Wer noch einen Beweis dafür braucht, dass sich Astrologie mehr und mehr als allgemein akzeptierte Entscheidungshilfe im Wirtschaftsbereich etabliert, findet ihn heute in einer Pressemitteilung des Oberpfälzer Regionalmarketings.

Auf die Mitteilung selbst werde ich nicht verlinken, auch den Namen des Unternehmens möchte ich bewußt aus dem Spiel lassen – immerhin soll auf den ScienceBlogs nicht gegen Unternehmen gestänkert, sondern zum kritischen Denken angeregt werden. Und ins Grübeln kann man schon kommen, wenn man liest, dass es inzwischen Firmen gibt, die Mitarbeiter nach Sternzeichen einstellen, dass Bildungsträger Seminare zur astrologischen Jobsuche angeboten werden und dass immer mehr Banker sich von Astrologen beraten lassen.

Und nun das: In der Selbstdarstellung eines in der Oberpfalz angesiedelten mittelständischen Unternehmens mit knapp 100 Mitarbeitern, welches hauptsächlich Gehäusesysteme für den Elektrotechnik- und den IT-Bereich fertigt, stolpere ich heute über dieses Highlight:

[S]ie übernimmt in der Firma nicht nur die Logistikkoordination und das Marketing, sondern hält ebenfalls Team-Coachings zur besseren Kommunikation und Motivation der Mitarbeiter im Betrieb ab. Mit einer Kombination aus BWL-Studium, Astrologie-Studium und Life-Coach-Ausbildung beleuchtet *** die Firmenthemen sowohl aus wirtschaftlicher als auch aus astrologischer und ganzheitlicher Perspektive.

Vermittelt diese Aussage Vertrauen in die Kompetenz eines Geschäftspartners? Was soll man davon halten, wenn ein Unternehmer einem mitteilt, dass geschäftliche Entscheidungen auf der Basis astrologischer Überlegungen getroffen werden? Warum um alles in der Welt wird mit solchen Aussagen um potenzielle Kunden geworben?

Oder sollte sich gar die Astrologie als Alternativmethode zur Entscheidungsfindung im geschäftlichen Bereich etablieren? In wie vielen deutschen Unternehmen schaut man eigentlich inzwischen in die Sterne, wenn wichtige Entscheidungen anstehen?

Kommentare (7)

  1. #1 Ulrich Berger
    6. Mai 2009

    Die Astrologie-Absolventin ist laut PR-Meldung die Gattin des Firmengründers. Der Firmengründer hat wohl naheliegenderweise seine Frau eingestellt. Die Dame leitet im selben Ort eine “astrologische Beratungspraxis”.

    Meine These: Da man im Betrieb und in der PR-Agentur naturwissenschaftlich eher naiv/ungebildet ist, ist man stolz darauf und bewirbt den Gattinnenladen gleich mit.

    Für die naiv/ungebildet-Hypothese spricht auch der Ausdruck “hält ebenfalls Team-Coachings … ab” statt korrekt “hält auch Team-Coachings … ab” oder “hält außerdem Team-Coachings … ab”.

  2. #3 Anhaltiner
    6. Mai 2009

    Ob die wohl auch in Vollmondnächten produzieren? (10%-Preisaufschlag wird man dann wohl verlangen können)

    Hoffentlich sind die Elektro-Gehäuse nicht mit zu viel positiver Energie aufgeladen – wenn man dann die Geräte an eine Atom-Strom-Steckdose anschließt kann es zu bösen Effekten führen. (Aber diese Erkärung ist dann immer noch besser als ein schlichter Materialfehler)

  3. #4 GeMa
    6. Mai 2009

    @Anhaltiner
    Rosenquarz drauf, immer Rosenquarz drauf. Dann geht das.

  4. #5 Florian Freistetter
    6. Mai 2009

    Hmm – wenn die Firmen in Zukunft astrologisch geführt werden, dann will ich aber auch Urlaub haben, wenn meine Sterne grad mies stehen 😉

  5. #6 rolak
    6. Mai 2009

    Es ist doch wirklich nett von beagter Firma, derartige Zusammenhänge zu veröffentlichen. So habe ich ein prima Ausschußkriterium, äh Ausschlußkriterium, wenn mal ein Gehäusekauf anstehen sollte.

    Es beschleicht mich die Vermutung, daß das in den letzten Jahren aufgekommene (leichte) allergeln im Frühling doch nicht auf irgendwelche Pollen, sondern auf die allgemein wachsende Irrationalität zurückzuführen ist. Wogegen dann auch eine Desensibilisierung nonfunktional sein dürfte.

  6. #7 S.S.T.
    7. Mai 2009

    Wenn die Firma ihren Astro-Bullshit wirklich weitgehend ernst nimmt, ist sie eh bald pleite.