigens völlig logisch und zweckmäßig, nicht zur Wahl zu gehen – der Einfluss der eigenen Stimme steht in keinerlei Verhältnis zum damit verbundenen Aufwand, selbst wenn man bloß zum Wahllokal läuft und wieder zurück, ohne sich vorher irgendwie zu informieren. Je kleiner eine Demokratie, desto besser funktioniert sie.

    Meinen Sie nicht, dass ein Pädagogen-Staat, der seinen Kindern ständig auf die Finger klopft und immer mehr Bereiche ihres Lebens überwacht und kontrolliert, zwangsläufig immer totalitärere Züge annimmt?

  38. #38 Ludmila
    13. Februar 2009

    @Shin: Es ist auch übrigens völlig logisch und zweckmäßig, nicht zur Wahl zu gehen – der Einfluss der eigenen Stimme steht in keinerlei Verhältnis zum damit verbundenen Aufwand, selbst wenn man bloß zum Wahllokal läuft und wieder zurück, ohne sich vorher irgendwie zu informieren.

    So eine Einstellung ist der Tod einer jeden Demokratie und Du hast in dieser Demokratie gerade auf Kommunalebene, wo Dich die Sachen persönlich betreffen zig Möglichkeiten Dich zu engagieren. Hier flatterte letztens eine Bürgerbefragung rein, wo darüber abgestimmt werden sollte, ob die Straßenreinigung zur alten Ordnung zurückkehren oder bei der neuen bleibt.

    Aufwand? Kreuz machen und zum Briefkasten gehen.
    Der nächste Bürger macht sich dafür stark, dass ein Teil der Innenstadt Geschwindigkeitsfallen kriegt, weil da ständig die Leute durchrasen. Ja, das ist aufwendiger, aber der Antrag geht vermutlich durch.

    Manchmal kotzt es mich wirklich an, wie schlecht unsere Demokratie geredet wird. Gerade angesichts der Tatsache, dass vor nicht allzu langer Zeit Menschen dafür gestorben wären und woanders auf der Welt noch heute dafür sterben, die Rechte und Privilegien zu genießen, die Dir diese ach so blöde Demokratie erst ermöglicht.

  39. #39 Shin
    13. Februar 2009

    @Ludmilla
    Ja, auf Kommunalebene. Sag ich doch. Aber es ist geradezu absurd, bei einer Bundestagswahl zur Urne zu laufen. Du hast mich scheinbar gründlich missverstanden. Ich halte sehr viel von der Demokratie, aber ich sehe eben auch ihre Grenzen.

    Unsere so schwer erstrittenen Freiheitsrechte haben allerdings mehr mit Rechtsstaat und Gewaltenteilung zu tun als mit Demokratie, welche ja lediglich ein Verfahren zur Entscheidungsfindung darstellt. Das sollte man nicht durcheinanderbringen.

  40. #40 Ludmila Carone
    13. Februar 2009

    @Shin:
    Unsere so schwer erstrittenen Freiheitsrechte haben allerdings mehr mit Rechtsstaat und Gewaltenteilung zu tun als mit Demokratie, welche ja lediglich ein Verfahren zur Entscheidungsfindung darstellt.

    Das ist doch nicht Dein Ernst! Schau Dich doch bitte mal auf der Welt und in der Geschichte um. Demokratie ist notwendig, um überhaupt Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung aufrechtzuerhalten. Umgekehrt sind Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung Merkmale einer echten Demokratie. Das gehört zusammen. Untrennbar.

  41. #41 Shin
    13. Februar 2009

    Nachtrag: Ich bringe noch mal ein praktisches Beispiel, um meine Position zu Demokratie klarzustellen. Angenommen in einem Dorf leben 200 Leute. Fast jeder kennt jeden, die anstehenden Probleme und Aufgaben sind überschaubar. Hier ist Demokratie perfekt geeignet: Jemand macht einen Vorschlag, und es ist eine Debatte möglich, bei der jeder Betroffene zu Wort kommen und allen anderen seinen Standpunkt klarmachen kann. Selbst bei 100%iger Wahlbeteiligung würde jede Stimme noch 0,5% des Endergebnisses machen, was eine ganze Menge ist. Man kann mit seinen Freunden und Nachbarn diskutieren, und wer sich engagiert und andere überzeugt, hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf das Endergebnis.

