Im Fahrwasser des Medienrummels um den so genannten “Climategate”-Skandal fand an der Pennsylvania State University eine Untersuchung der Arbeit des Klimatologen Michael E. Mann statt. Letzte Woche wurde nun der Untersuchungsbericht veröffentlicht.
Am Wochenende hatte ich schon darüber nachgedacht, den gesamten “Inquiry Report RA-10: Case of Dr. Michael E. Mann” hier im Blog auseinanderzudividieren – bis ich dann gesehen habe, dass die ScienceBlogs.com-Kollegin Janet Stemwedel (von “Adventures in Ethics and Science”) bereits eine so ausführliche Analyse verfasst hat, dass es im Grunde nichts mehr hinzuzufügen gibt.
Zumindest einen kurzen Kommentar kann ich mir dann aber doch nicht verkneifen. Erinnert sich noch jeder an den Hype um die von Mann angeblich gelöschten E-Mails zum AR4 – dem vierten IPCC-Bericht? An das lautstarke Geschrei wegen der vermeintlichen Vernichtung von konspirativer Korrespondenz?
Nun, wie sich herausstellt sind die fraglichen E-Mails noch vorhanden:
Dr. Mann has stated that he did not delete emails in response to Dr. Jones’ request. Further, Dr. Mann produced upon request a full archive of his emails in an around the time of the preparation of AR4. The archive contained emails related to AR4.
Ich wage dennoch die kühne Prognose, dass die Geschichte von den gelöschten Mails noch viele Jahre durch Blogosphäre und Skeptiker-Kolumnen zirkulieren wird. Sie liest sich einfach zu gut, um sie wegen des trivialen Umstands fallen zu lassen, dass eine einfache Anfrage ausreichend war, um die E-Mails ans Tageslicht zu befördern. Und wie viele Leute lesen schon den Bericht eines PennState-Untersuchungsausschusses – zumindest verglichen mit den Leserzahlen der Skeptiker-Kolumnen und -Blogs?
Mein ehemaliger Sozialkunde-Lehrer nannte sowas immer den BILD-Effekt: Während sich jeder an die riesige Headline erinnern kann, nimmt die Gegendarstellungen und Korrekturen auf der vorletzten Seite niemand wahr. Und welche Konsequenzen so ein medialer Sturm für den Betroffenen haben kann, verrät der “Mit-Angeklagte” Phil Jones in der Times:
The incident has taken a severe toll on his health. He has lost more than a stone in weight and disclosed he is on beta-blockers and using sleeping pills. He said the support of his family, and especially the love of his five-year-old granddaughter, had helped him to shake off suicidal thoughts: “I wanted to see her grow up.”
He remains at risk, still receiving death threats from around the world including two in the past week: “I was shocked. People said I should go and kill myself. They said that they knew where I lived. They were coming from all over the world.”
Fühlt sich da noch jemand an Katharina Blum erinnert?
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