Der Ausbau Köthens zur “Stadt der Homöopathie” schreitet zügig voran: Das Köthener Ludwigsgymnasium strebt eine Zusammenarbeit mit der neueröffneten Europäischen Bibliothek für Homöopathie an. Die ersten “Schnupperstunden” fanden bereits statt.
Seit der Kontroverse um das Millionen-Investment des Landes Sachsen-Anhalt in diverse Homöopathie-Projekte in Köthen bekomme ich regelmäßig Artikel zum Thema zugeschickt. Eigentlich wollte ich ja von der Homöopathie eine Weile Abstand halten und mich wieder meinen Kernthemen widmen, weshalb ich das meiste eher still zur Kenntnis nehme. Diesen aktuellen Artikel aus der Mitteldeutschen Zeitung kann ich aber nicht einfach ignorieren:
Ungewöhnlicher Andrang, man könnte fast sagen “Tanz in allen Sälen” herrschte am Donnerstag über viele Stunden in der Europäischen Bibliothek für Homöopathie. Ganze Scharen zukünftiger Abiturienten aus den 10., 11. und 12. Klassen traten in drei Schichten an, sie näher kennen zu lernen. Hintergrund dafür: Die Bibliothek und das Köthener Ludwigsgymnasium streben für die Zukunft eine Kooperation an. Davon versprechen sich sowohl Schule als auch Bibliothek einiges – obwohl der Donnerstag dafür lediglich ein erster Schritt gewesen ist.
Tatsächlich werden die Homöopathie-Bibliothek ebenso wie die Homöopathie-Stiftung des DZVhÄ und die Homöopathie- und Wissenschaftsservice Köthen GmbH auf der Webseite des Landesgymnasiums bereits als neue Kooperationspartner vorgestellt.
Martina Eisenberg sagt: “Wir werden versuchen, über interessierte Schüler etwas aufzubauen. Es finden sich bestimmt einige, die die Räumlichkeiten hier intensiver nutzen werden als andere. Denen wollen wir anbieten, diese Bibliothek mit zu nutzen. Wir haben zwar selbst eine gut ausgestattete Büchersammlung, doch hier könnten die Jugendlichen ihr Spektrum noch stark erweitern.” […] “Wir wollen allerdings nicht für Homöopathie missionieren”, lächelt Frau Radtke. “Aber diejenigen Schüler, bei denen wir Interesse wecken können, würden wir gern weiter begleiten.”
Ich muss ehrlich zugeben, dass mich der Bericht und das dazugehörige Foto der MZ (ein Raum voller Zehntklässler mit der Bildunterschrift: “Hier werden die Gymnasiasten mit den Grundlagen der Homöopathie bekannt gemacht”) ein wenig entsetzt haben. Obwohl ich Diskussionen pro und contra Homöopathie persönlich ganz interessant finde, wage ich doch zu bezweifeln, dass das Thema ins Klassenzimmer gehört. Noch stehen klare Beweise für die Wirksamkeit der homöopathischen Prinzipien aus – und da einige ihrer Annahmen – wie die vom Gedächnis des Wassers – sich nicht einmal mit den Grundprinzipien der Physik vertragen, hat Homöopathe an Schulen meines Erachtens nach nichts verloren.
Sehe ich das zu eng – oder greift in Köthen jetzt die Gegenaufklärung um sich?
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