    Bei einem Wahlvolk von mehreren zig Millionen hingegen sind selbst 1000 Stimmen nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein. Why bother?

  42. #42 Shin
    13. Februar 2009

    @Ludmila
    Gegenbeispiel: Das Ermächtigungsgesetz wurde vom Parlament beschlossen – weil ausreichende Checks and Balances in der Weimarer Verfassung nicht vorhanden waren. Aufgrund eines Mangels an Gewaltenteilung hat hier die Demokratie den Rechtsstaat zerstört.

  43. #43 Jörg Rings
    13. Februar 2009

    @Shin Das Beispiel hinkt ja wohl sehr stark. 1000 von 80 Millionen sind weniger als der kleine rechte Finger von einem Dorfbewohner im 200-Seelen-Ort. Und der kleine rechte Finger kann auch in einem 200-Seelenort alleine wohl nichts verändern. Man kann sich genauso auf Bundesebene engagieren und etwas bewegen, da ist halt der organisatorische Aufwand größer, aber man darf halt nicht wegen dem Trieb arbeiten und nur etwas anpacken wenn man dadurch egoistische Gefühle befriedigen kann (Ich alleine habe etwas bewegt!)
    Es gehört zur Gesellschaft zu akzeptieren dass nicht jeder die wichtigste Person ist, und darauas lässt sich auch eine (hohe!) Verantwortung ableiten die Rechte die man halt quasi als moralische Pflicht wahrzunehmen.

  44. #44 Shin
    13. Februar 2009

    Aber gut, vielleicht habe ich dich missverstanden: Demokratie mag eine notwendige Bedingung für Rechtsstaat und Freiheit sein, aber sie ist eben keine hinreichende. Entfesselte Demokratie ist nicht besser als eine Diktatur, Schutz von Minderheiten vor der Macht der Mehrheit ist essenziell.

  45. #45 Shin
    13. Februar 2009

    @Jörg
    Ich finde das Beispiel sehr treffend. Natürlich könnte in dem Dorf der kleine rechte Finger nichts verändern – er ist aber auch kein Mensch, kein Individuum, und der Mensch als Individuum ist das Maß aller Dinge. Mit zunehmender Größe einer Gesellschaft wird Demokratie weniger effektiv.

    Nicht jeder hat Zeit und Muße, sich auf Bundesebene zu engagieren, und so werden Menschen, denen diese fehlen, gegenüber denen, die vielleicht eine große Lobby als Rückhalt haben, benachteiligt.

    Und natürlich ist jeder die wichtigste Person – für sich selbst. Der Staat hingegen hat keinerlei Recht, Menschen nach Wichtigkeit oder sonstigen Kriterien zu klassifizieren und zu Bewerten – aus Sicht des Gesetzgebers muss jeder Mensch als gleichwertig und gleichwichtig betrachtet werden.

  46. #46 Ludmila Carone
    13. Februar 2009

    @Shin:
    Aufgrund eines Mangels an Gewaltenteilung hat hier die Demokratie den Rechtsstaat zerstört.

    Ne, Shin. Die Weimarer Republik war eben aufgrund der mangelhaften Gewaltenteilung nie eine echte Demokratie und das Konzept wurde auch nicht von den Menschen getragen. Lies Dir doch mal die Artikel von Kurt Tucholsky aus der Zeit durch und dann siehst Du wie wenig damals die Bürger vom Konzept “Demokratie” hielten und wie sehr die nach “einer starken Führung” verlangten.

    Im Übrigen Shin: Wie sieht denn jetzt Dein konstruktiver Gegenvorschlag zu unserer Form der Demokratie aus, der sich dann auch bitte im globalen Wettbewerb behaupten muss.

  47. #47 Jörg Rings
    13. Februar 2009

    und der Mensch als Individuum ist das Maß aller Dinge.

    Ne nicht wirklich, in einer Demokratie ist die Gesellschaft das Maß aller Dinge.

