Das Bundesumweltministerium (BMU) bietet allen Bürgerinnen und Bürgern auf der neuen Online-Plattform mitreden-u.de die Möglichkeit, wichtige Umweltthemen zu benennen und damit die Veranstaltung eines Fachforums zu eben diesen Themen zu unterstützen.
Die zunehmende Lichtverschmutzung war ja schon oft ein Thema auf den ScienceBlogs. Angesichts der vielen Probleme, die durch übermäßige (und überflüssige) nächtliche Beleuchtung verursacht werden, ist es höchste Zeit, dieses wichtige Thema auf die politische Agenda zu bringen – wie es beispielsweise in Slowenien, in der Schweiz und zahlreichen anderen Ländern längst geschehen ist. In Deutschland hat sich bislang außer einem Fachgespräch der Grünen Bundestagsfraktion eher wenig getan – und das, obwohl eine Anti-Lichtsmog-Petition über 8.000 Mitzeichner auf sich vereinen konnte…
Umso wichtiger ist es, das Thema immer wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Eine solche Möglichkeit bietet sich nun dank der neuen Onlineplattform mitreden-u.de des Bundesumweltministeriums, über die noch bis zum 17. März diesen Jahres Hinweise auf wichtige Umweltthemen eingebracht und bewertet werden können.
Das Bundesumweltministerium möchte auf der Internetplattform Mitreden-U frühzeitig einen breiten Dialog darüber führen, welche Umweltthemen nach Meinung der Öffentlichkeit Eingang in den Fortschrittsbericht 2012 zur deutschen Nachhaltigkeitsstrategie finden sollen. Dabei geht es im Kern um zwei Fragen: Welche Umweltthemen benötigen mehr Aufmerksamkeit, wo sehen Sie dringenden Handlungsbedarf?
Vom 17. Februar bis zum 17. März 2010 sind alle Bürgerinnen und Bürger dazu eingeladen, auf der Plattform Mitreden-U.de eigene Beiträge einzustellen. Alle Vorschläge sind öffentlich sichtbar und können diskutiert und unterstützt werden. Vom 18. März 2010 bis zum 26. März 2010 können die Beiträge noch kommentiert und unterstützt werden, die Eingabe neuer Beiträge ist allerdings nicht mehr möglich. Im Frühsommer wird das Bundesumweltministerium Fachdialoge zu drei der wichtigsten Themen veranstalten. Hierzu sollen neben Experten aus Verbänden auch ausgewählte Bürgerinnen und Bürger aus der Online-Beteiligung eingeladen werden.
Es ist vermutlich äußerst unrealistisch, in diesem Zusammenhang auf einen Fachdialog Lichtverschmutzung zu hoffen – aber schaden kann der Versuch sicher nicht. Ich habe mir aus diesem Grund erlaubt, die Problematik in aller – leider vorgegebenen – Kürze in drei Absätzen zusammenzufassen und auf mitreden-u.de zur Abstimmung zu stellen.
Übermäßige nächtliche Beleuchtung ist nicht nur eine Verschwendung von Geld und Energie, sie ist auch mit vielfältigen ökologischen Nachteilen verbunden. Bis zu einer Milliarde Insekten verenden in Deutschland jedes Jahr an Straßenlampen – und zahlreiche andere nachtaktive Lebewesen werden durch die Lichtverschmutzung negativ beeinflusst. Neueste Forschungsergebnisse lassen zudem vermuten, dass auch die menschliche Gesundheit durch ein Übermaß an nächtlicher Beleuchtung in Mitleidenschaft gezogen wird.
Dazu kommt, dass die zunehmende Überstrahlung des Sternenhimmels uns eines unschätzbar wertvollen kulturellen Erbes beraubt, das Generationen von Künstlern und Forschern inspiriert hat. Schon heute lebt mehr als die Hälfte aller Europäer in Gegenden, in denen man die Milchstraße während
der Nacht mit bloßem Auge nicht mehr wahrnehmen kann.Die permanente Zunahme der Lichtverschmutzung durch mehr und mehr Leuchtreklamen, Skybeamer sowie neuartige Formen der “Lichtkunst” sollte Grund genug für eine offene Diskussion über entsprechende gesetzliche Richtlinien sein, wie sie in anderen Staaten – wie beispielsweise Spanien und Tschechien – bereits in Kraft sind. Vorstellbar wäre hier unter anderem die Einführung einer TA (Technischen Anleitung) Licht analog zu den bereits existierenden TA Luft und Lärm.
Schon ein paar hundert Stimmen wären – zumindest meiner Ansicht nach – ein großer Erfolg und könnten zur “politischen Sichtbarkeit” des Themas beitragen. Selbst wenn es nicht für ein eigenes Fachforum reicht, ließe sich zumindest demonstrieren, dass es in Deutschland eine ganze Menge Bürgerinnen und Bürger gibt, denen das Thema Lichtsmog nicht egal ist.
Wer diesen Vorstoß unterstützen will kann hier abstimmen und natürlich auch Kommentare verfassen und beispielsweise erklären, warum es eben nicht sein kann, dass “Lichtkünstler” den Himmel als kostenfreie Werbefläche betrachten oder warum es unsinnig ist, Millionen Kilowattstunden für die Beleuchtung leerer Parkplätze zu verschwenden. Je mehr Diskussion, umso besser die Wahrnehmung. In diesem Sinne: Haut in die Tasten und setzt das Thema Lichtsmog auf die BMU-Agenda.
Update: Vielen Dank an Jan Hattenbach für die Unterstützung auf den Scilogs. Danke auch Frank Herrmann von lichtausin.de, der ebenfalls zur Unterzeichnung aufgerufen hat.
Kommentare (17)