Ist etwas dran an dem Hype um das Neurodermitis-Wundermittel Regividerm? Meine Frau hat die Salbe vier Tage lang getestet und ihre (eher ernüchternden) Erfahrungen für den „Frischen Wind” zusammengefasst.
Während der letzten Wochen war Regividerm auf den ScienceBlogs ja mehrfach ein Thema – nicht zuletzt wegen des Marketing-Feldzugs im WDR, der in der Stationären Aufnahme hier, hier und hier bereits umfassend kommentiert wurde. Auch über die drei ins Feld geführten Studien zur Wirksamkeit hatte Tobias von WeiterGen hier, hier und hier ebenfalls schon einiges geschrieben. Was noch fehlt ist ein (begrenzter) Selbstversuch, den ich dank meiner Frau nun ergänzen kann, da Mirjam sich netterweise bereit erklärt hat, ihre Erfahrungen mit der Wundersalbe in einem kurzen Gastbeitrag für den „Frischen Wind” zusammenzufassen.
In diesem Sinne übergebe ich – ganz wie zuhause – das Wort…
Seit etwa drei Jahren leide ich unter Neurodermitis, welches vor allem an den Händen und im Nacken auftritt. In letzter Zeit habe ich die Hände vor allem mit einer Kombination aus Melkfett und Teebaumöl behandelt, mit dem ich – nach dem Test etlicher anderer Mittel – die bisher besten Erfahrungen gemacht habe. Auf Cortison versuche ich – nicht zuletzt wegen der Nebenwirkungen – wenn möglich zu verzichten, habe aber für schwierige Tage natürlich auch eine entsprechende Salbe parat.
Meinen Regividerm-Versuch (die Salbe ist übrigens tatsächlich rosa, wird aber in einer Tube anstatt einer Dose verkauft) startete ich am Abend des 22. November, nachdem ich den Tag über noch das Melkfett verwendet hatte. Der kleine Finger meiner rechten Hand sah vor dem ersten Auftragen so aus.
Während der nächsten vier Tage, in denen ich die Salbe regelmäßig auftrug, verschlechterte sich der Hautzustand sichtbar, der Juckreiz nahm sogar ganz erheblich zu. Nach drei Tagen setzte dann auch noch eine leichte Schwellung ein, wegen der ich schon mal vorsichtshalber meinen Ehering abnehmen musste.
Da der Juckreiz immer stärker wurde und ich wegen der Schwellung am vierten Tag schon keinen Stift mehr gerade halten konnte, brach ich den Regividerm-Versuch am Ende des Tages ab, und trug wieder das Melkfett auf. Zwei Tage später waren die Schwellungen und der starke Juckreiz verschwunden und die Rötung wieder etwa auf dem „Ausgangsniveau”.
Da ich mich für objektive Auswertungen nicht zuständig fühle, kann ich hier nur meinen rein subjektiven Eindruck wiedergeben: Ich hatte das Gefühl, dass sich der Zustand meiner Hand in den vier Tagen trotz vorschriftsmäßiger Anwendung deutlich verschlechtert hat. Der Juckreiz am vierten Tag war – zumindest gefühlt – schlimmer als der Juckreiz ohne jede Behandlung. Gemessen an der stolzen Summe von 27 Euro – verglichen mit gerade mal 2 Euro für die gleiche Menge Melkfett – und dem Rummel um „die unerwünschte Heilung” (mit besonderer Betonung auf Heilung) finde ich die Wirkung eher unterdurchschnittlich.
Soweit die Eindrücke meiner Frau, mit der ich mir nach vier Tagen übrigens darin einig war, dass die Salbe erst mal wieder in der Schublade verschwindet. Wobei – das sollte ich an dieser Stelle sicherheitshalber erwähnen – die Aussagekraft dieses „Versuchs” natürlich äußerst stark eingeschränkt ist. In der Homöopathie werden Anekdoten a la „hat xy geholfen oder nicht geholfen” ja immer gerne in den Stand eines Nachweises erhoben, wo sie selbstverständlich nicht hingehören. Soweit ich das überblicken kann, decken sich unsere Erfahrungen aber ziemlich gut mit denen anderer Tester (siehe beispielsweise hier, hier und hier), wobei einige auch von positiven Ergebnissen berichten.
So gesehen kann ich abschließend auch nur rein subjektiv feststellen, dass die zu beobachtende Wirkung von Regividerm leider dem entsprach, was man nach dem medialen Drama schon befürchten musste. Basierend auf der Diskrepanz zwischen dem Medienrummel und der tatsächlichen Wirkung vermute ich mal, dass etliche Erkrankte sich die Salbe genau einmal und danach nie wieder besorgen werden. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…
Auf vielfachen Wunsch…
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