    Nicht jeder hat Zeit und Muße, sich auf Bundesebene zu engagieren, und so werden Menschen, denen diese fehlen, gegenüber denen, die vielleicht eine große Lobby als Rückhalt haben, benachteiligt.

    Benachteiligt wird jemand, der keine Möglichkeit hat, etwas zu tun. Keine Zeit und Muße fallen nicht darunter. Weil ich keine Zeit habe, Gitarre zu üben werde ich doch nicht benachteiligt, oder?

  48. #48 Ludmila
    13. Februar 2009

    Nicht jeder hat Zeit und Muße, sich auf Bundesebene zu engagieren, und so werden Menschen, denen diese fehlen, gegenüber denen, die vielleicht eine große Lobby als Rückhalt haben, benachteiligt.

    Die Tatsache, dass man um etwas zu bewegen, Zeit und Arbeitskraft opfern muss, soll jetzt sein Nachteil sein? Ja sorry, dass man sich in seinem Leben anstrengen muss, um irgendwo irgendwas zu erreichen.

    Zu Zeiten Bismarks haben trotz Arbeitszeiten von 12 Stunden und mehr, es einfache Arbeiter geschafft, “Zeit und Muße” zu finden, sich selbst unter widrigsten Umständen politisch zu betätigen. Die könnten Dir was von echter Benachteiligung erzählen.

    Es ist schlicht eine Frage der Priorität, wie man seine Zeit und seine Muße einteilt.

  49. #49 Shin
    13. Februar 2009

    Eine Gesellschaft, die sich selbst das Maß aller Dinge ist, verleugnet die Individuen, aus denen sie besteht. Das ist Kollektivismus in seiner reinsten Form. In einer solchen Gesellschaft würde ich nicht leben wollen.

    *Die* Gesellschaft gibt es meines Erachtens gar nicht. Denn wo fängt sie an und wo hört sie auf? Wer gehört dazu und wer nicht? Die Gleichsetzung von Staat und Gesellschaft finde ich persönlich sehr beängstigend.

    Wenn du keine Zeit hast Gitarre zu lernen wirst du natürlich von niemandem benachteiligt, weil niemand außer dir selbst die Verantwortung dafür trägt. Wenn aber der politische Einfluss, den man hat, davon abhängt, wieviel man mit Politikern rumklüngelt, kann von einer Gleichheit der Stimmen vielleicht de jure, aber sicher nicht de facto die Rede sein.

    @Ludmila
    Natürlich war die Weimarer Republik keine gute Demokratie, eben auch deshalb weil die Checks and Balances fehlten. Aber eine Demokratie war sie. Es gab allgemeine Wahlen, und für die Definition “Demokratie” reicht das aus.

    Im Übrigen Shin: Wie sieht denn jetzt Dein konstruktiver Gegenvorschlag zu unserer Form der Demokratie aus, der sich dann auch bitte im globalen Wettbewerb behaupten muss.
    Zum einen Abschaffung der Zweitstimmen, Direktwahl der Abgeordneten, Vergrößerung des Parlaments. Zum anderen klare Definition und Beschränkung der Staatsgewalt und Ausbau des Grundgesetzes zu einer richtigen Verfassung, an der man nicht rumpfuschen kann wie es z.B. Herr Schäuble gerne würde. Damit wäre schon mal viel gewonnen. Wie es dann weiterginge müsste danach beurteilen, ob sich diese Änderungen bewähren oder nicht. ich habe keinen kompletten Staats- oder Gesellschaftsentwurf vorschweben.

  50. #50 Christian Reinboth
    13. Februar 2009

    @Shin:

    Bei einem Wahlvolk von mehreren zig Millionen hingegen sind selbst 1000 Stimmen nicht mal ein Tropfen auf den heißen Stein. Why bother?

