Besonders viel “Change” hat es in den USA seit der Obama-Wahl ja noch nicht gegeben, die Webseite der Umweltschutzbehörde EPA bietet jedoch seit kurzem eine hochinteressante Neuerung: Streckbriefe der meistgesuchten Umwelt-Verbrecher.
Bei der “Most Wanted”-Seite handelt es sich keineswegs um eine PR-Aktion, mit der Firmen wegen laxer Umweltvorschriften an den Pranger gestellt werden sollen. Tatsächlich wird bei der EPA ganz konkret nach Personen gefahndet, die sich erheblicher Übertretungen der Umweltschutzgesetze schuldig gemacht haben sollen, und die sich einem Prozess durch Flucht entzogen haben. Und das erinnert dann nicht nur optisch ans FBI:
Aber was um alles in der Welt muss man genau anstellen, um auf der “Most Wanted”-Liste der Umweltschutzbehörde zu landen? Interessehalber habe ich mir die Profile der 21 Herren (gesucht werden interessanterweise tatsächlich nur Männer) einmal genauer angesehen, angefangen bei dem oben abgebildeten Denis L. Feron.
Feron ist der ehemalige Geschäftsführer der früher in Illinois ansässigen Firma “Chemteco”, die 2001 Insolvenz anmeldete. Die EPA wirft Feron vor, gemeinsam mit fünf Mitarbeitern eine illegale Abwasserleitung in den Long Lake installiert zu haben, über die unter anderem Blei, Cadmimum und Zink in das Wasser des Mississippi gelangten, eines der längsten Flüsse des Planeten. Feron flüchtete vor Prozessbeginn aus den USA und hält sich der EPA-Webseite zufolge heute vermutlich in Belgien auf.
Bei diesem Herrn handelt es sich um Omran Alghazouli. Die EPA wirft ihm vor, über die mexikanische Grenze illegal Dichlordifluormethan (Freon 12) eingeführt zu haben. Bei Freon 12 handelt es sich um ein Kältemittel, dass in Deutschland seit 1991 nicht mehr eingesetzt werden darf (laut FCKW-Halon-Verbotsverordnung) und offenbar schon seit 1990 auch in den USA verboten ist. Gemeinsam mit seinen Brüdern Ahed und Amar, verkaufte Alghazouli das geschmuggelte Freon 12 an amerikanische Autohändler, wo es als billiger Ersatz für legale Kältemittel eingesetzt wurde. Vor Beginn seines Prozesses flüchtete er nach Syrien, wo er sich seitdem vermutlich aufhält.
Der dritte im Bunde (insgesamt fahndet die EPA nach 21 Umweltsündern) ist Raul Chavez-Beltran, kurioserweise der ehemalige Chef einer “Umweltfirma” – En-Con Environmental Services Inc. Ganz so umweltfreundlich, wie der Name vermuten lässt, war man bei En-Con dann offenbar aber doch nicht eingestellt, denn die EPA wirft dem Ex-Chef vor, mit Quecksilber verseuchten Boden illegal entsorgt zu haben. Chavez-Beltran floh kurz vor der Anklageerhebung nach Mexico, wo er sich seitdem vor den Behörden versteckt hält.
Wie diese Beispiele zeigen, kann die Aufrechterhaltung von Umweltschutzbestimmungen tatsächlich spannender sein als jeder Krimi. Da stellt sich mir nur die Frage, warum unser Bundesumweltamt oder Umweltschutz-Ministerium nicht auch so eine Steckbrief-Seite betreiben – immerhin fahndet das BKA schon lange im Internet nach Personen und Sachen.
Oder bin ich der Einzige, der sich eine deutsche Version der “Most Wanted”-Liste wünscht?
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