Wer eine Scheune oder einen Schuppen irgendwo auf freiem Feld besitzt, sollte sich überlegen, einen Zugang für Schleiereulen (Tyto alba) zu schaffen. Die kommen nämlich aufgrund der momentanen Scheehöhen in arge Bedrängnis.
Die nachtaktive Mitteleuropäische Schleiereule (die übrigens auch durch die zunehmende Lichtverschmutzung in Mitleidenschaft gezogen wird) kommt in unseren Breiten primär in naturbelassenen Gebieten vor, und ist unter anderem auch hier im Harz zu finden. Die Eulen ernähren sich vorwiegend von kleinen Nagetieren wie z.B. Wühl- und Spitzmäusen, die sie mit Hilfe ihres äußerst geräuschempfindlichen Gehörs orten. Ihr Ortungssystem ist so gut, dass es in der Forschung als Modellsystem für das Richtungshören gilt.*
Zwar gelten Schleiereulen im Prinzip nicht als bedroht oder gefährdet, die Bestände der Mitteleuropäischen Schleiereule (Tyto alba guttata) sind in den vergangenen Jahrzehnten jedoch deutlich zurückgegangen. Hauptursache hierfür ist die starke Industrialisierung der Landwirtschaft, welche die Lebensräume für wildlebende Mäusearten einschränkt und damit das Nahrungsangebot für Schleiereulen begrenzt. Aufgrund der Tatsache, dass ihre Beutetiere sich die Seitenstreifen von Landstaßen als alternative Habitate erobert haben, kommen Schleiereulen auch immer häufiger bei Verkehrsunfällen ums Leben. Dazu kommt, dass die meisten Kirchtürme – seit etlichen Jahrhunderten bevorzugte Brut- und Nistplätze für Schleiereulen – inzwischen gegen Eulen und andere Vögel “abgedichtet” wurden, um die empfindliche Elektronik der Läutwerke zu schützen.
Die vielen Schneefälle der letzten Tage bringen die Schleiereulen in zusätzliche Bedrängnis, da sie ab einer Schneehöhe von etwa 10cm ihre Beute kaum noch hören geschweige denn greifen können. Während jedoch andere Eulenarten wie beispielsweise die Waldohreule bei starkem Schneefall auf andere Gebiete ausweichen, überwintern die Schleiereulen in unseren Gefilden. Ein schwerer und vor allem langer Winter kann eine Population durchaus erheblich dezimieren – so sind beispielsweise der NABU-Bezirksgruppe Oldenburg zufolge knapp 90% aller Schleiereulen in der Region im “Schneewinter” von 1979/1980 verhungert.
Besitzer von Scheunen oder Schuppen können hier Abhilfe schaffen, indem sie die Gebäude für Eulen zugänglich machen und ihnen damit die Jagd nach Nagetieren ermöglichen. Bietet man den Tieren einen dauerhaften Zugang zum Gebäude, kann man sich unter Umständen hohe Ausgaben für die Schädlingsbekämpfung ersparen. Derartige “Uhlenlöcher” fanden sich früher aus diesem Grund an vielen landwirtschaftlichen Lagergebäuden, in denen man einen Nagerbefall vermeiden wollte, sind jedoch in den letzten Jahrzehnten offenbar aus der Mode gekommen.
Da man nie wissen kann, ob nicht tatsächlich jemand mitliest, der über ein passendes Gebäude verfügt, hier noch die Kontaktdaten für den in Sachen Schleiereulen besonders aktiven NABU-Landesverband Sachsen-Anhalt, wo potenzielle Helfer sicher gerne beraten werden:
NABU Sachsen-Anhalt e.V.
Schleinufer 18a
39104 Magdeburg
Tel. 0391 561 93 -50 | Fax -49
E-Mail: Mail@NABU-LSA.de
* siehe z.B.: Day, Charles (2001): Researchers uncover the neural details of how Barn Owls locate sound sources. Physics Today, 54, 20-22. https://adsabs.harvard.edu/abs/2001PhT….54f..20D
oder auch: Knudsen, Eric & Masakasu, Konishi: Mechanisms of sound localization in the barn owl (Tyto alba). Journal of Comparative Physiology A: Neuroethology, Sensory, Neural, and Behavioral Physiology, Volume 133, Number 1 / March, 1979. https://www.springerlink.com/content/rx4217m58njn1733/
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