    Dazu könnte man viel schreiben, ich will es aber mal bei nur einem Gegenargument belassen: Weil, wenn sich genügend Leute dieser Denkweise anschließen, am Ende diejenigen die politische Zukunft dieses Landes bestimmen werden, die sich über solche Probleme keine Gedanken machen und ohnehin per ordre de mufti zur Wahlurne geschickt werden. Sprich: Jeder Wähler, der vollständig aussteigt, erhöht damit das Stimmgewicht eines Extrem-Wählers und trägt damit unter Umständen dazu bei, dass die Tage der Demokratie (mit all ihren Problemen) irgendwann gezählt sein könnten. Was aber danach kommt, das wird ganz sicher nicht besser…

    Übrigens: In der diesjährigen Bundestagswahl könnte sich entscheiden, ob die Große Koalition von Schwarz-Gelb oder Rot-Rot-Grün abgelöst wird – und zwischen diesen beiden möglichen Konstellationen lassen sich ganz erhebliche politische Differenzen ausmachen. Es ist ganz sicher nicht “egal” wer diese Wahl gewinnt, weil es ohnehin “so weitergeht wie immer” – so oder so wird es zu erheblichen Veränderungen in der Innen- und Außenpolitik kommen. Der Wähler ist also keineswegs nur “Stimmvieh” sondern trifft in diesem Jahr eine Richtungsentscheidung, die man nicht kleinreden sollte.

  51. #51 Shin
    13. Februar 2009

    @Christian
    Jeder Wähler, der vollständig aussteigt, erhöht damit das Stimmgewicht eines Extrem-Wählers
    Das ist natürlich richtig. Der alte Streit zwischen Deontologie und Utilitarismus: Soll man dem kategorischen Imperativ folgen und aus Pflichtbewusstsein zur Wahl gehen oder es lassen, weil eine Stimme weniger oder mehr tatsächlich keinen Unterschied macht? Ich gebe zu, dass ich selbst unschlüssig bin – obwohl ich meinen Standpunkt zum Sinn von Wahlen ja beschrieben habe, bin ich bisher immer hingegangen 😉

    Ich denke allerdings, dass selbst Extremisten bei Vorhandensein einer soliden, rechtsstaatlichen Verfassung (für die ich das Grundgesetz wie gesagt leider nicht halte), welche die Größe und Reichweite der Staatsmacht begrenzt, auch in der Regierung nicht viel Schaden anrichten können. Nach Karl Popper: Es ist egal wer regiert, solange man die Regierung ohne Blutvergießen wieder loswerden kann.
    Aber die Unzulänglichkeit des Grundgesetzes ist leider ein Geburtsfehler der BRD, der sich vermutlich auf kurze und mittlere Sicht nicht korrigieren lässt, wenn überhaupt.

    P.S. Wie funktioniert hier eigentlich das zitieren?

  52. #52 Krishna Gans
    13. Februar 2009

    @Shin

    [i]P.S. Wie funktioniert hier eigentlich das zitieren?[/i]”

    Ersetze die eckigen Klammern durch entsprechende “<>”
    Dazwischen eingefügt kommt der vorher markierte, kopierte zu zitierende Text.

    “P.S. Wie funktioniert hier eigentlich das zitieren?”

  53. #53 Christian Reinboth
    13. Februar 2009

    @Shin:

    Das funktioniert mit einem öffnenden und einem schließenden blockquote-Tag (wie in HTML). Ich würde den Tag gerne vorführen, aber man kann ich natürlich nicht in einem Kommentar unterbringen, ohne ein Zitat zu erzeugen.

  54. #54 Krishna Gans
    14. Februar 2009

    @Christian Reinboth
    Die hier verwendete Software bietet nicht die Möglichkeit über Buttons die Tags einzufügen ?? (www.oekologismus.de)
    Sowas gibt es, schade, daß es hier nicht geht, würde vieles vereinfachen.
    Es würde sogar reichen, wenn die hier möglichen Tags zumindest oberhalb des Eingabefeldes angegeben wären , dann käme man mit copy/paste weiter.
    Denn jedesmal “blockquote” schreiben…… echt ätzend 🙁

  55. #55 Shin
    14. Februar 2009

    @Krishna
    Falls du Firefox verwendest, da gibt es diverse Plugins zum Einfügen von HTML- und BBCode. Benutze ich auch, macht die Sache wesentlich einfacher.

  56. #56 Krishna Gans
    14. Februar 2009

    @Shin
    thx, da muß ich mal schaun, hab noch einen alten FF, 1.5