Am Freitag wurde in Köthen die “Europäische Bibliothek für Homöopathie” eingeweiht, in die das Land insgesamt 2,6 Millionen Euro investiert hat. Die soll zukünftig vor allem von den Studenten des neuen Homöopathie-Studiengangs an der Uni Magdeburg genutzt werden.
Bei Florian wird ja nun bereits seit Wochen heftig über die angebliche Förderung einer Astrologie-Ausbildung mit Steuermitteln diskutiert. Was man aber in Nürnberg kann, kann man natürlich in Magdeburg schon lange, und so hat es sich unsere Landesregierung nicht nehmen lassen, den Bau der Europäischen Bibliothek für Homöopathie mit ganzen 2,6 Millionen Euro zu unterstützen:
In Köthen ist am Freitag die Europäische Bibliothek für Homöopathie feierlich eröffnet worden. Untergebracht ist sie im sanierten ehemaligen Spitalgebäude des Klosters der Barmherzigen Brüder, das im Rahmen der Bauausstellung umgestaltet wurde. Nach Angaben des Ministeriums für Landesentwicklung investierte das Land dafür rund 2,6 Millionen Euro.
Wie das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr am Mittwoch erklärte, stammen 750.000 Euro aus dem Programm “Stadtumbau Ost” des Bundesverkehrsministeriums (schöne Grüße in den Westen), 1,16 Millionen Euro steuerte der Europäische Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) bei.
Doch wofür braucht Köthen eine Homöopathie-Bibliothek? Angaben der Stadt zufolge, will man mit dem Projekt zum einen das Image Köthens als “Wiege der Homöopathie” fördern, zum anderen hat der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ), der auch die Betreuung der Bibliothek übernehmen wird, seinen Hauptsitz in Köthen.
Eine weitere Nutzergruppe steht ebenfalls bereits fest:
Neben Ärzten soll [die Bibliothek] künftig auch den Studenten des neuen Masterstudienganges Homöopathie zur Verfügung stehen, der im nächsten Jahr von der Magdeburger Universität angeboten wird.
Moment mal… Masterstudiengang Homöopathie? Allerdings:
Integrated Practise in Homeopathy (M.A.)
Unter dieser Überschrift haben der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) und die Otto von Guericke-Universität Magdeburg in einem fruchtbaren Dialog einen Masterstudiengang speziell für homöopathische Ärztinnen und Ärzte entwickelt. Der Start ist für das Wintersemester 2010/2011 geplant.
Etwa vier Wochen im Jahr werden Präsenzkurse angeboten. Diese werden in Köthen in der neuen Europäischen Bibliothek für Homöopathie stattfinden. Einen besseren Ort für eine zeitgemäße Ausbildung homöopathischer Praktiker, Dozenten und Forscher kann es nicht geben.
Ein ganz schöner Entwicklungsschritt, wurde Homöopathie an der Uni Magdeburg doch bislang nur als Wahlpflichtfach unterrichtet – gefördert von der Homöopathie-Stiftung:
Ein klinisches Wahlfach “Homöopathie” bietet die Möglichkeit an 2 bis 3 Wochenenden in einer Gruppe von 12 Studierenden über die Vorlesung hinaus vertiefende Kenntnisse in der Klassischen Homöopathie zu erwerben. […] An einem Wochenende findet eine Exkursion nach Köthen statt, der langjährigen Wirkungsstätte Samuel Hahnemanns, dem Begründer der Homöopathie. Dieses Seminar wird finanziell gefördert durch die Homöopathie-Stiftung.
Ach ja, ein Wahlpflichtfach “Traditionelle Chinesische Medizin” gibt es natürlich auch:
Ein Wechsel von Inputreferaten und praktischen Übungen am Modell und zwischen den Studierenden in Kleingruppen ermöglicht über die Vorlesung hinaus vertiefende Kenntnisse und erste praktische Fertigkeiten in der Traditionellen Chinesischen Medizin zu erwerben (u.a. TCM als Wissenschaft, Begrifflichkeiten Qi, Yin und Yang, Diagnostik der Chinesischen Medizin, Pulsdiagnostik, Zunge/Antlitz/ Gesichtsdiagnostik, Körperoberflächen- diagnostik, Einführung d. praktischen Akupunktur).
Abschließend empfehle ich noch dieses Interview mit dem Köthener Oberbürgermeister Kurt-Jürgen Zander (SPD), der die für Köthen geplante “homöopathische Sanierung” der Innenstadt erläutert – inklusive homöopathischer Straßenbeleuchtung…
So gesehen sind die paar Euro, die die Bundesagentur für Arbeit vielleicht irgendwann einmal in Astro-Kurse investiert doch wirklich nichts weiter als Peanuts…
Update I (14.10): Bin per E-Mail freundlicherweise darauf aufmerksam gemacht worden, dass die Stadt Köthen auch “homöopathische Stadtplanung” betreibt. Für die IBA 2010 (Internationale Bauausstellung) wurde jedenfalls folgendes Konzept eingereicht:
Die Stadt Köthen (Anhalt) ist außerdem überzeugt, dass sich homöopathische Leit- und Lehrsätze auch auf die Stadtplanung und Stadtentwicklung übertragen lassen. Hierzu arbeitet ein interdisziplinäres Team von homöopathischen Ärzten und Stadtplanern theoretisch und empirisch. Für die Planer besteht das Ziel des Experiments in der Entwicklung ergänzender oder neuer Planungsmethoden. Die homöo- pathischen Ärzte sind an der Frage interessiert, inwieweit ihre Philosophie und Methodik auf andere komplexe Systeme wie beispielsweise die Stadt übertragbar sein können.
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