Die seit 27 Jahren erscheinende ÄrzteZeitung – einer der auflagenstärksten Zeitungen für Ärzte im deutschsprachigen Raum – empfiehlt doch heute tatsächlich ein homöopathisches Mittel zur Behandlung bei Fischvergiftungen und “blutigem Stuhl”.
Im Artikel “Phytotherapie, Homöopathie – Optionen bei Diarrhö” bin ich heute früh über diesen Abschnitt gestolpert:
Akute Gastroenteritiden sind auch eine Domäne der Homöopathie. Man sollte die Potenz D12 einsetzen und stündlich fünf Globuli verordnen. Bei Besserung der Beschwerden wird die Einnahmefrequenz reduziert. Im Vordergrund steht Arsenicum album (Weißer Arsenik). Typische Symptome sind schwerer Brechdurchfall, Exsikkose und große Schwäche. Das Mittel hilft auch bei Fleisch- und Fischvergiftungen.
So weit, so gut. Dass Diarrhö in vielen Fällen eher ungefährliche Ursachen hat und man auch mit Diät und salzhaltiger Nahrung gute Erfolge erzielen kann, dürfte allgemein bekannt sein – nicht umsonst empfiehlt der Autor des Artikels parallel zur Einnahme der Homöopathika auch den Konsum von Salzstangen und Bananen (übrigens ein gutes Beispiel dafür, warum “Homöopathie hat mir geholfen”-Anekdoten nicht immer aussagekräftig sind…).
Gut, bei “schwerem Brechdurchfall” oder einer “Fischvergiftung” wäre vielleicht doch der Gang zum Arzt oder zumindest der Griff zu einem pharmazeutischen Produkt angesagt… Richtig umgehauen hat mich allerdings erst der nächste Abschnitt, in dem es heißt:
Sind die Stühle wässrig-schleimig, klumpig oder blutig, ist Aloe angezeigt. Wenn mit wässrigen Durchfällen auch Unverdautes abgeht und die Patienten einen Widerwillen gegen Eier haben, deutet das auf Ferrum metallicum (Metallisches Eisen) hin.
Notiz an die Ärztezeitung: Wenn der gesamte Content im Internet zweitverwertet wird, lesen das nicht nur Ärzte, sondern auch Otto-Normalbürger wie ich. Und wenn die lesen, dass eine D12-Aloe-Potenz bei Fleisch- und Fischvergiftungen sowie “blutigem Stuhl” als Behandlung vollkommen ausreicht, dann glauben sie das möglicherweise auch, zumal die ÄrzteZeitung trotz mancher Kritik ja eigentlich einen guten Ruf hat.
Ein wenig mehr Verantwortungsbewusstsein könnte also gewiss nicht schaden…
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